Mai 16 2009

Veranstaltung des ‚Forum France et Monde Francophone’ auf dem Campus Westend

„Erinnerung und Geschichte: Sklaverei im Blick heute“

FRANKFURT. Das ‚Forum France et Monde Francophone‘ widmet sich in diesem Jahr mit seiner Veranstaltung am 6. Juni dem Thema „Erinnerung und Geschichte: Sklaverei im Blick heute“. Zum Hintergrund: In den letzten Jahren haben in Frankreich wiederholt gesetzgebende Organe in Form sogenannter ‚lois mémorielles‘ (Erinnerungsgesetze) versucht, in die Deutung der Geschichte einzugreifen. So hat die französische ‚Loi Taubira‘ 2001 den Sklavenhandel sowie die Sklavenwirtschaft zum „Verbrechen an der Menschheit“ erklärt. Gegen eine solche politisch-staatliche Verfügung und „Fürsorge“ haben sich kritische Historiker ausgesprochen, weil sie eine manipulative Ausdeutung historischer Ereignisse und der Geschichte im Dienste der Politik befürchten. Dabei beschäftigen sich Literaturwissenschaftler sowie Historiker mit folgende Fragen: In welchem Verhältnis stehen kollektives Gedächtnis und Geschichte? Wer verantwortet politisch und gesellschaftlich das kollektive Gedächtnis – staatliche Organe oder die Geschichtswissenschaften? Wer pflegt und verantwortet eine Kultur der Erinnerung?

Zum Thema „Kann Geschichte Gegenstand von Gesetzen sein?“ diskutieren am runden Tisch Stéphane Coloneaux, Vize-Präsident der ‚Association des Descendants d’Esclaves Noirs‘ und Mitglied des parlamentarischen Gremiums zur Vorbereitung der ‚Loi Taubira‘, Nicolas Offenstadt, Historiker und Dozent an der Universität Paris-I – der zu den kritischen Historikern zählt, sowie Prof. Dr. Joachim Perels, Soziologe von der Universität Hannover. Dieser erste Teil der Veranstaltung, die am 6. Juni (Samstag) von 15.00 bis 19.30 Uhr im Campus Westend, Raum 1.741 (Nebengebäude) stattfindet, wird von der Journalistin Ruth Jung (Deutschlandfunk) moderiert. Beiträge und Diskussionen in französischer und deutscher Sprache werden jeweils simultan übersetzt. Die Referenten werden unter aktiver Beteiligung des Publikums die Themen diskutieren, Bürgerinnen und Bürger aus der Rhein-Main-Region sind willkommen. Der Eintritt ist frei.

In dem zweiten Teil, der um 17.30 Uhr beginnt und von den Frankfurter Literaturwissenschaftler Prof. Roland Spiller moderiert wird, liest Gisèle Pineau aus Guadeloupe aus ihren zwei Romanen: „Morne câpresse“ und „Mes quatre femmes“. Neben Essays und Kurzgeschichten verfasste sie Romane und Jugendbücher, die sich ebenso der kulturellen und sprachlichen Mischung, die auf den Kontakten der Kolonisatoren mit der einheimischen Bevölkerung zurückzuführen ist, verschrieben haben wie auch der Beschreibung von Außenseitern und Unterdrückten. In Verbindung mit den durch Rassismus und Armut zerstörten Familien schildert Pineau Leiden und Hoffnungen der Frauen auf den Antillen. Sie wurde mit zahlreichen literarischen Preisen ausgezeichnet. Véronique Porra, Professorin für Frankophone Literatur an der Universität Mainz und ausgezeichnete Kennerin der karibischen Literatur, wird die Schriftstellerin und ihre Werke vorstellen.

Das Forum wird veranstaltet vom Institut für Romanische Sprachen und Literaturen der Goethe-Universität und vom Institut Français Frankfurt. Es bietet gesellschaftspolitisch aktuellen Fragestellungen Raum und fördert die Interdisziplinarität. Erörtert werden häufig Themen, die in Deutschland und Frankreich gleichermaßen diskutiert werden, dazu gehörten in den vergangenen Jahren „Antisemitismus im Blick : Frankreich und Deutschland“(2008); „Die Republik und ihre Vorstädte – eine französische Besonderheit?“(2007).

Informationen Prof. Roland Spiller, Institut für Romanische Sprachen und Literaturen, Campus Westend, Tel. (069) 798-32045; schachermayer@em.uni-frankfurt.de – Institut Français, Tel. (069) 79 40 60.