Dez 5 2009

Aufruf: „Wir wollen klar machen, dass wir als Studierende der Goethe-Universität solches Verhalten in keinster Weise tolerieren!“

Studierende wenden sich gegen die Zerstörung des Uni-Casinos

FRANKFURT. Nach vorläufigen Schätzungen eines unabhängigen Gutachters belaufen sich die im Innen- und Außenbereich des Casinos der Goethe-Universität durch Vandalismus am Rande einer studentischen Besetzung entstandenen Schäden auf rund 200.000 Euro. In diese Summe nicht eingerechnet sind die Umsatzausfälle, die das Studentenwerk durch die notwendig gewordene Teilschließung der Mensa erlitten hat. Dieser Verlust dürfte sich bisher auf etwa 50.000 Euro belaufen.

Zwischenzeitlich machen immer mehr Studierende der Goethe-Universität mit Internetaufrufen und Flugblättern mobil gegen die mutwillige Zerstörung des historischen Casinos und gegen die Beschädigung der wertvollen Grafiken des Künstlers Georg Heck, der von den Nazis verfolgt wurde. In einem dieser Aufrufe vom Donnerstag heißt es:

„Hallo liebe Mitstudierende, wer in den letzten Tagen das Casino betreten oder die Bilder im Internet/Fernsehen gesehen hat, wird zugeben müssen, dass die Zerstörungen erschreckend sind. Mit einem Schreiben wollen wir klar machen, dass wir uns gegen diese Zerstörungen stellen! Wir Studierende sind keine Vandalen; Studentenproteste dürfen keine Zerstörungsorgien sein! Wir wollen ein Zeichen setzen, indem wir der Uni-Leitung und dem AstA mit möglichst vielen Mails unsere Meinung kundtun. Also schickt diese Mail an eure Mitstudierenden, DozentInnen, den AstA und die Uni-Leitung weiter. Ein paar Klicks um uns Gehör zu verschaffen!“

In einem Flugblatt, das auch übers Internet verbreitet wird heißt es:

„Diese Bilder machen uns Studierende betroffen und wütend! Die Randalierer die hier am Werke waren, zerstörten das Eigentum von uns allen – UNSERE Universität.

Diese blindwütige Zerstörungswut zeigt, mit welcher Ignoranz hier vorgegangen wurde; Wände, Einrichtung und wertvolle Kustwerke eines historischen Gebäudes wurden mit Sprüchen verunstaltet. Das ist kein Streik, das ist keine Meinungsäußerung, das ist Vandalismus, das ist kriminell, das ist nicht zu tolerieren!“

Derweil beginnen sich auch die Fachschaften der Goethe-Universität gegen den Vandalismus im Casino auszusprechen. Die Fachschafts-Sprecherin Pharmazie erklärte in einem Schreiben an den Präsidenten: „Zusätzlich möchte ich Ihnen meine und unsere Solidarität aussprechen. Die Fachschaft Pharmazie und ich als ihre Sprecherin stehen vollstens hinter den Entscheidungen des Präsidiums und natürlich hinter den Ihren.“ Weitere Fachschaften haben ihre Unterstützung angekündigt.

Am Morgen gegen zehn Uhr hatte Universitäts-Präsident, Prof. Werner Müller-Esterl, am Rande eines Protestplenums im Hauptgebäude des Westend-Campus das Gespräch mit Studierenden gesucht. Begleitet von den Vizepräsidenten Prof. Rainer Klump und Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz stellte er sich zunächst im Foyer des Gebäudes den Fragen und Anmerkungen von etwa 50 Studierenden. Zu einer anschließenden Versammlung des Plenums wurde der Präsident trotz seiner erklärten Bereitschaft, weitere Fragen zu beantworten, der Zutritt verweigert: „Ich bin weiter bereit, mich mit den inhaltlichen Anliegen der Studierenden ernsthaft auseinanderzusetzen, allerdings in einer gewaltfreien Atmosphäre“, erklärte Müller-Esterl.