Jun 27 2008

Vereinigung von Freunden und Förderern verleiht Preise bei Akademischer Feier

Ausgezeichnete Nachwuchswissenschaftler

FRANKFURT. In einer Feierstunde haben am Donnerstagnachmittag (26. Juni) der Vorsitzende der Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität, Hilmar Kopper, und Universitätspräsident Prof. Rudolf Steinberg eine Reihe von Preisen für herausragende Diplom- und Magisterarbeiten sowie Dissertationen vergeben. Die Akademische Feier der Freunde der Universität ist jährlich einer der bedeutendsten inneruniversitären Termine für die wissenschaftliche Nachwuchsförderung.

Der am höchsten dotierte Preis ist der 1994 von Dr. Hans Messer gestiftete Adolf-Messer-Stiftungs-Preis mit einem Preisgeld von 25.000 Euro. Das Besondere: Es werden Projekte in interdisziplinärer Grundlagenforschung gefördert, die mit dem Preisgeld realisiert werden können. Der Preis richtet sich an promovierte Nachwuchswissenschaftler aus den Naturwissenschaften. Diesjähriger Preisträger ist der Biochemiker Dr. Georg Wille. Er wandte Methoden aus der Biophysik an, um biochemische Reaktionen aufzuklären, an denen Kohlendioxid beteiligt ist. Sein Ansatz verbindet die Untersuchung essentieller Carboxylierungsreaktionen mit schwingungsspektroskopischen Messmethoden. So lassen sich bisher kaum verstandene Reaktionsmechanismen, in denen Kohlendioxid als Ausgangs- oder Endprodukt auftritt, erstmals in Echtzeit beobachten. Mit dem Verständnis dieser Reaktionen können biochemische und biotechnologische Prozesse optimiert werden.

Der mit 5.000 Euro dotierte Werner-Pünder-Preis wurde von der internationalen Sozietät Clifford Chance Pünder gestiftet, um hervorragende Arbeiten zum Themenkreis ›Freiheit und Totalitarismus‹ auszuzeichnen. Diesjährige Preisträger sind Dr. Jana Osterkamp und Dr. Sarah Schädler. Die Spitzenjuristin Osterkamp untersucht in ihrer Monografie das Verfassungsgericht der Tschechoslowakei, das nach dem Zusammenbruch des Habsburgerreiches aus der Verfassung von 1920 hervorging. Gegenwärtig gibt es je ein tschechisches und ein slowakisches Verfassungsgericht. Osterkamps Arbeit könnte dazu beitragen, in den Austausch zwischen deutschen, österreichischen, tschechischen und slowakischen Verfassungsrichtern die Erinnerung an eine gemeinsame Vergangenheit einzubringen. Die zweite Preisträgerin, Dr. Sarah Schädler, hat sich in ihrer Arbeit mit den drei letzten Jahren des Reichsjustizministeriums im Nationalsozialismus beschäftigt. Sie erschloss einen bislang wenig beachteten Quellenbereich mit vielfach erschreckender Thematik und gewann dabei Einsicht in eine grundlegende Paradoxie von Recht und Politik in der Diktatur.

Überreicht wurde bei der Akademischen Feier weiterhin der seit 1969 verliehene Preis der Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität . Er ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und wird jährlich in drei Teilpreisen für die besten naturwissenschaftlichen Arbeiten an der Universität vergeben. Den 2008 gleich zweimal vergebenen ersten Preis in Höhe von jeweils 4.000 Euro erhielten Dr. Boris Fürtig und Dr. Stephan Saum. Träger des zweiten Preises (2.000 Euro) ist Dr. Martin Hutzenthaler. Boris Fürtig ist es in seiner Dissertation gelungen, die Kernmagnet-Resonanzspektroskopie weltweit als eine Methode zu etablieren, mit der sich die Faltung der Ribonukleinsäure (RNA) auf atomarer Ebene und zeitaufgelöst untersuchen lässt. Die RNA wird dazu in Käfigmoleküle eingesperrt und mit einer lichtempfindlichen Schutzgruppe markiert, die mittels Laserlicht freigesetzt wird.

Der Mikrobiologe Dr. Stephan Saum erhält den ersten Preis der Freunde und Förderer für seine Arbeit über das salzliebende Bakterium Halobacillus halophilus. Er konnte aufklären, wie sich das Bakterium dem schwankenden Salzgehalt seiner Umgebung anpasst, indem es den Zelldruck entsprechend reguliert. Saum hat diese Fragen auf den Ebenen der Transkription, der Translation und der Enzymaktivität beantworten können. Mit dem zweiten Preis wird der Mathematiker Dr. Martin Hutzenthaler für seine Modellierung und Analyse räumlich verteilter Populationen ausgezeichnet.
Eine besondere Rolle spielte dabei die Frage, welchen Einfluss die Migration zwischen verschiedenen Kolonien und die Beschränktheit von Ressourcen auf das Wachstum von Populationen haben. Hutzenthaler fand heraus, dass ein lokales Aussterben nicht zu vermeiden ist, wenn die lokalen Ressourcen unterhalb einer bestimmten Schranke liegen, selbst wenn die Migration sehr hoch und die Zahl der Kolonien unbeschränkt ist.

Der seit dem Jahr 2000 jährlich verliehene Mediterran-Preis wurde von einer Gönnerin der Universität und des Faches Archäologie gestiftet, die ungenannt bleiben möchte.
Ausgezeichnet werden herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der klassischen und vorderasiatischen Archäologie. In diesem Jahr wurde Dr. Xenia Tselepi mit einem Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro ausgezeichnet: Sie hat mit ihrer Dissertation über das Thema ›Karikaturen in der griechischen Vasenmalerei‹ ein von der Forschung bisher weitgehend ausgespartes Gebiet der antiken Kunstgeschichte erschlossen. Ihre durchdachte Begriffsbestimmung erarbeitet die Grundlage für künftige Forschungen auf diesem Gebiet. Die von ihr vorgenommene Kategorisierung des Materials leistet einen wichtigen Beitrag zur Mentalitätsgeschichte der Antike und erlaubt über die bekannten Schriftquellen hinaus eine Annäherung an die Frage »Worüber lachten die alten Griechen?« Dies führt ganz von selbst auch auf die Frage nach den Wurzeln unseres eigenen Humor- und Komikverständnisses.

Den Procter & Gamble-Nachhaltigkeitspreis erhalten in diesem Jahr die Biologen Dr. Carsten Nowak und Dr. Christian Vogt für ihre Doktorarbeiten, die im Rahmen eines Kooperationsprojekts zwischen zwei Arbeitsgruppen am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität entstanden sind. Die Preisträger untersuchten die Effekte von Umweltchemikalien auf Zuckmücken-Populationen und konnten die These bestätigen, dass die genetische Vielfalt durch langandauernde Schadstoffbelastung erniedrigt wird. Die gewonnenen Erkenntnisse geben wichtige Anhaltspunkte zur Bewertung von Umweltrisiken und Testverfahren für Chemikalien. Die Arbeiten, die mit jeweils 2.000 Euro Preisgeld bedacht werden, wirken darüber hinaus befruchtend auf das noch junge Forschungsgebiet der Ökotoxikologie. Den mit 1.000 Euro dotierten Förderpreis erhält Dominic Kaiser, der in seiner Diplomarbeit untersuchte, welche Auswirkung UV-Filtersubstanzen aus Sonnencremes auf im Wasser lebende Organismen haben. Er konnte zeigen, dass im Wasser lebende Insekten und Ringelwürmer kaum oder gar nicht beeinträchtigt werden. Dagegen ist die Fortpflanzung von Wasserschnecken bereits bei niedrigsten Testkonzentrationen gehemmt.

Der Friedrich-Sperl-Preis zur Förderung der Geisteswissenschaften wird für hervorragende geschichtswissenschaftliche Arbeiten verliehen. In diesem Jahr wurde er an Dr. Wolfgang Frischbier für seine Dissertation ›Heinrich Abeken (1809-1872)‹ verliehen. Frischbiers Dissertation ist ein inhaltliches wie methodisches Meisterstück, das die drei Karrieren Abekens als Spezialist für Theologie, Orientalistik und Außenpolitik (als wichtigster Ministerialrat Otto von Bismarcks) im jeweiligen Handlungskontext rekonstruiert. Seine hervorragende textkritische Arbeit eröffnet einen neuen Blick auf längst bekannt geglaubte Episoden wie die Entstehung der berühmten Emser Depesche, die 1870 Preußen und Frankreich endgültig auf Kriegskurs brachte.

Der alle zwei Jahr vergebene Dr. Paul und Cilly Weill-Preis für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Humanmedizin geht an Dr. Koraljka Husnjak. Die Biochemikerin erhält den mit 5.000 Euro dotierten Preis für die Entdeckung eines neuen Ubiquitin-Rezeptors auf dem Proteasom. Mit Ubiquitin werden in der Zelle alle Proteine markiert, die im molekularen Schredder der Zelle, dem Proteasom, zerlegt werden sollen. Für die Krebsforschung könnte das gezielte Blockieren des Rezeptors interessant sein, denn Krebszellen sind auf die Abbauprodukte spezifischer Proteine aus Signalkaskaden angewiesen.

Den in diesem Jahr erstmals verliehene und mit 5000 Euro dotierte Preis der WISAG AG für die beste sozial- oder geisteswissenschaftliche Dissertation, die sich mit der Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts befasst, erhielt Dr. Pascal Goeke. Der Humangeograph widmete sich den vielfältigen Migrationsbewegungen zwischen den Ländern des ehemaligen Jugoslawien und Deutschland. Transnationale MigrantInnen, so ein zentrales Ergebnis der Arbeit, würden durch eine von politischer Seite geforderte, einseitige Integration in die deutsche Gesellschaft wichtiger Ressourcen beraubt und dadurch in ihrer freien Entfaltung unnötig eingeschränkt.

Informationen: Lucia Lentes, Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität (VFF) / Abteilung Marketing und Kommunikation, Tel: (069) 798-22756, lentes@pvw.uni-frankfurt.de