FRANKFURT. Der Wirtschaftsboom Chinas ist derzeit ein heißes Thema in den Medien. Dass mit wirtschaftlicher Entwicklung und Modernisierung auch alle anderen gesellschaftlichen Bereiche in China tiefgreifende Veränderungen erleben, wird dagegen oft weniger deutlich wahrgenommen.
So ist das chinesische Erziehungswesen seit Beginn der Reform- und Öffnungsperiode vor 25 Jahren gründlichen Veränderungen unterworfen worden. Eine Vielzahl von Reformen sollte Bildung breiteren Bevölkerungsschichten zugänglich machen und die Qualität der Ausbildung steigern.
Wie andere Bereiche ist in China auch die Situation von Bildung und Erziehung von starken Gegensätzen geprägt: Während einerseits das Analphabetentum immer noch nicht komplett überwunden ist und noch nicht in jeder Dorfschule professionell ausgebildete Lehrer unterrichten, ist die Zahl der Studienplätze explosionsartig angestiegen; chinesische Hochschulabsolventen sind auf dem globalen Arbeitsmarkt konkurrenzfähig geworden, und von der finanziellen, technischen und personellen Ausstattung chinesischer Spitzenuniversitäten können deutsche Hochschulen derzeit nur träumen.
Vieles von dem, was in den aktuellen Debatten um Pisa, Bildungsmisere und Hochschulreform in Deutschland kontrovers diskutiert wird, ist in China längst praktizierte Realität: intensive Vorschulerziehung, Ganztagsschulen, Studiengebühren, befristete Verträge und Leistungsan- reize für Professoren, Ausweitung des privaten Bildungssektors bis auf Hochschulebene, staatliche Förderung von Elitehochschulen, Internationalisierung der Lehre durch Anwerbung ausländischer Professoren und vieles andere mehr.
So lässt - auch vor dem Hintergrund der Bildungssituation in Deutschland - der öffentliche auf Deutsch gehaltene Vortrag des Botschafters der Volksrepublik China, S. E. Ma, Canrong, am 3. Februar an der Universität Frankfurt über ‚Chinas Erziehungswesen und Modernisierung: Aktuelle Bildungspolitik und Reformen in Schulen und Universitäten’ interessante Informationen, Anregungen und eine Menge Diskussionsstoff erwarten.
Dies ist bereits der zweite Besuch des Botschafters S.E. Ma, Canrong auf Einladung von Präsident Prof. Rudolf Steinberg an der Universität.
Der Vortrag ist eine Veranstaltung des Interdisziplinären Zentrums für Ostasienstudien, das sich im letzten Jahr an der Universität formiert hat, um die ostasienbezogenen Aktivitäten verschiedener Fächer - derzeit Institut für Sozialforschung, Japanologie, Rechtswissenschaft, Sigmund Freud Institut, Sinologie, Südostasienwissenschaften - zu bündeln und zu vernetzen.
Kontakt: Prof. Dorothea Wippermann; E-Mail: wippermann@em.uni-frankfurt.de
