Okt 22 2005

Veranstaltung mit Unterstützung des Außenmi-nisteriums zum 10-jährigen Todestag von Ken Saro-Wiwa

Erdöl, Widerstand und Tod

FRANKFURT. Vor zehn Jahren ließ Militärdiktator Sani Abacha in Nigeria einer Gruppe von Bürgerrechtlern aus dem Volk der Ogoni den Prozess machen, weil sie es ge-wagt hatten, lautstark und effektiv gegen die Zerstörung ihrer Heimat durch die Ölindustrie zu protestieren. Die herausragende Figur des Widerstands und Hauptangeklagter war der Schriftsteller Ken Saro-Wiwa. Allen Protesten zum Trotz wurden Saro-Wiwa und acht seiner Mit-streiter wegen angeblichen Mordes an mehreren traditio-nellen Ogoni-Führern zum Tode verurteilt. Die neun hatten gewaltfrei gegen die korrupten Militärmachthaber protestiert und den „ökologischen Krieg“ angeprangert, den Shell und andere Ölkonzerne seit 1958 im Niger-Delta führen. Allen weltweiten Protesten zum Trotz ließ Abacha die Ogoni-Bürgerrechtler am 10. November 1995 aufhängen.

Der Justizmord im Niger-Delta führte der ganzen Welt die Zustände vor Augen, unter denen internationale Konzer-ne, allen voran Shell, in Nigeria Öl förderten: Lecks und Gasfackeln haben Gewässer, Luft und Äcker verseucht und die Lebensgrundlagen der Menschen - Landwirtschaft und Fischfang - zerstört. In Europa und Nordame-rika formierten sich nach Saro-Wiwas Tod Protestbewe-gungen gegen Shell. Organisationen wie die Gesellschaft für bedrohte Völker, die das Schicksal der Ogoni schon lange angeprangert hatten, fanden endlich Gehör.

Heute ist es wieder relativ still geworden um das Niger-Delta. Nur wenn mal wieder ein paar europäische oder nordamerikanische Ölarbeiter bei Protesten als Geiseln genommen werden, finden sich einige Zeilen in der in-ternationalen Presse. Die Umstände der Ölförderung, die Armut im Delta, der Streit um eine gerechte Verteilung der Öleinnahmen - all das sind nach wie vor Themen in Nigeria, die das bevölkerungsreichste Land Afrikas immer wieder an den Rand seiner Integrationskraft bringen und auch Gewalt hervorrufen. Nigeria ist seit rund 20 Jahren eines der Schwerpunktländer der Afrikaforschung an der Universität Frankfurt, die mit der dortigen Universität Maiduguri eine Partnerschaft unterhält. Vor allem die Archäologie Afrikas und das Frobenius-Institut sind im Nordosten des Landes aktiv. Aber auch die Abteilung Neue Englischsprachige Literaturen und Kulturen (NELK) des Instituts für England- und Amerikastudien beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit der Literatur Nigerias und mit Saro-Wiwa.

Die Initiative Pro Afrika e.V. hat mit Unterstützung des Außenministeriums deshalb hochkarätige ReferentInnen aus Nigeria zu einer Rundreise durch Deutschland einge-laden. An der Universität Frankfurt veranstaltet das Zent-rum für interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) zusam-men mit der Initiative Pro Afrika e.V. und dem Dritte Welt JournalistInnennetz e.V. am Montag, den 31. Okto-ber einen Abend mit den nigerianischen Gästen, die zu unterschiedlichen Aspekten in Leben und Werk von Ken Saro-Wiwa und der aktuellen Lage im Niger-Delta Nige-rias sprechen .

• Prof. Frank Schulze-Engler,
Institut für England- und Ame-rikastudien der Universität
Überblick über Leben und literarisches Werk Saro-Wiwas

• Ibiba DonPedro, Redakteurin
Daily Independant, Lagos, Preisträgerin des CNN-Preises als beste afrikanische Journalistin 2003
Das Nigerdelta und seine leidvolle Geschichte

• Dr. Ben Naanen, Historiker,
Universität von Port Hartcourt
Überblick über die Geschichte des Ogoni-Konflikts.

• Isaac Osuoka,
Aktivist der Environmental Rights Action, Port Hartcourt, Afrika-Repräsentant von Oilwatch, einem weltweiten Zusammenschluss von Organisationen, die die Interessen der von Ölförderung betroffenen Menschen vertreten
Rolle der multinationalen Öl-Gesellschaften im Niger-Delta.

Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt und beginnt am 31.10.2005 um 18 Uhr in Raum 1.802, Casino des IG Hoch-hauses, Campus Westend, Grüneburgplatz 1. Der Eintritt ist frei.

Kontakt: Dr. Stefan Schmid, Geschäftsführung, Zentrum für Inter-disziplinäre Afrikastudien; Tel.: 069/798-32097; Fax: 069/798-32098; E-Mail: s.schmid@em.uni-frankfurt.de