Mär 8 2007

Universität hat den Schreibtisch ihres Mitbegründers Arthur von Weinberg erhalten

Möbelstück und magisches Objekt

FANKFURT. In Anwesenheit von über 1.000 Gästen wurde gestern der Dienst-Schreibtisch Arthur von Weinbergs vom Vorsitzenden der Geschäftsführung der Allessa Chemie, Dr. Karl-Gerhard Seifert, an den Präsidenten der Universität, Prof. Rudolf Steinberg, übergeben. Der Chemiker und Industrie-Magnat Weinberg (1860-1943) gehörte 1914 zu den Gründungsstiftern der Universität Frankfurt und unterstützte diese auch in den Folgejahren erheblich: Er stiftete das Institut für Physikalische Chemie, war langjähriger Vorsitzender der Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität sowie deren Ehrenbürger, -senator und –doktor.

Der Schreibtisch – ein Geschenk der Allessa-Chemie und somit des Nachfolgeunternehmens der einst von Weinberg geleiteten Cassella Farbwerke Mainkur in Fechenheim – wird gemäß Weinbergs akademischer Provenienz zunächst in der Mitarbeiter-Lounge der Chemischen Institute aufgestellt werden. Später soll er einen Ehrenplatz im beabsichtigten Neubau der Chemie finden. »Was uns jetzt noch fehlt, ist ein passendes Gemälde von Arthur von Weinberg, damit wir die Verbindung von Tisch und Person herstellen können«, appellierte Steinberg an anwesende potentielle Stifter. Zudem stellte er in Aussicht, dass es im Zuge der Standortneuordnung der Universität bald eine Arthur-von-Weinberg-Straße oder einen Arthur-von-Weinberg-Platz auf dem Universitäts-Campus Westend oder Riedberg geben könnte. Für den Riedberg spräche Weinbergs Werk als Analytischer Chemiker und Farbstoffsynthetiker, für das Westend der Umstand, dass das dortige IG Hochhaus einst Sitz der IG Farben war. In ihr gingen 1925 unter anderem die Cassella Farbwerke Mainkur auf, Arthur von Weinberg gehörte dem IG Farben-Vorstand bis 1938 an.

Zuvor hatte bereits Bernd Knobloch, Mitglied des Vorstands der Commerzbank AG und Vorsitzender des Kuratoriums der Freunde und Förderer der Universität, bemängelt, dass Arthur von Weinberg im heutigen Frankfurter Straßenbild nur eine Fußgängerbrücke in Fechenheim und kein zentralerer Ort gewidmet sei.

Die Übergabe des Weinberg-Schreibtisches war eingebettet in einen öffentlichen Vortragsabend, der das Leben des großen Frankfurter Stifters aus vielfältigen Perspektiven beleuchtete. Mit über 1.000 Besuchern, die ins Universitäts-Casino auf dem Campus Westend gekommen waren, handelte es sich um die seit langem größte öffentliche Veranstaltung der Hochschule. Im Zentrum stand dabei der kritisch-biografische Vortrag »Wissenschaftler, Unternehmer, Mäzen, NS-Opfer. Zur Erinnerung an Arthur von Weinberg (1860-1943)« des Frankfurter Rechtshistorikers Prof. Michael Stolleis. Er wird im April in ›Forschung Frankfurt‹, dem Wissenschafts-Magazin der Universität, publiziert werden.

In einem kurzen Gegenreferat hob der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Prof. Salomon Korn, hervor, dass für ihn die Biografie Arthur von Weinbergs exemplarisch für die Tragik des Judentums stünde.

Oberbürgermeisterin Petra Roth würdigte Weinberg als eine Persönlichkeit, »deren Handeln und Leben für das steht, was Frankfurt groß gemacht hat: für bürgerliches Engagement und Förderwillen.« Das Engagement Weinbergs sei auch heute noch, posthum, wichtiger Pfeiler des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens Frankfurts.

Bürgerliches Engagement war es auch, das überhaupt die Idee des Weinberg-Abends entstehen ließ – als Startschuss einer Vortragsreihe über bedeutende Mäzene der Frankfurter Stadt- und Universitätsgeschichte. Von Seiten der Vereinigung der Freunde und Förderer der Universität liegt das Vorhaben maßgeblich in den Händen von Renate von Metzler und Alexander Demuth – Kultur von Bürgern für Bürger im besten Frankfurter Sinne.

Informationen: Alexander Trog, Petra Dinges; c/o Deutsche Bank, Taunusanlage 12, 60325 Frankfurt; Tel: (069) 910-47801, Fax: (069) 910-48700, E-Mail: petra.dinges@db.com