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Wichtigste Gesellschaft für Molekularbiologie – Leitungsgremium entscheidet über strategische Entwicklung von EMBO
Prof. Ivan Ðikić vom Institut für Biochemie II der Goethe-Universität wurde in den Council einer der wichtigsten europäischen Organisationen für molekularbiologische Spitzenforschung, EMBO, gewählt. Die Organisation setzt Akzente in der europäischen Forschungslandschaft unter anderem durch ein an wissenschaftlicher Exzellenz ausgerichtetes Fellowship-Programm, fördert den globalen wissenschaftlichen Austausch und gibt eine Reihe führender Fachmagazine heraus. EMBO wird durch 30 europäische und zwei außereuropäischen Staaten finanziert.
FRANKFURT. Wie
EMBO kürzlich bekannt gab, wurde auf der Sitzung des EMBO Council in Heidelberg
Ende Mai Prof. Ivan Ðikić, Direktor des Instituts für Biochemie II, als eines von fünf neuen Mitgliedern des EMBO Council
benannt. Der EMBO Council setzt sich aus insgesamt 15 Mitgliedern zusammen, die
jeweils für drei Jahre gewählt werden. Jedes Jahr werden drei
Council-Mitglieder, darunter in diesem Jahr Ðikić, durch
die mehr als 1900 EMBO-Mitglieder direkt gewählt, die beiden weiteren Positionen werden durch Wahl der
Council-Mitglieder besetzt. Ðikić wird
dem Council im Jahr 2023 beitreten. Als Leitungsgremium ist der Council für die künftige Entwicklung und strategische Ausrichtung von EMBO
verantwortlich.
Ðikić kommentierte: „Die Wahl zum Mitglied des EMBO Council ist
eine große Ehre und stellt zugleich eine verantwortungsvolle Aufgabe dar,
insbesondere angesichts der aktuellen Situation und der großen
Herausforderungen in Europa. Die führende Rolle von EMBO in Hinblick auf die
Forschungsfinanzierung, die Schaffung wissenschaftlicher Strukturen und die
wissenschaftliche Ausbildung in allen europäischen Ländern wird hier von
entscheidender Bedeutung sein.“
Professor Ðikić wurde
2004 als Mitglied bei EMBO aufgenommen – neue Mitglieder werden von den bestehenden EMBO-Mitgliedern
nominiert und gewählt – und gehört seit 2007 den Advisory Editorial Boards der
renommierten Zeitschriften „EMBO Journal“ und „EMBO reports“ an. Zuvor war er
Mitglied verschiedener EMBO-Gremien wie dem „Publications Advisory Board“,
„Publication Committee“ und „EMBO/EMBL Symposia Committee“ und ist regelmäßiger
Organisator von EMBO-Workshops und Konferenzreihen.
Gefördert wird EMBO von der European Molecular Biology Conference
(EMBC), einer zwischenstaatlichen Organisation, die 1969 gegründet wurde. Neben
den 30 europäischen Mitgliedsstaaten sind Indien und Singapur assoziierte
Mitglieder.
Link: https://www.embo.org
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/123390769
Bildtext: Prof. Dr. Ivan Ðikić, Goethe-Universität. Foto: Uwe Dettmar für Goethe-Universität
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Ivan Ðikić
Institut für Biochemie II, Universitätsklinikum Frankfurt und
Goethe-Universität Frankfurt
sowie
Buchmann-Institut für molekulare Lebenswissenschaften
Tel:
+49 (0) 69 6301-5964
dikic@biochem2.uni-frankfurt.de
Twitter: @iDikic2
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Team von Prof. Ivan Đikić will in RNA-Prozessierung von Tumorzellen eingreifen – beLAB2122 BRIDGE-Kooperation zwischen Evotec und Bristol Myers Squibb fördert Projekt zur Entwicklung einer neuen Wirkstoffklasse gegen Krebs
Forschende der Goethe-Universität starten gemeinsam mit Partnern aus der Life-Science- und Pharmaindustrie ein Projekt zur Entwicklung einer neuen Wirkstoffklasse gegen Krebs. Das Projekt wird im Rahmen der beLAB2122 BRIDGE-Kooperation zwischen dem Life-Science-Unternehmen Evotec und dem Pharmakonzern Bristol Myers Squibb gefördert. Es befasst sich mit bifunktionalen Molekülen, die den Abbau krankheitsfördernder Proteine in Krebszellen vermitteln. Die Projektidee stammt aus dem Team um den Molekularbiologen Prof. Ivan Đikić, Direktor des Instituts für Biochemie II der Goethe-Universität.
FRANKFURT. Eine Zelle erhält die Informationen zur
Herstellung von Proteinen durch so genannte Botschafter-RNA-Moleküle (messenger
RNA oder kurz mRNA). Die mRNA wird als Matrize der DNA im Zellkern hergestellt.
Bevor die mRNA in ein Protein umgeschrieben werden kann, müssen unter anderem
bestimmte Abschnitte der mRNA entfernt werden, ein Prozess, der als Spleißen
bezeichnet wird.
In einem neuen Forschungsansatz nutzen Prof. Ivan Đikić und sein Team
von der Goethe-Universität ein bifunktionales Molekül dazu, um spezifisch ein am
Spleißen beteiligtes Protein auszuschalten, und so die Krebszellen zum
Absterben zu bringen. Im Rahmen der beLAB2122-Kooperation zwischen Evotec und
Bristol Myers Squibb wird jetzt getestet, ob sich das bifunktionale Molekül als
Wirkstoffkandidat gegen Krebs eignet. beLAB2122 hat zum Ziel, akademische
Institutionen aus der Rhein-Main-Neckar Region zusammenzubringen, um
first-in-class-Therapieoptionen für alle Indikationsgebiete und Formate
effizient zu investitionsfähigen Wirkstoffforschungs- und frühen
Entwicklungsprojekten voranzutreiben.
Prof. Ivan Đikić, Direktor des Instituts für Biochemie II der Goethe-Universität,
sagt: „Das beLAB-Programm bietet exzellente Möglichkeiten für Akademiker:innen,
bereits in frühen Entwicklungsstadien mit Pharmapartnern zu kooperieren. Eine
solche Zusammenarbeit hat den großen Vorteil, dass wir vielversprechende
Therapieansätze schneller und besser validieren können, und somit eine schnelle
Translation ermöglich können, z.B. auch durch Gründung gemeinsamer spin-offs.
Nicht zuletzt wird damit auch die interdisziplinäre wissenschaftliche
Ausbildung an der Universität um einen wichtigen Aspekt bereichert.“
Dr. Thomas Hanke, Executive
Vice President und Head of Academic
Partnerships bei Evotec, kommentiert: „Wir sind sehr gespannt auf dieses Projekt
mit der Goethe-Universität Frankfurt im Rahmen der beLAB2122 Kooperation. Das Projekt
adressiert einen vielversprechenden therapeutischen Mechanismus und birgt das
Potenzial für eine neue Behandlungsmethode in der Onkologie. Mit den BRIDGE-Kooperationen
wie beLAB2122 verfolgt Evotec das Ziel, akademische Innovationen in Richtung
Wirkstoffentwicklung zu beschleunigen und Unternehmensgründungen zu ermöglichen.
Wir sind gespannt auf die ersten Ergebnisse und freuen uns darauf, dieses und
viele weitere interessante akademische Projekte voranzubringen."
Hintergrund: Goethe-Universität ist
Teil der Life-Science-Kooperation „beLAB2122“ zwischen akademischer Forschung
und Pharmaunternehmen (Meldung vom 13. April 2021)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/goethe-universitaet-ist-teil-der-life-science-kooperation-belab2122-zwischen-akademischer-forschung-und-pharmaunternehmen/
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent
für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax 069
798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Neues Licht auf die Rolle des Tumorsuppressors pVHL
Der Transforming Growth Factor beta (TGF-ß) ist ein Signalprotein, dessen Fehlregulation Entwicklungsstörungen und Krebs hervorrufen kann. Forschende um Dr. Xinlai Cheng von der Goethe-Universität Frankfurt haben herausgefunden, wie ein Tumorsuppressor mit der Kurzbezeichnung pVHL die Signalübertragung mittels TGF-ß beeinflusst. Ihre Erkenntnisse liefern mögliche Ansatzpunkte für neue Medikamente.
FRANKFURT/HEIDELBERG. Die Signalübertragung in Zellen ist eine
komplexe Angelegenheit. So reguliert TGF-ß viele Zellfunktionen während der
Entwicklung von Mensch und Tier, aber auch im erwachsenen Organismus. Wie das
im Detail funktioniert, ist nur unvollständig bekannt. Klar ist, dass sich aktiviertes
TGF-ß zunächst an Rezeptoren bindet, die sich an der Zelloberfläche befinden. Die
TGF-ß-Rezeptoren wiederum aktivieren in der Zelle ein Protein namens SMAD3.
Dieses lagert sich dann mit SMAD4 zusammen und wandert gemeinsam mit ihm in den
Zellkern. Dort beeinflussen die SMAD-Proteine, in welchem Ausmaß Gene angeschaltet
und in Proteine und andere Genprodukte übersetzt werden.
Forschende der Goethe-Universität Frankfurt, der Universität Heidelberg,
des Deutschen Krebsforschungszentrums sowie der Universitätskliniken Heidelberg
und Jena haben nun herausgefunden, wie der Von-Hippel-Tumorsuppressor (pVHL) in
diesen Signalweg eingreift. Tumorsuppressoren sind Proteine, deren Defekt oder
Mangel in einem vielzelligen Organismus mit einem hohen Risiko einhergeht, dass
Zellen zu Tumorzellen entarten. Die Wissenschaftler berichten im „Journal of
Cell Biology“ über den erstmaligen Nachweis, dass pVHL das SMAD3-Protein abbaut.
Dies geschieht bereits, bevor sich SMAD3 und SMAD4 verbinden. pVHL hemmt somit
die Signalkette, die von aktiviertem TGF-ß ausgeht. „Diesen Nachweis konnten wir
sowohl in Kulturen menschlicher Zellen als auch an Taufliegen der Gattung
Drosophila erbringen“, sagt Letztautor Dr. Xinlai Cheng. „Das spricht dafür,
dass pVHL schon sehr früh in der Evolution die regulierende Funktion übernommen
hat, die wir nun aufgedeckt haben.“
Xinlai Cheng ist seit 2019 Leiter einer Nachwuchsgruppe am
Buchmann Institut für Molekulare Lebenswissenschaften der Goethe-Universität. Begonnen
hatte er die Untersuchungen am Institut für Pharmazie und Molekulare
Biotechnologie der Universität Heidelberg. Sein Mentor Prof. Stefan Wölfl erläuterte
eine wichtige Erkenntnis, die sich aus dem gefundenen Zusammenhang zwischen
pVHL und dem TGF-ß-Signalweg ergibt: „pVHL ist bekanntermaßen daran beteiligt,
wie Zellen Sauerstoff gleichsam fühlen und auf dessen unterschiedliche
Verfügbarkeit reagieren. Somit beeinflusst die Versorgung von Zellen mit
Sauerstoff auch die TGF-ß Signalübertragung.“
Die Entdeckung der Forschenden bietet neue Chancen für die
Entwicklung von Medikamenten gegen Krebs. „Könnte man beispielsweise mit einem
Wirkstoff die pVHL-Aktivität gezielt regulieren, so würde man darüber auch den
TGF-ß Signalweg beeinflussen, der wiederum eine große Rolle bei der Bildung von
Tumoren und speziell von Metastasen spielt“, sagt Xinlai Cheng. Tumorzellen
können sich gut an ihre Umgebung im Organismus und an unterschiedliche
Sauerstoffverfügbarkeiten anpassen. Dabei hilft ihnen, dass sie in ihrer
zellulären Aktivität sehr flexibel sind. Diese Aktivität wird unter anderem
durch den TGF-ß-Signalweg reguliert.
Publikation: Jun Zhou, Yasamin
Dabiri, Rodrigo A. Gama-Brambila, Ghafoory Shahrouz, Mukaddes Altinbay, Arianeb
Mehrabi, Mohammad Golriz, Biljana Blagojevic, Stefanie Reuter, Kang Han, Anna
Seidel, Ivan Dikic, Stefan Wölfl, Xinlai Cheng: pVHL-mediated SMAD3 degradation suppresses TGFß signalling. Journal of Cell Biology (2022) 221 (1): e202012097 https://doi.org/10.1083/jcb.202012097
Bild
zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/112400017
Bildtext: Gefärbtes Lebergewebe
zeigt das komplementäre Vorkommen von pVHL und SMAD-Proteinen: Wo pVHL (grün)
reichlich zu sehen ist, gibt es SMAD2/3 selten und umgekehrt. Die Zellkerne
sind blau gefärbt. Im Bild unten rechts sind alle drei Farben überlagert.
Fotos: Xinglai Cheng/ Goethe University