Okt 31 2008

Vortragsreihe des Instituts für Sonderpädagogik

Die Schule, die Eltern, das optimierte Kind

FRANKFURT. Mit dem Vortrag ›Elternschaft zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und persönlicher Entwicklung‹ der Marburger Psychotherapeutin Dr. Rose Ahlheim startet am heutigen Donnerstag um 19.30 Uhr eine neue interdisziplinäre Vorlesungsreihe des Instituts für Sonderpädagogik der Goethe-Universität. Sie wird in Kooperation mit dem der Fachhochschule Frankfurt und dem Institut für Analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie veranstaltet.

Das Thema der diesjährigen Reihe - ›Die Schule, die Eltern, das optimierte Kind‹ - schließt an die bildungspolitischen Debatten der letzten Jahre an, die, maßgeblich motiviert durch das mäßige Abschneiden Deutschlands in den PISA-Untersuchungen, äußerst kontrovers geführt wird. Einigkeit herrscht allenfalls ein einem Punkt: Das deutsche Bildungs- und Erziehungssystem ist dringend reformbedürftig. Über die Ursachen der Misere, wie auch über die Lösungswege wird hingegen heftig gestritten. Zu beobachten ist jenseits aller Kontroversen aber eine durchgängige Tendenz: der Druck wird erhöht - auf die Lehrer, auf die Eltern, auf die Kinder. Immer mehr Stoff soll in immer weniger Zeit nicht nur gelernt, sondern gleich noch in zukunftsfähige Kompetenzen umgesetzt werden. Das noch nie einfache Verhältnis zwischen Schule, Eltern und Kindern wird dadurch noch spannungsreicher. An wechselseitigen Schuldzuweisungen fehlt es nicht: Die Eltern beklagen, die Mängel der Schule ausgleichen zu müssen oder ohne die Unterstützung privater Nachhilfeinstitute den Schulerfolg ihre Kinder gar nicht mehr sichern zu können. Und die Lehrer klagen über die zunehmende Zahl von Eltern, die ihre Erziehungsaufgaben nicht mehr wahrnehmen können oder wollen.

Die sich hieraus ergebende Konfliktkonstellation verstellt den Blick darauf, dass beide Seiten Recht haben können: Von den Kindern wird immer mehr erwartet, ohne dass die Bildungseinrichtungen vom Kindergarten bis in die Hochschulen personell, sachlich und fachlich in den Stand gesetzt wären, die jungen Menschen bei der Erfüllung dieser Anforderungen angemessen begleiten zu können. Und gleichzeitig wächst die Zahl der Eltern, welche die bisher erwartbaren Unterstützungsleistungen für ihre eigenen Kinder nicht mehr aufbringen können. Die Leidtragenden sind die Kinder, die entweder einen immer größeren Teil ihrer Lebenszeit bereit stellen müssen, um der allgegenwärtigen und immer früher einsetzenden Anforderung der dauerhaften ›Selbstoptimierung‹ entsprechen zu können. Oder sie geraten in Gefahr zu ›Risikokindern‹ zu werden, wenn ihnen die familiären und finanziellen Ressourcen fehlen, um an diesem Wettlauf überhaupt noch teilnehmen zu können.

In dieses Spannungsfeld steht die Vortragsreihe der Frankfurter Sonderpädagogen, die in Beiträgen aus Kinderpsychotherapie, Neuropsychologie, Soziologie und Erziehungswissenschaft die Konsequenzen in den Blick nehmen will, die sich hieraus für das Verhältnis von Schule, Eltern und Kindern ergeben.

Die weiteren Termine:

Donnerstag, 13. November 2008
Motivation durch Beziehung - Erziehung durch Spiegelung: Gibt es eine ›Neurobiologie der Schule‹ ? Prof. Joachim Bauer, Neurobiologe, Universitätsklinik Freiburg

Donnerstag, 27. November 2008
Schule und Migrantenfamilien - eine schwierige Beziehungskiste Prof. Joachim Schroeder, Erziehungswissenschaftler, Goethe-Universität Frankfurt

Donnerstag, 11.Dezember 2008
Eltern und Schule: Kooperationspartner - Komplizen - Kontrahenten? Dr. Thomas von Freyberg, Soziologe, Institut für Sozialforschung, Frankfurt

Donnerstag, 22. Januar 2009
Vom Spielen zum Lernen - Kindesentwicklung zwischen Regression und Progression Prof. Frank Dammasch, Analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut, Fachhochschule Frankfurt

Donnerstag 5. Februar 2009
Triangulierung: Ein Grundmuster - nicht nur - schulischer Bildung Prof. Dieter Katzenbach & Jessica Ruth, Erziehungswissenschaftler, Goethe Universität Frankfurt

Die Vorträge finden immer um 19.30 Uhr im Hauptgebäude der Goethe-Universität, Campus Bockenheim, Mertonstraße 17 (Hörsaal A) statt. Der Unkostenbeitrag beträgt 5 Euro, Studierende zahlen keinen Beitrag.

Informationen:Prof. Dieter Katzenbach, Institut für Sonderpädagogik, Campus Bockenheim, Tel: (069) 798-22092, d.katzenbach@em.uni-frankfurt.