Jan 21 2005

Internationale Fachkonferenz des Instituts für religionsphilosophische Forschung

Metaphysik heute – Probleme und Perspektiven

FRANKFURT. Metaphysik, die altehrwürdige Königsdisziplin der Philosophie, ist in Verruf geraten. Sie gilt als unwissenschaftlich, da sie ihre Erkenntnisse über die Welt aus reinen Begriffen gewinnen will und ihre Wissensansprüche keiner empirischen Überprüfung aussetzt. In der Philosophie der Gegenwart mehren sich jedoch die Stimmen, welche die seit Aristoteles gestellte Frage nach einer „Ersten“ oder „Letzten Philosophie“ als Programm einer „gesuchten Wissenschaft“ wieder neu aufwerfen. Diese Stimmen erheben sich sowohl im Raum der anglo-amerikanischen analytischen Philosophie als auch in den unterschiedlichen Strömungen der kontinental-europäischen Philosophie. Dabei zeigt sich, dass die Frage nach der Metaphysik kein ontologisches „Bedürfnis“ artikuliert, sondern eher eine gewisse intellektuelle Konsequenz, die sich aus den offenen Fragen der aktuellen theoretischen Philosophie ergeben.

Diesen Fragen nachzugehen, ist das Ziel der internationalen Konferenz „Metaphysics Today – Problems and Prospects“, die von Prof. Dr. Matthias Lutz-Bachmann, Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften, und Prof. Dr. Thomas M. Schmidt, Fachbereich Katholische Theologie, in Kooperation mit den beteiligten Fachbereichen, dem Institut für Philosophie und dem Institut für Religionsphilosophische Forschung der Johann Wolfgang Goethe-Universität vom 28. (Freitag) bis 29. Januar (Samstag) im Gästehaus der Universität in der Frauenlobstraße durchgeführt wird. Die Veranstalter verfolgen nicht die Absicht einer historisch verstandenen Wiederaufnahme liegen gebliebener Fragen aus der Geschichte der Philosophie. Vielmehr soll der Blick auf aktuelle Kontroversen der theoretischen Philosophie im angelsächsischen und kontinental-europäischen Kontext geworfen werden, in denen über die Möglichkeit von Metaphysik heute gerungen und gestritten wird. In solchen Auseinandersetzungen entscheidet sich die Frage nach der Wissenschaftlichkeit und Relevanz gegenwärtiger Philosophie.

Als Referenten der Konferenz, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird, konnten Ludger Honnefelder (Bonn), Peter van Inwagen (Notre Dame/USA), E.J. Lowe (Durham/UK), Anton Koch (Tübingen), Uwe Meixner (Regensburg), Christof Rapp (Berlin), Edmund Runggaldier (Innsbruck), Peter Simons (Leeds/UK) und Marcus Willaschek (Frankfurt) gewonnen werden.

Die Metaphysik galt in den vergangenen Jahrzehnten manchem auch als politisch fragwürdig. An die Stelle einer offenen und gemeinsamen Suche nach den jeweils besten Lösungen und Antworten setzt sie anscheinend die Bewertung menschlichen Handelns nach ewigen und unwandelbaren Prinzipien – auch wenn nur wenige zur begründeten Einsicht in diese Prinzipien gelangen können. Metaphysisches Denken ist also nach weit verbreiteter Auffassung inkompatibel mit Wissenschaft und Demokratie, den prägenden Institutionen der modernen Welt. Philosophieren auf dem Boden der Moderne scheint nur als dezidiert nachmetaphysisches Denken möglich.

Doch Kritik an der Metaphysik ist kein ausschließlich modernes Phänomen. Keine philosophische Disziplin war seit ihren ersten Tagen so umstritten wie die Metaphysik. Von Aristoteles als die „gesuchte Wissenschaft“ unter den theoretischen Disziplinen der Erkenntnis konzipiert, hat die Metaphysik unter dem Namen und Programm der „Ersten Philosophie“ die Geschichte des philosophischen Denkens über die Epochen der Antike und der Spätantike, des Mittelalters, der Renaissance und Neuzeit hinweg wie keine andere Fragestellung der Philosophie geprägt.

Metaphysik ist keine starre, verstaubte und überholte philosophische Disziplin, sondern der Ort lebendiger intellektueller Auseinandersetzung, in der philosophisches Denken seine Methoden und Grundbegriffe in ständiger Selbstkritik überprüft und „modernisiert“. Lebendigkeit und Vielfalt heutiger Metaphysik zu demonstrieren ist die Absicht der Veranstalter dieser internationalen Konferenz.

Nähere Informationen: Prof. Dr. Thomas Schmidt, Institut für religionsphilosophische Forschung, Fachbereich Katholische Theologie, Tel. 069/798-33270; E-Mail: t.schmidt@em.uni-frankfurt.de

Herausgeber: Der Präsident
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