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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Dez 12 2017
16:01

Die Aventis Foundation fördert interdisziplinäres Projekt der Goethe-Universität

Komplexität in Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft

BAD HOMBURG. Das seit Anfang 2017 bestehende Forschungsprojekt „Komplexität in Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft“, in dem Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität aus verschiedenen Fachrichtungen zusammenarbeiten, hat nach erfolgreicher Pilotphase eine Förderzusage für weitere zwei Jahre durch die Aventis Foundation erhalten. Wichtiger Bestandteil des Projektes werden Aventis-Fellowships sein, in deren Rahmen Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler an das Forschungskolleg Humanwissenschaften (FKH) der Goethe-Universität eingeladen werden. Dort ist das Projekt administrativ angesiedelt.

Die zunehmende Komplexität in Forschung und Gesellschaft beschleunigt sich durch neue Phänomene wie Big Data, Digitalisierung, Migrationsströme, Technologisierung oder auch Automatisierung. Daraus ergibt sich für die Wissenschaft die Pflicht, Strategien für einen erfolgreichen Umgang mit Komplexität und für die Lösung komplexer Probleme aufzuzeigen. Die Auseinandersetzung mit diesen Erwartungen ist einer von vielen Aspekten des Forschungsprojektes.

Übergreifendes Ziel des Projektes ist es, unterschiedliche Konzepte von Komplexität und deren theoretische Begründung aus der fächerübergreifenden Perspektive zu untersuchen und damit nicht nur neue Muster für den praktischen Umgang mit Komplexität aufzuzeigen, sondern auch neue Einsichten für die wissenschaftliche Forschung selbst zu erhalten. Ein Ausgangspunkt ist der Blickwinkel der Wissenschaftsphilosophie: Sie definiert Komplexität als Eigenschaft von Systemen, die aufgrund des Zusammenwirkens ihrer Elemente ein unerwartetes und nicht zu prognostizierendes Verhalten zeigen. Die Fragen, ob und wie eine solche Definition sowohl auf naturwissenschaftliche Systeme als auch auf soziale Systeme angewandt werden kann, liegen auf der Hand und verdeutlichen die Notwendigkeit interdisziplinären Arbeitens.

Harald Schwalbe, Professor für Organische Chemie und Chemische Biologie, und Matthias Lutz-Bachmann, Professor für Philosophie und Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften, leiten das Projekt, das auf einzigartige Weise als Verbindung der Disziplinen der Natur-und Lebenswissenschaften sowie der Geistes- und Sozialwissenschaften konzipiert ist. Damit führt es im Forschungsteam Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von zwei voneinander getrennt gelegenen Standorten der Universität, dem Campus Westend und dem Campus Riedberg, zusammen.

Die Zusammenarbeit der Forscherinnen und Forscher im Rahmen des Projektes und die Förderung durch die Aventis Foundation zielen darauf ab, das Projekt bis zum Ende der Laufzeit in einen größeren Rahmen zur Vorlage bei einer der großen forschungsfördernden Institutionen zu überführen.

Informationen: Prof. Matthias Lutz-Bachmann, Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften, Tel.: (069)798-32779; -32776, Lutz-Bachmann@em.uni-frankfurt.de; Prof. Harald Schwalbe, Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie, Fachbereich 14, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29737, schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de.

 

Nov 30 2017
16:02

Podiumsdiskussion im Forschungskolleg Humanwissenschaften

Wenn Imperien untergehen

FRANKFURT/BAD HOMBURG. „Imperien und ihr Ende“ sind das Jahresthema 2017 am Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität. Eine Podiumsdiskussion fasst die Ergebnisse zurückliegender Veranstaltungen zusammen und sucht nach Antworten auf die Frage, was passiert, wenn Imperien untergehen.

Für die im 20. Jahrhundert Geborenen ist der Nationalstaat die vertrauteste Organisationsform. Das Imperium erscheint fremd, ist jedoch historischer Normalfall: eine Machtstruktur mit multiethnischer Bevölkerung und verschiedenen Religionen, mit einer einheitlichen Außenpolitik, doch ohne vereinheitlichte Rechtsordnung im Inneren, sowie mit dem Anspruch, ein Weltreich zu sein. Der Zusammenbruch eines solchen Reiches hat entsprechend weitreichende Konsequenzen.

Das Jahresthema 2017 am Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität war und ist den „Imperien und ihrem Ende“ gewidmet. Wann aber endet ein Imperium, woran macht man dieses Ende fest, und welche Folgen hat es? Die Antworten dürften in jedem historischen Fall anders ausfallen. In den vergangenen Monaten ging und geht es in Bad Homburg um so unterschiedliche Fälle wie das Ende des Inkareichs in Südamerika, den Zerfall der iberischen Imperien im Atlantik und Pazifikraum, das Osmanische und das Zarenreich. Die abschließende

Podiumsdiskussion „Imperien und ihr Ende“ am Donnerstag, 7. Dezember, 19 Uhr, im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Am Wingertsberg 4, Bad Homburg,

soll dazu dienen, Ergebnisse dieser Veranstaltungen zusammenzufassen und nach Unterschieden, aber vielleicht auch Gemeinsamkeiten dieser historisch vielfältigen Prozesse zu fragen. Darüber hinaus werden nochmals die paradox anmutenden langfristigen imperialen Kontinuitätslinien nach dem „Ende der Imperien“ beleuchtet.

Die Programmbeauftragten für das Themenjahr „Imperien und ihr Ende“ sind Christoph Cornelißen, Professor für Neueste Geschichte an der Goethe-Universität, und Thomas Duve, Direktor des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte und Professor für vergleichende Rechtsgeschichte an der Goethe-Universität. Sie setzten sich auf dem Podium gemeinsam mit zwei Fellows des Historischen Kollegs, die im Rahmen des Themenjahres „Imperien und ihr Ende“ Gastwissenschaftler am Forschungskolleg Humanwissenschaften sind, mit oben genannten Fragen auseinander. Ulrike von Hirschhausen ist Professorin für Europäische und Neueste Geschichte an der Universität Rostock. Während ihres Fellowships am Forschungskolleg Humanwissenschaften forscht sie zu „Empires – Die Krise der Vielfalt im 19. Jahrhundert“. Massimo Meccarelli ist Professor für Rechtsgeschichte an der Universität von Macerata, Italien. Sein Forschungsaufenthalt ist der räumlichen Dimension von Recht und Fragen der Imperienbildung durch Recht in der Frühen Neuzeit gewidmet. Moderiert wird die Diskussion von Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität und wissenschaftlicher Leiter des Historischen Kollegs im Forschungskolleg Humanwissenschaften.

Das Forschungskolleg Humanwissenschaften ist Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität hat das Forschungskolleg 2014 das Historische Kolleg ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern aller Welt als geisteswissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Hauptförderin des Historischen Kollegs ist die Dagmar-Westberg-Stiftung. Das kommende Jahr 2018 widmet sich das Historische Kolleg dem Thema „Christianisierung in der Spätantike“. Federführend dabei ist Hartmut Leppin, Professor für Alte Geschichte an der Goethe-Universität.

Um Anmeldung wird gebeten: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Informationen: Dr. Ellinor Schweighöfer, Tel.: 06172-13977-14 oder -0, schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de.

 

Nov 14 2017
10:37

Vortrag im Forschungskolleg Humanwissenschaft über Bildung und Erziehung im Kontext der Gülen-Bewegung

„Pädagogik der Anderen?“

FRANKFURT. Dr. Thomas Geier von der Universität Halle-Wittenberg spricht am Mittwoch, 22. November, in Bad Homburg darüber, welche Bedeutung dem türkisch-muslimischen Netzwerk der Gülen-Bewegung im hiesigen Bildungssystem zukommt.

Das zumeist als Gülen-Bewegung bezeichnete transnationale türkisch-muslimische Bildungsnetzwerk hizmet (türk. für Dienst) ist spätestens seit dem Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 auch in Deutschland bekannt. Kontroversen über deren sozial-religiöses Engagement im Bildungsbereich gab es schon zuvor; doch seitdem die Akteure in der Türkei als für den Putsch verantwortliche Terroristen gelten, haben sich diese verschärft. Zwischen den Anhängern Gülens und jenen von Erdoğans AKP kam es auch in der deutschen Migrationsgesellschaft zu einer starken Polarisierung, die auch die allgemeine öffentliche Debatte beeinflusst.

Dr. Thomas Geier untersucht in seinem Vortrag „Pädagogik der Anderen? Bildung und Erziehung im Kontext der Gülen-Bewegung“

am Mittwoch, 22. November 2017, um 19 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität (Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg vor der Höhe)

das türkisch-muslimische Bildungsnetzwerk aus einer erziehungswissenschaftlichen Perspektive, ohne dabei die aktuellen politischen Zusammenhänge außer Acht zu lassen. Er arbeitet heraus, welche Bedeutung dem Netzwerk im hiesigen Erziehungs- und Bildungssystem zukommt. Dabei greift der Erziehungswissenschaftler auf empirische Ergebnisse zurück, die im Kontext eines laufenden von der DFG finanzierten Projekts zur „Pädagogik der Gülen-Bewegung“ entstanden sind.

Dr. Thomas Geier ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Schul- und Bildungsforschung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Seit 2016 leitet er das DFG-Projekt „Die Pädagogik der Gülen-Bewegung – Rekonstruktion von Bildungspraktiken und Biographien in türkisch-muslimischen Gesprächskreisen“. Derzeit ist Geier auf Einladung des an der Goethe-Universität Frankfurt und der Justus-Liebig Universität Gießen angesiedelten LOEWE-Schwerpunktes „Religiöse Positionierung. Modalitäten und Konstellationen in jüdischen, christlichen und islamischen Kontexten“ Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften.

Die Einführung in die Thematik und die Moderation übernimmt Prof. Isabell Diehm, Professorin am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft. Im Rahmen des LOEWE-Schwerpunktes »Religiöse Positionierung« leitet sie gemeinsam mit Dr. Patricia Stošić das Teilprojekt »Zwischen Distinktion und Diskriminierung. Zur Bedeutung religiöser Positionierungen für Professionalität in Bildungsorganisationen«.

Nach dem Vortrag gibt es einen Umtrunk im Kolleggebäude.

Ein Bild von Prof. Thomas Geier finden Sie zum Download unter www.uni-frankfurt.de/69219454

Copyright: Stefanie Wetzel

Anmeldung per Email unter: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.

Informationen: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Tel.: 06172 13977 0; Iris Helene Koban (Geschäftsführerin des Forschungskollegs Humanwissenschaften), i.koban@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Beate Sutterlüty (Wissenschaftskommunikation), b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.

 

Okt 27 2017
15:27

Chancen und Risiken der Digitalisierung für die Demokratie Thema am Forschungskolleg Humanwissenschaften

Norbert Lammert eröffnet Bad Homburg Conference 2017

BAD HOMBURG. Die Chancen und Risiken der Digitalisierung für die Demokratie sind Thema einer Konferenz am Forschungskolleg Humanwissenschaften am 8. und 9. November 2017. Eröffnet wird die „Bad Homburg Conference“ von Bundestagspräsidenten a.D. Prof. Norbert Lammert.

Die Bewertung digitaler politischer Kommunikation hat sich in den vergangenen Jahren stark ins Negative verschoben. Galten soziale Netzwerke zur Zeit des „Arabischen Frühlings“ 2010 noch als technische Grundlage demokratischen Wandels, stehen sie durch den wachsenden Populismus mehr und mehr im Ruf, Orte der Verbreitung von „Fake News“ und Echokammern für Wut und Hass auf politische und intellektuelle Eliten zu sein. Die digitale Kommunikation scheint mitunter eine ernsthafte Gefahr für die demokratische Willensbildung darzustellen.

„Wie verändert die Digitalisierung die politische Kommunikation?“ – diese Frage steht im Zentrum der Bad Homburg Conference 2017,

am Mittwoch, 8. November, 18.30 Uhr und Donnerstag, 9. November, 10 bis 17 Uhr, im Forschungskolleg Humanwissenschaften Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg v.d. Höhe,

die von Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, und Bad Homburgs Oberbürgermeister Alexander Hetjes eröffnet wird. Den Eröffnungsvortrag hält am Abend des 8. Novembers Bundestagspräsident a.D. Prof. Norbert Lammert.

Mit Impulsvorträgen führen am 9. November dann Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis vertiefend in das Thema ein. Die Medienwissenschaftlerin Prof. Sara Hoffmann (Bremen) und der Politikberater Julius van de Laar (Berlin) sprechen über den „direkten Draht zum Bürger“ und den neuen Charakter der politischen Kommunikation durch den Einsatz digitaler Medien. Die Juristin Prof. Indra Spiecker gen. Döhmann und der Politikwissenschaftler Dr. Thorsten Thiel (beide Goethe-Universität) gehen der Frage nach, ob mit der Nutzung digitaler Medien die Erosion demokratischer Kultur drohe.

Einen Blick in die Geschichte, in der geschürte Skandale und gestreute Gerüchte immer wieder eine Rolle gespielt haben, wirft der Historiker Prof. Frank Bösch (Potsdam), während die Mitbegründerin von AlgorithWatch Lorena Jaume-Palasí das Besondere heutiger „Fake News“ herausarbeitet. Der Medienwissenschaftler Prof. Jochen Venus (Siegen) und der Amerikanist Prof. Johannes Völz (Goethe-Uni) untersuchen das zwischen Kreativität und populistischer Vereinfachung oszillierende Potenzial von digitalen Medien. 

Wissenschaftlich geleitet wird die Konferenz vom Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften Matthias Lutz-Bachmann, Professor für Philosophie an der Frankfurter Goethe-Universität, sowie seinen Frankfurter Kollegen Heinz Drügh, Professor für Literaturwissenschaft, und Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte. Die Berliner Journalistin Christine Watty moderiert die Veranstaltung.

Die Bad Homburg Conferences wurden von der Stadt Bad Homburg und dem Forschungskolleg Humanwissenschaften (eine gemeinsame Initiative der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Werner Reimers Stiftung in Bad Homburg) ins Leben gerufen. Sie finden, zunächst über einen Zeitraum von fünf Jahren, einmal jährlich im Herbst am Bad Homburger Kolleg statt. Sie bieten der interessierten Öffentlichkeit ein Forum der Reflexion über wichtige politische und gesellschaftliche Fragen unserer Zeit. Ziel ist es, zu einem differenzierten Bild der jeweiligen Thematik zu gelangen und Anregungen für die Gestaltung unserer Zukunft zu geben.

Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos, allerdings ist eine Anmeldung bis 5. November 2017 erforderlich. Die Anmeldungsbestätigung ermöglicht den Eintritt am Veranstaltungstag.

Anmeldung per Email unter: anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de. Bitte geben Sie an, für welchen Veranstaltungsteil Sie sich interessieren – den Vortrag von Prof. Lammert am 8. November, 18:30 Uhr, oder den Konferenztag am 9. November, 10 bis 17 Uhr.

Informationen: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Tel.: 06172 13977 0; Iris Helene Koban (Geschäftsführerin des Forschungskollegs Humanwissenschaften), i.koban@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Beate Sutterlüty (Wissenschaftskommunikation), b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.

 

Okt 23 2017
09:57

Konsortium unter Beteiligung des Zentrums für interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) an der Goethe-Universität wird zum Knotenpunkt der deutschen Afrikaforschung

BMBF fördert „Maria Sibylla Merian Centre” an der Universität Ghana

FRANKFURT. Afrikanische Sichtweisen in Wissenschaft und Politik stärken, das ist das Ziel des neuen „Merian International Centre for Advanced Studies in Africa“ (MICAS Africa). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Zentrum zunächst bis Ende 2020 mit 1,7 Millionen Euro. Unter den deutschen Partnern ist auch das Zentrum für Interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) an der Goethe-Universität Frankfurt.

Das neue „Merian International Centre for Advanced Studies in Africa“ soll ein intellektuelles Programm und eine Forschungsagenda entwickeln, die letztlich die Bedeutung afrikanischer Wissensproduktion sichtbarer machen werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Zentrum als „Maria Sibylla Merian Centre“ zunächst in einer Vorbereitungsphase bis Ende 2020 mit 1,7 Millionen Euro. Über den erwarteten Förderzeitraum von zwölf Jahren wird die Gesamtförderung bis zu 18 Millionen Euro betragen. Federführend bei Aufbau und Koordination ist die Albert-Ludwigs-Universität mit dem Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) und dem Arnold-Bergstraesser-Institut für kulturwissenschaftliche Forschung (ABI).

Hauptstandort des „Merian International Centre for Advanced Studies in Africa“ (MICAS Africa)wird die University of Ghana in Accra sein, ein zweiter Standort entsteht am Centre de Recherches sur les Politiques sociales in Dakar/Senegal. MICAS Africa wird damit das erste Institute for Advanced Studies auf dem afrikanischen Kontinent außerhalb von Südafrika. Die Eröffnung des MICAS Africa ist für Mitte 2018 vorgesehen. Als deutsche Partner sind das Deutsche Historische Institut Paris als Mitglied der Max-Weber-Stiftung, das German Institute of Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg, die Universität Konstanz und das Zentrum für Interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) an der Goethe-Universität Frankfurt beteiligt. Das Forschungszentrum Point Sud in Mali und sein stetig wachsendes Netzwerk von Partnern im anglo-, franko- und lusophonen (portugiesischsprachigen) Afrika soll eine zentrale Rolle bei der Überwindung der Sprachbarrieren in Afrika spielen.

Das Konsortium setzt seinen thematischen Schwerpunkt auf nachhaltige Regierungsführung. Themen wie Migration, demokratische Konsolidierung und ökologischer Umbau stehen in der Anfangsphase im Mittelpunkt interdisziplinärer Arbeit von Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen. Ein Hauptziel von MICAS Africa ist es, einen gewichtigen Beitrag zum Abbau globaler Wissensasymmetrien zu leisten. Dies soll durch die über Jahre angelegte Kooperation von Spitzen- und Nachwuchsforscherinnen und -forschern aus Afrika und der ganzen Welt gelingen.

Für das ZIAF an der Goethe-Universität und das mit der Universität verbundene Zentrum Point Sud in Mali ist der Erfolg des Antrags überaus bedeutsam. Innerhalb des Konsortiums ist das ZIAF das einzige dezidierte Afrikazentrum – was im Umkehrschluss auch bedeutet: Das ZIAF ist das einzige Afrikazentrum in Deutschland, das bei dieser Förderinitiative erfolgreich war. Seine Rolle wird darin bestehen, seine Afrikaexpertise in enger Kooperation mit dem FRIAS aktiv in den Aufbau des Zentrums in Ghana einzubringen. Darüber hinaus wird Frankfurt zusammen mit Point Sud in Bamako langfristig für die afrikaweite Verbreitung der Zentrumsaktivitäten über die Grenzen von Ghana und Senegal hinaus verantwortlich sein und wird hierfür in der Hauptphase auch mit Personal- und Sachmitteln unterstützt. Ein zentrales Element dabei ist das Netzwerk Point Sud, dass im Laufe der letzten Jahre im Rahmen des DFG-Programms Point Sud entstanden ist. Das Netzwerk umfasst nunmehr Partner aus Burkina Faso, Gabun, Mali, Mosambik, Niger, Senegal und Südafrika und führt neben den Veranstaltungen des DFG-Programms auch Doktorandenschulen durch, die vom Stellenbosch Institute for Advanced Studies (STIAS) finanziert werden. Gemeinsam arbeitet man an Drittmittelanträgen. Die riesige Adressdatenbank von ehemaligen Teilnehmern des Programms bildet den idealen Grundstock, um die Aktivitäten des neuen Merian Centres ohne Zeitverlust in ganz Afrika zu kommunizieren.

Weitere Informationen zu den Partnern des Konsortiums:

Presseerklärung des BMBF: https://www.bmbf.de/de/forschungskolleg-nachhaltiges-regieren-entsteht-in-ghana-5009.html

Veranstaltungen

Aug 30 2017
10:19

Vortrag des Trienter Historikers Gustavo Corni am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität

Späte Kolonialmacht: Wie Italien Äthiopien erobert hat

BAD HOMBURG. Unter Benito Mussolini trat Italien als späte Kolonialmacht auf und eroberte Äthiopien, das Land am Horn von Afrika. Wie Diktatur und Kolonialismus miteinander verflochten waren, darüber spricht der Trienter Historiker Prof. Gustavo Corni am Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg.

Der pittoreske Palazzo auf der berühmten Piazza Venezia in Rom war zur Zeit des italienischen Faschismus Regierungssitz Benito Mussolinis. Vom Balkon aus sprach er gerne zu den Massen – so auch am 9. Mai des Jahres 1936: Der Diktator proklamierte im Anschluss an die Besetzung der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba die Wiedergeburt des altrömischen Kaiserreiches. Diese verspätete kolonialistische Eroberung, getarnt durch die Bezeichnung „Krieg von Äthiopien“, war die Vollendung der imperialistischen Dynamik Italiens im sogenannten „Horn von Afrika“. Italien hinkte dem europäischen Imperialismus, der am Ende des 19. Jahrhunderts bereits seinen Höhepunkt erreicht hatte, zeitlich hinterher. Aber die Eroberung Äthiopiens war anders angelegt: Mussolinis Massendiktatur unterschied sich grundlegend von den Nationalstaaten des vorhergehenden Jahrhunderts. Gustavo Corni, Experte für die Geschichte der Diktaturen im 20. Jahrhundert, wird in seinem Vortrag die problematische Verflechtung von Kolonialismus und Diktatur analysieren.

Zum Vortrag 

„Ein Kolonialreich als late comer: Italien in Äthiopien“ am Dienstag, 5. September, um 19 Uhr, im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Am Wingertsberg 4, Bad Homburg 

lädt das Historische Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften ganz herzlich ein.

Gustavo Corni ist Professor für Zeitgeschichte an der Universität Trient. Er war 2014 am Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften Gastwissenschaftler des Themenjahres „Die Welt von 1914“. Während seines Aufenthaltes arbeitete er an einer Monographie zur Geschichte des Nazismus, die kurz darauf erschienen ist (Gustavo Corni, Breve storia del nazismo: 1920-1945. Bologna: Il Mulino 2015). Aktuell forscht er zum Thema „Der italienische Faschismus und der Traum von einem neuen Imperium“ und ist im September im Rahmen des Themenjahres „Imperien und ihr Ende“ Fellow des Historischen Kollegs.

Die Programmbeauftragten für das aktuelle Themenjahr „Imperien und ihr Ende“ sind Christoph Cornelißen, Professor für Neueste Geschichte an der Goethe-Universität, und Thomas Duve, Direktor des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte und Professor für vergleichende Rechtsgeschichte an der Goethe-Universität. Das Forschungskolleg Humanwissenschaften ist Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität hat das Forschungskolleg 2014 das Historische Kolleg ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern als geisteswissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Wissenschaftlicher Koordinator des Programms ist Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität. Hauptförderin des Historischen Kollegs ist die Dagmar-Westberg-Stiftung.

Bitte melden Sie sich zum Vortrag an unter: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Informationen: Ellinor Schweighöfer, Tel.: 06172-13977-14 oder -0, schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de.

Forschung

Jul 17 2017
16:25

Steuerung der Transkription von DNA zu RNA: Erst Pausen machen Regulation effektiv

Vom richtigen Timing in der Zelle

FRANKFURT. Das Überleben der Zelle ist auch eine Frage des richtigen Timings: Forscher der Goethe-Universität haben gemeinsam mit Kollegen die Puzzle-Teile des dafür zuständigen Mechanismus gefunden und das bisher umfassendste Modell dieses Vorgangs vorgestellt. Ihre Forschung wurde in der Zeitschrift „eLife“ veröffentlicht.

Einer der Kernlehrsätze der Biologie besagt, dass Informationen von der DNA zur RNA fließen, damit Proteine kodiert werden können, die für spezifische Zellfunktionen erforderlich sind. Genauso entscheidend wie der genetische Code ist wohl die genaue zeitliche Steuerung dieses Informationsflusses. Durch Produktion der richtigen RNA und der richtigen Proteine zur rechten Zeit kann eine Zelle ihre Funktion und ihr Überleben sichern. Eines dieser Steuerungselemente, der RNA-Schalter oder Riboswitch, wird als potentielles Ziel für Antibiotika angesehen.

Nach mehr als zehnjähriger Arbeit konnte Prof. Harald Schwalbes Forschungsgruppe an der Goethe-Universität mit Dr. Boris Fürtig sowie Prof. Jens Wöhnert von der Abteilung für Molekulare Biowissenschaften der Goethe-Universität, der Süß-Gruppe der Technischen Universität Darmstadt und dem Landick-Team der University of Wisconsin die Puzzle-Teile eines Riboswitch-basierten Steuerungsprozesses im Bacterium Bacillus subtilis zusammenfügen und damit das bisher umfassendste Modell für den genauen Zeitablauf des Riboswitch-Mechanismus vorstellen.

Ein Riboswitch ist ein kurzes Stück der RNA, das sich zu unterschiedlichen Strukturen falten kann, je nachdem, ob sich ein kleines Botenmolekül an ihn bindet oder nicht. Riboswitche, die den Übersetzungsprozess von DNA zu RNA steuern, signalisieren den verschiedenen Strukturen der umgebenden RNA-Polymerase während der laufenden Transkription, ob die Produktion von RNA fortzusetzen (EIN) oder einzustellen (AUS) ist. In ihrer kürzlich in eLife veröffentlichten Arbeit untersuchten die Schwalbe-Gruppe und ihre Forschungspartner sowohl den freien als auch den im Transkriptionskomplex gebundenen xpt-pbuX-Riboswitch in An- und Abwesenheit des Botenmoleküls Guanin. So konnten sie nicht nur nachweisen, dass der Wechsel von der AUS- auf die EIN-Stellung eine gewisse Zeit benötigt, sondern auch, dass dies zu einer Besonderheit im Steuerungsprozess führt.

Die RNA-Polymerase liest sich an einem DNA-Strang entlang und bildet dabei die entsprechende RNA; sie erreicht die Stelle, die für den xpt-pbuX-Riboswitch kodiert, transkribiert ihn in RNA und setzt dann ihren Weg auf dem DNA-Strang fort. Nach bisherigen Erkenntnissen war unklar, wie die RNA-Polymerase die Transkription nachfolgender Gene durchführen kann, da in den Experimenten die AUS-Stellung des Riboswitches, unabhängig von der Anwesenheit von Guanin, eingenommen wurde. Schwalbe und seine Forschungskollegen fanden nun heraus, dass bestimmte Sequenzen, die in der DNA kodiert sind, dafür sorgen, dass die Transkription pausiert und sich somit das Zeitfenster für den Umfaltungsprozess erweitert. Nach Synthese des xpt-pbuX-Riboswitch trifft die RNA-Polymerase auf dieses „Pausenzeichen“, bremst ab und räumt so dem Riboswitch genügend Zeit für seine Umfaltung ein.

Diese Arbeit stellt das bisher detaillierteste kinetische Modell für die Riboswitch-Funktion vor und unterstreicht die Bedeutung von Pausenstellen für unser Verständnis von Riboswitchen im Allgemeinen. Da Forscher erwägen, diese RNA-Schalter als Werkzeuge für Anwendungen der synthetischen Biologie zu nutzen, tun sie gut daran, dabei die Geschwindigkeit der RNA-Polymerase zu bedenken, die von Bakterium zu Bakterium variiert.

Prof. Harald Schwalbe ist seit 2002 Professor für Organische Chemie an der Goethe-Universität. In seiner Forschung nutzt er die NMR-Spektroskopie, um molekulare Mechanismen der Regulation, der Proteinfaltung und von pharmazeutischen Wirkstoffen aufzuklären.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/67358287

Bildunterschrift: Die beteiligten Forscher Dr. Boris Fürtig (von links), Sara Keyhani, Prof. Harald Schwalbe, Prof. Dr. Jens Wöhnert und Dr. Florian Sochor vor einem der Spektrometer, mit denen die Messungen gemacht wurden. (Foto: Daniel Hymon)

Publikation: Steinert H, Sochor F, Wacker A, Buck J, Helmling C, Hiller F, Keyhani S, Noeske J, Grimm S, Rudolph MM, Keller H, Mooney RA, Landick R, Suess B, Fürtig B, Wöhnert J, Schwalbe H.; Pausing guides RNA folding to populate transiently stable RNA structures for riboswitch-based transcription regulation.;Elife; 2017; doi: 10.7554/eLife.21297.

Informationen: Prof. Dr. Harald Schwalbe, Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie, Zentrum für Biomolekulare Magnetische Resonanz, Fachbereich Biochemie, Chemie, Pharmazie, Campus Riedberg, email: schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de 

Veranstaltungen

Jun 29 2017
13:35

Abschluss des Themenschwerpunkts „Varianten des Kapitalismus – der atlantische Raum und Asien“ am Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften

Das Ende des Kapitalismus?

BAD HOMBURG. Zum Abschluss des Themenschwerpunkts „Varianten des Kapitalismus – der asiatische Raum und Asien“ veranstaltet das Historische Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften eine öffentliche Podiumsdiskussion zu „Postkapitalismus: Grundriss einer neuen Wirtschaftsweise“. Sie findet statt am

Freitag (7. Juli) um 20.00 Uhr
im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Am Wingertsberg 4,
Bad Homburg vor der Höhe.
 

Aus Ausgangspunkt der Diskussion sollen zwei Fragen sein: Zeichnet sich im technisch-digitalen Wandel von Arbeit, Konsum und Finanzen schon seit längerem eine völlig neue Wirtschaftsweise ab? Ist diese mit dem klassischen, letztlich auf dem Antagonismus von „Arbeit“ und „Kapital“ beruhenden Verständnis von Kapitalismus überhaupt nicht mehr zu begreifen? Auf dem Podium werden debattieren: der Publizist Robert Misik (Wien), der Soziologe PD Dr. Harald Wolf (Göttingen), der Zeithistoriker Prof. Andreas Rödder, der Sozialhistoriker Prof. Jürgen Kocka (Berlin) sowie Prof. Werner Plumpe, Wirtschaftshistoriker an der Goethe-Universität und federführender Wissenschaftler des Themenjahres „Varianten des Kapitalismus“. Moderator ist der Wirtschaftsjournalist Dr. Rainer Hank, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Eine von der Wirtschaftshistorikerin Friederike Sattler konzipierte wissenschaftliche Tagung zum Thema „Postkapitalismus? Arbeit, Konsum und Finanzen im digitalen Wandel“ wird am nächsten Tag den Themenkomplex abschließen.

Im Rahmen des Themenschwerpunkts „Varianten des Kapitalismus – der atlantische Raum und Asien“ haben zahlreiche Vorträge, Seminare und interdisziplinäre Workshopseine neue Perspektive auf die Evolution verschiedener Varianten des globalen Kapitalismus in der atlantischen Welt und Asien erschlossen.Im Kern ging es darum, die Strukturmerkmale des modernen Kapitalismuskritisch zu überprüfen, dazu gehören u.a.die individuellen Eigentums- und Verfügungsrechte und die viel zitierte „freie Lohnarbeit“.

Das Forschungskolleg Humanwissenschaften ist Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität hat das Forschungskolleg 2014 das Historische Kolleg ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern aus aller Welt als geisteswissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Wissenschaftlicher Koordinator des Programms ist Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität. Hauptförderin des Historischen Kollegs ist die Dagmar-Westberg-Stiftung. Der Themenschwerpunkt „Varianten des Kapitalismus“ wurde von dem Unternehmer Stefan Quandt gefördert.

Anmeldung für die Podiumsdiskussion an: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Informationen: Ellinor Schweighöfer, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Bad Homburg, Tel.: 06172-13977-14 oder -0, E-Mail: schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Veranstaltungen

Jun 21 2017
10:49

Öffentliche Auftaktveranstaltung des LOEWE-Schwerpunkts „Religiöse Positionierung“

Navid Kermani und Jan Assmann im Gespräch über „Religiöse Differenz in pluraler Gesellschaft“

FRANKFURT. Mit einer öffentlichen Veranstaltung in der Goethe-Universität startet der neue LOEWE-Schwerpunkt „Religiöse Positionierung: Modalitäten und Konstellationen in jüdischen, christlichen und islamischen Kontexten“ in der kommenden Woche offiziell seine Forschungsarbeit. Zwei prominente Persönlichkeiten konnten die Organisatoren für ein Gespräch über „Religion und religiöse Differenz in pluraler Gesellschaft“ an der Goethe-Universität gewinnen: Dr. Navid Kermani, deutsch-iranischer Schriftsteller und habilitierter Orientalist, und Prof. Dr. Jan Assmann, Ägyptologe und Kulturwissenschaftler, Emeritus der Universität Heidelberg. Es findet statt

am 28. Juni (Mittwoch) um 18.15 Uhr
im Hörsaalzentrum, HZ 1, Campus Westend.

Nach der Vorstellung des Forschungsschwerpunkts durch Prof. Dr. Christian Wiese, Sprecher des vom Land Hessen geförderten Forschungsverbunds und Inhaber der Martin-Buber-Professur für jüdische Religionsphilosophie, wird zunächst Isaak Dentler, Schauspiel Frankfurt, das Kapitel „Licht“‘ aus Kermanis Buch „Ungläubiges Staunen. Über das Christentum“ lesen. Das Gespräch zwischen Assmann und Kermani moderiert Prof. Dr. Joachim Valentin, Direktor des „Haus am Dom“ und Mitglied des Beirats im LOEWE-Schwerpunkt.

Kermani, der 2015 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde, war schon mehrmals zu Gast an der Goethe-Universität, u.a. hielt er 2010 die viel beachtete Poetik-Vorlesung. Der Orientalist kritisiert einen mit der „kompletten Verdrängung des Religiösen“ einhergehenden „religiösen Analphabetismus“, der zu einer „grundlegenden Verarmung der Gesellschaft“ führe. Religiöse Toleranz und Religionsfreiheit benennt er als bedeutsame europäische Werte und fordert, im Sinne der Aufklärung, Achtung vor dem Glauben und der Weltanschauung anderer. Assmann, der sich insbesondere als Ägyptologe einen Namen gemacht hat, ist unter anderem durch Arbeiten zur Theorie des kulturellen Gedächtnisses hervorgetreten. Er hat mit seinen Reflexionen über die „mosaische Unterscheidung“ zwischen wahr und falsch wichtige Debatten über das Verhältnis von Monotheismus und Gewalt sowie über die Pluralismusfähigkeit der monotheistischen Religionen ausgelöst.

Der LOEWE-Schwerpunkt

„Aktuelle Debatten über die gesellschaftlichen und kulturellen Folgen der Zuwanderung von Geflüchteten zeigen, dass sich Einwanderungsgesellschaften künftig auf ein weit höheres Maß an religiös-kultureller Pluralisierung und dadurch ausgelösten Ängsten und Konflikten einstellen müssen“, so der Sprecher des Forschungsverbundes, Christian Wiese. Und hier setzen die Forscherinnen und Forscher mit ihrem interdisziplinären und interreligiösen Konzept an: Sie untersuchen den Umgang der großen monotheistischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam – mit religiöser Vielfalt und Differenz in Vergangenheit und Gegenwart. Dazu noch einmal Wiese: „Während andere interreligiöse Pluralismus- oder Dialogkonzepte zum Teil auf eine konsensorientierte, harmonisierende Überwindung von Gegensätzen zielen, wählen wir eine andere Perspektive: Wir gehen davon aus, dass Religionen grundsätzlich positionell und somit konflikthaft, deshalb aber nicht zwangsläufig pluralismusunfähig sind, sondern Differenzen ernst nehmen und zu achten vermögen.“

Das Projekt wird vom Land Hessen mit einer Summe von knapp 4,5 Millionen Euro gefördert, der Förderzeitraum reicht von 2017 bis 2020. Federführende Institution ist die Goethe-Universität, sie kooperiert mit der Justus-Liebig-Universität Gießen. „Die Kooperation zwischen den beiden Universitäten in Frankfurt und Gießen leistet schon seit einigen Jahren einen innovativen Beitrag zu Fragen von Religion und Gesellschaft, religiöser Differenz und Interreligiösität sowie Migration und Integration. Darauf gilt es jetzt aufzubauen“, sagt Prof. Dr. Roderich Barth, Mitantragssteller aus Gießen und inzwischen Professor an der Universität Leipzig. Der Fachbereich Evangelische Theologie an der Goethe-Uni ist bereits mit dem Institut für Theologie an der Justus-Liebig-Universität eng verbunden; gemeinsam werden auch nichtkonfessionelle religionswissenschaftliche und –philosophische Studiengänge angeboten, die programmatisch auf die Thematik religiöser Vielfalt ausgerichtet sind. Ferner hat das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Land Hessen geförderte Zentrum für Islamische Studien Frankfurt/Gießen in den vergangenen Jahren eine führende Rolle im Bereich einer modernen islamisch-theologischen Wissenschaft eingenommen. Alle beteiligten Disziplinen, darunter auch die Jüdischen Studien und die beim Exzellenzcluster „Normative Orders“ angesiedelten Projekte, werden die Mitwirkung an dem Forschungsschwerpunkt auch dazu nutzen, um bestehende internationale Kooperationen auszubauen und neue zu initiieren.

Inzwischen haben – neben der Koordinatorin Dr. Nina Fischer – zehn Postdocs und sechs Promovierende aus Deutschland, Israel, Syrien und den USA ihre interdisziplinäre Arbeit an 13 Teilprojekten aus der Theologie, Religionswissenschaft, Ethnologie, Soziologie und Judaistik sowie den Islamischen Studien und den Erziehungswissenschaften aufgenommen. Sie werden nicht nur ihre Forschungsergebnisse publizieren, sondern darüber hinaus eine Vielzahl von Konferenzen und Workshops durchführen und insbesondere Veranstaltungen und Gesprächsforen zu gesellschaftlich aktuellen Themen mit anderen Bildungseinrichtungen in der Stadt Frankfurt und in der Region initiieren. Die Zusammenarbeit mit dem Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg ermöglicht es zudem, zeitweise Fellows aus dem In- und Ausland einzuladen, die das Themenspektrum des Forschungsschwerpunkts über die beteiligten Teilprojekte hinaus bereichern werden.

Information: Prof. Dr. Christian Wiese, Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich Evangelische Theorie, Campus Westend, Tel. (069) 798 33313; E-Mail: c.wiese@em.uni-frankfurt.de, und Dr. Nina Fischer, LOEWE-Schwerpunkt „Religiöse Positionierung“, Campus Bockenheim, Tel. (069) 798 33282; E-Mail: n.fischer@em.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Jun 8 2017
11:05

Diskussionsabende an der Goethe-Uni: „regards croisés“ - ein deutsch‐französischer Blickwinkel

Frankreich und Deutschland im Superwahljahr 2017

FRANKFURT. 2017 ist für Frankreich und Deutschland ein Superwahljahr: Unsere französischen Nachbarn absolvieren von April bis Juni einen Wahlmarathon, und im September finden Bundestagswahlen statt. Im Rahmen eines interdisziplinären Lehrprojekts laden das Institut für Romanische Sprachen und Literaturen sowie das Institut für Politikwissenschaft ein zu zwei Diskussionsabenden mit Gästen aus Frankreich und Deutschland. Der erste Abend ist dem Thema gewidmet:

„Frankreich: Ein Land im Ausnahmezustand wählt“
12. Juni 2017, 18 (s.t.) Uhr
Campus Westend, Raum: PEG 1.168

Die französischen Präsidentschaftswahlen 2017 und der erste Wahldurchgang der Parlamentswahlen (11. Juni) werfen Fragen auf für Politik und Gesellschaft in Frankreich, und für die deutsch-französische Zusammenarbeit in Europa. Am 12. Juni diskutieren der Politikwissenschaftler und Wahlforscher Dr. Bruno Cautrès (SciencesPo Paris) und der Romanist und Frankreichkenner Prof. Dr. Hans‐Jürgen Lüsebrink (Universität des Saarlandes) über die Lage in Frankreich. Das Gespräch findet in deutscher und französischer Sprache statt (Dolmetscherin: Heidi Ruppert) und wird moderiert von der Politikwissenschaftlerin und Europaforscherin Prof. Dr. Sandra Eckert (Goethe Universität).

Ein zweiter Diskussionsabend am 27. Juni wird die Frage erörtern:

„Deutschland: Stabilitätsanker oder Land im Umbruch?“
27. Juni 2017, 19 (s.t.) Uhr,
Campus Westend, Raum: Casino 1.801.

Es diskutieren die Historikerin und Deutschlandexpertin Prof. Dr. Hélène Miard‐Delacroix (Université Paris Sorbonne, im WS 2016/17 Alfred‐Grosser‐Gastprofessur an der Goethe-Universität) und die Politikwissenschaftlerin und Wahlforscherin Prof. Dr. Sigrid Roßteutscher (Goethe-Universität) über ihre Einschätzungen zu den Bundestagswahlen 2017, sowie die Rolle der künftigen Bundesregierung in Europa. Die Moderation übernimmt der Historiker Prof. Dr. Pierre Monnet, Forschungsdirektor an der École des Hautes Études en Sciences Sociales Paris und Leiter des Deutsch‐Französischen Instituts der Geschichts‐und Sozialwissenschaften an der Goethe-Universität.

Die Leitung des interdisziplinären Lehrprojektes, das vomFörderfonds Lehrean der Goethe-Universität unterstützt wird, liegt bei Valérie Kuhlmann (Fachbereich 10) und Prof. Dr. Sandra Eckert (Fachbereich 03). Die Veranstaltung ist Teil der Vortragsreihe EuropaDialoge/Dialogues d’Europe und des Rahmenprogrammes „Frankreich. Ehrengast der Frankfurter Buchmesse“. Die EuropaDialoge werden organisiert am Forschungskolleg Humanwissenschaft (Leitung Prof. Dr. Matthias Lutz‐Bachmann) und am Deutsch‐Französischen Institut der Geschichts‐und Sozialwissenschaften (Leitung Prof. Dr. Pierre Monnet).

Veranstaltungen

Mai 16 2017
13:14

Auftakt der Vortragsreihe „Imperien und ihr Ende“ im Schloss Bad Homburg

1917: multiethnische Imperien in der Krise

BAD HOMBURG. Bis in das 20. Jahrhundert hinein lebten in Imperien wie der Habsburger Monarchie Angehörige verschiedener Religionen und Volksgruppen meist friedlich zusammen – das war damals der „historische Normalfall“. Was passiert jedoch, wenn das multiethnische Geflecht in Ungleichgewicht gerät und die Kategorie der „Nation“ in den Vordergrund rückt? Jörn Leonhard, Professor für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, widmet sich in seinem Vortrag „Die Krise der Loyalität: Die multiethnischen Imperien im Schlüsseljahr 1917“ dieser Frage und wirft einen Blick auf das für das Ende von Imperien schlüsselhafte Jahr 1917

am Donnerstag (18. Mai) um 19 Uhr
im Schloss Bad Homburg.

Schon seit Beginn des Ersten Weltkrieges hatten die europäischen Kriegsakteure auf das Prinzip von Nation und Nationalstaat gesetzt, um Verbündete zu gewinnen. Damit aber provozierten sie in den Gesellschaften der multiethnischen Imperien Russlands, der Habsburger Monarchie und des Osmanischen Reiches umfassende nationalpolitische Erwartungen. Das erklärt weitere Phänomene: die deutsche Unterstützung für ukrainische und finnische Nationalisten, die Konkurrenz von Deutschen und Russen um polnische Unterstützung, wobei den Polen im Gegenzug weitgehende nationale Autonomie versprochen wird, die Unterstützung aus London und Paris für palästinensische und arabische Unabhängigkeitsbewegungen gegen das Osmanische Reich, aber auch die Angst der Briten vor einer osmanischen Strategie, die Inder gegen die britische Herrschaft aufzuwiegeln. Vor diesem Hintergrund beleuchtet Jörn Leonhard die Krise überkommener Loyalitäten in den multiethnischen Großreichen im Schlüsseljahr des Krieges.

Jörn Leonhards Vortrag ist Auftakt der fünfteiligen Vortragsreihe „Imperien und ihr Ende“, die gemeinsam von der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen und dem Historischen Kolleg des Forschungskollegs Humanwissenschaften veranstaltet wird. Die Vortragsreihe wiederum ist Bestandteil des gleichnamigen Themenjahres im Historischen Kolleg, in dessen Rahmen dem „Imperium“ als wichtigem Forschungsgegenstand der Geschichte und Rechtsgeschichte mit einem reichhaltigen Forschungs- und Veranstaltungsprogramm Rechnung getragen wird.

Weitere Themen und Termine der Vortragsreihe im Überblick (Beginn jeweils 19 Uhr, Ort: Schloss Bad Homburg)

  • 8. Juni (Donnerstag): Ulrike Freitag (Professorin für Islamwissenschaft, Freue Universität Berlin) mit „Der Zusammenbruch des Osmanischen Imperiums und seine Folgen“
  • 22. Juni (Donnerstag): Joachim von Puttkamer (Professor für Osteuropäische Geschichte, Friedrich-Schiller-Universität Jena), „‘Möge Gott der Herr Rußland schützen.‘ Der Untergang des Zarenreiches in der Russischen Revolution“
  • 6. Juli (Donnerstag): Benedikt Stuchtey (Professor für Neuere Geschichte, Philipps-Universität Marburg), „Nach dem Krieg: Die Imperien in der Kritik“
  • 12. Juli (Mittwoch): Christoph Cornelißen (Professor für Neueste Geschichte, Goethe-Universität) „Der Zusammenbruch der Imperien in Europa und die Suche nach neuen Ordnungen“

Die Programmbeauftragten des Historischen Kollegs für das Themenjahr 2017 „Imperien und ihr Ende“ sind Christoph Cornelißen, Professor für Neueste Geschichte an der Goethe-Universität, und Thomas Duve, Direktor des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte und Professor für vergleichende Rechtsgeschichte an der Goethe-Universität. Das Forschungskolleg Humanwissenschaften ist Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität hat das Forschungskolleg 2014 das Historische Kolleg ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern aller Welt als geisteswissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Wissenschaftlicher Koordinator des Programms ist Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität. Hauptförderin des Historischen Kollegs ist die Dagmar-Westberg-Stiftung.

Informationen: Ellinor Schweighöfer, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, Bad Homburg, Tel.: 06172-13977-14 oder -0, schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de.Zu den Veranstaltungen im Schloss Bad Homburg ist keine Anmeldung erforderlich.

Sonstige

Mai 3 2017
17:48

Förderung universitärer Spitzenforschung im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften am Forschungskolleg Humanwissenschaften

Start des Goethe-Fellowship-Programms

FRANKFURT. Das Goethe-Fellowship-Programm, das 2017 mit der Berufung der ersten Goethe-Fellows beginnt, stand heute im Zentrum des Empfangs zur Eröffnung des Sommersemesters am Forschungskolleg Humanwissenschaften. Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff, stellte das Programm als ein wichtiges Instrument universitärer Forschungsförderung vor. Das Programm wurde vom Direktor des Kollegs, Prof. Matthias Lutz-Bachmann, gemeinsam mit dem Direktorium des Kollegs und dem Präsidium der Universität entwickelt. Es geht darum, Professorinnen und Professoren der Universität bei der Entwicklung innovativer Fragestellungen im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften zu unterstützen.

Anfang 2017 wurden folgende Personen berufen: Die Soziologin Prof. Daniela Grunow möchte sich in ihrem Projekt mit dem Arbeitstitel „Contested Social Structures“ mit der disziplinenübergreifenden Analyse des Verhältnisses von sich wandelnder Sozialstruktur und politischer Orientierung befassen. Der Religionsphilosoph Prof. Christian Wiese möchte untersuchen, wie sich die Vertreter von Judentum, Christentum und Islam wechselseitig wahrnehmen und wie kulturelle Interaktionen, religiös-politische Konflikte und dialogische Annäherungen beschrieben werden können. Der Sinologe Prof. Iwo Amelung schließlich plant ein Projekt über „Chinesisches Wirtschaftsdenken“, das nicht nur theoriegeschichtlich interessant ist, sondern auch, angesichts der Wiedereingliederung Chinas in weltwirtschaftliche Zusammenhänge, aktuelle Relevanz hat. Dieses Projekt wird er gemeinsam mit dem Ökonomen Prof. Bertram Schefold durchführen, der als Senior Fellow ebenfalls Mitglied des Forschungskollegs Humanwissenschaften wird.

Konkret sieht das Programm vor, dass den Professorinnen oder Professoren, die als Goethe-Fellow ans Kolleg berufen werden, für vier Jahre die Zeit, der Raum und die Mittel gewährt werden, eine neue Forschungsidee auszuarbeiten – welche den Ausgangspunkt für die Beantragung eines größeren Drittmittelprojekts bilden könnte. Beispielsweise können sie am Kolleg einschlägige Tagungen mit internationalen Gästen organisieren oder Forschungspartner aus dem Ausland zur gemeinsamen Arbeit ans Kolleg einladen. Hierfür erhalten sie nicht nur eine finanzielle Unterstützung, sondern vor allem auch Zeit, da ihnen eine kleine Reduktion ihrer Lehrverpflichtungen an der Universität eingeräumt wird. Wichtig ist, dass das Programm auch die Mittel bereithält, den damit verbundenen Lehrausfall durch Gastdozenten zu vertreten.

Fortsetzung bestehender Programme im Sommersemester 2017

Gleichzeitig gehen die bereits bestehenden Projekte am Forschungskolleg Humanwissenschaften auch im Sommersemester weiter. Folgende Gastwissenschaftler sind dazu eingeladen, am Kolleg zu arbeiten: Der Wissenschaftshistoriker und Religionsphilosoph Menachem Fisch (Tel Aviv); die Politikwissenschaftler Sara Amighetti (London), Amy Hondo (Princeton), Rinku Lamba (Neu Delhi), Miriam Ronzoni (Manchester), Christian Schemmel (Manchester), Isaac Taylor (Oxford), Fabio Wolkenstein (London) und Caleb Yong (Oxford); die Philosophen Iain Macdonald (Montreal) und Cristian Dimitriu (Toronto) sowie die Historiker Gustavo Corni (Trient), Robert von Friedeburg Lincoln/UK, Grazyna Jurkowlaniec (Warschau), Maciej Ptaszynski (Warschau), Daniela Rando (Pavia) und Nicole Reinhardt (Durham).

Das Historische Kolleg beginnt, unter der Federführung von Christoph Cornelißen und Thomas Duve, mit einer Reihe von Vorträgen und wissenschaftlichen Veranstaltungen über „Imperien und ihr Ende“. Die Reihe EuropaDialoge/Dialogues d’Europe wird mit Vorträgen von Thomas Betzwieser und Podiumsdiskussionen zu den Wahlen in Frankreich fortgesetzt werden. Weitere Informationen finden sich auf der Homepage: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de.

Forschungskolleg Humanwissenschaften
Am Wingertsberg 4
61348 Bad Homburg v.d. Höhe
Tel.: 06172/139770
E-Mail: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Wissenschaftskommunikation
Beate Sutterlüty
Tel.: 06172 / 13977-15
E-Mail: b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Historisches Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften
Ellinor Schweighöfer
Tel.: 06172 / 13977-14
E-Mail: schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Veranstaltungen

Apr 12 2017
17:01

Prof. Étienne François spricht am Forschungskolleg Humanwissenschaften über geschichtliche Identität des Kontinents

Vortrag: Europa als Erinnerungsgemeinschaft

BAD HOMBURG. Im Gegensatz zu den Jahren nach der Wiedervereinigung Deutschlands und Europas, die als Einstieg in ein neues Zeitalter des Friedens, der Freiheit und des Wohlstands gefeiert wurde, ist Europa heute Gegenstand von Diskussionen und Kritiken. Was ist Europa? Sind die Gemeinsamkeiten unter den Europäern stärker als ihre Unterschiede? Lässt sich Europa überhaupt als eine Gemeinschaft verstehen? Der deutsch-französische Historiker Prof. Étienne François wird in seinem Vortrag Perspektiven zur Beantwortung dieser entscheidenden Fragen aufzeigen:

am 18. April (Dienstag) um 19 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg.

Im Rückgriff auf ein kürzlich abgeschlossenes, gesamteuropäisches Forschungsprojekt über europäische Erinnerungsorte wird Étienne François die unterschiedlichen Formen der „Gegenwart des Vergangenen“ beschreiben, die das heutige Europa im globalen Kontext kennzeichnen. Dabei zeigt sich, dass die Europäer – trotz der oft gegensätzlichen Erinnerungskulturen – Erben einer gemeinsamen Geschichte sind. Eine der größten Herausforderungen besteht deswegen darin, aus den unterschiedlichen und gespaltenen Erinnerungen teilbare und geteilte Erinnerungen zu machen. 

Étienne Françoisist vor allem durch die drei Bände „Deutsche Erinnerungsorte“, die er 2001 zusammen mit Hagen Schulze im Münchener Beck-Verlag herausgab. Seine Forschungen befassen sich mit der deutschen und europäischen Geschichte wie auch mit der Geschichte der Erinnerungskulturen.Étienne Françoislehrte an den Universitäten Nancy, Paris und Berlin und war zwischen 1992 und 1999 Gründungsdirektor des deutsch-französisches Forschungszentrums für Sozial- und Geisteswissenschaften „Centre Marc Bloch“ in Berlin. Er ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Die Vortragsreihe „EuropaDialoge/Dialogues d’Europe“ wird vom Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität und dem an der Goethe-Universität angesiedelten Deutsch-Französischen Institut der Geschichts- und Sozialwissenschaften „Institut Franco-Allemand de Sciences Historiques et Sociales“ gemeinsam veranstaltet und von Prof. Matthias Lutz-Bachmann, Direktor des Forschungskollegs) und Prof. Pierre Monnet (Direktor des Deutsch-Französischen Instituts) wissenschaftlich geleitet, die auch zur Einführung sprechen werden.

Informationen: Beate Sutterlüty, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg, Tel.: 06172-139770, sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Um Anmeldung wird gebeten: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Veranstaltungen

Feb 10 2017
13:56

Vorträge des Historikers Dominic Lieven zum Themenjahr des Historischen Kollegs „Imperien und ihr Ende“

Das Ende des russischen Zarenreichs

BAD HOMBURG/FRANKFURT. Imperien stellten bis zum 20. Jahrhundert den „historischen Normalfall“ dar; sie erhoben den Anspruch, ein Weltreich zu präsentieren. Imperien zeichnen sich durch bestimmte Charakteristika aus: eine Machtstruktur mit multiethnischer Bevölkerung und verschiedenen Religionen, eine einheitliche Außenpolitik, aber keine vereinheitlichte Rechtsordnung im Inneren. „Imperien und ihr Ende“ ist das Thema, dem sich das Historische Kolleg am Forschungskolleg Humanwissenschaften in diesem Jahr widmet. Dazu gehört auch eine öffentliche Vortragsreihe.

Der britische Osteuropa-Historiker Dominic Lieven widmet sich dem Ende des russischen Zarenreichs; er hält sowohl in Bad Homburg als auch an der Goethe-Universität einen Vortrag

am Donnerstag (16. Februar) um 19 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg
Thema: „The End of Imperial Russia: Comparisons and Contexts“

am Freitag (17. Februar), 10 Uhr auf dem Campus Westend der Goethe-Universität, Seminarhaus Raum 3.108
Thema: Russia and the Coming of the Great War: anything new to say?

Lieven setzt sich mit dem schwierigen Transformationsprozess Russlands von einem erfolgreichen vormodernen Imperium zu einem Gemeinwesen des 20. Jahrhunderts auseinander. Er ist Professor für Russische Geschichte an der London School of Economics and Political Science sowie Senior Research Fellow des Trinity College Cambridge. Lieven gilt als Experte für die Geschichte des Russischen Kaiserreichs sowie die vergleichende Geschichte von Imperien.

Das Spektrum der weiteren Veranstaltungen reicht von der Fortsetzung imperialer Strukturen des Inka-Reiches durch die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert bis zu den kolonialistischen Bestrebungen Italiens in Äthiopien im 19. und 20. Jahrhundert. Eine zusätzliche kleine Vortragsreihe in Kooperation mit der Verwaltung Staatlicher Schlösser und Gärten Hessen, die im Schloss Bad Homburg stattfinden wird, thematisiert nicht nur den Zusammenbruch von neuzeitlichen Imperien in verschiedenen Regionen, sondern beschäftigt sich auch mit der Suche nach neuen Ordnungen.

Weitere Themen und Termine im Überblick:

  • 18. Mai (Donnerstag), 19 Uhr, Schloss Bad Homburg: Jörn Leonhard (Professor für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) zu „Imperien auf Abruf? Zur Lage der Imperien in Europa im Kriegsjahr 1917“
  • 8. Juni (Donnerstag), 19 Uhr, Schloss Bad Homburg: Ulrike Freitag (Professorin für Islamwissenschaft, Freue Universität Berlin) mit „Der Zusammenbruch des Osmanischen Imperiums und seine Folgen“
  • 22. Juni (Donnerstag.), 19 Uhr, Schloss Bad Homburg: Joachim von Puttkamer (Professor für Osteuropäische Geschichte, Friedrich-Schiller-Universität Jena) mit „‘Möge Gott der Herr Rußland schützen.‘ Der Untergang des Zarenreiches in der Russischen Revolution“
  • 6. Juli (Donnerstag), 19 Uhr, Schloss Bad Homburg: Benedikt Stuchtey (Professor für Neuere Geschichte, Philipps-Universität Marburg) mit „Antiimperialismus und der Zusammenbruch der Imperien“
  • 13. Juli (Donnerstag), 19 Uhr, Schloss Bad Homburg: Christoph Cornelißen (Professor für Neueste Geschichte, Goethe-Universität mit „Der Zusammenbruch der Imperien in Europa und die Suche nach neuen Ordnungen“
  • 5. September (Dienstag), 19 Uhr, Forschungskolleg Humanwissenschaften: Gustavo Corni (Professor für Zeitgeschichte, Universität Trient) zu „Ein Kolonialreich als late comer: Italien in Äthiopien“
  • 11. bis 12.Dezember, Forschungskolleg Humanwissenschaften: Vortrag und Gespräche mit Jeremy Mumford (Assistant Professor of History, Brown University Providence/Rhode Island) und Parker VanValkenburgh (Assistant Professor of Anthropology, Brown University) über „End of Empires – and their Afterlives: The case of late prehestoric and early colonial Peru”
  • 13. Dezember (Mittwoch, 19 Uhr, Forschungskolleg Humanwissenschaften: Abschlussveranstaltung: Podiumsdiskussion mit Experten zum Thema Imperien und ihr Ende

Die Programmbeauftragten des Historischen Kollegs für das Themenjahr 2017 sind Christoph Cornelißen, Professor für Neueste Geschichte an der Goethe-Universität, und Thomas Duve, Direktor des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte und Professor für vergleichende Rechtsgeschichte an der Goethe-Universität. Das Forschungskolleg Humanwissenschaften ist Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität hat das Forschungskolleg 2014 das Historische Kolleg ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern aller Welt als geisteswissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Wissenschaftlicher Koordinator des Programms ist Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität. Hauptförderin des Historischen Kollegs ist die Dagmar-Westberg-Stiftung.

Informationen: Ellinor Schweighöfer, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, Bad Homburg, Tel.: 06172-13977-14 oder -0, schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de. Um Anmeldung zu den Veranstaltungen im Forschungskolleg Humanwissenschaften wird gebeten: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.Zu den Veranstaltungen im Schloss Bad Homburg ist keine Anmeldung erforderlich.

Sonstige

Jan 24 2017
11:16

Frankfurter Stifterin mit 102 Jahren verstorben

Goethe-Universität trauert um Dagmar Westberg

FRANKFURT. Sie war eine große Persönlichkeit, eine großzügige Stifterin von Forschung und Kultur und ein gern gesehener Gast auf zahlreichen Veranstaltungen der Goethe-Universität: Dagmar Westberg, die erst im vergangenen Dezember ihren 102. Geburtstag feiern konnte, ist am Wochenende verstorben. „Wir sind sehr traurig! Dagmar Westberg hat sich auf ausgesprochen sympathische Weise für Forschung und Wissenschaft an der Goethe-Universität engagiert. Besonders die Geisteswissenschaften lagen ihr sehr am Herzen, hier hat sie viel bewegt. Sie war der Universität eine treue Wegbegleiterin. Wir werden Dagmar Westberg vermissen“, sagte Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff.

Prof. Matthias Lutz-Bachmann, Professor für Philosophie an der Goethe-Universität und Direktor des Forschungskolleg Humanwissenschaften, beschreibt das Engagement von Dagmar Westberg: „Wir verdanken Frau Westberg die Errichtung der Dagmar Westberg-Gastprofessur am Campus Westend und des Historischen Kollegs im Rahmen des Forschungskollegs Humanwissenschaften. Mit beiden Einrichtungen hat Frau Westberg die Forschungen der Goethe-Universität nachhaltig unterstützt und auf diesem Weg mit dazu beigetragen, dass die Goethe-Universität heute zu den weltweit führenden und international anerkannten Universitäten auf dem Gebiet der Geistes- und Kulturwissenschaften zählt.“

2010 wurde erstmals an der Goethe-Universität der Dagmar Westberg-Preis verliehen, der jährlich herausragende geisteswissenschaftliche Abschlussarbeiten honoriert, die einen Bezug zu Großbritannien haben. Mit dem zusätzlich eingerichteten Dagmar Westberg-Universitätsfonds sollen wissenschaftliche Studien zur britischen Literatur, Kultur und Geschichte an der Goethe-Universität vorangetrieben werden. Beides wird von der Deutsch-Britischen-Gesellschaft, deren Ehrenmitglied Dagmar Westberg ist, zusammen mit der Goethe-Universität verantwortet.

5. Dagmar-Westberg-Vorlesung: Der renommierte amerikanische Wissenschaftler Anthony T. Grafton, Henry Putnam Professor of History an der Princeton University, hält in dieser Woche drei öffentliche Vorträge an der Goethe-Universität zum Thema „Early Christianity in Early Modern Europe: Religion and Scholarship“ und ein Kolloquium zum Thema „Christianity, Antiquarianism and the Sense of the Past“. Am heutigen Dienstag (24.01.) und am Mittwoch (25.01.) spricht Grafton um 18.00 Uhr im Hörsaalzentrum, HZ 3, auf dem Campus Westend.

Veranstaltungen

Jan 23 2017
10:43

Vortrag des Historikers Thomas Maissen eröffnet neues Themenjahr am Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität

Das Ende der Imperien

BAD HOMBURG. Ob der Untergang des Inkareiches im 16. Jahrhundert oder der Zusammenbruch des alten Europas nach dem Ersten Weltkrieg: Das Ende von Imperien markierte immer einen radikalen Umbruch, der mit der Suche nach einer neuen Weltordnung verbunden war. Lange haben die Historiker diese Entwicklungen als einen mehr oder minder unausweichlichen Prozess beschrieben. Nach dem Ende des Kalten Krieges sowie in Anbetracht einer neuerlichen Welle des Nationalismus in Europa wird diese Sichtweise jedoch stärker hinterfragt. 2017 wendet sich auch das Historische Kolleg im Forschungskolleg der Goethe-Universität dem Thema „Imperien und ihr Ende“ zu.

Das neue Themenjahr wird mit dem Vortrag von Thomas Maissen, Direktor des Deutschen Historischen Instituts Paris, zum „Das Ende der Imperien: Epochenübergreifende Überlegungen“ eröffnet

am 30. Januar (Montag) um 19 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg.

Maissen schlägt eine Brücke vom Römischen Kaiserreich über das Heilige Römische Reich Deutscher Nation sowie dem Byzantinischen Reich bis zu den kurzlebigen Imperien des 19. und 20. Jahrhunderts und wirft ein Licht auf das Niedergangs- und Untergangsmotiv als festen Bestandteil in Erzählungen von Imperien.

Unter der Federführung der beiden Programmbeauftragten Thomas Duve, Direktor des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte und Professor für vergleichende Rechtsgeschichte an der Goethe-Universität, und Christoph Cornelißen, Professor für Neueste Geschichte an der Goethe-Universität, werden 2017 internationale Experten als Fellows am Forschungskolleg Humanwissenschaften zu dem Thema „Imperien und ihr Ende“ forschen. Das Programm des Themenjahres 2017 umfasst zudem eine Reihe von öffentlichen Vorträgen sowie wissenschaftliche Konferenzen.

Das Forschungskolleg Humanwissenschaften ist Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität hat das Forschungskolleg 2014 das Historische Kolleg ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern aus aller Welt als geisteswissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Wissenschaftlicher Koordinator des Programms ist Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität. Hauptförderin des Historischen Kollegs ist die Dagmar-Westberg-Stiftung.

Informationen: Ellinor Schweighöfer, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg, Tel.: 06172-13977-14 oder -0, schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; weitere Informationen zu den Vorträgen und Veranstaltungen unter: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Um Anmeldung wird gebeten: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Veranstaltungen

Jan 17 2017
11:05

Programm der 5. Dagmar-Westberg-Vorlesung – Öffentliche Vorträge, Diskussion und Kolloquium

Princeton-Historiker Grafton zur Gelehrsamkeit des Humanismus

FRANKFURT. Die 5. Dagmar-Westberg-Vorlesung übernimmt vom 23. bis 25. Januar der Historiker Anthony T. Grafton, Henry Putnam Professor of History an der Princeton University. Der renommierte amerikanische Wissenschaftler hält drei öffentliche Vorträge zum Thema „Early Christianity in Early Modern Europe: Religion and Scholarship“ und ein Kolloquium zum Thema „Christianity, Antiquarianism and the Sense of the Past“.

Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert entstand in Europa eine neue faszinierende Welt humanistischer Gelehrsamkeit. Diese Epoche, die der Historiker in den Blick nimmt, ist entscheidend in der Geschichte der Geisteswissenschaften. Anthony Grafton entwickelt in seinen wissenschaftsgeschichtlichen Vorträgen eine vollkommen neue Sicht auf die humanistische Gelehrsamkeit. Rückblickend erscheint der Humanismus vielfach als eine säkulare Bewegung. Grafton stellt aber heraus, dass sich die Gelehrten dieser Zeit mit überraschender Intensität der philologischen und historischen Erforschung der Kirchengeschichte widmeten und dabei höchst innovative Forschungsmethoden entwickelten. In der Frühen Neuzeit erforschten Gelehrte die Geschichte der Frühen Kirche, um ihre Vision einer modernen Kirche aufzuzeigen und zu verteidigen. Ihre wissenschaftlichen Entscheidungen wurden in einem hohen Maße von bestehenden religiösen Bindungen und von dem Empfinden bestimmt, dass es sich bei ihren Forschungen selbst um einen religiösen Akt handelte.

Anhand dreier Fallstudien, die Teil eines umfassenderen Projekts sind, interpretiert Grafton die Entwicklung der frühneuzeitlichen Gelehrsamkeit zum Frühen Christentum und zieht daraus vorläufige Schlussfolgerungen für die Charakterisierung des Verhältnisses von Religion und Wissenschaft in dieser Epoche. In dieser Zeit der christlichen Renaissance sammelten Bibliografen die verstreuten Texte der Kirchenväter und andere frühchristliche Dokumente. Gelehrte edierten die Schriften aus der Feder von Tertullian, Augustinus und Hieronymus, kommentierten sie kritisch und machten deutlich, dass die Kirchenväter keine Heiligen waren, denen vollkommene Autorität zukam, sondern Menschen, die häufig in theologische Streitigkeiten verstrickt waren. Historiker dieser Epoche verfassten auf der Grundlage neuer Archive mit kirchlichen Dokumenten ausführliche, auch widerstreitende geschichtliche Darstellungen der Ursprünge und der frühen Entwicklung des Christentums.

Termine und Themen im Einzelnen
23.1.(Montag), Beginn 18 Uhr, Campus Westend, Festsaal Casino: „Judaizing the Last Supper“
24.1. (Dienstag), Beginn 18 Uhr, Campus Westend, Hörsaalzentrum, HZ 3: „Reading the Witnesses“
25.1. (Mittwoch), Beginn 18 Uhr, Campus Westend, Hörsaalzentrum, HZ 3: „Finding the First Christians“

Kolloquium „Christianity, Antiquarianism and the Sense of the Past“ zu den Vorlesungen: 24.1. (Dienstag) von 10 bis 12 Uhr, Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg v.d. Höhe (Anmeldung unter jurewicz@em.uni-frankfurt.de)

Zur Person des Vortragenden
Nach seinem Studium am University College London (bei dem berühmten Althistoriker Arnaldo Momigliano) und an der University of Chicago, wo Grafton 1975 auch promovierte, lehrte der Historiker für kurze Zeit am Department of History der Cornell University. Noch im selben Jahr erhielt er einen Ruf an die Princeton University, an der er bis heute wirkt. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der Kulturgeschichte der Renaissance, der Geschichte des Buches und seiner Leser, der Geschichte der Gelehrsamkeit in Westeuropa von der Antike bis ins 19. Jahrhundert sowie der Wissenschaftsgeschichte von der Antike bis zur Renaissance.

Zu seinen zahlreichen Büchern zählt eine profunde Studie der Gelehrsamkeit des herausragenden Philologen der Spätrenaissance, Joseph Justus Scaliger, eine Darstellung der Bedeutung des Bildungsprogramms der Renaissance (From Humanism to the Humanities, 1986) sowie Studien zu dem Astrologen Girolamo Cardano (1999) und zu dem Humanisten Leon Battista Alberti (2000). Sein originellstes und zugleich zugänglichstes Werk ist „The Footnote: A curious history“ (1997; in der deutschen Übersetzung: „Die tragischen Ursprünge der deutschen Fußnote“), eine Fallstudie zur Geschichte der Geschichtsschreibung von unten.

Er hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter ein Guggenheim Fellowship (1989), den Los Angeles Times Book Prize (1993), den Balzan Prize for History of Humanities (2002) sowie den Mellon Foundation’s Distinguished Achievement Award (2003). Er ist zudem Mitglied der American Philosophical Society and der British Academy.

Zur Dagmar-Westberg-Vorlesung
Die Gastprofessur ist nach dem Vorbild amerikanischer Lectures konzipiert. Sie wird aus einem Stiftungsfonds finanziert, den die Mäzenin Dagmar Westberg zur Verfügung gestellt hat. Nach dem Willen der Stifterin soll das Geld ausschließlich für die Geisteswissenschaften verwendet werden. So kann die Goethe-Universität jährlich eine/n weltweit renommierte/n Forscher/in nach Frankfurt einladen. In den vergangenen vier Jahren fiel die Wahl auf den Germanisten Peter Strohschneider, der nun DFG-Präsident ist, die amerikanische Philosophin Martha Nussbaum, den deutsch-amerikanischen Archäologen Lothar von Falkenhausen und den Berliner Theologen Christoph Markschies.

Informationen: Prof. Dr. Christian Wiese, Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich Evangelische Theologie, Tel. (069) 798-33313, c.wiese@em.uni-frankfurt.de