Okt 14 2008

Kunsthistoriker der Goethe-Universität laden zu Bürgervorlesungen in die Stadtbibliothek ein

Das ›neue‹ Frankfurt

FRANKFURT. Mit dem Vortrag ›Madern Gerthener und der Aufstieg Frankfurts zum Architekturzentrum im Spätmittelalter‹ startet die Goethe-Universität am 27. Oktober ihre neue Vorlesungsreihe ›Das ‚neue’ Frankfurt - Innovationen in der Frankfurter Kunst vom Mittelalter bis heute‹. Organisiert von einem Team rund um den Kunsthistoriker Prof. Christian Freigang stellt die achtteilige Serie Werke und Persönlichkeiten der Frankfurter Kunst- und Architekturgeschichte vor. Dabei versuchen die ReferentInnen - sechs Wissenschaftler der Goethe-Universität und zwei externe Gäste - neue Sichtweisen über die eigene Stadt zu vermitteln und neben zahlreichen (historischen) Fakten auch viel Unbekanntes an den Tag zu bringen.

So im Falle des einstigen Stadtbaumeisters Gerthener (um 1360 bis 1430), den zum Auftakt Christian Freigang selbst portraitiert: Dank Gerthener wurde das spätmittelalterliche Frankfurt zu einem Innovationszentrum der gotischen Architektur und zog mit den städtebaulichen Unternehmungen gleich, die in anderen architektonischen Zentren des Reichs, etwa in Wien, Prag und Ulm, initiiert wurden. Anspruchsvolle Patrizierhäuser, eine neue Stadtbefestigung und der technisch höchst komplizierte Ausbau des Domturms ab 1415 standen für ein gezieltes Innovationsbestreben, das in der Figur Gertheners kulminierte. Ein Jahrhundert lang blieb Frankfurt ein bekanntes Architekturzentrum und beeinflusste das Baugeschehen in einer weiten Region. Der Auslöser dafür waren die patrizischen Schichten - etwa die Geschlechter der Holzhausens oder Glauburgs -, die eine regelrechte Kulturpolitik führen. Sie prägten damit als erste ein erkennbares Image der Stadt, das sich bis heute architektonisch wie technisch ausdrückt.

Die Frankfurter BürgerInnen prägten mit ihren Bemühungen aber nicht nur das technische und architektonische Bild der Mainmetropole. Sie waren es auch, die der Stadt zu ihrer Universität verhalfen: In den Jahren vor deren Gründung 1914 setzte sich wohl jeder, der in Frankfurt ein Interesse an Bildung hatte, für die neue Hochschule ein. Rein aus privaten Mitteln entstand so die erste Stiftungsuniversität Deutschlands. Ergo wollte die Goethe-Universität mit ihrer Rückkehr zu dieser Organisationsform im Januar 2008 auch nicht nur eine größere Autonomie erreichen. Der Wandel sollte zugleich ein Bekenntnis zu eben diesen Wurzeln als Stiftung von Bürgern für Bürger sein. Vor diesem Hintergrund will sie sich fortan noch stärker der Stadt und dem Umland zu öffnen, den BürgerInnen für ihre bis heute anhaltende Verbundenheit danken und ihnen auch etwas zurück geben. Beispielsweise in Form von Bürger-Vorlesungen, die in verständlicher Weise die Bezüge zwischen universitärer Forschung, alltäglichem Leben und der Geschichte und Gegenwart von Stadt und Region aufdecken sollen. Mit der Reihe ›Das ‚neue’ Frankfurt‹ wird im Wintersemester 2008/2009 der erste Schritt in diese Richtung gegangen, dem ab dem 6. November gleich der zweite folgende wird - in Gestalt der neuen, regelmäßigen ›Frankfurter Goethe-Vorlesungen‹. Die Vorträge aus der Reihe ›Das neue Frankfurt‹ finden jeweils um 19.30 Uhr in der Zentralbibliothek der Stadtbücherei Frankfurt statt. Folgende Themen sind vorgesehen:

27.10.2008 - Prof. Christian Freigang (Goethe-Universität)
Madern Gerthener und der Aufstieg Frankfurts zum Architekturzentrum im Spätmittelalter

10.11.2008 - Prof. Jochen Sander (Städel Museum/Goethe-Universität)
Die frühe Stilllebenmalerei am Main

1.12.2008 - Dr. Evelyn Brockhoff (Institut für Stadtgeschichte)
Johann Friedrich Christian Hess - der Architekt des klassizistischen Frankfurt

8.12.2008 - Prof. Klaus Herding (Goethe-Universität)
Courbet in Frankfurt: 1851 bis 2011

15.12.2008 - Dr. Eckhard Herrel (Ernst May-Gesellschaft)
»Licht, Luft und Sonne« - Ernst May und das Neue Frankfurt

12.1.2009 - Prof. Thomas Kirchner (Goethe-Universität)
Frankfurt und der Aufbruch in die Ungegenständlichkeit

26.1.2009 - Dr. Ralf Michael Fischer (Goethe-Universität)
Rainer Werner Fassbinders Frankfurt

9.2.2009 - Prof. Henry Keazor (Universität Saarbrücken/ Goethe-Universität)
»Das schönste Gebäude der Welt« - Jean Nouvels Victoria-Haus und die Folgen

Die Reihe wird gemeinsam von Kunsthistorischem Institut, Stadtbibliothek und Stadtarchiv veranstaltet und von der Benvenuto Cellini-Gesellschaft – dem Förderverein des Kunstgeschichtlichen Instituts – unterstützt. Die Schirmherrschaft haben Frankfurts Oberbürgermeisterin Dr. h.c. Petra Roth und Universitätspräsident Prof. Rudolf Steinberg übernommen.

Informationen: Prof. Christian Freigang, Kunstgeschichtliches Institut, Hausener Weg 120, 60489 Frankfurt am Main; Tel.: (069) 798-22276, freigang@kunst.uni-frankfurt.de

WEITERE INFORMATIONEN

Vorlesungsreihe
Das ›neue‹ Frankfurt – Innovationen in der Frankfurter Kunst vom Mittelalter bis heute

Wann?
27. Oktober 2008 bis
9. Februar 2009,
jeweils 19.30 Uhr

Wo?
Zentralbibliothek der Stadtbücherei Frankfurt
Hasengasse 4
60311 Frankfurt

Eintritt frei