Jul 12 2005

6. Deutsche Turkologenkonferenz auf dem Campus Westend

Türksprachige Völker und ihre Kultur von Asien bis Osteuropa

FRANKFURT. Die 6. Deutsche Turkologenkonferenz findet vom 23. bis 26. Juli 2005 zum Thema „Kontinuität und Erneuerung in der Turcia“ auf dem Campus Westend statt. Der geografische und kulturelle Raum, den die auf der Tagung präsentierte Forschung dokumentiert, geht dabei weit über die allgemeine Vorstellung hinaus: Etwa 35 Türksprachen werden von Völkern gesprochen, die zwischen Polen und dem Amdo-Gansu-Korridor in China, zwischen dem Nördlichen Eismeer und dem Persischen Golf leben und schon seit etwa einem Jahrtausend in weiten Teilen Asiens und Osteuropas beheimatet sind. Türksprachige Völker bestimmen die Kulturen und in zunehmendem Maße auch das öffentliche Leben von zahlreichen Staaten und Regionen. Die Tagung soll zur gemeinsamen Diskussion der linguistischen, kulturellen, historischen und zeitgeschichtlichen Themen der türkischen Welt einladen und die weltoffene Haltung der deutschen Turkologie, die die türkische Kultur nicht als Objekt, sondern als Subjekt betrachtet, dokumentieren.

In zwei Sektionen werden über 100 Wissenschaftler aus der deutschsprachigen und internationalen Turkologie zu ihrer aktuellen Forschung vortragen. Ausländische Gäste kommen aus den Niederlanden, Dänemark, Norwegen, Finnland, Ungarn, Polen, Russland, China, dem Iran und den USA, aus türksprachigen Staaten wie Kirgisien, Turkmenistan und Kasachstan, aus Nord- wie auch aus Süd-Zypern, sowie von zahlreichen türkischen Universitäten. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat die Reise- und Aufenthaltskosten insbesondere der ausländischen Wissenschaftler großzügig unterstützt.

Die Konferenz stellt eine einzigartige Plattform für Fragestellungen zu türkischen Sprachen, Literaturen und Gesellschaften der Vergangenheit und der Gegenwart dar. Damit unterscheidet sich dieses Forum von Konferenzen mit rein sprachwissenschaftlicher oder etwa historischer Zielsetzung und bietet die Möglichkeit zum wissenschaftlichen und interdisziplinären Austausch. Die vorgeschlagenen Themen umfassen neben Beiträgen zu praktisch allen Bereichen der Sprachwissenschaft und Philologie auch Betrachtungen etwa der osmanischen Kulturgeschichte oder der gegenwärtigen politischen und religiösen Strömungen.

Ursprünglich kamen die türkischen Stämme aus der Mongolei und aus angrenzenden Gebieten in Sibirien und in China; die meisten Türkvölker sind auch heute noch außerhalb des Nahen Ostens beheimatet. Die Osmanen haben im Laufe vieler Jahrhunderte ihrer Herrschaft das östliche Mittelmeer und die angrenzenden Regionen geprägt; vor ihnen regierten die ebenfalls türkischen Mamluken über Ägypten, Palästina und Syrien. Ähnlich einzuschätzen ist die Herrschaft türkischer und mongolischer Eliten über China, über Afghanistan, über den Iran oder über das südwestliche Russland. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gibt es ein neues kulturelles und politisches Selbstbewusstsein nicht nur bei unabhängig gewordenen Türkvölkern wie Kasachen, Kirgisen oder Turkmenen, sondern auch bei Völkern wie den Tataren in Osteuropa oder den Jakuten in Nordsibirien, die weiterhin einen nicht unbedeutenden Teil der Bevölkerung Russlands bilden. Die Aserbaidschaner im Iran sind heute ein Politikum nicht weniger als die den Norden Afghanistans beherrschenden Usbeken oder die im Westen Chinas immerhin acht Millionen starken Uiguren.

Die 6. Deutsche Turkologenkonferenz bietet damit auch für außenstehende Zuhörer interessante Einblicke in die Vielfalt der Turkologie. Gäste sind bei allen Vorträgen willkommen. Die Vorträge finden in zwei Sektionen im Casino-Gebäude des Campus Westend (Raum 1.801 und 1.802) von 9 Uhr bis 19 Uhr statt.

Nähere Informationen: Prof. Dr. Marcel Erdal, Institut für Orientalische und Ostasiatische Philologien, Schwerpunkt Turkologie, Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften, Tel. 069/798-22859, Fax 069/798-24974, E-Mail: erdal@em.uni-frankfurt.de. Ein detailliertes Programm ist auf der Homepage der Turkologie (http://www.uni-frankfurt.de/fb09/turkologie) einzusehen.