Okt 2 2007

Differenzierung statt Einheitslösung - fleible Lösungen für pensionierte Professoren

Mit 66 ist noch lange nicht Schluss

FRANKFURT. Kaum eine andere Institution geht mit der Pensionierung ihrer Mitarbeiter so flexibel um wie eine Universität. Schon jetzt können in Hessen Professoren und Professorinnen, die nach 1980 berufen wurden, ihren Status als HochschullehrerIn auf Antrag um drei weitere Jahre verlängern lassen. Doch auch danach hat die Universität Frankfurt die Möglichkeit, Sonderverträge mit Wissenschaftlern abzuschließen, die ihre Forschungsarbeit fortsetzen möchten. Einige von ihnen werden in der neuen Ausgabe von »Forschung Frankfurt« vorgestellt. »Die Universität hat mit der flexiblen Ausgestaltung von Arbeitsmöglichkeiten die Chance, das große geistige Potential und den Erfahrungsschatz ihrer Professorinnen und Professoren auch über das Pensionsalter hinaus zu bewahren«, erklärt Präsident Rudolf Steinberg,»Wir stellen Pensionären dann die Ressourcen der Universität weiter zur Verfügung, was insbesondere für Naturwissenschaftler wichtig ist, die auf Laborräume angewiesen sind«. Gleichwohl hält er nichts davon, die Pensionsgrenze gänzlich aufzuheben wie in den Vereinigten Staaten, denn manchmal brauche ein Institut auch zeitnah neue Impulse von einem Neuberufenen.

Wissenschaftler, die auch über das 68. Lebensjahr hinaus an der Universität engagiert forschen und arbeiten gibt es in Frankfurt einige. So ist der theoretische Physiker Prof. Dr. Walter Greiner (72) als einer der drei Gründungsdirektoren des Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) auch weiterhin an der Leitung des Instituts beteiligt. Ebenso leitet der international anerkannte Juraprofessor und Datenschutz-Experte Prof. Dr. Spiros Simitis (73) heute das Forschungs-kolleg Humanwissenschaften an der Universität. Über Sonderverträge sind weiterhin einige renommierte Wissenschaftler beschäftigt, die bis heute Drittmittel für ihre Institute einwerben. Dazu gehören der Vogelkundler Prof. Dr. Wolfgang Wiltschko (69), der sich mit der Erforschung des Orientierungssinns bei Zugvögeln einen Namen gemacht hat, der Neuropathologe Prof. Dr. Heiko Braak (70) – der deutsche Doyen der Alzheimer- und Parkinsonforschung – und der Kernphysiker Prof. Dr. Horst Schmidt-Böcking, Mitbegründer der Firma Roentdek, die preisgekrönte Reaktionsmikroskope herstellt.

Die Juristin und Psychoanlytikerin Prof. Dr. Gisela Zenz (68) gründete nach ihrer Pensionierung vor drei Jahren das »Forum Alterswissenschaften und Alterspolitik« mit Unterstützung des Uni-Präsidiums und des Fachbereichs Erziehungswissenschaften. Das Forum stellt in Vortragsreihen und Workshops einschlägige Forschungs- und Praxisprojekte zur Diskussion, fördert fachübergreifende Kontakte und vermittelt wissenschaftliche Politikberatung und Fortbildung. »Mit der flexiblen Weiterbeschäftigung von älteren Professorinnen und Professoren lebt die Universität vor, was auch in anderen Bereichen der Gesellschaft wünschenswert wäre«, urteilt Prof. Zenz. In Frankfurt haben ältere Menschen bereits seit 1982 die Möglichkeit, an der Universität des Dritten Lebensalters ihren geistigen Interessen nachzugehen und soziale Kontakte zu pflegen. Ihr Gründer und Leiter, Prof. Dr. Günter Böhme (80), ist ein lebendiger Beweis dafür, dass geistige Betätigung jung hält.



Lesen Sie weiter zu diesem Thema in der neuen Ausgabe von Forschung Frankfurt:

Mareike Knoke: »Ich kann jetzt nicht aufhören« Deutschland braucht das Wissen pensionierter Professoren

Interview mit Prof. Dr. Gisela Zenz und Prof. Dr. Günther Böhme »Einer von drei Sozialpädagogen arbeitet nach dem Studium mit alten Menschen« Alternswissenschaft ist für eine zukunftsorientierte Universität essenziell



Nähere Informationen zum Forum Alterswissenschaften: Prof. Dr. Gisela Zenz, Mag. Ines Himmelsbach, Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung, Fachbereich Erziehungswissenschaften, Robert-Mayer-Str. 1, 60054 Frankfurt, Telefon: 069/798-23102, E-Mail: zenz@em.uni-frankfurt.de; Himmelsbach@em.uni-frankfurt.de