Nov 9 2010

Vortrag von Prof. Stephen J. Whitfield zu „Nixon and the Jews“ auf dem Campus Westend

Tonbänder brachten Nixons Antisemitismus ans Tageslicht

FRANKFURT. Richard Nixon, der von 1969 bis 1974 im Weißen Haus regierte, war der einzige amerikanische Präsident, der Juden geradezu zwanghaft voreingenommen gegenüber stand. Dies gaben erst die geheimen Tonbänder im Zusammenhang der Watergate-Affäre preis, die seiner Präsidentschaft ein Ende bereiteten. Prof. Stephen J. Whitfield, Inhaber des Max Richter Chair in American Civilization an der Brandeis University in Waltham, Massachusetts, hält auf Einladung der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie und des Zentrums für Nordamerika-Forschung einen öffentlichen Vortrag in englischer Sprache

zu: „Nixon and the Jews“
am: Dienstag, den 16. November 2010, ab 18 Uhr
Ort: Campus Westend, Casino, Raum 1.801

Da Nixon wusste, dass der Antisemitismus stigmatisiert war, verrät nichts in seinen öffentlichen Äußerungen – und praktisch keine seiner persönlichen Entscheidungen – irgendeine Animosität gegenüber den amerikanischen Juden. Er galt zudem selbst bei denen, die ihn nicht wählten, und selbst bei jenen Juden, denen er verhasst war, als treuer Verfechter der Sicherheit des Staates Israel, und er bewunderte die israelischen Juden. Seine persönliche Feindseligkeit wäre niemals bekannt geworden, wenn nicht die Tonbänder öffentlich geworden wären. Aus ihnen wird deutlich, dass er die amerikanischen Juden für eine mächtige Gruppe hielt, die die Medien kontrolliere, deren Loyalität nicht den USA gehöre, sondern Israel, und die extrem liberal und der Sowjetunion freundlich gesonnen sei. Wäre Nixons antisemitische Position vorher publik geworden, hätte er im öffentlichen Leben der Vereinigten Staaten keine Karriere machen können. Whitfield wird die Einstellungen des amerikanischen Präsidenten nachzeichnen und darlegen, wie die Spannung zwischen privatem Vorurteil und öffentlicher Politik in der amerikanischen Gesellschaft zurzeit des Vietnamkriegs zu bewerten sind. Zu diesem aufschlussreichen Vortrag sind Wissenschaftler und Studierende ebenso eingeladen wie interessierte Bürger.

Der Referent ist der Verfasser von acht Büchern, darunter zuletzt „The Culture of the Cold War“ and „In Search of American Jewish Culture“. Er war Fulbright Visiting Professor in American Studies an der Hebräischen Universität Jerusalem und an der Katholischen Universität Leuven/Louvain-la-Neuve. Er hat außerdem zweimal als Gastprofessor für Amerikastudien an der Sorbonne gelehrt und hatte 2004 die Allianz Gastprofessur in American Jewish Studies an der Ludwig-Maximilians-Universität in München inne.

Informationen: Prof. Christian Wiese, Martin Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich Evangelische Theologie, Campus Westend, Tel: (069) 798-33313, C.Wiese@em.uni-frankfurt.de