Mai 7 2005

Ringvorlesung hinterfragt Grundbegriff des politischen Zusammenlebens

Dimensionen der Gerechtigkeit

FRANKFURT. Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs wie die unsere machen es nötig, die Grundfrage des Politischen, die nach der Gerechtigkeit, aufs Neue zu stellen. Dies erfordert einerseits eine Prüfung der klassischen normativen Basisprinzipien und Gerechtigkeitskriterien und andererseits einen kritischen Blick auf die zeitgenössischen Diskurse über Gerechtigkeit, ihre Verschiebungen und ihre institutionellen Implikationen.

Repräsentanten der entsprechenden politisch-philosophischen Perspektiven führt eine Ringvorlesung zusammen, die Prof. Rainer Forst, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen veranstaltet. International renommierte PhilosophInnen und PolitikwissenschaftlerInnen werden sich mit den vielfältigen Dimensionen politischer und sozialer Gerechtigkeit auseinander setzen.

Den Anfang macht Prof. Charles Larmore von der University of Chicago, einer der wichtigsten zeitgenössischen politischen Philosophen. Ersetzt sich mit republikanischen Freiheitstheorien auseinander und stellt die Frage nach der Legitimität politischer Herrschaft ins Zentrum seiner Überlegungen, die Kernfrage politischer Gerechtigkeit. Prof. Nancy Fraser von der New School University in New York, eine der bedeutendsten Politiktheoretikerinnen im gegenwärtigen Spektrum kritischer Theorie, setzt die Reihe mit Überlegungen zu einer ‚dreidimensionalen’ Konzeption distributiver Gerechtigkeit in der Auseinandersetzung mit liberal-egalitären Theorien und alternativen Ansätzen, insbesondere einer Theorie der Anerkennung, fort.

Die in der neueren Diskussion wichtige Debatte über die Frage, welche Rolle die Idee der Gleichheit innerhalb einer Theorie der Gerechtigkeit spielen sollte, führen Prof. Stefan Gosepath von der Universität Gießen und PD Dr. Thomas Schramme von der Universität Mannheim fort, die beide in der besagten Debatte eine zentrale Rolle spielen. Schließlich präsentiert Prof. Frank Nullmeier, Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen, vielfach ausgewiesener Experte für die Theorie und Politik des Sozialstaats, eine diskursanalytische Untersuchung der Verwendung des Begriffs der Gerechtigkeit in den aktuellen Kontroversen über die Reform des Sozialstaats und stellt dies in den Zusammenhang seiner eigenen Überlegungen zur sozialen Gerechtigkeit.

Programm

Montag, 30. Mai, 18 Uhr
Hörsaal B, Campus Bockenheim
Charles Larmore (Chicago)
‚Freiheit, Herrschaft und Gerechtigkeit’

Mittwoch, 15. Juni, 20 Uhr
Hörsaal H, Campus Bockenheim
Nancy Fraser (New York)
‘Parity of Participation. A Three-Dimensional View of Justice’

Mittwoch, 22. Juni, 20 Uhr
Hörsaal B, Campus Bockenheim
Stefan Gosepath (Gießen) / Thomas Schramme (Mannheim) ‚Zum Verhältnis von Gerechtigkeit und Gleichheit - Eine Kontroverse’

Mittwoch, 29. Juni, 20 Uhr
Hörsaal B, Campus Bockenheim
Frank Nullmeier (Bremen) ‚Das neue Gerechtigkeitsvokabular in der Sozialstaatsdebatte’

Kontakt: Prof. Rainer Forst; Politikwissenschaften; Robert-Mayer-Str. 5; 60325 Frankfurt; Tel.: 069/798-22046; Fax: 069/798-22155; E-Mail: forst@em.uni-frankfurt.de