Jul 16 2008

Wo Mathematiker die besten Einfälle haben und was sie an ihrem Fach fasziniert

Geistesblitz unter der Dusche

FRANKFURT. Gibt es Irrtümer in der Mathematik? Was versteht ein Mathematiker unter Schönheit? Und wo hat er oder sie die besten Einfälle? Auskunft darüber geben Prof. Günter M. Ziegler, Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, und Prof. Ralph Neininger, Stochastiker an der Goethe-Universität, in einem Interview in der aktuellen Ausgabe von »Forschung Frankfurt«. Die Antworten in Kürze: Einen ganz großen Irrtum hat bisher noch niemand entdeckt. Aber auch in der Mathematik gibt es Moden und Entwicklungen, die spätere Generationen als Sackgassen betrachten. Als schön empfinden viele Mathematiker kurze oder zunächst überraschende Beweise. Und die Orte für gute Ideen können recht ungewöhnlich sein: Im Bett, unter der Dusche, im Bus oder in der Kirche.

Mathematik ist schwierig, und gerade darin liegt für Günter Ziegler und Ralph Neininger die Faszination ihres Fachs. Das Knobeln, die Herausforderung und das Spiel mit klaren und unnachgiebigen Spielregeln hat beide schon früh gereizt: »Meine Einstiegsdroge waren die Mathematikwettbewerbe, zuerst der Bundeswettbewerb Mathematik, später dann auch „Jugend forscht“«, erinnert sich Ziegler, »da wollte ich mir und allen anderen beweisen, was ich kann.« Das Spiel mit Zahlen und Axiomen ist für ihn wie ein großer Abenteuerspielplatz mit aufregenden Spielgeräten.

Und wie geht man vor, um eine »harte Nuss« zu knacken? Ziegler rüstet sich mit einem Block Karopapier und Drehbleistiften aus, legt leise Hintergrundmusik von ABBA, Bach oder Johnny Cash auf, schaltet die Espressomaschine an, und räumt den Arbeitstisch frei. »Aber Ideen sind nicht planbar: Wenn man hart an einem Problem arbeitet, dann geht die Arbeit im Hinterkopf weiter«, sagt er, »und plötzlich leuchtet dann eine Idee auf«. Ähnliches weiß auch Neininger zu berichten: »Ein Problem lösen, an dem man lange gearbeitet hat, ist ein sehr befriedigendes Gefühl«, sagt er, »manchmal bricht aber auch ein Argument wieder zusammen, weil man etwas übersehen hat. Diese Momente, in denen eine mehrmonatige Arbeit quasi am seidenen Faden hängt, sind sehr unangenehm«. Dann fängt man wieder von vorne an. Aber Mathematiker sind extrem frustrationstolerant.

Lesen Sie mehr in der neuen Ausgabe von Forschung Frankfurt. Unter anderem: Sind Mathematiker Entdecker oder Erfinder? Warum ist das Buch der Natur in der Sprache der Mathematik geschrieben? Welche Gleichungen sind besonders wichtig? Wie kommuniziert man über abstrakte Ideen?

Prof. Ralph Neininger, neiningr@math.uni-frankfurt.de, Stochastik, Campus Bockenheim, Universität Frankfurt. Für Interview-Wünsche schicken Sie bitte eine Mail an Prof. Neininger, der sich zur Zeit in Singapur befindet. Er ruft Sie zurück.

Prof. Günter M. Ziegler, Tel. 030/314-25730, mobil: 0170 5102 702, ziegler@math.tu-berlin.de, Institut für Mathematik, TU Berlin.

WEITERE INFORMATIONEN

Soeben erschienen:
Wissenschaftsmagazin Forschung Frankfurt 2/2008

Schwerpunktthema »Mathematik«

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steier@pvw.uni-frankfurt.de