Mär 12 2008

2. Ernst Strüngmann Forum erfolgreich beendet

Was Wolken über das Klima verraten

FRANKFURT. »Was machen wir mit den Wolken?« Diese Frage stellten sich vom 2. bis 7. März im Rahmen eines Ernst Strüngmann Forums am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) 45 internationale AtmosphärenwissenschaftlerInnen. In der Denkklausur ging es nicht darum, festzustellen, was über Wolken bekannt ist, sondern darum, was noch unbekannt ist und was zu tun ist, um wesentliche Kenntnislücken zu verringern.

Die ForscherInnen waren sich einig, dass der Mensch die Wolken stört und dass dies in wenigen Einzelfällen auch schon deutlich sichtbar ist. Ob der Mensch aber schon in größeren Gebieten oder sogar weltweit durch Luftverschmutzung und Landoberflächenveränderungen Wolken und Regen beeinflusst, kann bisher weder aus Beobachtungen, noch mit Klimamodellen klar nachgewiesen werden. Dabei ist jedoch sicher, dass die menschenbedingte Klimaerwärmung zu Wolken- und Niederschlagsver-änderungen führen muss. Nur welche, wo, und mit welchen regionalen Folgen, ist noch weitgehend ungeklärt.

In den Diskussionen zeigte sich, dass gerade zum Verständnis der für die Niederschlagsprozesse wesentlichen Eisbildung in Wolken noch viele theoretische Grundlagen und experimentelle Werkzeuge fehlen. Auch fehlt der gegenwärtigen Forschergeneration das Wissen, um Vorgänge in einer einzelnen Wolke mit dem Verhalten größerer Wolkensysteme oder gar der globalen Bewölkung zusammenzubringen. Diese Verständnislücke ist besonders besorgniserregend, weil erste Stimmen laut werden, die eine ingenieurmäßige Veränderung von Wolken vorschlagen, um der menschenbedingten Erwärmung durch weitere, drastische Eingriffe in unser Erdsystem entgegen zu wirken.

Jüngste Entwicklungen der Wolkenbeobachtung vom Weltraum aus, neue Ansätze der Untersuchung von Wolkenprozessen im Labor und in Feldexperimenten in Verbindung mit einer auf Wolken konzentrierten Klimamodellierung lassen hoffen, dass in den nächsten zehn Jahren deutliche Erkenntnisfortschritte zu erreichen sind.

Das Ernst Strüngmann Forum

wurde im Jahr 2006 von Prof. Wolf Singer (Gründungsdirektor des FIAS und Direktor des Max-Planck-Institutes für Hirnforschung) ins Leben gerufen. In seinem Rahmen diskutieren hochkarätige interdisziplinäre Experten Schlüsselthemen von aktuellem internationalem Wissenschaftsinteresse, die problemorientiert, von entscheidender Bedeutung für den wissenschaftlichen Fortschritt und für alle beteiligten Fächer relevant sind. Eine Konferenz dieses Anspruchs benötigt ein erstklassiges wissenschaftliches Umfeld. Hier bietet das FIAS die nötige unabhängige und interdisziplinäre Plattform, von der aus das Forum seine erfolgreiche Arbeit entfalten kann. Die Realisierung des einzigartigen Forums unterstützt maßgeblich die von den Unternehmern Dr. Andreas und Dr. Thomas Strüngmann gegründete Ernst Strüngmann Stiftung. Es fand erstmals im Juni 2007 in Frankfurt am Main statt.

Themenvorschläge werden von führenden Wissenschaftlern ihres Gebietes eingereicht, und von einem international renommierten Fachbeirat geprüft und ausgewählt. Der Fachbeirat trägt die Verantwortung für die wissenschaftliche Unabhängigkeit und Integrität des Forums und tritt als Schirmherr der verschiedenen Disziplinen auf. Die Ergebnisse werden im Anschluss in Zusammenarbeit mit der MIT Press veröffentlicht.

Informationen:
Julia Lupp, FIAS, Ruth-Moufang-Str. 1, 60438 Frankfurt. Tel: 798-47602, Fax: 798-47611, esforum@fias.uni-frankfurt.de, fias.uni-frankfurt.de/esforum