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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Dez 8 2016
10:56

„Digitaler und ziviler Ungehorsam“ – Vortrag von Prof. Scheuerman im Forschungskolleg Humanwissenschaften

Wie lässt sich das Verhalten der Whistleblower beurteilen?

BAD HOMBURG. Haben Edward Snowden und andere Whistleblower „digitalen Ungehorsam“ ausgeübt und damit gegen das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit verstoßen, auf dem freiheitliche Demokratien gründen? Oder haben sie gerade aus Treue zum Prinzip der Rechtsstaatlichkeit gegen bestehende Gesetze verstoßen und im Namen der Rechtsstaatlichkeit „zivilen Ungehorsam“ geübt? In seinem Vortrag „Digitaler und ziviler Ungehorsam“ wird William Scheuerman, Professor für Politikwissenschaft an der Indiana University (USA) und zurzeit Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, ausführen, was Rechtsstaatlichkeit genau bedeutet. Auf dieser Grundlage entwickelt er eine Perspektive, die es erlaubt, aktuelle Formen „digitalen Ungehorsams“ zu verstehen und zu beurteilen. Der öffentliche Abendvortrag, in den Rainer Forst, Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität und Sprecher des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, einführen wird, findet statt

am Donnerstag (15. Dezember) um 19 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg.

Edward Snowden hat Dokumente an die Öffentlichkeit gebracht, die das ungeheure Ausmaß staatlicher Überwachung mittels neuer Technologien belegen. Er lebt seit 2013 im russischen Exil, da ihn in den USA drakonische Bestrafungen erwarten. Andere »Whistleblower« wie etwa Jeremy Hammond und Chelsea Manning, die vertrauliche Dokumente von privaten oder staatlichen Institutionen bekannt gemacht haben, wurden von US-amerikanischen Gerichten verurteilt und verbüßen nun mehrjährige Haftstrafen bis zu 35 Jahren.

William Scheuerman hat in den letzten Jahren über Whistleblowing und den Fall Edward Snowdens gearbeitet. Zu Snowden hat er mehrfach öffentlich Stellung bezogen, u.a. in seinen Aufsätzen: „Edward Snowden. Ziviler Ungehorsam im Zeitalter der totalen Überwachung“, in: Mittelweg 36, Jg. 23, H. 2 (April/Mai 2014), „Digital Disobedience and the Law“, in: New Political Science, Bd. 38, Nr. 3 (Juni 2016) und „Civil Disobedience in the Shadows of Postnationalization and Privatization“, in: Journal of International Political Theory, Bd. 12, 3 (Oktober 2016).

Der in Harvard promovierte Wissenschaftler beschäftigt sich vor allem mit der zeitgenössischen politischen Theorie, der Demokratie- und der Rechtstheorie im Zeitalter der Globalisierung. In seinen Büchern thematisierte er u.a. die politikwissenschaftliche Relevanz der Frankfurter Schule und die Probleme liberaler Demokratien in Zeiten beschleunigten Lebens.Scheuerman hat zahlreiche akademische Preise und Auszeichnungen für seine Arbeiten erhalten. Er hat in Yale, Harvard, München und Frankfurt studiert und an den Universitäten von Pittsburgh, Minnesota und Indiana gelehrt.

Gegenwärtig ist William Scheuerman auf Einladung von Rainer Forst Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften. Sein Aufenthalt wird gefördert von der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung, der Fulbright Kommission und der Alexander von Humboldt-Stiftung.

Anmeldung und Informationen: Beate Sutterlüty, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Bad Homburg, Tel. (06172)13977-15; um Anmeldung wird gebeten unter info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.

Forschung

Nov 23 2016
16:59

Zwei Sonderforschungsbereiche der Goethe-Universität für weitere vier Jahre gesichert

Mehrere Millionen für Hirnforschung und Biochemie

FRANKFURT. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) verlängert zwei Sonderforschungsbereiche (SFB) zu medizinischen Themen an der Goethe-Universität um weitere vier Jahre. Der SFB „Molekulare und zelluläre Mechanismen der neuronalen Homöostase“ in Kooperation mit der Universitätsmedizin Mainz erhält insgesamt rund 12 Millionen Euro. Der SFB „Redox-Regulation“, der bereits in die dritte Förderperiode geht, wird mit rund 8 Millionen Euro gefördert.

In dem SFB zur „neuronale Homöostase“ geht es um molekulare und zelluläre Prozesse, die es dem Gehirn ermöglichen, bei seinen vielfältigen Funktionen im Gleichgewicht zu bleiben. Neue Erkenntnisse sollen dazu beitragen, Krankheitsprozesse im Gehirn zu verstehen und neue Therapien zu finden. Konkret untersuchen die am SFB beteiligten Forscher unterschiedliche Klassen von Molekülen, die z.B. für die Kontrolle von Zell-Zell-Interaktionen und Signalprozessen relevant sind.

Neue Sprecherin des SFBs ist Prof. Amparo Acker-Palmer, Leiterin des Instituts für Zellbiologie und Neurowissenschaften an der Goethe-Universität und Fellow am Gutenberg Forschungskolleg der Universität Mainz. Stellvertretender Sprecher ist Prof. Heiko Luhmann, Leiter des Instituts für Physiologie an der Universitätsmedizin Mainz.

Ab 1. Januar 2017 werden eine Reihe erfahrener Neurowissenschaftler der Rhein-Main-Region den SFB und damit auch Rhine-Main Neuroscience Network (rmn2) verstärken. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss der Goethe-Universität und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit außeruniversitären Einrichtungen der Rhein-Main-Region wie den beiden Frankfurter Max Planck-Instituten für Biophysik und Hirnforschung. Gemeinsam bilden sie eine Schwerpunktregion der Hirnforschung in Deutschland.

Der SFB „Redox-Regulation“ untersucht Stoffwechsel- und Verbrennungsvorgänge in der Zelle, bei denen zwischen den Reaktionspartnern Elektronen übertragen werden. Grundlage ist der Gedanke, dass Veränderungen des Sauerstoffgehalts und die Bildung reaktiver Moleküle des Sauerstoffs, Stickstoffs und Schwefelwasserstoffs bzw. deren vielfältige Reaktionsprodukte lebenswichtige Zellfunktionen steuern und prägen.

Schwerpunkt der dritten Förderperiode ist die Prägung biologischer Systeme. Dazu gehört beispielsweise Identifikation geeigneter (Bio)Marker, an denen man solche Prozesse erkennen kann. Schwerpunkt sind Themen der Grundlagenforschung. Sie betreffen die komplexen biologischen Signalkommunikationskaskaden von Redox-Vorgängen sowie deren Verbindungen zum Stoffwechsel und die Produktion von Proteinen. Es wird aber auch untersucht, welche Möglichkeiten sich daraus für die Therapie ergeben. Mit seinem thematischen Ansatz möchte der Sonderforschungsbereich auch langfristig einen interdisziplinären Beitrag für benachbarte Fachdisziplinen leisten, in denen Redox-Vorgänge eine Rolle spielen. Dazu gehören die Herz-Kreislaufforschung, die Krebsforschung und die Neurologie.

Das Sprecherteam des SFBs sind Prof. Bernhard Brüne, Direktor des Instituts für Biochemie 1 und Prof. Ralf Brandes vom Institut für Kardiovaskuläre Physiologie.

Kontakt SFB 1080: Prof. Dr. Amparo Acker-Palmer, Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaften, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798 42563; Acker-Palmer@bio.uni-frankfurt.de.

Kontakt SFB 815: Prof. Dr. Bernhard Brüne, Institut für Biochemie I, Universitätsklinikum, Tel.: (069) 6301 7424, b.bruene@biochem.uni-frankfurt.de.

Veranstaltungen

FRANKFURT/BAD HOMBURG„Gehört der Islam zu Deutschland?“, fragt die Frankfurter Ethnologieprofessorin Susanne Schröter zu Beginn ihres neuen Buches „‘Gott näher als der eigenen Halsschlagader‘. Fromme Muslime in Deutschland“ (erschienen im Campus-Verlag 2016). Am Ende schreibt sie: „Für mich als Wissenschaftlerin lautet die Antwort eindeutig ‚ja‘.“ Dieses Fazit zieht sie, nachdem sie mehrere Jahre in einer deutschen Stadt das Leben gläubiger Muslime untersucht hat: durch teilnehmende Beobachtung in den Moscheegemeinden, durch Interviews und Gespräche mit einzelnen Gemeindemitgliedern und deren Familien sowie durch Hintergrundrecherchen über Debatten, Programme und Positionen, die in den Medien seit 2011 diskutiert wurden.

Zum Gespräch mit Susanne Schröter über ihre Untersuchung in muslimischen Gemeinden in Deutschland lädt das Forschungskolleg Humanwissenschaften sehr herzlich ein:

Dienstag, 22.11.2016, 19.00 Uhr. Forschungskolleg Humanwissenschaften (Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg vor der Höhe)

Eröffnet wird der Abend vom Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften, Matthias Lutz-Bachmann. Lothar Bauerochse, Hörfunkredakteur der Kirchen- und Religionsredaktion im Hessischen Rundfunk, wird das Gespräch moderieren.

Die Veranstaltung bildet den Auftakt zur neuen Reihe „Das Forschungskolleg Humanwissenschaften stellt vor: …“  Das Kolleg möchte damit wissenschaftliche Bücher in der Öffentlichkeit bekannt machen und zur Diskussion stellen. Denn wissenschaftliche Bücher – besonders Monographien, die sich einem einzigen Gegenstand widmen – sind zumeist das Ergebnis jahrelangen Forschens, Reflektierens und Schreibens. Den Weg zu einer breiteren Leserschaft finden sie oft nur schwer. Daher wird das Kolleg in regelmäßigen Abständen Neuerscheinungen von Wissenschaftlern der Rhein-Main-Universitäten vorstellen und die Autorinnen und Autoren dazu einladen, über ihr Buch, dessen Hintergründe sowie die Fragen, die sie zu diesem Werk motivierten, zu sprechen. Die Gesprächsreihe wird von Matthias Lutz-Bachmann, dem Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften, geleitet.

Anmeldung zum Gespräch mit Susanne Schröter: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Tel.: 06172-13977-0

Kontakt:  Iris Koban (Geschäftsführung), email: i.koban@forschungskolleg-humanwissenschaften.de, Tel.: 06172-13977-10
Beate Sutterlüty (Fellowprogramm und Wissenschaftskommunikation), Email: b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de, Tel.: 06172 13977-15

Veranstaltungen

Okt 31 2016
10:25

Einladung zur Eröffnung des Mercator Science-Policy Fellowship-Programms

Medieneinladung / Rhein-Main-Universitäten unterwegs in dritter Mission

FRANKFURT/DARMSTADT/MAINZ.Wie kann die Wissenschaft ihre Expertise in Politik und Gesellschaft einbringen? Damit dieser Brückenschlag in Zukunft noch besser gelingt, schlagen die Rhein-Main-Universitäten (RMU) und die Stiftung Mercator einen neuen Weg ein: Am 31. Oktober 2016 startet am Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg ihr gemeinsam entwickeltes Mercator Science-Policy Fellowship-Programm. Im Rahmen eines feierlichen Launch-Events werden die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Dr. Birgitta Wolff, und der Geschäftsführer der Stiftung Mercator, Dr. Wolfgang Rohe, die ersten 18 Fellows – allesamt Führungskräfte aus den Bereichen Verwaltung, Politik, Medien und Zivilgesellschaft – in der akademischen Gemeinschaft willkommen heißen:

Montag, 31. Oktober 2016, ab 18:30 Uhr,
Forschungskolleg Humanwissenschaften, Bad Homburg 

Die Dinner Speech hält Prof. Dr. Klaus Töpfer, der als ehemaliger Bundesumweltminister, ehemaliger Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen und Vorsitzender des Rates der Agora Energiewende wie kaum eine andere Persönlichkeit selbst für den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft steht. 

Kern des neuen Formats ist ein jeweils individuell auf die thematischen Bedürfnisse der Fellows zugeschnittenes Programm, welches die Führungskräfte mit den Spitzenwissenschaftlerinnen und Spitzenwissenschaftlern der Rhein-Main-Universitäten ins Gespräch bringen wird: „Mit dem neuen Fellowship-Programm stärken wir den intersektoralen Dialog in Deutschland“, sagt Dr. Wolfgang Rohe. „Dieser Austausch zwischen Forschung und Praxis ermöglicht beiden Seiten neue Perspektiven und Impulse für den Umgang mit komplexen Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit oder demographischer Entwicklung.“ Die Fellows werden mehrere Tage an den Rhein-Main-Universitäten verbringen und sind herzlich eingeladen, sich in den akademischen Diskurs einzubringen oder sich durch aktuelle Forschungsergebnisse und -perspektiven bei der Lösung ihrer komplexen Aufgaben anregen zu lassen. 

Mit dem Mercator Science-Policy Fellowship-Programm sind die Rhein-Main-Universitäten unterwegs in der – neben Forschung und Lehre – sogenannten dritten Mission der Hochschulen. „Wir möchten Wissenschaft mit der Gesellschaft und für die Gesellschaft betreiben“, sagt Frau Professorin Wolff. „Die Rhein-Main-Universitäten sind für ein Format der Executive Education prädestiniert, weil sich an kaum einem anderen Standort in Deutschland aktuelle gesellschaftliche Probleme aus so vielen verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven diskutieren lassen wie an den drei Universitäten der Rhein-Main-Region.“

Der Launch des Mercator Science-Policy Fellowship-Programms bietet nun die Chance, auch die breite Öffentlichkeit für die zunehmende Bedeutung der Third Mission für die Universitäten in Deutschland zu sensibilisieren und die Offenheit der Universitäten für gesellschaftliche Probleme zu signalisieren. Am Beispiel unserer Fellows und ihrer Themen, welche aus ihrer täglichen Arbeit resultieren und an ebenso aktuelle wie relevante gesellschaftliche Probleme anschließen, werden die komplexen Fragen des Erkenntnistransfers in die Gesellschaft konkret und erfahrbar.

Wir würden uns freuen, Sie am 31. Oktober 2016 am Forschungskolleg Humanwissenschaften begrüßen zu dürfen! Als Gesprächspartner stehen Ihnen Herr Professor Töpfer, Herr Dr. Rohe sowie Frau Professorin Wolff zur Verfügung. Grundsätzlich ließen sich nach vorheriger Abstimmung auch ausgewählte Fellows in Ihre Recherche einbinden. 

Weitere Informationen:

https://www.uni-frankfurt.de/61510805/mercator_science-policy

www.tu-darmstadt.de/rhein-main-universitaeten

www.rhein-main-universitaeten.uni-mainz.de

www.uni-frankfurt.de/rhein-main-universitaeten

Daten und Fakten: http://www.uni-mainz.de/downloads_presse/RMU_daten_fakten.jpg
Geografische Lage: http://www.uni-mainz.de/downloads_presse/RMU_geografische_lage.jpg

Veranstaltungen

Okt 19 2016
16:50

Der frühere EU-Kommissar Franz Fischler spricht im Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg über die Zukunft der EU

Auf Europas Stärken blicken

FRANKFURT.Wie kann die Europäische Union fit für die Zukunft gemacht werden? Welche Rolle soll sie künftig für die Mitgliedstaaten, aber auch in der Welt spielen? Der ehemalige EU-Landwirtschaftskommissar Franz Fischler ist am Dienstag, 25. Oktober, zu Gast in der Reihe „EuropaDialoge“ des Forschungskollegs Humanwissenschaften. Er will den Blick auf die Stärken und Potenziale der Staatengemeinschaft richten.

Brexit, Griechenland-Krise und die undemokratischen Entwicklungen in einigen Mitgliedsstaaten – die Europäische Union hat schon bessere Zeiten gesehen. Anstatt in das allgemeine Lamento einzustimmen, will der frühere österreichische Landwirtschaftsminister Dr. Franz Fischler, der von 1995 bis 2004 als EU-Kommissar für Landwirtschaft, ländliche Entwicklung und Fischerei zuständig war, Lösungswege vorschlagen. Jetzt sei es an der Zeit, sich Gedanken zu machen darüber, wie die EU zurückkehren könnte auf den Wachstumspfad, welche Qualität von Wachstum sie anstreben soll und wie dabei die wachsende Ungleichheit reduziert werden könnte. Dabei, meint Fischler, sollte sich die EU endlich wieder ihrer Stärken bewusst werden.

Dr. Franz Fischler, Jahrgang 1946, war von 1989 bis 1994 österreichischer Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, danach bis 2004 Mitglied der EU-Kommission. Heute ist er Geschäftsführer der Franz Fischler Consult GmbH, Vorsitzender des österreichischen Studienförderungswerks Pro Scientia und Berater zahlreicher Regierungen und der OECD. Seit 2012 ist er Präsident des Europäischen Forums Alpbach.

Die Vortragsreihe EuropaDialoge/Dialogues d'Europe ist eine gemeinsame Veranstaltung des Forschungskollegs Humanwissenschaften der Goethe-Universität und des an der Goethe-Uni angesiedelten Deutsch-Französischen Instituts der Geschichts- und Sozialwissenschaften Institut Franco-Allemand de Sciences Historiques et Sociales. Die wissenschaftliche Leitung haben Prof. Matthias Lutz-Bachmann und Professor Pierre Monnet inne. Nähere Informationen finden Sie auf der Homepage des Forschungskollegs unter www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de und des Deutsch-Französischen Instituts unter www.ifra-frankfurt.de.

„Europa zukunftsfähig machen“ – Vortrag von Franz Fischler in der Reihe EuropaDialoge; Dienstag, 25. Oktober 2016, 18 Uhr, Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg vor der Höhe

Auf dem Gelände des Kollegs stehen nur wenige Parkplätze zur Verfügung. Bitte nutzen Sie die nahe gelegenen, kostenpflichtigen Parkplätze des Casino Parkhauses oder des Tennisclubs.

Um Anmeldung wird gebeten bis 21. Oktober per Fax (06172/13977-39) oder E-Mail (info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de)

Veranstaltungen

Okt 17 2016
17:43

Friedrich Kratochwil referiert am 24. und 25. Oktober 2016 bei den Frankfurt Lectures des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität

Kann es eine „Theorie der Praxis“ geben?

FRANKFURT. Die Frankfurt Lectures des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ feiern ein kleines Jubiläum. Zum zehnten Mal nun finden diese Vorlesungen statt, zu denen der Cluster herausragende Forscherinnen und Forscher einlädt, an zwei aufeinander folgenden Tagen ausgewählte Aspekte der Herausbildung normativer Ordnungen zu bearbeiten – und zwar, so der Anspruch, auf theoretisch innovative und zeitdiagnostisch prägnante Art und Weise. Frankfurt Lecturer des aktuellen Wintersemesters ist Friedrich Kratochwil. Der emeritierte Professor für Internationale Politik widmet sich dem Spannungsfeld zwischen grundsätzlichen Überlegungen und ihrer Umsetzbarkeit auf konkrete Situationen, wenn er am 24. und 25. Oktober im Hörsaalzentrum auf dem Campus Westend nach einer – so das Oberthema seiner Vorträge – „Theorie der politischen Praxis?“ fragt.

Allgemeine politische Theorien, zum Beispiel der Gerechtigkeit, sollten zwar auf konkrete Fragen des sozialen Miteinanders Anwendung finden können. Wie das im Einzelfall gelingen mag, ist jedoch eine nicht leicht zu beantwortende Frage, weil diese Theorien häufig stark abstrahieren und idealisieren; sie blenden konkrete Variationen zwischen Menschen und Situationen weitgehend aus. „Ideale Theorien“ nehmen dabei für sich in Anspruch, eine prinzipielle Orientierung zu gewähren. Ihre Praxistauglichkeit gehört in der politischen Philosophie gleichwohl zu den meistdiskutierten Themen.

Vor diesem Hintergrund setzt sich Friedrich Kratochwil in seinen beiden Vorträgen mit dem Problem der Möglichkeit einer „Theorie der Praxis“ auseinander. Der erste Vortrag am 24. Oktober um 18.15 Uhr beleuchtet dieses Problem durch eine kritische Auseinandersetzung mit dem „practice turn“ in den Internationalen Beziehungen und mit der Hume’schen Kritik an einem Ansatz, der auf dem modernen Wissenschaftsverständnis der sozialen Welt fußt. Der zweite Vortrag am 25. Oktober, ebenfalls um 18.15 Uhr, versucht, diese Gedanken weiter zu führen, indem Versuche einer „idealen Theorie“, wie sie seit dem frühen Habermas und Rawls üblich und auch in der politischen Theorie dominant geworden sind, einer Kritik unterzogen werden. Als Ergebnis seiner Überlegungen plädiert Kratochwil für eine „nicht-ideale Theorie“, weil sie den praktischen Anforderungen besser gerecht werde.

Friedrich Kratochwil gehört zu den bekanntesten Theoretikern der internationalen Beziehungen (IB) und gilt dort als einer der Begründer des so genannten sozialkonstruktivistischen Forschungsansatzes. Seine zahlreichen Publikationen bewegen sich im Grenzbereich zwischen IB, politischer Theorie und Rechtswissenschaften. Er war nach einer Promotion in Princeton unter anderem an der Universität Maryland, der Columbia University, der Pennsylvania State University, der Ludwig-Maximilians-Universität München und am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz tätig. Nach seiner Emeritierung war Kratochwil Gastprofessor an der Central European University sowie an Universitäten in Südkorea und Brasilien. Zu seinen Publikationen zählen: „The Status of Law in World Society: Meditations On The Role And Rule Of Law“ (2014), „The Puzzles of Politics: Inquiries Into the Genesis and Transformation of International Relation Religions“ (2010) und „Rules, Norms, and Decisions: On the Conditions of Practical and Legal Reasoning in International Relations and Domestic Affairs“ (1991). Im Oktober und November ist Friedrich Kratochwil Fellow des Exzellenzclusters am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg.

Begonnen haben die Frankfurt Lectures des Exzellenzclusters im Wintersemester 2009/2010. Zu den bisherigen Vortragenden gehörten Philip Pettit, der an der Princeton University Philosophie und Politische Theorie lehrt, R. Jay Wallace, Professor für Philosophie an der University of California, Berkeley, und Liam B. Murphy, Professor für Recht und Philosophie an der New York University. Ebenfalls Frankfurt Lecturer waren Martti Koskenniemi, Völkerrechtler an der Universität Helsinki und Ehrendoktor der Goethe-Universität, sowie Charles Larmore, Professor für Philosophie an der Brown University (Rhode Island, USA). Seine Lectures sind in der Schriftenreihe „Frankfurter Vorlesungen“ unter dem Titel „Vernunft und Subjektivität“ im Suhrkamp Verlag erschienen.

Frankfurt Lectures im Wintersemester 2016/2017
Friedrich Kratochwil: Theorie der politischen Praxis?

Montag, 24. Oktober 2016, Lecture I: Kritische Anmerkungen zum „practice turn“
Dienstag, 25. Oktober 2016, Lecture II: Kritische Anmerkungen zur „idealen Theorie“

Jeweils 18.15 Uhr, Campus Westend, Hörsaalzentrum HZ 9

Der Eintritt ist frei, die interessierte Öffentlichkeit herzlich willkommen. 

Kontakt:  Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“:

Rebecca Caroline Schmidt (Geschäftsführerin), Tel.: 069/798-31401, rebecca.schmidt@normativeorders.net;

Bernd Frye (Pressereferent), Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de/

Veranstaltungen

Okt 17 2016
17:41

Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann referiert über den engen Zusammenhang zwischen Reformation und Buchdruck

Luther, der Publizist

BAD HOMBURG. Die Reformation war nicht nur ein theologisch, sondern auch ein technisch bedingtes Ereignis. Ohne den Buchdruck, der sich seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert rasch über Europa ausbreitete, und die damit einhergehende schnelle Verbreitung von Texten, Kenntnissen und Ideen ist Reformation undenkbar. Thomas Kaufmann, Professor für Kirchengeschichte an der Universität Göttingen, setzt sich mit dem bisher kaum erforschten, komplexen Zusammenhang zwischen Reformation und Buchdruck auseinander. Zu diesem Thema hält er einen öffentlichen Vortrag:

am Donnerstag (20.10.) um 19 Uhr
im Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften, Bad Homburg.

Martin Luther war einer der aktivsten Publizisten seiner Zeit. Er brachte unzählige Schriften und Drucke in deutscher oder lateinischer Sprache heraus und trug seine Überzeugungen so an zahlreiche seiner Zeitgenossen heran. Der Kirchenhistoriker Kaufmann beschäftigt sich in seinem Vortrag u.a. mit der Rolle, die Luther bei der Erstellung von Druckausgaben eigener Manuskripte spielte. Außerdem thematisiert Kaufmann folgende Fragen: Wie funktionierten die Arbeitsabläufe? Wie kam es zur Beschleunigung der Produktionspraxis? Welche Kenntnisse besitzen wir über die Marktstrukturen und die Aktivitäten sonstiger Buchakteure?

Der Vortrag ist ein Beitrag zum aktuellen Themenschwerpunkt des Historischen Kollegs im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität: „Reformationen – Kontinuitäten und Brüche“. Unter der Federführung von Luise Schorn-Schütte, Professorin für Neuere Allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Frühen Neuzeit an der Goethe-Universität, erfolgt 2016/17die Auseinandersetzung mit Spezialaspekten der reformatorischen Bewegung. Das Ziel des Themenjahrs besteht nicht zuletzt darin, durch die Freilegung zeitgebundener Deutungsmuster den Kern des reformatorischen Anliegens auch für die Gegenwart wieder besser verständlich zu machen.

Das Forschungskolleg Humanwissenschaften ist Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität hat das Forschungskolleg 2014 das Historische Kolleg ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern in aller Welt als geisteswissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Wissenschaftlicher Koordinator des Programms ist Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität. Hauptförderin des Historischen Kollegs ist die Dagmar-Westberg-Stiftung.

Informationen: Ellinor Schweighöfer, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, Bad Homburg, Tel.: (06172)13977-14 oder (06172)13977-0, schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Um Anmeldung wird gebeten: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Veranstaltungen

Okt 4 2016
15:55

Das Forschungskolleg Humanwissenschaften startet mit neuen Programmen in die zweite Dekade

Einladung zum Mediengespräch / Spitzenforscher der Goethe-Universität werden ans Kolleg berufen

FRANKFURT/BAD HOMBURG. Vor genau zehn Jahren, am 10. Oktober 2006, unterzeichneten die Frankfurter Goethe-Universität und die Bad Homburger Werner Reimers Stiftung den Kooperationsvertrag zur Gründung des Forschungskollegs Humanwissenschaften. Damit riefen sie in Bad Homburg einen Ort ins Leben, an dem auf höchstem Niveau über die Prozesse der Veränderung unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit im Zeitalter von Globalisierung, Digitalisierung und zunehmender Gewalt in der Welt reflektiert und debattiert wird. Seither werden ausgewählte Wissenschaftler aus aller Welt und verschiedener fachlicher Herkunft für jeweils einige Monate hierhin eingeladen, um als „Fellows“ des Kollegs im Austausch mit ihren „Co-Fellows“ und Wissenschaftlern der Universität ihr Forschungsprojekt voranzubringen. Die Stadt Bad Homburg und der Hochtaunuskreis haben die Arbeit des Kollegs von Anfang an unterstützt.

In die zweite Dekade seines Bestehens startet das Kolleg mit einem neuen Programm, dem „Goethe Fellowship Programm“: Spitzenforscher der Goethe-Universität werden ab 2017 für die Dauer von bis zu vier Jahren ans Kolleg berufen. Sie erhalten die Möglichkeit, innovative Forschungsfragen in konkrete, internationale und interdisziplinäre Projekte zu überführen. Mit diesem Programm schafft die Goethe-Uni Freiräume für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, auch außergewöhnliche Projekte in Angriff zu nehmen und zu realisieren.

Zudem beginnt im November dieses Jahres die Reihe „Das Forschungskolleg Humanwissenschaften stellt vor“. Präsentiert werden ein Wissenschaftler der Goethe-Universität und dessen neuestes Buch. Beginnen wird die Reihe mit einem Gespräch mit der Frankfurter Ethnologin Susanne Schröter über ihr Buch „Gott näher als der Halsschlagader. Fromme Muslime in Deutschland“.

Sehr herzlich lädt Sie das Forschungskolleg Humanwissenschaften zu einem Mediengespräch ein:

am Dienstag, 11. Oktober 2016, um 15:30 Uhr
Forschungskolleg Humanwissenschaften
Am Wingertsberg 4
61348 Bad Homburg vor der Höhe

Über die neuen und fortgesetzten Programme des Kollegs sprechen:

  • Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Vorstandsvorsitzende des Forschungskollegs Humanwissenschaften

sowie die weiteren Mitglieder im Vorstand des Forschungskollegs Humanwissenschaften:

  • Dr. Albrecht Graf von Kalnein, Vorstand der Werner Reimers Stiftung, stellvertr. Vorstand des Forschungskollegs Humanwissenschaften

  • Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann, Wissenschaftlicher Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften

  • Ulrich Krebs, Landrat des Hochtaunuskreises

  • Alexander Hetjes, Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe 

Bitte eine kurze Mitteilung, ob wir mit Ihrem Kommen rechnen dürfen, per Mail an: b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Informationen: Beate Sutterlüty, Referentin für das Fellowprogramm und die Wissenschaftskommunikation, Tel.: 06172/13977-15, b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de

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Sep 26 2016
14:23

Der renommierte Theologe Friedrich Wilhelm Graf referiert über aktuelle Auseinandersetzungen vor dem Hintergrund des „Reformationsjubiläums“

Darf man die Reformation feiern?

BAD HOMBURG. Im Vorfeld des 31. Oktobers 2017, an dem der 500. Jahrestag des Thesenanschlags zu Wittenberg begangen wird, ist das „Reformationsjubiläum“ bereits in vollem Gange. Der renommierte Theologe Friedrich Wilhelm Graf, emeritierter Professor für Systematische Theologie und Ethik der Evangelisch-Theologischen Fakultät an der Ludwig-Maximilians-Universität München, stellt vor diesem Hintergrund die Frage: „Die Reformation feiern?“ In seinem öffentlichen Vortrag am Forschungskolleg Humanwissenschaften, den er am Freitag (30. September) um 19 Uhr in Bad Homburg hält, wird er darlegen, dass das Feiern von Jubiläen auch immer aktive Geschichtspolitik ist.

Die Geschichtspolitik setze – so Graf – allerdings eine Vorstellung dessen voraus, was man erreichen will. Angesichts des nahenden 500. Jahrestages der Thesenpublikation habe es mancherlei Streit zwischen Vertretern der beiden großen Kirchen darüber gegeben, ob man feiern darf und wie. Graf geht auf die aktuellen Auseinandersetzungen ein und erläutert auch klassische Deutungsmuster der Reformation.

Der Vortrag ist ein Beitrag zum aktuellen Themenschwerpunkt des Historischen Kollegs im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität: „Reformationen – Kontinuitäten und Brüche“. Unter der Federführung von Luise Schorn-Schütte, Professorin für Neuere Allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Frühen Neuzeit an der Goethe-Universität, erfolgt 2016/17 die Auseinandersetzung mit Spezialaspekten der reformatorischen Bewegung. Das Ziel des Themenjahrs besteht nicht zuletzt darin, durch die Freilegung zeitgebundener Deutungsmuster den Kern des reformatorischen Anliegens auch für die Gegenwart wieder besser verständlich zu machen.

Als weiteres steht am 20. Oktober (Donnerstag) um 19 Uhr ein Vortrag von Thomas Kaufmann, Professor für Kirchengeschichte an der Universität Göttingen. Er spricht über „Reformation und Buchdruck“. Auch dieser öffentliche Vortrag findet im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Am Wingertsberg 4 in Bad Homburg statt.

Das Forschungskolleg Humanwissenschaften ist Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität hat das Forschungskolleg 2014 das Historische Kolleg ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern aller Welt als geisteswissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Wissenschaftlicher Koordinator des Programms ist Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität. Hauptförderin des Historischen Kollegs ist die Dagmar-Westberg-Stiftung.

Informationen: Ellinor Schweighöfer, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Tel.: 06172-13977-14 oder -0, schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Um Anmeldung wird gebeten: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Veranstaltungen

Jun 22 2016
12:06

Programm der 5. Dagmar-Westberg-Vorlesung – Öffentliche Vorträge, Diskussion und Kolloquium

Princeton-Historiker Grafton zur Gelehrsamkeit des Humanismus

FRANKFURT. Für die 5. Dagmar-Westberg-Vorlesung konnte in diesem Sommersemester der Historiker Anthony T. Grafton, Henry Putnam Professor of History an der Princeton University, gewonnen werden. Der renommierte amerikanische Wissenschaftler hält in der letzten Juni-Woche drei öffentliche Vorträge zum Thema „Early Christianity in Early Modern Europe: Religion and Scholarship“ und ein Kolloquium zum Thema „Christianity, Antiquarianism and the Sense of the Past“.

Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert entstand in Europa eine neue faszinierende Welt humanistischer Gelehrsamkeit. Diese Epoche, die der Historiker in den Blick nimmt, ist entscheidend in der Geschichte der Geisteswissenschaften. In seinen Vorträgen geht Grafton der Frage nach, in welchem Maße die Forschung dieser Zeit durch theologische Prämissen geprägt war. Anhand dreier Fallstudien, die Teil eines umfassenderen Projekts sind, interpretiert er die Entwicklung der frühneuzeitlichen Gelehrsamkeit zum Frühen Christentum und zieht daraus vorläufige Schlussfolgerungen für die Charakterisierung des Verhältnisses von Religion und Wissenschaft in dieser Epoche.

In dieser Zeit der christlichen Renaissance sammelten Bibliografen die verstreuten Texte der Kirchenväter und andere frühchristliche Dokumente. Gelehrte edierten die Schriften aus der Feder von Tertullian, Augustin und  Hieronymus, kommentierten sie kritisch und machten deutlich, dass die Kirchenväter keine Heiligen waren, denen vollkommene Autorität zukam, sondern Menschen aus Fleisch und Blut, die häufig in theologische Streitigkeiten verstrickt waren. Historiker dieser Epoche schufen neue Archive kirchlicher Dokumente und verfassten auf dieser Grundlage ausführliche, einander vielfach widerstreitende geschichtliche Darstellungen der Ursprünge und der frühen Entwicklung des Christentums. Ihr Werk offenbarte eine bis dahin vergessene Welt des kulturellen Austauschs und der institutionellen Improvisation.

Anthony Grafton entwickelt in seinen wissenschaftsgeschichtlichen Vorträgen eine vollkommen neue Sicht auf die humanistische Gelehrsamkeit. Rückblickend erscheint der Humanismus vielfach als eine säkulare Bewegung. Es stellt sich jedoch heraus, dass sich die Gelehrten dieser Zeit mit überraschender Intensität der philologischen und historischen Erforschung der Kirchengeschichte widmeten und dabei höchst innovative Forschungsmethoden entwickelten. In der Frühen Neuzeit erforschten Gelehrte die Geschichte der Frühen Kirche, um ihre Vision einer modernen Kirche aufzuzeigen und zu verteidigen. Ihre wissenschaftlichen Entscheidungen wurden in einem hohen Maße von bestehenden religiösen Bindungen und von dem Empfinden bestimmt, dass es sich bei ihren Forschungen selbst um einen religiösen Akt handelte.

Termine und Themen im Einzelnen:

27.6. (Montag), Beginn 18 Uhr, Campus Westend, Festsaal Casino: „Judaizing the Last Supper“

28.6. (Dienstag), Beginn 18 Uhr, Campus Westend, Hörsaalzentrum, HZ 3: „Reading the Witnesses“

29.6. (Mittwoch), Beginn 18 Uhr, Campus Westend, Hörsaalzentrum, HZ 3: „Finding the First Christians“

30.6. (Donnerstag) Beginn 18 Uhr, Campus Westend, IG-Farben-Haus, Raum IG 311: Dialog der Historiker Prof. Anthony F. Grafton und Prof. David B. Ruderman (University of Pennsylvania) über „Cross-Cultural Dialogues in Early Modern Europe“ .

Kolloquium „Christianity, Antiquarianism and the Sense of the Past“ zu den Vorlesungen: 30.6. von 10 bis14 Uhr, Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg v.d. Höhe (Anmeldung unter c.wiese@em.uni-frankfurt.de)

Zur Person des Vortragenden

Nach seinem Studium am University College London (bei dem berühmten Althistoriker Arnaldo Momigliano) und an der University of Chicago, wo Grafton 1975 auch promovierte, lehrte der Historiker für kurze Zeit am Department of History der Cornell University. Noch im selben Jahr erhielt er einen Ruf an die Princeton University, an der er bis heute wirkt. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der Kulturgeschichte der Renaissance, der Geschichte des Buches und seiner Leser, der Geschichte der Gelehrsamkeit in Westeuropa von der Antike bis ins 19. Jahrhundert sowie der Wissenschaftsgeschichte von der Antike bis zur Renaissance.

Zu seinen zahlreichen Büchern zählt eine profunde Studie der Gelehrsamkeit des herausragenden Philologen der Spätrenaissance, Joseph Justus Scaliger, eine Darstellung der Bedeutung des Bildungsprogramms der Renaissance (From Humanism to the Humanities, 1986) sowie Studien zu dem Astrologen Girolamo Cardano (1999) und zu dem Humanisten Leon Battista Alberti (2000). Sein originellstes und zugleich zugänglichstes Werk ist The Footnote: A curious history (1997; in der deutschen Übersetzung: Die tragischen Ursprünge der deutschen Fußnote), eine Fallstudie zur Geschichte der Geschichtsschreibung von unten.

Er hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter ein Guggenheim Fellowship (1989), den Los Angeles Times Book Prize (1993), den Balzan Prize for History of Humanities (2002) sowie den Mellon Foundation’s Distinguished Achievement Award (2003).Er ist zudem Mitglied der American Philosophical Society and the British Academy.

Zur Dagmar-Westberg-Vorlesung

Die Gastprofessur ist nach dem Vorbild amerikanischer Lectures konzipiert. Sie wird aus einem Stiftungsfonds finanziert, den die Mäzenin Dagmar Westberg zur Verfügung gestellt hat. Nach dem Willen der Stifterin soll das Geld ausschließlich für die Geisteswissenschaften verwendet werden. So kann die Goethe-Universität jährlich eine/n weltweit renommierte/n Forscher/in nach Frankfurt einladen. In den vergangenen drei vergangenen Jahren fiel die Wahl auf den Germanisten Peter Strohschneider, der nun DFG-Präsident ist, die amerikanische Philosophin Martha Nussbaum, den deutsch-amerikanischen Archäologen Lothar von Falkenhausen und den Berliner Theologen Christoph Markschies. Der Stiftungsfonds für die Gastvorlesung ist nicht das einzige Engagement der Stifterin an der Goethe-Universität: Dagmar Westberg, mittlerweile 101 Jahre alt, engagiert sich in erheblicher Größenordnung für das Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg und finanziert seit 2010 auch einen Preis für die wissenschaftliche Beschäftigung mit der britischen Literatur, Kultur und Geschichte an der Universität Frankfurt.

Informationen: Prof. Dr. Christian Wiese, Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich Evangelische Theologie, Tel. (069) 798-33313, c.wiese@em.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Jun 16 2016
12:49

Der renommierte Politikwissenschaftler spricht im Rahmen der Reihe „EuropaDialoge“ des Forschungskollegs Humanwissenschaften und des „Institut Franco-Allemand de Sciences Historiques et Sociales“

„Europa trotzdem“ – Ein öffentlicher Vortrag von Alfred Grosser

FRANKFURT.Im Dezember vergangenen Jahres diskutierte Alfred Grosser vor einem vollen Hörsaal mit Rupert Neudeck über die Flüchtlingskrise; jetzt kehrt der unermüdliche Förderer der deutsch-französischen Beziehungen an die Goethe Universität zurück, um über die neuen europäischen Herausforderungen zu reden. „Europa trotzdem“ ist der Titel seines Vortrags

am Montag (20. Juni) um 19 Uhr
auf dem Campus Westend, Hörsaalzentrum, HZ 10.

Die deutschsprachige öffentliche Vorlesung „Europa trotzdem“ ist Teil der Vortragsreihe „EuropaDialoge/Dialogues d'Europe“ und wird vom Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität und dem Institut Franco-Allemand de Sciences Historiques et Sociales“ (IFRA) gemeinsam organisiert, unterstützt wird sie von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main. In der Reihe „EuropaDialoge/Dialogues d'Europe“ werden Wissenschaftler, Kulturschaffende und Politiker dazu eingeladen, aus ihrer Sicht die Herausforderungen der europäischen Konstruktion zu analysieren.

Trotz der Schwierigkeiten mit der Türkei, trotz des möglichen Austritts Großbritanniens, trotz Flüchtlingskrise, trotz solcher Entwicklungen wie Pegida und AfD, trotz vernachlässigter Infrastrukturen, trotz französischer Unfähigkeit zu Reformen, trotz der Herrschaft rechtswidriger Gewalt, trotz verordneter Vernachlässigung der deutschen Sprache…“, skizziert Grosser knapp einige Probleme – aber „trotz allem“ bleibt er ein überzeugter Europäer.

Grosser wird bei diesem Besuch in seiner Heimatstadt Frankfurt, wo er am 1. Februar 1925 geboren wurde und von wo er 1933 mit seiner Familie jüdischer Herkunft nach Frankreich emigrieren musste, auch mit Schülerinnen und Schülern diskutieren: Am Dienstag (21. Juni) debattiert er mit 200 Schülern von drei Frankfurter Gymnasien (Carl-Schurz-Schule, Liebigschule und Ziehenschule) in der Aula der Liebigschule über das Thema „Welche Werte für Europa ?“ Auch diese Veranstaltung wird vom „Institut Franco-Allemand“ zusammen mit dem Forschungskolleg Humanwissenschaften organisiert und von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft unterstützt.

Seiner Geburtsstadt und ihrer Universität fühlt sich Alfred Grosser besonders verbunden: An der Goethe-Universität trägt seit 2009 eine „Internationale Gastprofessur für Bürgergesellschaftsforschung“, ebenfalls gestiftet von Stiftung Polytechnische Gesellschaft, seinen Namen. Im Rahmen der Gastprofessur wird in jedem Jahr ein Wissenschaftler für einige Wochen eingeladen, sich an der Goethe-Universität in öffentlichen Vorlesungen und Seminaren mit dem Thema Bürgergesellschaft auseinanderzusetzen. Der Vorschlag zur Einrichtung dieser Professur kam damals von der Deutsch-Französischen Gesellschaft Frankfurt.

Bereits 1975 erhielt der Politikwissenschaftler Grosser den renommierten Friedenspreis des deutschen Buchhandels für sein Engagement zur deutsch-französischen Versöhnung. Sein Einfluss war enorm: Er gilt als einer der intellektuellen Wegbereiter des deutsch-französischen Elysée-Vertrages, der die Freundschaft zwischen den lange verfeindeten Nationen besiegelte. Noch heute bemüht Grosser sich unentwegt, die deutsch-französischen Beziehungen zu stärken. Inzwischen ist Grosser emeritiert, er lehrte und forschte an der Universität Sciences Po in Paris, und er war Forschungsleiter an der „Fondation Nationale des Sciences Politiques“. Darüber hinaus lehrte er u.a. an der Johns-Hopkins Universität in Baltimore, der „École des Hautes Études Commerciales“, der Stanford University und der École Polytechnique. Alfred Grosser war politischer Chronist bei der Zeitung „Le Monde“ und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. die Theodor-Heuss-Medaille, den Grand Prix de l’Académie des Sciences Morales et Politiques und  die Ehrenlegion. Er ist Autor vieler wissenschaftlicher Publikationen, u.a. „Verbrechen und Erinnerung“ oder „Die Freude und der Tod. Eine Lebensbilanz“.

Information: Dominique Petre, Institut Franco-Allemand de Sciences Historiques et Sociales (IFRA), Campus Westend, Tel. 069/798 31900, E-Mail: dominique.petre@institutfrancais.de

Veranstaltungen

Jun 8 2016
12:02

Die Verwaltung Staatlicher Schlösser und Gärten Hessen und das Historische Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften veröffentlichen Buch zu Widersprüchen der Wilhelminischen Epoche

Sammelband mit renommierten Autoren: „Kaiser Wilhelm II. und seine Zeit“

BAD HOMBURG. Moderne Parteien, eine boomende Wirtschaft, fortschrittliche Technik, neue Medien und eine avantgardistische Kultur prallen auf kaiserliches Gottesgnadentum, einen Hofstaat fast barocken Zuschnitts, quasi-feudale Verhältnisse im ländlichen Raum oder traditionsverpflichtete Tendenzen in Literatur, Architektur und Kunst. Der Sammelband „Kaiser Wilhelm II. und seine Zeit“ der Verwaltung Staatlicher Schlösser und Gärten Hessen und des Historischen Kollegs widmet sich diesen Widersprüchen, die charakteristisch für die Wilhelminische Zeit waren. Die Präsentation des Buches findet am Mittwoch (15. Juni) um 11 Uhr im Schloss Bad Homburg statt.

In „Kaiser Wilhelm II. und seine Zeit“ skizzieren und analysieren renommierte Experten in insgesamt 14 Beiträgen die spezifischen Entwicklungen in Politik, Technik, Religion, Wirtschaft, Architektur, Wohnkultur und Kunst in der Wilhelminischen Epoche. Autoren sind: Helmut Börsch-Supan (FU Berlin), Friedl Brunckhorst (Bad Homburg), Christopher Clark (St. Catherine’s College, Cambridge), Barbara Dölemeyer (Bad Homburg), Andreas Fahrmeir (Goethe-Universität), Guido Hinterkeuser (Berlin), Martin Kohlrausch (Universität Leuven), Wolfgang König (TU Berlin), Sandra Kress (Landesamt für Denkmalpflege Wiesbaden), Alexander von Oettingen (Bad Homburg), Werner Plumpe (Goethe-Universität), Torsten Riotte (Goethe-Universität), John C. G. Röhl (Universität Sussex) und Peter Sprengel (FU Berlin).

Der Sammelband geht auf eine gleichnamige Vortragsreihe zurück, die 2014 in Kooperation zwischen der Verwaltung Staatlicher Schlösser und Gärten Hessen und dem Historischem Kolleg im Schloss Bad Homburg stattfand.

Das Historische Kolleg ist eine Programmlinie des Forschungskollegs Humanwissenschaften – seinerseits Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung – und wurde 2014 in Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern aus aller Welt als geisteswissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Wissenschaftlicher Koordinator des Programms ist Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte der Goethe-Universität. Das Historische Kolleg verdankt seine Einrichtung der Förderung durch die Dagmar-Westberg-Stiftung.

Friedl Brunckhorst, Karl Weber (Hg.): Kaiser Wilhelm II. und seine Zeit. Regensburg: Schnell & Steiner, 360 S., 34,95 €, ISBN: 978-3-7954-3104-4.

Informationen: Ellinor Schweighöfer, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Bad Homburg, Tel.: 06172-13977-0, schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Veranstaltungen

Jun 7 2016
15:39

Eröffnungsveranstaltung des Forschungskollegs, u.a. mit Ulrich Peltzer und Felicitas Hoppe.

“Schreibszene Frankfurt” stellt sich vor

FRANKFURT. Das neugegründete Forschungskolleg „Schreibszene Frankfurt“ an der Goethe-Universität erkundet die Poetik, Publizistik und Performanz von Gegenwartsliteratur. In der Auftaktveranstaltung am 10. Juni präsentieren die Teilnehmenden ihre Forschungsvorhaben und diskutieren mit geladenen Gästen über das Verhältnis von Literaturwissenschaft und Geschriebenem, die heutigen Produktionsbedingungen von Literatur, ihren Facettenreichtum und ihre Relevanz. Das Kolleg wird gefördert von der VolkswagenStiftung.

Eröffnungsveranstaltung der „Schreibszene Frankfurt“ im Rahmen des Literaturfestivals „literaTurm“ am 10. Juni

14 Uhr: Formate der Reflexion – zum Verhältnis von Poetik und Betrieb. Mit Alexandra Bulucz, Kevin Kempke, Ulrich Peltzer und Sonja Vandenrath.

15 Uhr: Texte im Gespräch - lesen, vermitteln, inszenieren. Mit Hauke Hückstädt, Laura McAleese, Stefanie Stegmann u. Lena Vöcklinghaus.

16 Uhr: Nutzlos/dokumentiert - Opfer und Assis. Mit Sara Heristchi, Florian Kessler, Peer Trilcke u. Miriam Zeh.

17 Uhr: Autorsuggestionen - über sich und Literatur reden. Mit Andreas Bülhoff, Hanna Engelmeier u. Felicitas Hoppe.

18 Uhr: Sektempfang und Grußworte. Mit Julika Griem, Susanne Komfort-Hein und Cornelia Soetbeer.

Ort: Goethe-Universität, IG-Farben-Haus, Norbert-Wollheim-Platz 1, Raum 411. Eintritt ist frei.

Leitung des Forschungskollegs:

Prof. Julika Griem, Institut für England- und Amerikastudien, Goethe-Universität, 069/798-32348; griem@em.uni-frankfurt.de
Prof. Susanne Komfort-Hein, Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, Goethe-Universität, Tel. (069) 798-32857; komfort-hein@lingua.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Mai 20 2016
11:48

Veranstaltung der Kolleg-Forschergruppe „Justitia Amplificata“ in Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität am 30. und 31. Mai 2016

Wie kam die Moral in die Welt? – Vorträge von Philip Pettit

FRANKFURT. Wenn sich einer der meistdiskutierten politischen Philosophen der Gegenwart einem ebenso zeitlosen wie grundlegenden Thema auf neue Art und Weise widmet, darf man schon gespannt sein. Philip Pettit, gebürtiger Ire mit Professuren in Princeton, USA, und an der Australian National University in Canberra, fragt, wie die Moral in die Welt gekommen sei. Wie entstanden allgemeine Vorstellungen von Richtig und Falsch, Gut und Böse, und wann kann man jemanden wirklich für sein Handeln verantwortlich machen?

„How Language Gives Birth to Ethics“ heißt die zweiteilige Vorlesung an der Goethe-Universität, in der Pettit diesen Fragen nachgehen wird. Er entwickelt seinen Gegenstand in aufeinander aufbauenden Vorträgen. Sie beginnen jeweils um 18.15 Uhr im Hörsaalzentrum (Raum HZ 3) auf dem Campus Westend. Am 30. Mai geht es um „Reports, avowals and pledges“, und am 31. Mai stehen „Desirability and responsibility“ im Mittelpunkt. Veranstaltet werden die Vorlesungen – sie finden in englischer Sprache statt – von der Kolleg-Forschergruppe „Justitia Amplificata“ in Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“. Der Eintritt ist frei, die interessierte Öffentlichkeit herzlich willkommen.

Für Philip Pettit ging die Entwicklung moralischer Vorstellungen Hand in Hand mit einer Ausdifferenzierung des Sprachgebrauchs. Mögen Menschen in frühen Phasen der Zivilisationsgeschichte vor allen Dingen einfache Mitteilungen („reports“) über Sachverhalte des Alltags ausgetauscht haben, war ihre Kommunikation in der Folgezeit auch zunehmend davon geprägt, Wünsche und Hoffnungen auszudrücken, sich selbst anderen gegenüber zu erklären und Versprechungen abzugeben. Mit diesem Wandel der Gewohnheiten schlug auch die Geburtsstunde der Moral.

Die Entstehung der Moral, wie sie Pettit rekonstruiert, ist ganz wesentlich mit dem Wunsch der Menschen verbunden, als verlässliche und glaubwürdige Gesprächspartner ernst genommen zu werden. Um dies zu erreichen, legen sie ihre Überzeugungen und Wünsche offen und gehen damit Verpflichtungen ein, an denen sie gemessen werden können. Durch derartige  Praktiken – nicht nur von Individuen, sondern auch von größeren Gruppen – bilden sich Muster des Erwünschten und Wünschenswerten, die uns in die Lage versetzen, Handlungen zu beurteilen und Akteure verantwortlich zu machen.

Philip Pettit ist Laurance S. Rockefeller University Professor of Politics and Human Values an der Princeton University und Distinguished University Professor of Philosophy an der Australian National University. Er gilt als einer der bedeutendsten politischen Philosophen der Gegenwart, dessen Breitenwirkung auf die philosophische und politiktheoretische Diskussion der letzten Jahre kaum zu unterschätzen ist. Als politischer Berater war er unter anderem für die spanische Regierung unter José Luis Zapatero tätig.

Neben zahlreichen wichtigen Beiträgen zur Metaphysik und der Philosophie des Geistes, zur Sozialontologie und Philosophie der Sozialwissenschaften sowie zur Moralphilosophie hat er mit seinem Buch „Republicanism: A Theory of Freedom and Government“ (1997) maßgeblich zu einer Wiederbelebung republikanischen politischen Denkens beigetragen. Eine seiner jüngsten Publikationen ist im vergangenen Jahr auf Deutsch erschienen: „Gerechte Freiheit – Ein moralischer Kompass für eine gerechte Welt“. Hier plädiert Pettit für das Ideal der Freiheit als Nichtbeherrschung in ihrer ursprünglichen republikanischen Form.

Justitia Amplificata („Erweiterte Gerechtigkeit - konkret und global“) ist eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Kolleg-Forschergruppe an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und an der Freien Universität Berlin. Die Forschergruppe und den Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität verbinden zahlreiche Kooperationen.

Gastwissenschaftler beider Institutionen arbeiten am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg. Dort forscht Philip Pettit in diesen Wochen als Senior Fellow von Justitia Amplificata. Im Wintersemester 2011/2012 hielt der Philosoph zwei vielbeachtete Vorträge zum Thema „Republican Justice and Democracy“ im Rahmen der Frankfurt Lectures des Exzellenzclusters.

Philip Pettit: How Language Gives Birth to Ethics

Montag, 30. Mai 2016, Lecture I: Reports, avowals and pledges

Dienstag, 31. Mai 2016, Lecture II: Desirability and responsibility

Jeweils18.15 Uhr, Campus Westend, Hörsaalzentrum HZ 3

Goethe-Universität Frankfurt am Main

Theodor-W.-Adorno-Platz 5, 60323 Frankfurt am Main

Vorträge in englischer Sprache.

Der Eintritt ist frei, die interessierte Öffentlichkeit herzlich willkommen.

Kontakt:  Koordinationsbüro der Kollegforschergruppe „Justitia Amplificata“, Valérie Bignon, Tel.: 069/798-36524, Mail: bignon@em.uni-frankfurt.de, www.justitia-amplificata.de, www.normativeorders.net/de

Veranstaltungen

Apr 22 2016
15:54

Im Fokus: Theologie, Politik und Gerechtigkeit

Eröffnung des Sommersemesters im Forschungskolleg Humanwissenschaften

FRANKFURT. Das Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität lädt die Vertreter der Medien sehr herzlich zur Eröffnung des Sommersemesters 2016 ein. Im Rahmen eines kleinen Empfangs werden die internationalen Wissenschaftler begrüßt, die in den kommenden Monaten als Fellows am Bad Homburger Kolleg zu Gast sind. Außerdem wird das geplante Veranstaltungsprogramm vorgestellt. Die Eröffnung findet statt am:

Mittwoch, dem 27. April 2016, um 17:00 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften (Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg).

„Politik und Gerechtigkeit“ ist auch im kommenden Semester ein zentrales Thema der am Kolleg durchgeführten Forschungen. Matthias Lutz-Bachmann, Professor für Philosophie sowie Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften, und Rainer Forst, Professor für Politische Theorie sowie Mitglied im Direktorium des Kollegs, werden die Fellows vorstellen, die gegenwärtig dazu arbeiten. Dazu zählt u.a. der Philosoph Philip Pettit von der Princeton University, dessen Buch „Gerechte Freiheit“ (Suhrkamp 2015) auf außerordentlich große öffentliche Resonanz stößt. Die ebenfalls in Princeton arbeitende Philosophin Victoria McGeer geht der Frage nach, was es heißt, „verantwortlich“ zu sein, und untersucht damit ein grundlegendes Problem der Rechtsprechung. Die kanadische Politikwissenschaftlerin Melissa Williams wird ihre Arbeit am Manuskript „Die Zukunft der Demokratie“ fortsetzen.  Mit konkreten und aktuellen Problemen der Gerechtigkeit befassen sich die Nachwuchswissenschaftler Alasia Nuti, Isaac Taylor und Cristian Dimitriu − als Stichworte seien hier genannt die temporäre Arbeitsmigration, die Kosten der Terrorismusbekämpfung sowie die Ethik des internationalen Kreditgeschäfts. Die Gerechtigkeitsforscher aus aller Welt wurden von der Kolleg-Forschergruppe „Justitia Amplificata. Erweiterte Gerechtigkeit“ eingeladen, die von Professor Stefan Gosepath (Freie Universität Berlin) und Professor Rainer Forst (Goethe-Universität Frankfurt am Main) geleitet wird.

In den Programmschwerpunkt „Reformationen − Kontinuitäten und Brüche“ wird Luise Schorn-Schütte einführen. Die an der Goethe-Universität emeritierte Professorin für Neuere allgemeine Geschichte hat für das Historische Kolleg am Forschungskolleg Humanwissenschaften den Schwerpunkt konzipiert und lädt in diesem Rahmen international renommierte Wissenschaftler ans Kolleg ein, die den Zusammenhang von Theologie und Politik im Kontext der Reformationsbewegungen im 16. Jahrhundert erforschen. Erster Gast im Sommer wird der Göttinger Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann sein, der für seine Bücher über Martin Luther bekannt geworden ist. 

Schließlich wird die Vortragsreihe EuropaDialoge/Dialogues d’Europe mit öffentlichen Vorträgen des Historikers Neithard Bulst, des Publizisten Alfred Grosser und des ehem. österreichischen Finanzministers Hannes Androsch fortgesetzt. Die Reihe wurde 2014 mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Herausforderungen Europas aus wissenschaftlicher, ökonomischer und politischer Perspektive öffentlich zu debattieren.

Weitere Informationen: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Kontakt:  Iris Koban (Geschäftsführung), Email: i.koban@forschungskolleg-humanwissenschaften.de, Tel.: 06172-13977-10

Beate Sutterlüty (Fellowprogramm und Wissenschaftskommunikation), Email: b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de, Tel.: 06172 13977-15

Veranstaltungen

Mär 16 2016
12:24

Podiumsdiskussion am Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften über soziale Ungleichheit als Voraussetzung, Problem oder Chance des Kapitalismus

Geißel der Menschheit oder Weg zum Wohlstand?

BAD HOMBURG. Die einen nennen soziale Ungleichheit einen Zustand, der zutiefst ungerecht ist und unbedingt überwunden werden muss. Die anderen sehen darin einen Motor, der Innovationen, Fortschritt, Wachstum schafft und steigenden Wohlstand für alle überhaupt erst möglich macht. Experten am Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften diskutieren aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven über das Thema „Soziale Ungleichheit: Voraussetzung, Problem oder Chance des Kapitalismus?“ – und damit über eine der größten Kontroversen unserer Gegenwart. Die öffentliche Veranstaltung findet am Montag (21. März) um 19.00 Uhr am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Bad Homburg, statt.

Die Podiumsdiskussion bildet den Höhepunkt der Auseinandersetzung mit „Varianten des Kapitalismus – der atlantische Raum und Asien“. Dieser widmete sich das Historische Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften im akademischen Jahr 2015/16. Die interdisziplinäre Besetzung des Podiums soll historische und gegenwärtige Perspektiven zusammenführen und lässt empirische und theoretische Einblicke erwarten. Jürgen Kaube, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, wird die vermutlich kontroverse Diskussion moderieren.

Denn so unterschiedlich wie der fachliche Hintergrund der Experten auf dem Podium sind auch ihre Positionen: Dr. Lisa Herzog ist Politische Philosophin und Mitarbeiterin des Instituts für Sozialforschung an der Goethe-Universität Frankfurt. Sie schreibt dem Kapitalismus positive Effekte zu, hält das gegenwärtige Wirtschaftssystem aber für verbesserungswürdig. So plädiert sie für einen „zeitgemäßen Liberalismus“. In diesem sollen durch moralische Regeln und die Übernahme individueller Verantwortung Märkte in den Dienst einer gerechteren Gesellschaft gestellt werden. Der Volkswirts Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Minister a. D. des Landes Sachsen-Anhalt und Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Wirtschaft an der Otto von Guericke-Universität Magdeburg, ist der Auffassung, dass die sozialen Probleme der Menschheit nur durch Wachstum zu lösen seien. Er hält den gegenwärtigen Kapitalismus für geeignet, das gesamtgesellschaftliche Wohlergehen zu steigern. Einen konträren Standpunkt vertritt Prof. Dr. Christoph Deutschmann. Der Soziologe und emeritierte Hochschullehrer i. R. der Eberhard Karls-Universität Tübingen wendet sich gegen den„Wachstumszwang“, der mit dem modernen Kapitalismus Hand in Hand gehe. Diesem auf Dauer nachzukommen sei weder möglich noch sinnvoll. Anknüpfend an Marx steht er auf dem Standpunkt, dass ein Ausweg nur durch Veränderung von Eigentumsformen zu erzielen sei. So könnten beispielsweise mit der Förderung genossenschaftlichen Eigentums positive Effekte für die Gesellschaft erzielen werden.

Werner Plumpe, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Goethe-Universität, bündelt auf dem Podium als Programmbeauftragter des Historischen Kollegs die wissenschaftlichen Befunde aus dem Themenjahr „Varianten des Kapitalismus – der atlantische Raum und Asien“. In einer Reihe von vier öffentlichen Vorträgen und wissenschaftlichen Workshops untersuchten Experten die These von der extremen Auseinanderentwicklung von Kapitalismus in Ost und West seit 1800. Dafür hinterfragten sie, inwiefern Strukturmerkmale, zu denen  z.B. individuelle Eigentums- und Verfügungsrechte oder die oft angeführte „freie Lohnarbeit“ gehören, für die Entwicklung der spezifischen regionalen Kapitalismus-Varianten noch bestimmend sind.

Das Historische Kolleg ist eine Programmlinie des Forschungskollegs Humanwissenschaften – seinerseits Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung – und wurde 2014 in Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern aus aller Welt als geisteswissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Wissenschaftlicher Koordinator des Programms ist Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte der Goethe-Universität. Das Themenjahr „Varianten des Kapitalismus“ wird finanziert von dem Bad Homburger Unternehmer Stefan Quandt. Zudem fördert die Dagmar-Westberg-Stiftung das Historische Kolleg maßgeblich. 

Informationen: Dr. Friederike Sattler und Ellinor Schweighöfer, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Tel.: (06172)13977-14, E-Mail: Friederike.Sattler@hk.badw.de; schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Anmeldungen bitte an: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Veranstaltungen

Mär 3 2016
16:08

Kooperation der Stiftung Datenschutz mit dem Forschungskolleg Humanwissenschaften und der Forschungsstelle Datenschutz der Goethe-Universität

Internationales Symposium zu Privatheit und Datenschutz in Europa und den USA

FRANKFURT. Wie wird Datenschutz in den USA gesehen? Und was bedeutet Privatheit in Frankreich? Zu diesen und weiteren spannenden Fragen lädt die Stiftung Datenschutz gemeinsam mit dem Forschungskolleg Humanwissenschaften und der Forschungsstelle Datenschutz der Goethe-Universität zu einem internationalen Symposium nach Frankfurt ein. Unter dem Titel „The Cultures of Privacy and Data Protection in the EU and in the U.S.” treffen sich über 120 Experten und Interessierte am Mittwoch (9. März) von 10.30 bis 17.30 Uhr auf dem Campus Westend, Renate-von-Metzler-Saal.

Zu den renommierten Referenten gehören u.a. Marc Rotenberg (Electronic Privacy Information Center), Henry Farrell (George Washington University) und William Gilles (Université Paris). Die Moderation übernimmt Scot W. Stevenson (Reuters). Hierzulande werden Themen wie Safe Harbor oder die europäische Datenschutz-Grundverordnung unter bürgerrechtlichen oder wirtschaftlichen Kategorien intensiv beobachtet und diskutiert. Aber wie ist es dies beispielsweise in den USA, einem Land, das datenintensive Unternehmen wie Facebook oder Google beherbergt? „Wir stellen große Mentalitätsunterschiede im Umgang mit persönlichen Informationen und Privatheit fest. Diese Differenzen finden sowohl in den digitalen Diensten, aber auch in der Rechtslage ihren Ausdruck“, sagt Frederick Richter, Vorstand der Stiftung Datenschutz. Die Bundesstiftung mit Sitz in Leipzig wird sich in diesem Jahr verstärkt kulturellen Unterschieden in Bezug auf Datenschutz und bei Fragen der Privatsphäre widmen.

Das Symposium wird tiefe Einblicke auf Privatheit und Datenschutz aus verschiedenen internationalen Perspektiven ermöglichen. Aus wissenschaftlicher Sicht sollen Anforderungen an Politik und Wirtschaft diskutiert werden. Auf Panels und in Vorträgen werden dazu hochrangige Referenten aus den USA, Frankreich, Deutschland, England, Estland und den Niederlanden sprechen. Kooperationspartner der Veranstaltung sind das Forschungskolleg Humanwissenschaften und die Forschungsstelle Datenschutz der Goethe-Universität Frankfurt (Main).

„Der Ort ist nicht zufällig gewählt. Hessen ist gewissermaßen das Geburtsland des deutschen Datenschutzes: Das Bundesland gab sich 1970 das erste Landesdatenschutzgesetz“, so Richter. Unterstützung bekommt die Stiftung in ihrem Vorhaben auch vom Begründer der Forschungsstelle Datenschutz und renommierten Datenschutzexperten Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Spiros Simitis: „Datenschutz ist nicht mehr nur national zu denken, man muss auch die internationale Perspektive einnehmen. Den Dialog zu suchen und die weltweiten Perspektiven abzubilden ist ein wichtiger Ansatz.“

Die Konferenz findet durchgängig in englischer Sprache statt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Anmeldungen sind noch möglich unter event@stiftungdatenschutz.org. Twitter-hashtag: #Privacy2016

Die Veranstalter:

Die STIFTUNG DATENSCHUTZ wurde 2013 von der Bundesrepublik Deutschland gegründet. Aufgabe der unabhängigen Einrichtung ist die Förderung des Privatsphärenschutzes. Hierzu bietet sie eine Plattform zur Diskussion und dient als Schnittstelle zwischen Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Forschung. Ziel ist die Etablierung eines Dialog-forums, das Vorschläge für eine praxisgerechte und wirksame Datenpolitik entwickelt. Die STIFTUNG DATEN-SCHUTZ ergänzt als neutraler Akteur die Datenschutzaufsichtsbehörden in Bund und Ländern.

Das FORSCHUNGSKOLLEG HUMANWISSENSCHAFTEN ist ein Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung. In Bad Homburg nahe Frankfurt gelegen ist es ein Ort der Reflexion, der Debatte und des Dialogs über die Prozesse der Veränderung unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit im Zeitalter von Globalisierung und Digitalisierung. Dazu lädt es Junior- und Senior-Wissenschaftler aus aller Welt und aus unterschiedlichen Disziplinen zur Forschung ein und beteiligt sich mit vielfältigen Veranstaltungen am Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.

Die FORSCHUNGSSTELLE DATENSCHUTZ an der Goethe-Universität führt Projekte aus dem Bereich des Datenschutzrechts, des Informationsrechts sowie zur IT-Sicherheit und zur Gestaltung der Informationsgesellschaft durch. Die Forschungsstelle wurde von Prof. Dr. Drs. h.c. Spiros Simitis ins Leben gerufen und wird geleitet von Prof. Dr. Indra Spiecker gen. Döhmann, LL.M. (Georgetown Univ.) Die Einrichtung bietet die Möglichkeit zur Promotion, zur Durchführung gemeinsamer wissenschaftlicher und beratender Projekte sowie zu Gastaufenthalten aus dem Aus- und Inland.

Informationen: Frederick Richter, Stiftung Datenschutz, Tel: (0341) 58615555, E-Mail: richter@stiftungdatenschutz.org, www.StiftungDatenschutz.org; Iris Koban, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Tel. (06172) 13977-10, E-Mail: i.koban@forschungskolleg-humanwissenschaften.de, www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Anmeldung: event@stiftungdatenschutz.org; Twitter-hashtag: #Privacy2016

Veranstaltungen

Jan 26 2016
08:56

Die britische Historikerin Maxine Berg spricht am Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften über Luxusgüter, Konsum und Handel

Luxus im 18. Jahrhundert

BAD HOMBURG. Das Streben nach Luxus ist zeitlos. Die Historikerin Maxine Berg nimmt die Zuhörer ihres Vortrags „In Pursuit of Luxury. Eurasian Trade, Consumption and Changing Skills in Great Britain in the long 18th Century“ mit in die Welt der luxuriösen Konsumgüter des 18. Jahrhunderts. Ihr Vortrag auf Englisch findet statt am Donnerstag (28. Januar) um 19.00 Uhr, am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Am Wingertsberg 4, Bad Homburg.

Die Britin beleuchtet den Handel mit Luxusgütern zwischen Europa und Asien unddie Auswirkungen dieses Handels auf das Konsumverhalten verschiedener Bevölkerungsschichten. Sie zeigt, wie dadurch Innovationen in der Fertigung von Gütern stimuliert wurden, und leistet einen Beitrag zur Debatte über die Bedeutung des Konsums für die Entfaltung des modernen Kapitalismus.

Maxine Berg ist Professorin für Geschichte an der Universität Warwick (Großbritannien) und eine der bedeutendsten Expertinnen für moderne Globalgeschichte mit den SchwerpunktenKonsum-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte des 18. Jahrhunderts.Zu ihren wichtigsten Veröffentlichungen zählen die Sammelbände „Goods from the East: Trading Eurasia 1600-1800“ (Houndmills/Basingstoke 2015) und „Writing the History of the Global. Challenges for the Twenty-first Century” (Oxford 2013) sowie ihre bahnbrechende Monographie „Luxury and Pleasure in Eighteenth-Century Britain“ (Oxford 2005).

Am 29. Januar (Freitag) schließt sich ein Intensivseminar für Studierende, Doktoranden und einschlägig arbeitende Forscher an, das sich mit Konsummustern, Handel und Fertigkeiten seit dem 18. Jahrhundert sowie den Wegen der Industrialisierung in Zusammenhang mit der Herausbildung des globalen Kapitalismus auseinandersetzt. Neben Maxine Berg werden die Wirtschaftshistoriker Klaus Weber (Frankfurt/Oder) und Peer Vries (Wien) Impulsvorträge halten.

Die beiden Veranstaltungen zu „Konsum und Kapitalismus“ sind Teil des Rahmenthemas „Varianten des Kapitalismus – der atlantische Raum und Asien“, dem sich das Historische Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften im akademischen Jahr 2015/16 widmet. Unter der Federführung des Programmbeauftragten Werner Plumpe, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Goethe-Universität, hinterfragen einschlägige Experten die Strukturmerkmale des modernen Kapitalismus: Sind zum Beispiel die individuellen Eigentums- und Verfügungsrechte oder die oft angeführte „freie Lohnarbeit“ für die Entwicklung der spezifischen Varianten des Kapitalismus in verschiedenen Weltregionen noch immer bestimmend?

Das Historische Kolleg ist Programmlinie des Forschungskollegs Humanwissenschaften, seinerseits Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung, und wurde 2014 in Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern aus aller Welt als geistes-wissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Wissenschaftlicher Koordinator des Programms ist Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte der Goethe-Universität. Das Themenjahr „Varianten des Kapitalismus“ wird gefördert von dem Bad Homburger Unternehmer Stefan Quandt. Sponsorin des Historischen Kollegs ist zudem die Dagmar-Westberg-Stiftung.

Informationen: Dr. Friederike Sattler und Ellinor Schweighöfer, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Tel.: 06172-13977-14 Friederike.Sattler@hk.badw.de

schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Anmeldungen bitte an: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Veranstaltungen

Jan 8 2016
13:56

Diskussionsrunde zwischen Philosoph und Arzt in der Vorlesungsreihe „Du, Deine Gene, Deine Therapie“

Der Patient im Spannungsfeld der individualisierten Medizin

FRANKFURT. Rasche Fortschritte auf dem Gebiet der molekularen Medizin werfen neue ethische Fragen auf und verändern auch den Umgang zwischen Arzt und Patient: Hat der Patient beispielsweise ein Recht auf Nicht-Wissen? Welche Auswirkungen hat die Kenntnis, mit gewisser Wahrscheinlichkeit eine spezifische Krankheit zu bekommen, auf die Lebensqualität? In der öffentlichen Vorlesungsreihe „Du, Deine Gene, Deine Therapie“ diskutieren am Donnerstag (14. Januar) Prof. Dr. Carl Friedrich Gethmann, Universität Siegen, und Prof. Dr. Fritz von Weizsäcker, Schlosspark-Klinik Berlin, über ethische Probleme der individualisierten Medizin und ihre Konsequenzen für das Selbstverständnis von Patienten und für die Arzt-Patient-Beziehung. Die Moderation dieser Experten-Runde übernimmt die Wissenschaftsredakteurin des Hessischen Rundfunks, Dr. Regina Oehler.

Eingeladen zu dieser Vortragsreihe der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Goethe-Universität, die im Rahmen der von der Deutsche Bank AG initiierten und geförderten Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ im Wintersemester stattfindet, sind interessierte Bürgerinnen und Bürger aus der Rhein-Main-Region. Die Podiumsdiskussion beginnt um 18 Uhr auf dem Campus Niederrad, Universitätsklinikum, Haus 22, Hörsaal 2, Theodor-Stern-Kai 7.

Bevor die Experten miteinander ins Gespräch kommen werden, gibt es Vorträge der beiden Gäste: Der Philosophie-Professor Carl Friedrich Gethmann wird einerseits Fragen erörtern, die sich mit Schutz des genetischen Wissens über Individuen etwa gegenüber Versicherungen, Arbeitgebern und Biobanken beschäftigen. Andererseits wird es bei ihm u.a. um das Recht auf Nicht-Wissen gehen und darum, wie sich dieses auf die Arzt-Patient-Beziehung auswirkt. Außerdem wird Gethmann Probleme betrachten, die aufgrund der durch die individualisierte Medizin gewonnenen Daten erzeugt werden: Kann unter den Bedingungen von Big Data die Anonymität von Daten noch gewährleistet werden?

Die neuen Möglichkeiten der personalisierten Medizin beschäftigen auch die Mediziner im täglichen Umgang mit den Patienten, darüber wird Prof. Dr. Fritz von Weizsäcker sprechen. Nach seiner Auffassung kreiert die Flut molekularer Daten ein zunehmend mechanistisches Menschenbild, das jedoch die teilweise starken Placebo- und Nocebo-Effekte von Therapien nicht erklären kann. „Wo eine gezielte Beeinflussung aktuell nicht möglich ist, kann die Kenntnis einer Krankheitswahrscheinlichkeit einen erheblich negativen Einfluss auf die Lebensqualität des Patienten haben“, so Weizsäcker. Die molekularen Bioanalysen erfassten zwar nicht die Biografie, Gesamtpersönlichkeit und den sozialen Kontext eines Menschen, sie machten jedoch einen wesentlichen Teil einer persönlichen individuellen Arzt-Patienten-Beziehung aus, so der Berliner Arzt.

Die Referenten: Prof. Dr. Dr. h.c. Carl Friedrich Gethmann war von 1996 bis 2012 Direktor der Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler und ab 2012 Professor am Forschungskolleg „Zukunft menschlich gestalten“ der Universität Siegen. Gethmann ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Naturforscher „Leopoldina“, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und seit 2013 auch Mitglied des Deutschen Ethikrates.

Prof. Dr. Fritz von Weizsäcker arbeitete als Assistenzarzt in Freiburg in der Medizinischen Klinik II und in Zürich sowie als Postdoc am Massachusetts General Hospital in Boston (USA). Nach der Habilitation und der Facharzt-Ausbildung in Innerer Medizin und Gastroenterologie wurde er 2005 Chefarzt für Innere Medizin I der Schlosspark-Klinik in Berlin, Lehrkrankenhaus der Charité. Im Jahre 2000 erhielt er den Heinz-Kalk Award for Excellence in Hepatology Research und 2008 das Honorary Doctorate in Medicine, Medical Academy Voronezh (Russland).

Weiterer Vortrag in der Reihe „Du, Deine Gene, Deine Therapie“:

28. Januar 2016
Prof. Dr. Drs h.c. Leroy Hood, Washington University, Seattle
Systems Medicine and Proactive P4 Medicine. Transforming Healthcare through Wellness – A Personal View (P4 = predictive, personalized, preventive and participatory)
Moderation Prof. Dr. Josef Pfeilschifter, Goethe-Universität

Informationen: Prof. Dr. Joachim Engels, Campus Riedberg, Fachbereich Biochemie, Chemie und Pharmazie, Tel. (069)798-29150, Joachim.Engels@chemie.uni-frankfurt.de;Prof. Dr. Simone Fulda, Campus Niederrad, Fachbereich Medizin, Institut für Experimentelle Tumorforschung in der Pädiatrie, Tel. (069) 678 66557,Simone.Fulda@kgu.de

Programmbroschüre sowie der Link zu Aufzeichnungen der Vorträge und Diskussionen auf www.buerger.uni-frankfurt.de unter „Weitere Veranstaltungen“

Programm online auch unter: www.wissenschaftliche-gesellschaft.uni-frankfurt.de