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Neue Verbundstudie bewertet technische Maßnahmen gegen den Schadstoffausstoß von Kaminöfen
Wie effektiv elektrostatische Abscheider und Katalysatoren den Schadstoffausstoß von Kaminöfen reduzieren und dadurch Mensch und Umwelt schützen, haben Forschende der Goethe-Universität Frankfurt, der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und der Universitätskliniken Aachen und Freiburg im Verbundprojekt "TeToxBeScheit" untersucht. Auf Basis ihrer Studie empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, künftig beide Technologien vorzuschreiben, um die Schadstoffbelastung für Mensch und Umwelt zu minimieren. Das Forschungsprojekt wurde durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.
FRANKFURT. In Deutschland gibt es Millionen Kleinfeuerungsanlagen: Kaminöfen
für den häuslichen Gebrauch, in denen Scheitholz verfeuert wird. Dabei gelangen
viele partikuläre und gasförmige Schadstoffe in die Atmosphäre: Ultrafeine
Rußpartikel, Kohlenmonoxid, leicht flüchtige organische Substanzen wie
Formaldehyd, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und vieles
mehr. Die Zahl der freigesetzten Stoffe geht in die Tausende, manche
beeinflussen sich gegenseitig und werden dadurch noch gefährlicher.
In
Deutschland schreibt die erste Bundesimmissionsschutzverordnung (1. BImSchV) Grenzwerte
vor, auf EU-Ebene die Ökodesign-Richtlinie. Um den Schadstoffausstoß zu senken, werden sogenannte Minderungsmaßnahmen an den Kaminen angebracht wie elektrostatische
Abscheider oder Katalysatoren. Der
E-Abscheider lädt die Partikel im Abgas
elektrostatisch auf, so dass sie am Kaminrohr
abgeschieden werden. Der Katalysator hilft
dabei, dass toxische gasförmige Substanzen zu nicht toxischen reagieren,
so werden etwa Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoffe zu Kohlendioxid (CO2) und Wasser transformiert.
Zwar gibt
es schon Studien zu Katalysatoren und E-Abscheidern, diese betrachteten aber
nur wenige Schadstoffe des Abgases. In der Praxis sind Katalysatoren und
E-Abscheider bisher wenig verbaut. Wie effektiv die Techniken wirklich sind,
ist bisher unklar gewesen. Diese Wissenslücke
konnte das Verbundprojekt "TeToxBeScheit" jetzt schließen.
Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler von vier Instituten untersuchten, wie stark Katalysatoren
und E-Abscheider einzeln und kombiniert den Schadstoffausstoß reduzieren und
welcher Schutzeffekt für Mensch und Umwelt sich daraus ergibt. Das Lehr-
und Forschungsgebiet Technologie der Energierohstoffe (TEER) der RWTH Aachen
koordinierte das Projekt. Es baute den Prüfstand,
an dem die Abgas- und Partikelproben genommen wurden, und führte zusammen mit
dem Universitätsklinikum Aachen die chemisch-physikalischen
Untersuchungen durch. Das Universitätsklinikum Freiburg übernahm die humantoxikologischen und die Goethe-Universität Frankfurt die ökotoxikologischen Untersuchungen. Letztere führte ein Team
der Abteilung Evolutionsökologie und Umwelttoxikologie am Institut für
Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität unter Leitung von
Prof. Dr. Henner Hollert, Dr. Sabrina Schiwy und Marc Wollenweber durch.
Prof.
Hollert beschreibt das Besondere an "TeToxBeScheit" so: „Es
ist die erste Schadstoffstudie an Kaminöfen mit einem integrierten Ansatz, der weit über die chemische Analyse einzelner Substanzen
hinausgeht: Wir haben uns gemeinsam mit den anderen
Partnern das Abgas , die emittierten Partikel und die Wirkung der
Minderungsmaßnahmen vollumfänglich angeschaut, und zwar nicht nur die
chemisch-physikalische Seite, sondern auch die humantoxikologische und die ökotoxikologische, also die Wirkung der Schadstoffe
und Schadstoffkombinationen auf Mensch und Ökosysteme. Diese effektbasierte Untersuchung
kann auch die nachteilige Wirkung bisher unbekannter Schadstoffe und
Schadstoffgemische nachweisen und wurde so in ähnlichen
Studien bisher noch nicht durchgeführt.“
Der
Umwelttoxikologe und wissenschaftliche Mitarbeiter Marc Wollenweber untersuchte die Schadstoffe aus den
Kaminöfen mit Zellkulturen und aquatischen Testsystemen.
Denn in der Natur gelangen Schadstoffe auch in Gewässer, wenn sie beispielsweise
durch Regen aus der Luft herausgewaschen werden. Diese Auswaschung simulierte er zusammen mit dem TEER und
dem Uniklinikum Freiburg mittels Waschflaschen am Prüfstand. Danach
schaute sich Wollenweber die Reaktion von drei
aquatischen Modellorganismen an: Algen, Wasserflöhe
und Fischembryonen.
Im
Wasser mit unbehandeltem Rauchgas zeigte
sich die Toxizität deutlich: Die Organe der
Fischembryonen – eine Alternativmethode zu Tierversuchen mit Fischen – nahmen
Schaden, die Wasserflöhe starben, die Algen wuchsen
langsamer. Mit vorgeschaltetem Katalysator zeigten
sich hingegen keine toxischen Effekte mehr, die
Schadstoffbelastung der aquatischen Systeme ließ sich stark reduzieren. Dieses Ergebnis des biologischen Experiments
bestätigten die chemisch-physikalischen Messungen. Der E-Abscheider erwies
sich dagegen an der Feuerung als weniger effektiv. Erst als das Gerät weiter
entfernt von der Feuerung angebracht wurde, sank die
Toxizität. Der Grund: Erst im abgekühlten Abgas binden bestimmte Substanzen an Partikel und können so abgeschieden
werden.
Bei
den humantoxikologischen Untersuchungen am Universitätsklinikum Freiburg unter
Leitung von Dr. Manuel Garcia-Käufer kam ein zellbasiertes Lungenmodell zum
Einsatz, das die inhalative Wirkung der Abgase bewerten sollte. Das angewandte in vitro-Expositionsverfahren ist das
derzeit fortschrittlichste Verfahren dieser Art. Bei den Untersuchungen wachsen
die Lungenzellkulturen an der Grenzschicht zwischen Gas- und Flüssigphase und spiegeln
somit die Bedingungen in der menschlichen Lunge wider. Die luftgetragenen
Schadstoffe strömten von der luftzugewandten Seite über die Lungenzellen, so wie
bei der Inhalation von Abgasen. Dann maßen die Wissenschaftler:innen, ob sich
durch die (toxische) Belastung der Exposition zum Beispiel das Erbgut veränderte.
Das Ergebnis: Auch humantoxikologisch schnitt der Katalysator zunächst besser
ab als der E-Abscheider. Das lag auch wieder daran, dass E-Abscheider zwar die
Feinstaubbelastung deutlich reduzieren, jedoch nur bedingt gasförmige Schadstoffe
aus dem Abgas neutralisieren.
Für Frau
Dr. Sabrina Schiwy, Teamleiterin in der Abteilung Evolutionsökologie und
Umwelttoxikologie an der Goethe-Universität, sind die Katalysatoren folglich
auch die „Gewinner“ der Studie. Sie hält die Katalysatoren für „universell
wirksam“, sie könnten hochreaktive Substanzen
reduzieren, die gasförmig oder gar als feine Partikel in unsere Lungen
eindringen. Sie können bereits für wenige Geld, etwa 400 Euro nachgerüstet
werden. Die unmittelbare Wirkung der E-Abscheider ist zunächst ökotoxikologisch
und humantoxikologisch weniger augenfällig, dennoch sind sie als zusätzliche Minderungsmaßnahme
unabdingbar, weil (insbesondere bei chronischer Belastung) gefährliche Feinstaubemissionen
um bis zu 95 Prozent reduziert werden. Die E-Abscheider wirken damit in einem
Bereich, den die Katalysatoren nicht abdecken. Diesen wichtigen Aspekt fand das
TEER bei seinen Untersuchungen heraus.
Im
Rahmen der Studie wurde auch die Wirkung der beiden Techniken in Kombination
betrachtet. Wollenweber
empfiehlt daher, Kaminöfen in Zukunft mit beiden
Techniken zu versehen. Dabei sollte der E-Abscheider vor den Katalysator
installiert sein, sodass er zuerst die Partikel abscheidet.
Die gasförmigen Stoffe nimmt sich danach der
Katalysator vor. Doch was bedeuten die Ergebnisse für die 1.
Bundesimmissionsschutzverordung, die lediglich Grenzwerte vorgibt? Wollenweber meint: „Wir plädieren dafür,
dass Grenzwerte am Stand der Technik für Minderungsmaßnahmen
angepasst werden, damit keine Feuerung mehr ohne Minderung verkauft und
aufgestellt wird.“
Abschlussbericht
des Projekts zum Download:
Abschlussbericht des Verbundvorhabens "Kombinierte technische
und toxikologische Bewertung von Emissionsminderungsmaßnahmen für
Scheitholzfeuerungen" (TeToxBeScheit)
https://www.fnr.de/ftp/pdf/berichte/22041118.pdf
Bilder zum
Download:
https://www.uni-frankfurt.de/147073847
Bildtext: Der Kaminofen auf dem Prüfstand: An der
RWTH Aachen wurden die Abgase chemisch-physikalisch untersucht. Foto: Johann
Hee
Weitere
Informationen
Prof. Dr. Dr. h.c. Henner Hollert
Leiter Abteilung Evolutionsökologie und Umwelttoxikologie
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-42171
hollert@bio.uni-frankfurt.de
https://www.bio.uni-frankfurt.de/43970666/Abt__Hollert
Dr. rer. nat. Sabrina Schiwy
Abteilung Evolutionsökologie und Umwelttoxikologie
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Goethe-Universität Frankfurt
+49 (0)69 798 42173
schiwy@bio.uni-frankfurt.de
Marc Wollenweber, M. Sc.
Abteilung Evolutionsökologie und Umwelttoxikologie
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-42172
wollenweber@bio.uni-frankfurt.de
Twitter/X: @goetheuni @HHollert @RWTH @UniklinikAachen
@Uniklinik_Fr #TEER
Team von Prof. Harald Schwalbe will konservierte RNA-Strukturen von Dengue-Viren blockieren – beLAB2122 BRIDGE-Kooperation zwischen Evotec und Bristol Myers Squibb fördert Projekt zur Entwicklung von Wirkstoffen zur Behandlung von infektiösen Tropenkrankheiten.
Forschende der Goethe-Universität starten gemeinsam mit Partnern aus der Life-Science- und Pharmaindustrie ein Projekt zur Entwicklung einer neuen Wirkstoffklasse gegen Flaviviren, die Infektionskrankheiten wie zum Beispiel das Dengue-Fieber auslösen. Das Projekt wird im Rahmen der belBA2122-Kooperation zwischen dem Life-Science-Unternehmen Evotec und dem Pharmakonzern Bristol Myers Squibb gefördert. In einem innovativen Ansatz sollen RNA-bindende kleine Moleküle gegen die von Mosquitos übertragenen Flaviviren gerichtet werden. Die Projektidee stammt aus dem Team um Prof. Harald Schwalbe, Professor am Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie und dem NMR-Zentrum der Goethe-Universität.
FRANKFURT.
Reiselust und Klimawandel führen dazu, dass sich von Stechmücken übertragene
Viren auch in Europa immer weiter verbreiten. Die Klasse der Flaviviren, zu
denen der Dengue-, der Zika-, der West-Nil- und der Gelbfieber-Virus gehören,
lösen schwerwiegende neurologische Erkrankungen aus, für die es bislang nur
unzureichend wirksame Impfstoffe und keine spezifischen
Behandlungsmöglichkeiten gibt.
In
einem innovativen Forschungsansatz nutzen Prof. Harald Schwalbe und sein Team
von der Goethe-Universität eine patentierte NMR-basierte Screeningmethode, um
kleine Moleküle zu identifizieren, die spezifisch an hochkonservierte
RNA-Strukturen der Viren zu binden und den viralen Infektionszyklus zu
unterbrechen. Im Rahmen der beLAB2122-Kooperation zwischen Evotec und Bristol
Myers Squibb werden die neuen Wirkstoffkandidaten gemeinsam identifiziert,
strukturell charakterisiert und auf ihre Wirksamkeit getestet. beLAB2122 hat
zum Ziel, akademische Institutionen aus der Rhein-Main-Neckar Region mit den
industriellen Partnern zusammenzubringen, um first-in-class-Therapieoptionen
für alle Indikationsgebiete und Formate effizient zu investitionsfähigen Wirkstoffforschungs-
und frühen Entwicklungsprojekten voranzutreiben.
Prof.
Harald Schwalbe,
Direktor des Instituts für Biochemie II der Goethe-Universität, sagt: „Über die
letzten drei Jahre haben wir viel gelernt, wie wir das SARS-CoV2-Virus mit
kleinen Molekülen bekämpfen können. Die neue Zusammenarbeit erlaubt es uns nun
zusammen mit industriellen Profis, unser Wissen nun auf Viren anzuwenden, die
von Stechmücken übertragen werden, deren Verbreitungsgebiet sich im Rahmen des
Klimawandels erweitert.“
Dr.
Kirstin Schilling,
Geschäftsführerin der Innovectis GmbH, der Technologietransfergesellschaft der
Goethe-Universität, ergänzt: „Mit dem beLAB2122-Programm können
vielversprechende Therapieansätze ab einem frühen Entwicklungsstadium gemeinsam
mit Pharmapartnern entwickelt und validiert werden, so dass eine effiziente
Translation, z. B. auch durch Gründung gemeinsamer Spin-offs, erfolgen kann.“
Dr.
Thomas Hanke,
Executive Vice President und Head of Academic Partnerships bei Evotec,
kommentiert: „Wir freuen uns auf dieses Projekt mit der Goethe-Universität
Frankfurt im Rahmen der beLAB2122 Kooperation. Das Projekt adressiert einen
innovativen Entwicklungsansatz und birgt das Potenzial für die Therapie bislang
nicht behandelbarer Infektionskrankheiten."
Hintergrund: Goethe-Universität ist Teil der
Life-Science-Kooperation „beLAB2122“ zwischen akademischer Forschung und
Pharmaunternehmen (Meldung vom 13. April 2021)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/goethe-universitaet-ist-teil-der-life-science-kooperation-belab2122-zwischen-akademischer-forschung-und-pharmaunternehmen/
Weitere
Informationen:
Prof. Dr.
Harald Schwalbe, Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie, Zentrum
für Biomolekulare Magnetische Resonanz, Goethe-Universität Frankfurt,
Marie-Curie-Str. 7, 60438 Frankfurt/Main. schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / komm. Leiter,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Besetzer*innen, die sich noch auf dem Dach der Druckerei Dondorf aufgehalten hatten, wurden aus dem Gebäude gebracht.
FRANKFURT. Nach dem Ende der Besetzung der Druckerei Dondorf hofft die Goethe-Universität auf eine Rückkehr zum demokratischen Dialog. „Wir haben den Besetzer*innen mehrfach Gesprächsangebote unterbreitet, die allesamt ausgeschlagen wurden; das ist bedauerlich“, betonen Wissenschaftsministerin Angela Dorn und Universitätspräsident Enrico Schleiff gemeinsam. „Wir danken der Polizei für den tagelangen Einsatz und das deeskalierende Vorgehen. Wir appellieren an alle Unterstützer*innen des Kollektivs, ihren Protest ohne Rechtsverletzungen weiterzuführen.“
In
den Morgenstunden hatte die Polizei die zuletzt verbliebenen Personen vom Dach
der Druckerei Dondorf in das Gebäudeinnere und danach zur
Identitätsfeststellung in das Polizeipräsidium Frankfurt gebracht. Die im
Auftrag des Landes durch die Goethe-Universität treuhänderisch verwaltete
Liegenschaft war über eine Woche besetzt gewesen; zuletzt hatte sich nur noch
eine kleine Gruppe auf dem Dach aufgehalten.
Mehrere
Angebote und Vermittlungsversuche zur friedlichen Beendigung der Besetzung,
darunter zuletzt ein am Sonntag von der Goethe-Universität und dem Hessischen
Ministerium für Wissenschaft und Kunst vorgeschlagenes Gespräch mit dem
Präsidenten und der Ministerin, hatten die in der Druckerei verbliebenen
Besetzer*innen abgelehnt. Die Universitätsleitung hatte mehrfach deutlich
zugesagt, sich im Falle einer freiwilligen Räumung für den Dialog über die
Zukunft der Druckerei Dondorf und für die Schaffung von Räumen zur freien
Gestaltung gegenüber den politisch verantwortlichen Personen einzusetzen. „Auch
wenn die Besetzer*innen leider nicht freiwillig gegangen sind, werde ich mich
auch im neuen Jahr weiterhin für einen solchen Dialog engagieren“, erklärte
Präsident Schleiff. „Eskalationen wie die zwischenzeitlichen tätlichen
Angriffen auf die Polizei sowie Drohungen gegen Beschäftigte der Universität
gefährden aber leider jeden Diskurs mit der künftigen Landesregierung und der
Stadt Frankfurt, bei denen die Entscheidung über die Zukunft des Geländes und
des Gebäudes liegt.“
Stiftungsprofessur durch LOEWE-Spitzenprofessur und Willy Robert Pitzer Stiftung auf 10 Jahre finanziert
Die Virusforschung der Goethe-Universität Frankfurt erhält weiteres Gewicht: Heute tritt Prof. Mathias Munschauer vom Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung in Würzburg die „Willy Robert Pitzer Stiftungsprofessur für Molekulare Virologie humanpathogener RNA-Viren“ an und verstärkt damit Forschung und Lehre am Institut für Medizinische Virologie des Universitätsklinikum Frankfurt. Die ersten fünf Jahre der Stiftungsprofessur werden aus Mitteln der LOEWE-Spitzenprofessur des Landes Hessen gefördert, die 2021 Prof. Sandra Ciesek zugesprochen worden war. Die Willy Robert Pitzer Stiftung ermöglicht im Anschluss die Finanzierung der Professur für weitere fünf Jahre.
FRANKFURT. Prof. Enrico Schleiff, Präsident der
Goethe-Universität, sagte: „COVID-19 ist die jüngste einer Reihe neuer
Viruserkrankungen, die durch RNA-Viren wie Ebola, MERS oder SARS ausgelöst
werden. Und SARS-CoV-2 wird nicht das letzte Virus sein, mit dem wir
fertigwerden müssen. Die Willy Robert Pitzer Stiftung eröffnet uns gemeinsam
mit dem Land Hessen die Möglichkeit, unsere Virologie weiter zu stärken und langfristig
auszubauen, denn wir werden die Professur nach der Förderzeit aus Hausmitteln
fortsetzen. Mit Prof. Mathias Munschauer haben wir das Glück, dass wir einen
ausgewiesenen Experten für die RNA-Forschung am Institut für Medizinische
Virologie unter der Leitung von Prof. Sandra Ciesek gewinnen konnten, der sich
auch hervorragend in die vielen laufenden Forschungs- und Transferinitiativen
einbringen kann und wird.“
Mathias
Munschauer, Jahrgang 1985, studierte in Mannheim Biotechnologie und begann
bereits während seines Studiums, an der Rockefeller University mit RNA und
RNA-bindenden Proteinen zu arbeiten. Für seine Promotion an der Freien
Universität Berlin forschte er am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
in Berlin sowie an der New York University, wo er unter anderem Technologien
entwickelte, mit denen sich alle RNA-bindenden Proteine in einer Zelle
gleichzeitig erfassen lassen. Nach einer Zeit als Postdoc am Broad Institute of
MIT and Harvard kehrte Munschauer 2019 nach Deutschland zurück, um eine unabhängige
Nachwuchsgruppe am Helmholtz Institut für RNA-basierte Infektionsforschung in
Würzburg zu leiten. 2021 nahm er einen Ruf als Juniorprofessor an die
Julius-Maximilians-Universität Würzburg an.
Hintergrundinformation:
3
Millionen Euro für Virusforschung: Hessen und Willy Robert Pitzer Stiftung
finanzieren Professur an Goethe-Universität:
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/3-millionen-euro-fuer-virusforschung-hessen-und-willy-robert-pitzer-stiftung-finanzieren-professur-an-goethe-universitaet/
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/146847606
Bildtext: Prof. Dr. Mathias
Munschauer, Universitätsklinikum Frankfurt. Foto: Hilde Merkert
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Mathias Munschauer
Willy Robert Pitzer Stiftungsprofessur für Molekulare Virologie humanpathogener
RNA-Viren
Institut
für Medizinische Virologie
Universitätsklinikum Frankfurt
Tel:+49 (0)69 6301-5219
virologie@ukffm.de
Twitter/X:
@goetheuni @M_Munschauer @UK_Frankfurt @HMWK_Hessen
Besetzer*Innen hatten sich mehrfach geweigert, auch nach Verlängerung des Ultimatums seitens der Goethe-Universität die im Auftrag des Landes verwaltete Liegenschaft freiwillig zu verlassen.
FRANKFURT. In den
Morgenstunden hat die Polizei mit der Räumung Druckerei Dondorf begonnen. Die
im Auftrag des Landes durch die Goethe-Universität treuhänderisch verwaltete
Liegenschaft war seit letztem Samstag besetzt gewesen, das Kollektiv „Die
Druckerei“ hatte sich erneut rechtswidrig Zutritt verschafft. Die Goethe-Universität
als Verwalterin der Liegenschaft für das Land als Eigentümerin hatte daraufhin
einen Strafantrag gestellt. In zwei konstruktiven Gesprächen mit
Vertreter*innen der Besetzer*innen am Montag und Dienstag signalisierte die
Universitätsleitung deutlich, sich im Falle einer freiwilligen Räumung für den
Dialog über die Zukunft der Druckerei Dondorf und für die Schaffung von Räumen
zur freien Gestaltung gegenüber den politisch verantwortlichen Personen
einzusetzen. Das Kollektiv kündigte jedoch auf der Pressekonferenz am Mittwoch
und in der darauffolgenden Berichterstattung auf ihrem Blog an, der Bitte einer
freiwilligen Räumung nicht folgen zu wollen.
Die Goethe-Universität hatte auf derselben Pressekonferenz, zu welcher sie am Dienstag im Zuge der Verhandlungen eingeladen worden war, ihr Angebot im Falle einer friedlichen Räumung wiederholt. Das für 16.00 Uhr gesetzte Ultimatum wurde von Seiten der Universität im Laufe des Tages einmalig auf 23.59 Uhr verlängert, um die Möglichkeit eines freiwilligen Abzuges und einer darauffolgenden Zusammenarbeit offen zu halten. Nachdem die Besetzer*innen weiteren Gesprächsangeboten der Goethe-Universität, der Stadt Frankfurt und des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (HMWK) in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag nicht nachkamen und das Gebäude weiter besetzt hielten, setzte die Polizei in den Morgenstunden des heutigen Tags den Strafantrag der Goethe-Universität durch Räumung um.
Die hessische Wissenschaftsministerin
Angela Dorn als Vertreterin der Landesregierung sagt: „Präsident Prof. Dr.
Schleiff hat den Besetzern weitgehende Dialogangebote unterbreitet, wie es ihm
möglich ist. Über den Präsidenten habe ich ausrichten lassen, dass ich zu
keinen Verhandlungen, aber zu Gesprächen bereitstehe, unter der Voraussetzung,
dass die Besetzer freiwillig das Gebäude verlassen. Es ist bedauerlich, dass
die Besetzer nicht auf diese Angebote eingegangen sind“, erklärt
Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Der Universität blieb in ihrer
Verantwortung sowohl für Gebäude und Grundstück als auch für die Menschen, die
sich dort aufhielten, daher leider keine andere Wahl als die Räumung. Ich danke
dem Präsidenten der Universität, Herrn Prof. Dr. Schleiff, für sein besonnenes
Vorgehen. Ich appelliere an die Besetzer und alle, die ihre Anliegen
unterstützen, in Zukunft gewaltfrei vorzugehen und die eröffneten
Dialogmöglichkeiten zu nutzen. Für das Land bleibt die Realisierung des
Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik das prioritäre Ziel.“
Universitätspräsident Enrico Schleiff
betont: „Von Anfang an haben wir klargemacht, dass eine rechtswidrige Besetzung
des Gebäudes nicht akzeptiert werden kann. Wir sind aber enttäuscht, dass nach
ersten konstruktiven Gesprächen mit einem Teil der Besetzer*innen am Montag und
Dienstag der Pfad des konstruktiven Dialogs am Mittwoch nicht weiter begangen
wurde. Bei einer freiwilligen Räumung hätte ein gemeinsamer Weg der
Deeskalation und des Diskurses mit Stadt und Land über die Zukunft der
Druckerei Dondorf und weiterer Themen beschritten werden können.“
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / komm. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Telefon
069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Trotz konstruktiver Gespräche mit der Universitätsleitung, die im Falle einer freiwilligen Räumung zugesagt hatte, den Strafantrag zurückzuziehen und Gespräche über den Erhalt der Immobilie und die Schaffung neuer Räume zu initiieren, haben die Besetzer*innen das Angebot abgelehnt.
FRANKFURT. Die erneute
Besetzung der Dondorfschen Druckerei in Bockenheim geht weiter: Trotz zweier
konstruktiver Gespräche mit der Universitätsleitung seit Montagabend
verkündeten die Besetzer*innen, die sich letzten Samstag rechtswidrig Zugang
zur Liegenschaft verschafft hatten, auf der heutigen Pressekonferenz um 11 Uhr,
dass man nicht bereit sei, das Gebäude zu räumen. Universitätspräsident Enrico
Schleiff verwies in derselben Pressekonferenz auf die am Montag und Dienstag mit
einer Abordnung des Kollektivs und weiteren zivilgesellschaftlichen
Vertreter*innen erzielten Gesprächsergebnisse und wiederholte in dem Zuge auch
das Angebot der Universität, den Strafantrag bei einer bis 16 Uhr erfolgten
Räumung zurückzuziehen. „Es scheint uns trotz guter Gespräche nicht gelungen zu
sein, gemeinsam den Weg der Deeskalation und der Wiedereröffnung des
Diskursraums zu beschreiten“, sagt Universitätspräsident Schleiff. „Eine
freiwillige Räumung hätte ein ganz starkes Signal bedeutet, in einen
konstruktiven Dialog mit Universität, Stadt und Land einzutreten. Die
Universität ist weiterhin jederzeit gesprächsbereit.“
Die
Universitätsleitung hatte in dem Austausch seit Anfang der Woche folgende
Zusicherungen vorgenommen:
Zum Hintergrund: Das Land ist Eigentümerin der Liegenschaft, die
Goethe-Universität mit der Verwaltung beauftragt, auch über den Zeitraum der
eigenen Nutzung hinaus. Die
Aufrechterhaltung des Dialogs mit dem Land würde von Seiten der
Goethe-Universität auch nach dem für den 18. Januar 2024 anstehenden
Regierungswechsel oberste Priorität behalten. Voraussetzung dafür wäre jedoch
eine freiwillige Räumung der Druckerei Dondorf gewesen.
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR
& Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Die Kunsthistorikerin und Kuratorin Ina Neddermeyer wird neue Direktorin des Museums.
FRANKFURT. Ab dem 1. Januar wird sie die Geschicke des Hauses am Schaumainkai leiten: Ina Neddermeyer, Kunsthistorikerin und Kuratorin, wird zum Jahresbeginn die Leitung des Museum Giersch der Goethe-Universität übernehmen. Neddermeyer war bis in diesem Jahr Kuratorin und Leiterin der Abteilung Kunst am Zeppelin Museum Friedrichshafen. Das Museum Giersch, das seit dem hundertjährigen Jubiläum der Goethe-Universität zur Universität gehört, wurde seit über einem Jahr kommissarisch von Susanne Wartenberg und Dr. Katrin Kolk geleitet.
Das Haus widmet
sich seit vielen Jahren erfolgreich der Vermittlung regionaler Kunst und
wissenschaftlicher Inhalte. Künftig soll sich das Ausstellungsspektrum noch
stärker als bisher um Themen aus aktuellen Forschungsprojekten und Entwicklungen
aus Studium und Lehre erweitern, ein Schaufenster der Goethe-Universität am
weltberühmten Museumsufer sein.
„Ich freue mich,
dass wir mit Ina Neddermeyer eine ebenso profilierte wie erfahrene
Kunstexpertin und Ausstellungsmacherin für unser Museum gewinnen konnten. Sie
hat bereits viele ambitionierte, aber auch umsetzbare Ideen formuliert, wie wir
dieses wundervolle Museum Giersch der Goethe-Universität am Mainufer auch zu
einem Ort der Begegnung der Bürgerinnen und Bürgern der Stadt mit den Inhalten
der Forschung ihrer Goethe-Universität machen können“, sagt Universitätspräsident
Prof. Enrico Schleiff. Schleiff dankt
zugleich dem langjährigen Museumsbeauftragten Prof. Werner Müller-Esterl, der seine
Tätigkeit zum Ende des Jahres beenden wird: „Werner Müller-Esterl hat viele
Jahre mit viel Herzblut und Engagement dazu beigetragen, dass das Museum zu
einer anerkannten Adresse für Kunst und die Darstellung wissenschaftlicher
Inhalte weit über die Stadt hinaus geworden ist“, so Schleiff.
„Ein herzliches
Willkommen an Ina Neddermeyer als neue Museumsdirektorin. Wir sehen
erwartungsvoll der Zusammenarbeit entgegen und sind überzeugt, dass ihr Einsatz
und ihre Vision einen entscheidenden Beitrag dazu leisten werden, das Museum
unter ihrer Leitung weiter zu entwickeln und zu bereichern“, so Dipl. Kaufmann Stephan Rapp, Vorstand der Stiftung
Giersch.
„Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe
im Museum Giersch der Goethe-Universität. Ich möchte das interdisziplinäre
wissenschaftliche Arbeiten in Frankfurt intensivieren und das Museum mit der
Universität weiter vernetzen. Dafür möchte ich meine vielfältigen Erfahrungen
in der Zusammenarbeit mit universitären Partnern, die ich zuletzt am Zeppelin
Museum Friedrichshafen machen konnte, gerne einbringen“, sagt Ina Neddermeyer, ab Januar neue Direktorin des Museums.
Ina
Neddermeyer
studierte Kunstgeschichte, Politik und Philosophie in Berlin und Florenz. Nach
ihrem wissenschaftlichen Volontariat war sie von 2013 bis 2016
Sammlungskuratorin am Kunstpalais in Erlangen. Von 2016 bis 2023 arbeitete sie
als Kuratorin und Leiterin der Abteilung Kunst am Zeppelin Museum
Friedrichshafen. Sie kuratierte zahlreiche Ausstellungen, u.a.
Einzelausstellungen von Otto Dix, Marta Hoepffner, Peter Land und Reynold
Reynolds sowie Gruppenausstellungen wie „Into the deep. Minen der Zukunft“, „Beyond
States. Über die Grenzen von Staatlichkeit“, „Game of Drones. Von unbemannten
Flugobjekten“ und „Schöne neue Welten. Virtuelle Realitäten in der
zeitgenössischen Kunst“.
Zum Museum
Giersch der Goethe-Universität: Das Ausstellungshaus für Kunst, Kultur und
Wissenschaft am Schaumainkai hat seit seiner Gründung im Jahr 2000 durch die
Stiftung Giersch den Fokus auf das Rhein-Main-Gebiet als geografischer
Schnittstelle gelegt. Unter diesem Blickwinkel widmet sich das Museum der
Entdeckung, Erforschung und Vermittlung bislang unbeachteter künstlerischer
Positionen und kultureller Zusammenhänge durch alle Epochen hinweg bis in die
Gegenwart. Die Vorbereitungen für die nächste Ausstellung, eine Retrospektive
der vielfältigen Malerin und Graphikerin Louise Rösler (1907–1993), laufen
bereits auf Hochtouren. Rösler lebte von 1943 bis 1959 in Königstein im Taunus.
Website
des Museums: https://www.mggu.de/museum/
Ein Interview mit Ina Neddermeyer ist im aktuellen UniReport erschienen:
Weitere Informationen: Christine Karmann, Kommunikation und Marketing, Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@mggu.de.
Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main.
Fotos von Ina Neddermeyer zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/146685172
Fotografin: Magdalena Türtscher
Redaktion: Dr. Dirk Frank,
Pressereferent / komm. Leiter, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069/798-13753,
frank@pvw.uni-frankfurt.de
Umweltministerin Hinz startet hessenweites Kooperationsprojekt im Rahmen einer Auftaktveranstaltung in der Frankfurter Goethe-Universität
Die Wasserwirtschaft in Hessen steht insbesondere durch den Klimawandel vor großen Herausforderungen, damit sie auch zukünftig die Wasserversorgung von Bevölkerung und Unternehmen nachhaltig sichern kann. Heute eröffnete die hessische Umweltministerin Priska Hinz an der Goethe-Universität Frankfurt das Hessische Kompetenzzentrum Wasser (KWH), in dem Akteure aus Wissenschaft und Bildung, Verwaltung, Politik und Wasserwirtschaft vernetzt sind. Die Ziele: Probleme sollen auf Systemebene angegangen, wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in die wasserwirtschaftliche Praxis überführt und das Bildungsangebot erweitert werden.
FRANKFURT. Es
sind gleich mehrere tiefgreifende Veränderungen, mit denen sich der
Wassersektor in Hessen konfrontiert sieht: Der Klimawandel mit seinen
häufigeren Extremwetterereignissen erhöht den Druck auf Wasserressourcen und
Wasserökosysteme, was wiederum einen Verlust der Biodiversität nach sich zieht.
Die Folgen für Mensch und Natur wurden in den Dürresommern der vergangenen
Jahre deutlich sichtbar. Dann wiederum gab es vermehrt Starkregenereignisse mit
Schäden an Gebäuden und Infrastruktur. Eine weitere Herausforderung für die
Wasserwirtschaft ist der demografische Wandel. Die Zunahme der Bevölkerung in
den Ballungsräumen führt zu einem steigenden Wasserbedarf in den kommenden
Jahren, die Abnahme der Bevölkerung in Teilen des ländlichen Raums dagegen zu
steigenden Kosten bei der Bereitstellung einer ausreichenden Wasser- und
Abwasserinfrastruktur. Heute schon führen Einträge von Spurenstoffen zum
Beispiel durch Arzneimittel im Abwasser zu Problemen in der Abwasserbehandlung
und Trinkwasseraufbereitung.
Angesichts dieser Herausforderungen und damit verbundener
Zielkonflikte zwischen Schutz und Nutzung der Ressource Wasser sind innovative
und nachhaltige Umsetzungslösungen für die vielen beteiligten Akteure zu suchen
und zu finden. Hessen geht diese Herausforderungen jetzt durch eine Stärkung
der interdisziplinären Zusammenarbeit von Wissenschaft, Verwaltung, Politik,
Praxis und Bildung an und gründet das Hessische Kompetenzzentrum Wasser (KWH),
in dem das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (HMUKLV), das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und
Geologie (HLNUG), die Regierungspräsidien, alle hessischen Universitäten, viele
hessische Hochschulen sowie die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und
das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) ihre jeweilige Expertise
einbringen und kooperieren werden.
Umweltministerin Priska Hinz erläutert: „Mit dem Klimaplan und dem
Zukunftsplan Wasser haben wir die Weichen für einen nachhaltigen Schutz und
eine integrierte Bewirtschaftung der Wasserressourcen in Hessen gestellt. Das
Hessische Kompetenzzentrum Wasser wird uns nun dabei unterstützen, die
notwendigen Anpassungen an den Klimawandel umzusetzen und dabei neueste
wissenschaftliche Erkenntnisse und innovative Lösungen zu berücksichtigen.“
Prof. Thomas Schmid, Präsident des HLNUG, ist überzeugt: „Das
Hessische Kompetenzzentrum Wasser bietet die Chance, die unterschiedlichen und
sehr umfassenden Expertisen im Wassersektor in Hessen zu bündeln, damit die
wissenschaftlichen Erkenntnisse auch zu einer praxisnahen Entwicklung konkreter
Lösungen mit nachhaltiger Nutzung der Ressource Wasser beitragen können.“
Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, die die
Gründung des KWH wesentlich begleitet hat, erklärt: „Es muss uns gelingen,
‚win-win-Situationen' zu schaffen, bei denen einerseits die Wasserressourcen
erhalten bleiben und die aquatische Biodiversität geschützt wird, andererseits
aber auch der Wasserbedarf der Bevölkerung und der Wirtschaft gesichert bleibt.
Mit ihrer Forschung werden die hessischen Universitäten und Hochschulen zum
Erreichen dieses Ziels beitragen.“ Auch die Gewinnung von Fachkräften könnten
die Universitäten und Hochschulen befördern, so Präsident Schleiff: „Wir
arbeiten stetig an der Weiter - und Neuentwicklung von Lehr- und
Ausbildungskonzepten, um Expert:innen für Naturschutz und Wasserwirtschaft zu
qualifizieren.“ Dabei befürworte er das aktive Mitwirken von
Partnerinstitutionen aus Praxis und Behörden in Lehrveranstaltungen relevanter
Fachbereiche von Universitäten und Hochschulen sowie beispielsweise die Vergabe
externer Abschlussarbeiten: „Damit können wir einen Mehrwert auch aus Sicht der
Wissenschaft generieren.“
Enrico Schleiff freut sich über den Auftakt zur Gründung des KWH
in seinem Hause: “Die Wasserforschung ist schon seit vielen Jahren fester und
wichtiger Bestandteil des Forschungsportfolios der Goethe-Universität.
Gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen der anderen hessischen
Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sehen
wir uns in der Verantwortung, die Ziele des KWH voranzutreiben und unseren
Beitrag zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung der Ressource Wasser in Hessen
zu leisten.“
Ziel des KWH ist es, praxistaugliche, wissenschaftlich fundierte,
evidenzbasierte und innovative Lösungen entsprechend den Herausforderungen im
Wassersektor zu entwickeln. Statt einzelner hydrologischer, ökologischer und
technisch-ingenieurwissenschaftlicher Fragestellungen können im KWH die
dringenden Probleme zu Prozessen und Dynamiken des Wasserressourcenmanagements
interdisziplinär und integriert betrachtet werden. Soziale, ökonomische und
politische Aspekte, als weitere wichtige Handlungsfelder in der
Wasserwirtschaft, können durch diese übergreifende Zusammenarbeit ebenfalls
berücksichtigt werden.
Eine solche Bündelung der hessischen Wasserkompetenz eröffnet neue
Perspektiven für die Durchführung von angewandten Forschungsprojekten zu in
Hessen relevanten Themen für eine nachhaltige Nutzung der Ressource Wasser,
einschließlich der Vermittlung von entsprechenden Kompetenzen, sowie für die
Politikberatung.
Als hessisches Kompetenzzentrum Wasser ist das KWH ein Bindeglied zwischen Akteuren im Wasserbereich aus Wissenschaft, Verwaltung, Politik, Bildung und wasserwirtschaftlicher Praxis. Das KWH wird auch mit assoziierten Partnern kooperieren. Dies können nicht-behördliche Organisationen, Vereine oder im Wassersektor tätige Unternehmen sein. Ein Kooperationsvertrag regelt die künftige Zusammenarbeit der institutionellen Partner:
1. Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz
2. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie
3. Regierungspräsidium Darmstadt
4. Regierungspräsidium Gießen
5. Regierungspräsidium Kassel
6. Goethe-Universität Frankfurt am Main
7. Justus-Liebig-Universität Gießen
8. Philipps-Universität Marburg
9. Technische Universität Darmstadt
10. Universität Kassel
11. Hochschule Darmstadt
12. Hochschule Fresenius
13. Hochschule Geisenheim University
14. Hochschule RheinMain
15. Technische Hochschule Mittelhessen
16. Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
17. Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) GmbH
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/146705346
Bildtext: Beim Startschuss für das Kompetenzzentrum Wasser Hessen an der
Goethe-Universität (v.l.): KWH-Gründungssprecher Prof. Jörg Oehlmann,
Goethe-Universität; Hessische Umweltministerin Priska Hinz; Präsident Thomas
Schmid, HLNUG; Präsident Enrico Schleiff, Goethe-Universität Frankfurt. Foto
Uwe Dettmar
https://www.uni-frankfurt.de/146343265
Bildtext: Naturbelassen, eingedämmt, kanalisiert und renaturiert:
Wasserwirtschaft, Hochwasserschutz und Naturschutz prägen das hessische
Flüsschen Horloff auf seinem Weg von der Quelle am Vogelsberg bis zur Mündung
in die Nidda. Foto: Simone Ziebart, Goethe-Universität Frankfurt
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Eine bundesweite Studierendenbefragung zeigt: ChatGPT & Co werden im Studium schon genutzt. Nora Hoffmann, Leiterin des Schreibzentrums an der Goethe-Universität, erläutert im neuen UniReport die Ergebnisse.
FRANKFURT. „Die Zukunft des
akademischen Schreibens“ lautet der Titel einer Befragung, die von
verschiedenen universitären Schreibzentren Mitte des Jahres durchgeführt wurde.
Im Fokus stand dabei die Frage, auf welche Weise, aus welchen Gründen und mit
welchen Haltungen Studierende generative KI-Schreibtools zum akademischen
Schreiben einsetzen. Ebenso wurde abgefragt, inwiefern Schreibkompetenz
Auswirkungen auf die KI-Nutzung hat. 66 Prozent der Befragten haben angegeben,
generative KI-Schreibtools grundsätzlich zu nutzen.
Die meisten Studierenden setzen generative KI-Schreibtools reflektiert und
verantwortungsbewusst ein und überarbeiten KI-Texte; einige jedoch lassen auch
vollständige Texte generieren. Studierende sind sich der inhaltlichen
Unzuverlässigkeit von KI-Texten mehrheitlich bewusst, während das Bewusstsein
für Datenschutz, Urheberrecht und ethische Aspekte geringer ist. Dr. Nora
Hoffmann, Leiterin des Schreibzentrums an der Goethe-Universität, erklärt im
Interview mit dem UniReport, dass es durchaus noch Forschungsbedarf gebe,
betont aber auch: „Wir ziehen als Schreibzentrum aus den Ergebnissen den
Auftrag, weiterhin die technischen Entwicklungen zu verfolgen, uns in die regen
schreibdidaktischen Diskurse einzubringen, Studierenden wie Lehrenden
Unterstützung bei der Einbindung von KI ins akademische Schreiben anzubieten
und didaktische Maßnahmen hierzu weiterzuentwickeln und zu beforschen.“
Weitere
Themen
im neuen UniReport:
Aktuelles
ExStra:
Themen aus den Clusterinitiativen der Goethe-Universität
Forschung
Studium,
Lehre und Qualifikation
Campus
Kultur
Bibliothek
Der UniReport
6/2023 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe
UniReport
online - Wie finden
Sie unsere Artikel im Netz? Ganz einfach: Schauen Sie doch einmal ins
Webmagazin der Goethe-Universität. Auf www.aktuelles.uni-frankfurt.de/unireport können Sie einen Großteil der Artikel
aus der Printausgabe auch online lesen.
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Internationale Tagung „CRITICAL BARBRA“ würdigt vielseitige Künstlerin
FRANKFURT. Einer ihrer Biographen hat sie als „größte lebende darstellende Künstlerin der Welt“ bezeichnet: Barbra Streisand, geboren 1942 in Brooklyn, New York, steht im Mittelpunkt der internationalen Tagung „CRITICAL BARBRA“, die
von 14.
bis 16. Dezember
an der
Goethe-Universität, im Deutschen Filmmuseum
und im
Jüdischen Museum Frankfurt
stattfindet. Veranstalter sind
die beiden Filmwissenschaftler Prof. Vinzenz Hediger (Goethe-Universität
Frankfurt) und Prof. Marc Siegel (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz).
Barbra Streisand ist eine der
schillerndsten und einflussreichsten Figuren des Kinos und der Musikbranche.
Berühmt wurde sie sowohl als Sängerin, die mit ihrer Mezzo-Sopranstimme
scheinbar mühelos in mehr als drei Oktaven unterwegs ist, als auch durch
zahlreiche Filmrollen, als Regisseurin, Tänzerin, Komikerin und
Geschichtenerzählerin. Seit den 1980ern galt sie für viele Jahre als mächtigste
Frau Hollywoods. Aber nicht nur ihre künstlerische Vielseitigkeit macht Barbra
Streisand einzigartig. Besonders ist auch ihr Umgang mit dem eigenen
Jüdischsein. Streisand brach mit der langen Tradition der Assimilation in der
Kunst, sie war der erste erkennbar und eindeutig jüdische globale Superstar.
Sie trug einen jüdischen Namen und verzichtete auf „Korrekturen“ ihres
Aussehens, wie sie andere im Showbusiness durchführen ließen – und machte sogar
Witze darüber.
Die Tagung CRITICAL BARBRA
fokussiert auf die facettenreiche Künstlerin und kulturelle Ikone und nimmt
dabei eine multidisziplinären Perspektive ein. Streisands Person und Werk
bieten zahlreiche Möglichkeiten, die moderne und zeitgenössische musikalische
und visuelle Kultur in ihrer ganzen Breite und Tiefe zu analysieren. „Eine
Konferenz über Streisand zum jetzigen Zeitpunkt kann einen nützlichen Beitrag
zur Debatte über die jüdische Sichtbarkeit und das Aufkommen neuer Formen des
Antisemitismus leisten, insbesondere im Hinblick auf aktuelle Debatten über die
Kunst und die Kunstwelt“, sagt Veranstalter Vinzenz Hediger.
CRITICAL BARBRA würdigt die
unterschiedlichen Aspekte von Streisands Talent mit Filmvorführungen,
wissenschaftlichen Vorträgen, Diskussionen und Performances. Alle
Veranstaltungen finden in englischer Sprache statt.
Das ausführliche Programm finden Sie unter: https://konfigurationen-des-films.de/wp-content/uploads/2023/11/Flyer_01_web.pdf
Das Veranstaltungsplakat zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/146482898
Information:
Prof. Vinzenz Hediger
Institut für Film- und Theaterwissenschaft
Goethe-Universität Frankfurt
E-Mail hediger@tfm.uni-frankfurt.de
Homepage
https://konfigurationen-des-films.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Studie der Goethe-Universität Frankfurt identifiziert einen Mechanismus, der sich als Ansatzpunkt für neue Medikamente eignen könnte
Um
schneller zu wachsen, aktivieren Leukämiezellen typischerweise das Recycling
zelleigener Strukturen. So können sie schadhafte Bestandteile entsorgen und
sich besser mit Baustoffen versorgen. Forschende der Goethe-Universität
Frankfurt haben nun gezeigt, dass Leukämiezellen mit einer sehr häufig
auftretenden Mutation ganz spezielle Gene aktivieren, die für diesen Prozess
wichtig sind. Die Ergebnisse eröffnen künftige neue Therapieoptionen. Sie sind
nun in der Zeitschrift Cell Reports erschienen.
FRANKFURT. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
um Prof. Stefan Müller vom Institut für Biochemie II der Goethe-Universität
haben in einer aktuellen Arbeit eine bestimmte Blutkrebs-Form untersucht, die
akute myeloische Leukämie, abgekürzt AML. Die Erkrankung tritt vor allem im
Erwachsenenalter auf und endet bei älteren Betroffenen oft tödlich. Bei einem
Drittel der AML-Patientinnen und -Patienten weisen die Krebszellen eine
charakteristische Veränderung ihres Erbguts auf. Diese Mutation betrifft das
sogenannte NPM1-Gen, das die Bauanleitung für ein Protein gleichen Namens
enthält.
Es war bereits bekannt, dass die mutierte NPM1-Variante (Kürzel:
NPM1c) ein wichtiger Faktor für die Entstehung von Leukämie ist. „Wir haben nun
aber mit einem interdisziplinären Team verschiedener Arbeitsgruppen der Goethe
Universität einen neuen Weg entdeckt, wie die NPM1c-Genvariante dies macht“,
erklärt Müller. Demnach greift das veränderte Protein in einen wichtigen
Zellprozess ein, die Autophagozytose. Dabei handelt es sich um einen
Stoffwechselweg, über den die Zelle eigene Strukturen recycelt. Diese
„Selbstverdauung“ dient einerseits der Beseitigung defekter Moleküle. „Außerdem
kann die Zelle so ihren Bedarf an wichtigen Bausteinen decken, etwa bei
Nährstoffmangel oder bei erhöhter Zellteilung, einem Charakteristikum von
Krebszellen“, erklärt Hannah Mende, Doktorandin und Erstautorin der Studie.
Bei der Autophagozytose erzeugt die Zelle zunächst eine Art
Müllbeutel, das Autophagosom. Darin verpackt sie die zellulären Bestandteile,
die zerlegt und gegebenenfalls wiederverwertet werden sollen. Der Müllbeutel
wird dann zum Wertstoffhof der Zelle transportiert, dem sogenannten Lysosom.
Mit Hilfe von Säure und Enzymen wird dort der Beutelinhalt abgebaut. Danach
werden die Bausteine in die Zelle entlassen, wo sie wiederverwendet werden
können. „Wir konnten nun zeigen, dass NPM1c sowohl die Produktion der
Autophagosomen als auch die der Lysosomen fördert“, sagt Müller.
Die Forscherinnen und Forscher haben auch aufgeklärt, wie NPM1c
diese Effekte vermittelt: Es bindet an einen zentralen Regulator des
Autophagosomen-Lysosomen-Systems namens GABARAP und aktiviert ihn dadurch. „Wir
haben mit Hilfe von Computersimulationen gezeigt, dass diese Bindung von NPM1c
und GABARAP eine untypische Struktur aufweist“, erklärt Ko-Autor Dr.
Ramachandra M. Bhaskara, der die Arbeitsgruppe „Computational Cell Biology“ am
Institut für Biochemie II leitet. Experimentelle strukturbiologische Daten
bestätigen die Ergebnisse der Simulation. Auf Basis dieser Ergebnisse lassen
sich nun möglicherweise Wirkstoffe entwickeln, die ganz spezifisch die Bindung
von NPM1c an GABARAP beeinflussen, und damit das Wachstum von Leukämiezellen
bekämpfen.
Publikation: Hannah Mende, Anshu Khatri, Carolin Lange, Sergio Alejandro
Poveda-Cuevas, Georg Tascher, Adriana Covarrubias-Pinto, Frank Löhr, Sebastian
E. Koschade, Ivan Dikic, Christian Münch, Anja Bremm, Lorenzo Brunetti,
Christian H. Brandts, Hannah Uckelmann, Volker Dötsch, Vladimir V. Rogov,
Ramachandra M. Bhaskara, Stefan Müller: An atypical GABARAP binding module
drives the pro-autophagic potential of the AML-associated NPM1c variant. Cell Reports (2023), https://doi.org/10.1016/j.celrep.2023.113484
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/146339021
Bildtext: Die grünen Punkte in
diesem Fluoreszenzbild zeigen die Bindung des Leukämie-assoziierten NPM1c
Proteins an den Recycling-Regulator GABARAP. Blau: Zellkern, Violett:
Zellskelett. Foto: Hannah Mende, AG Stefan Müller, Goethe-Universität Frankfurt
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Stefan Müller
Institut
für Biochemie II
Goethe-Universität und Universitätsklinikum Frankfurt
Tel.: +49 (0)69 6301-83647
ste.mueller@em.uni-frankfurt.de
www.biochem2.de
Twitter/X: @goetheuni @IBC2_GU
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent
für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
VolkswagenStiftung ermöglicht gemeinsam mit Kassel-Stiftung, Schwiete Stiftung und Quandt Universitäts-Stiftung dauerfinanzierte Professur
Eine Professur, die aus Stiftungserträgen dauerhaft finanziert wird, konnte die Goethe-Universität jetzt einwerben: Heute tritt der Biochemiker Dr. Christian Münch die Lichtenberg-Stiftungsprofessur für Molekulare Systemmedizin an. Er wird insbesondere neurodegenerative Erkrankungen und Krebs auf zellulärer Ebene untersuchen, um neue Ziele für deren Behandlung zu identifizieren. Den Grundstock von zwei Millionen Euro für das Stiftungskapital legt die VolkswagenStiftung im Rahmen ihres Programms „Lichtenberg-Stiftungsprofessuren“. Weitere drei Millionen Euro tragen die Johanna Quandt Universitäts-Stiftung, die Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung und die Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung bei.
FRANKFURT.
Krankheiten setzen die Zellen unseres Körpers unter Stress: Das fein
austarierte System von Stoffsynthese und Stoffabbau und von Teilung und Ruhe
gerät aus dem Takt. Statt einzelner Stoffwechsel- oder Signalwege nimmt Prof.
Christian Münch die Zelle als Ganzes in den Blick, um den Krankheitsmechanismen
auf die Spur zu kommen und Ansatzpunkte für neuartige Therapien zu entdecken.
Im Zentrum seiner Professur stehen zwei Projekte: Zum einen geht es um die
Rolle des komplexen Membransystems „Endoplasmatisches Retikulum“ bei
neurodegenerativen Erkrankungen und der Krebsentstehung. Zum andern steht im
Fokus, wie die Zelle ihr Gleichgewicht (Homöostase) bei der Proteinsynthese und
-abbau durch bestimmte Enzyms gewährleistet, die Proteine schreddern. Sind
solche Enzyme (Proteasen) fehlreguliert, kann dies zum Beispiel bei der Alzheimer-Krankheit
zur Bildung von Plaques zwischen Nervenzellen führen.
Es sei ein besonderer Tag für die Goethe-Universität, findet
Präsident Prof. Enrico Schleiff: „Wir können heute nicht nur einen
ausgezeichneten Wissenschaftler für die Goethe-Universität gewinnen, der im
hochaktuellen und zukunftsweisenden Gebiet der Molekularen Systemmedizin
forscht und lehrt. Durch den Schulterschluss der VolkswagenStiftung, der
Johanna Quandt Universitäts-Stiftung, der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung
und der Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung ist es uns gelungen, diese Professur und
damit das Forschungsgebiet nachhaltig an der Goethe-Universität zu etablieren
und langfristig zu finanzieren. Genau diese Art der langfristigen Förderung
eröffnet Möglichkeiten, neue wissenschaftliche Wege zu öffnen. Wir sind den
Stiftungen daher zu großem Dank verpflichtet.“
Dr. Henrike Hartmann, stellvertretenden Generalsekretärin der
VolkswagenStiftung und Leiterin der Abteilung Förderung, sagt: „Wir freuen uns,
dass die Goethe-Universität mit unserer Unterstützung Herrn Münch als
herausragendem Wissenschaftler eine dauerhafte Perspektive in einem
zukunftsträchtigen Forschungsfeld schaffen konnte.“
„Das Herzstück der Johanna-Quandt-Universitätsstiftung, mit der
wir seit 2008 Wissenschaft, Forschung und Lehre an der Goethe-Universität und
ihren Partnern fördern, ist der Johanna Quandt-Jubiläumsfonds“, sagt Stefan
Quandt, Beiratsvorsitzender der Johanna Quandt Universitäts-Stiftung. „Mit
diesem Fonds haben wir zum Beispiel 2018 die Johanna Quandt Young Academy ins
Leben gerufen, um junge Talente an der Goethe-Universität zu unterstützen. Die
Kofinanzierung der Lichtenberg-Stiftungsprofessur von Prof. Münch war uns daher
ein besonderes Anliegen. Wir freuen uns dazu beitragen zu können, diesem
begabten Wissenschaftler eine langfristige Perspektive an der
Goethe-Universität zu geben.“
Gunther
Ruppel von der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung, hebt hervor: „Unsere
Stifterin Gertrud Kassel war der Überzeugung, dass es ‚gescheite junge Leute in
Deutschland‘ für die Wissenschaft bräuchte. Aus der Tradition unserer Stifterin
und unseres Stifters heraus haben wir daher gerne zur
Lichtenberg-Stiftungsprofessur für Professor Münch beigetragen.“
Dr. Jürgen Staiger, Vorstand der Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung
meint: „Wir konnten bisher schon eine ganze Reihe von Stiftungsprofessuren,
insbesondere am Fachbereich Medizin der Goethe-Universität für längere, aber
befristete Zeiträume finanzieren. Die Lichtenberg-Stiftungsprofessur bietet
jetzt die Gelegenheit, eine Professur nachhaltig und auf Dauer zu errichten,
ganz im Sinne unseres Stifters.“
Christian Münch promovierte an der Universität
Cambridge und arbeitete als Postdoktorand an der Harvard Medical School. Seit
2016 ist er Leiter der Forschungsgruppe Proteinqualitätskontrolle und der
Abteilung Quantitative Proteomics am Institut für Biochemie II der
Goethe-Universität Frankfurt. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen
zelluläre Stressreaktionen auf fehlgefaltete Proteine in den Kraftwerken der
Zelle (Mitochondrien) sowie auf Infektionen und Krankheiten. Sein Ziel: Er
möchte verstehen, mit welchen Veränderungen das ganze System Zelle auf Stress
reagiert. Für seine Arbeit erhielt er bereits einen ERC Starting Grant, eine
Emmy-Noether-Förderung, einen ERC Consolidator Grant sowie eine Reihe von
Auszeichnungen. Er ist ein EMBO Young Investigator und Mitglied in den
Lenkungsausschüssen des BMBF Cluster4Future Proxidrugs, des
Sonderforschungsbereichs 1177 zur selektiven Autophagie, des Fraunhofer
Leistungszentrums TheraNova sowie des Forschungsclusters EMTHERA (Emerging
Therapies) unter Leitung der Goethe-Universität. 2023 nahm er den Ruf auf eine
Lichtenberg-Stiftungsprofessur an der Goethe-Universität Frankfurt an.
Bilder zum Download:
https://www.puk.uni-frankfurt.de/93374838
Bildtext: Prof. Dr. Christan Münch, Institut für Biochemie II,
Goethe-Universität Frankfurt. Foto: Uwe Dettmar
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Die Anthropologin Anna Tsing hält die diesjährige Dagmar-Westberg-Vorlesung
FRANKFURT. Anna
Tsing, Professorin für Anthropologie an der Universität von California, Santa
Cruz, hält in diesem Jahr die Dagmar-Westberg-Lectures im Rahmen eines
Gastaufenthaltes an der Goethe-Universität. Der Auftakt der Veranstaltung ist
am
Montag, 11. Dezember, um 16 Uhr
im
Casinogebäude, 1. OG, Raum 1.811 (Trude Simonsohn-Saal)
auf dem
Campus Westend.
Die Vorlesungen unter dem Titel
"Waterlands: Political Geomorphologies at a Muddy Edge" werden in
englischer Sprache gehalten.
Anna Tsing, Jahrgang 1952, hat
in Yale und Stanford studiert. Nach ihrer Promotion arbeitete sie als
Gastprofessorin an der University of Colorado, Boulder, und als
Assistenzprofessorin an der University of Massachusetts, Amherst. Seit 1989
forscht und lehrt sie in Santa Cruz. Tsing hat mehr als 40 Artikel in
renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht. Für ihr Buch "In the Realm
of the Diamond Queen" (1994) erhielt sie den Henry J. Benda Prize, für
"Friction: An Ethnography of Global Connection" (2005) wurde sie von
der American Ethnological Society ausgezeichnet. In ihrem Buch "The
Mushroom at the End of the World: On the Possibility of Life in Capitalist
Ruins" (2015) gibt sie Einblicke in die anthropologische Bedeutung des
Matsutake-Pilzes, der in Japan als Delikatesse gilt. Der Pilz wächst in
Landschaften, die vom Menschen stark verändert wurden. Tsing verfolgt die
internationale Reise des Matsutake-Pilzes, um dem Leser einen Einblick in die
komplexe Warenkette des Pilzes zu geben, und verbindet damit Betrachtungen über
den Kapitalismus. Sie zeigt, wie die Ökologie durch menschliche Eingriffe
geformt wird. Das Buch wurde mit dem Gregory Bateson Prize und dem Victor
Turner Prize gewürdigt.
In ihren Frankfurter Vorträgen
spricht Tsing über ihr jüngstes Forschungsprojekt zur Wechselwirkung von Land
und Wasser an der Westküste von Papua, Indonesien. Anhand von neuem
ethnographischem Material erforscht sie die seit langem bestehenden Arten, wie
die Menschen in Sümpfen an der Westküste von Papua leben, aber auch wie
Siedlerbesetzung und Städtebau neue Herausforderungen einschließlich
chronischer Überschwemmungen verursacht haben.
Die seit 2012 einmal jährlich
stattfindende Gastprofessur wurde von Dagmar Westberg (1914-2017) gestiftet.
Westberg, die auch Ehrensenatorin der Goethe-Universität war, wollte damit die
Geistes- und Kulturwissenschaften fördern.
www.uni-frankfurt.de/Dagmar-Westberg-Stiftungsgastprofessur
Die Termine
Montag, 11. Dezember
Living in mud
Dienstag, 12. Dezember
Possession/dispossession
Donnerstag, 14. Dezember
A pinball model of chronic flooding
Die Vorträge finden jeweils um
16 Uhr im Casino-Gebäude auf dem Campus Westend, 1. OG, Raum 1.811 (Trude
Simonsohn-Saal) statt.
Das
Veranstaltungsplakat und ein Bild zum Download unter:
https://www.uni-frankfurt.de/146367258
Bildtext:
"Wasserlandschaften: Politische Geomorphologien an einem
schlammigen Rand" - so lautet der Titel der
Westberg-Stiftungsgastprofessur 2023 mit der Anthropologin Prof. Anna Tsing.
Das Bild entstand nahe der indonesischen Küstenstadt Sorong. (Foto: Anna Tsing)
Informationen:
Prof. Dr. Mirco Göpfert
Institut für Ethnologie
Goethe-Universität
Telefon 069 798-33078
E-Mail goepfert@em.uni-frankfurt.de
Goethe-Universität zeichnet herausragende Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Rechtswissenschaft, Mikrobiologie und Inklusionsforschung aus – Justizminister als Laudator
Alle zwei Jahre vergibt die Alfons-Gertrud-Kassel-Stiftung den „Scientist of the Year“-Preis sowie den „Public Service Fellowship-Preis“ an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität. Jährlich verleiht zudem der Präsident der Goethe-Universität den New Horizon-Preis. Erstmals fand gestern die öffentliche Auszeichnung im Rahmen einer gemeinsamen Feier statt. Prämiert wurden die Mikrobiologin Inga Hänelt, die Juraprofessorin Indra Spiecker und der Erziehungswissenschaftler Lukas Gerhards.
FRANKFURT. Die
drei Wissenschaftler*innen, die am gestrigen Abend an der Goethe-Universität
prämiert wurden, leisten „außerordentliche wissenschaftliche Arbeit und“,
führte Universitätspräsident Enrico Schleiff in seinem Grußwort aus, „sie
lassen andere an den Ergebnissen dieser Wissenschaft teilhaben, alle von ihr
profitieren – in einem Wortverständnis, das weit hinaus reicht über den
wirtschaftlichen Effekt.“ Damit verwirklichten sie etwas, so Schleiff, was die
Goethe-Universität wesentlich ausmache: „Dass wir die zusammengetragenen
Wissensschätze nicht für uns behalten, sondern ganz bewusst teilen: in die
Wissenschaftslandschaft hinein und – in intelligent strukturierten Dialogen
sowie mit modernen Methoden – mit der Gesellschaft.“
Den Preis „Scientist of the Year“ der Alfons und Gertrud
Kassel-Stiftung 2023 erhält die Mikrobiologin Prof. Inga Hänelt für
ihre herausragende Forschung und ihr hohes Engagement in der Nachwuchsförderung.
Die Heisenberg-Professorin am Institut für Biochemie der Goethe-Universität
wurde ausgezeichnet für ihren Beitrag zum Verständnis von Prozessen, die
Bakterien unter verschiedenen Stressbedingungen das Überleben ermöglichen;
konkret geht es dabei um ihre Arbeit zur mikrobiellen Kaliumhomöostase, also zu
den Prozessen, mit denen sich Bakterien durch Kaliumaufnahme oder -abgabe zum
Beispiel an salzige Umgebungen, Trockenheit oder extreme pH-Werte anpassen.
Hänelts mehrfach prämierte Arbeiten sind national wie international hoch
angesehen und haben Eingang in höchstrenommierte Fachzeitschriften gefunden.
Darüber hinaus gehört die Mikrobiologin aufgrund ihrer exzellenten Leistung
vielen Forschungsverbünden der Deutschen Forschungsgemeinschaft an. An der
Goethe-Universität ist sie eine der verantwortlichen Wissenschaftler*innen der
Clusterinitiative SCALE (SubCellular Architecture of LifE).
Den „Scientist of the Year“-Preis in Höhe von 25.000 Euro,
den die Stiftung alle zwei Jahre vergibt, erhält Inga Hänelt auch für ihre
exzellente Betreuung und Förderung junger Wissenschaftler*innen. In der
Laudatio anlässlich der Preisverleihung lobte Hänelts Arbeitsgruppe das
Engagement ihrer Mentorin, die sich weit über die eigene Gruppe hinaus für die
Weiterbildung junger Wissenschaftler*innen einsetze.
Der „Public Service Fellowship-Preis“ der Alfons und Gertrud
Kassel-Stiftung 2022 ging in diesem Jahr an Prof. Indra Spiecker genannt
Döhmann. Spiecker lehrt seit 2013 an der Goethe-Universität Öffentliches
Recht, Informationsrecht, Umweltrecht und Verwaltungswissenschaften. Sie leitet
die Forschungsstelle Datenschutz und ist wissenschaftliche Direktorin des
Instituts für Europäische Gesundheitspolitik und Sozialrecht (ineges). Als
erste Juristin überhaupt gehört sie der Deutschen Akademie der
Technikwissenschaften (acatech) an. Sie wirkt u.a. in der Steuerungsgruppe
„Digitalisierung und Gesellschaft“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften
Leopoldina mit. Indra Spiecker gehört zu den führenden und international
renommierten juristischen Fachleuten. Sie erforscht u.a. die
Regulierungsbedingungen und -möglichkeiten der digitalen Welt und der dortigen
Machtverschiebungen und analysiert dazu u.a. Entscheidungen in
Unsicherheitssituationen oder das Verhältnis von Vertrauen und Konflikt, das
auch in der Clusterinitative ConTrust erforscht werden soll. Spiecker
wird als Expertin von vielen Institutionen, insbesondere zu rechtlichen
Aspekten der Digitalisierung, häufig zu Rate gezogen, z.B. für den Dritten
Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, von den Datenschutzbehörden oder
der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.
Der mit 10.000 Euro dotierte „Public Service
Fellowship-Preis“ wird von der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung alle zwei
Jahre an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität
vergeben, die in bedeutenden wissenschaftlichen oder wissenschaftspolitischen
Gremien tätig sind. Das Preisgeld soll Projekte ermöglichen, die wegen des
besonderen Engagements nicht weiter bearbeitet werden konnten. Prof. Spiecker
ist die vierte Preisträgerin – nach der Erziehungswissenschaftlerin Sabine
Andresen, dem Finanzwissenschaftler und früheren „Wirtschaftsweisen“ Prof.
Volker Wieland und dem Mediziner und langjährigen Vorsitzenden des
Sachverständigenrats Gesundheit der Bundesregierung Prof. Dr. Ferdinand
Gerlach. Die Laudatio auf Indra Spiecker genannt Döhmann hält Prof. Roman
Poseck, Hessischer Minister der Justiz.
Der diesjährige Preisträger des New Horizon Preis des Präsidenten ist der Inklusionsforscher Lukas Gerhards. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis fördert junge Wissenschaftler*innen der Goethe-Universität, die in ihrer Arbeit und ihrem Denken neue Wege beschreiten. Der Doktorand Lukas Gerhards widmet sich nach seinem Studium der Sonderpädadogik der Inklusionsforschung. In seiner neurophilosophisch ausgerichteten Promotion untersucht er etwa, was Neurodiversität bedeutet, wie es also zu unterschiedlicher Wahrnehmung von Umwelt kommt. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Team der Inklusionsforscherin Prof. Dr. Vera Moser wirkt Lukas Gerhards federführend mit an dem BMBF-geförderten innovativen Forschungsverbund Schule & Autismus „schAUT“. Gemeinsam mit Autist*innen will dieses Projekt erstmals gezielt Barrieren für autistische Schüler*innen an Schulen identifizieren und Möglichkeiten erkunden, diese abzubauen. Welche Faktoren stören autistische Schüler*innen beim Lernen? Erste Erkenntnisse belegen bereits, dass autistische wie nicht-autistische Schulkinder von denselben Faktoren – wie etwa grelles Licht und hoher Geräuschpegel - gestört werden, so dass alle von einem Abbau dieser Barrieren profitieren. Das Projekt fördert zudem einen hohen Wissenstransfer in die Gesellschaft: Es umfasst einen Barriere-Fragebögen, eine Handreichung zum Umgang mit dem Instrument und ein Fortbildungskonzept für Schulen sowie Informationsmaterial für die interessierte Öffentlichkeit. Der New Horizon-Preis wurde erstmals 2022 an die Wirtschaftspädagogin Dr. Christin Siegfried vergeben.
Die Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung wurde 2007 mit dem Ziel
gegründet, Wissenschaft, Forschung und Lehre an der Goethe-Universität zu
fördern. Sie basiert auf einem Stiftungsvermögen, das die Stifterin Gertrud
Kassel hinterlassen hat. Damit unterstützt die Stiftung zahlreiche Projekte der
Universität.
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Vergabefeier zum Deutschlandstipendium feiert 550 neue Stipendien
Gute Noten und soziales Engagement müssen die Studierenden mitbringen, die sich beim Deutschlandstipendium bewerben wollen. Die Stipendiat*innen werden dann maximal zwei Jahre monatlich mit 300 Euro in ihrem Studium unterstützt. Auf der geselligen Vergabefeier an der Goethe-Universität trafen am Mittwoch 600 Studierende und Förderer zusammen.
FRANKFURT. Das
Prinzip des Deutschlandstipendiums ist so einfach wie schlagend: Jeder von den
Universitäten pro Jahr eingeworbene Euro wird vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung verdoppelt. 990.000 Euro sind in diesem Jahr an der
Goethe-Universität zusammengekommen, verdoppelt stehen also 1.980.000 Euro für
Deutschlandstipendien zur Verfügung. 550 Studentinnen und Studenten – rund ein
Drittel mit Migrationshintergrund – können so maximal zwei Jahre lang mit
monatlich 300 Euro gefördert werden. Für viele Studierende bedeutet das,
weniger Zeit in die Finanzierung ihres Studiums stecken zu müssen und sich
intensiver ihrem Studium widmen zu können.
Beim geselligen Get-together am Mittwoch, dem 28. November, holten
sich zahlreiche Stipendiat*innen im Casino-Gebäude ihr Dokument persönlich ab –
und trafen dabei auch mitunter mit ihrer Förderin oder ihrem Förderer zusammen.
Rund 600 Stipendiaten und Förderer nahmen am Get-together teil, um sich
kennenzulernen. Drei von den 22 Förderinnen und Förderern, die das
Stipendienprogramm seit seiner Gründung vor 13 Jahren unterstützen, wurden bei
der diesjährigen Vergabefeier vom Universitätspräsidenten Enrico Schleiff geehrt.
Schleiff wies daraufhin, dass es unter anderem auch das Engagement der lokalen
Förderinnen und Förderer sei, welches das Stipendienprogramm zu einer wahren
„Erfolgsgeschichte“ mache. „Diese große Akzeptanz in der Bevölkerung zeigt,
dass Sinnvolles auch und gerade in der Bürgerstadt Frankfurt unterstützt wird!“
Kurzweilig unterhalten wurden die Teilnehmer*innen des
Get-together von dem Science Slammer und Archäologen Frederic Auth, der mit
seiner Darstellung einer überraschenden archäologischen Entdeckung durch
Wissenschaftler der Goethe-Universität unter anderem den diesjährigen
„Antiquity Slam“ in Berlin gewann.
Rund 300 Privatförderer und ca.50 Non-Profit-Organisationen – sie
tragen das finanzielle Hauptvolumen – haben in diesem Jahr für ein Deutschlandstipendium
gespendet, Tendenz leicht steigend gegenüber den Vorjahren. Leicht abgenommen
und damit im Trend seit den Pandemiejahren hat die Zahl der fördernden
Unternehmen mit knapp 50.
Neben einer finanziellen Förderung von monatlich 300 € bietet das Stipendium
auch ein ideelles Förderprogramm sowie ein starkes Netzwerk und ein
vielfältiges Veranstaltungsangebot. Im sogenannten „Young Leadership Programm“ erhalten die
Stipendiatinnen und Stipendiaten die Chance, sich persönlich und fachlich
weiterzuentwickeln. Dazu gehört die individuelle Förderung in Projektteams
ebenso wie studienbegleitende Programme und Angebote – Seminare, Workshops,
Best-Practice-Vorträge, Netzwerke. An einer Alumni-Gruppe aller
Deutschlandstipendiaten der Goethe-Universität arbeiten die Geförderten
inzwischen selbst. Viele wollen auch nach Ablauf des Stipendiums noch
miteinander in Kontakt bleiben und ihr eigenes Netzwerk pflegen.
Seit 2011 wurden 6.752 Stipendien vergeben, was einer Fördersumme
von 12.153.600 Euro entspricht. Nach dem Matching-Prinzip des Bundes kamen
Studierenden der Goethe-Universität bislang ca. 25 Millionen Euro durch das
Deutschlandstipendium zugute.
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/146364557
Bildtext: (Foto 1) Rund 600 Stipendiaten und Förderer nahmen am Get-together
zum Start des Deutschlandstipendiums teil, um einander kennenzulernen (Foto:
Uwe Dettmar)
(Foto
2) In Kontakt kommen und in Kontakt bleiben: Viele Deutschlandstipendiaten
wollen ihr eigenes Netzwerk pflegen (Foto: Uwe Dettmar)
Weitere Informationen
Marc Heinbücher
Referent
Deutschlandstipendium
Private Hochschulförderung
Telefon: 069/798-12756
E-Mail: heinbuecher@em.uni-frankfurt.de
Homepage: https://www.uni-frankfurt.de/44947252/
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Unter der Leitung von Informatiker Prof. Thomas Lippert soll mit dem Gerät der zukunftsweisende Weg zum Quantencomputing beschritten werden.
FRANKFURT. Die Goethe-Universität wird in Kürze ihren ersten Quantencomputer installieren und sich damit in die Spitzengruppe der deutschen Universitäten im Bereich des angewandten Quantencomputing einreihen: Der Frankfurter Erstling mit dem Namen „Baby Diamond“ startet als Pilotsystem mit fünf Qubits und beruht auf der Technologie der Stickstoff-Fehlstellen in einem künstlichen Diamanten. Es soll im ersten Quartal 2024 vom Ulmer Start-Up XeedQ GmbH geliefert werden. Pilotnutzer:innen werden aus der Goethe-Universität und dem Verbund der Nationalen Höchstleistungsrechner NHR erwartet.
Das Thema Quantencomputing ist derzeit in
aller Munde als eine Zukunftstechnologie, die verspricht, bisher zu große oder
gar mit digitalen Verfahren unlösbare Aufgaben im Bereich der
Computersimulation und der KI bewältigen zu können. „Mit unserem neuen
Pilot-Quantencomputer machen wir einen wichtigen Schritt in dieses
revolutionäre Gebiet, dem bald weitere folgen werden,“ erklärt Prof. Enrico
Schleiff, Präsident der Goethe-Universität. „Baby Diamond wird uns einen ersten
Blick in eine Zukunft werfen lassen, in welcher große rechnerische
Herausforderungen möglich werden, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen
können“.
Ulrich Schielein, Chief Information Officer
(CIO) und Vizepräsident für Digitalisierung an der Goethe-Universität, ergänzt:
„Die Behandlung völlig neuer Problemklassen aus der Finanzwelt, der Logistik im
Schienen-, Luft- und Straßenverkehr, der Medizin und Biologie, der Wetter- und
Klimaforschung, aber auch aus den Grundlagenwissenschaften wie Physik und
Chemie oder dem Training von Basismodellen der künstlichen Intelligenz scheint
in wenigen Jahren realisierbar zu sein. Wir bauen dabei auch auf die
Zusammenarbeit mit Forschenden hier im Raum Rhein-Main als auch mit hier
ansässigen Unternehmen und Institutionen.“
Der Quantencomputer nutzt einen kleinen
künstlichen Diamanten, wie er aus industriellen Anwendungen bekannt ist, in den
Stickstoffatome eingebettet sind. Sie induzieren jeweils eine Fehlstelle, die
als zentrales Qubit verwendet werden kann. Spins von Atomen können als weitere
Qubits um diesen Defekt herum kontrolliert werden. Dies macht praktisches
Quantencomputing möglich.
„Mit unserem Einstiegssystem verfolgen wir
die Idee des kompakten Quantencomputers, der bereits bei Raumtemperatur
einsetzbar ist, keine besondere Tieftemperaturkühlung benötigt, in einem
kleinen Labor aufgebaut werden kann und dabei besonders energieeffizient ist“,
sagt Prof. Thomas Lippert, Leiter der Arbeitsgruppe Modulares Supercomputing
und Quantencomputing, die im Sommer 2020 im Fachbereich Informatik und
Mathematik der Goethe-Universität eingerichtet wurde. „Als Universität stellen
wir uns mit dem Quantencomputer bewusst gegen die derzeitige Monopolbildung
großer Firmen auf, die ihre Systeme hinter Paywalls verstecken. Da es ein
Kompaktsystem ist, können wir bereits heute Studierende hands-on und direkt am
Gerät ausbilden. Dies ist das Gebot der Stunde, um fit für die Zukunft zu
werden.“
Der Quantencomputer ist Teil der
Frankfurter Roadmap, die darauf abzielt, bis zum Jahr 2025 bis zu 16
hochwertige Qubits zu beschaffen und diese Zahl in Zukunft Schritt für Schritt
weiter zu erhöhen. Das Pilotsystem wird dazu beitragen, eine Infrastruktur an
der Goethe-Universität in Zusammenarbeit mit dem NHR-Netzwerk aufzubauen, die
das Quantenrechnen eng mit dem Hochleistungsrechnen verbinden wird. In diesem
Zusammenhang konnte die Goethe-Universität das Forschungszentrum Jülich mit
seiner JUNIQ Quantencomputing-Infrastruktur als wissenschaftlichen Partner
gewinnen, der weltweit Vorreiter im modularen hybriden Quanten-HPC-Rechnen ist.
Entwickelt wird das System von der XeedQ
GmbH, einem Unternehmen mit Sitz in Leipzig und am DLR-Innovationszentrum in
Ulm. XeedQ GmbH wird von der Quantencomputer-Initiative des DLR gefördert, um
eine skalierbare Quantencomputertechnologie zu entwickeln. Quantencomputing
wird oft als zweite Quantenrevolution bezeichnet. Der Quantencomputer der
Goethe-Universität wird auf dem historischen Gelände des Campus Bockenheim stehen,
wo vor mehr als 100 Jahren das berühmte Experiment von Stern und Gerlach die
heutige Grundlage des Quantencomputing geschaffen hat und ein wichtiger Teil
der ersten Quantenrevolution war. Mit seinem Baby Diamond ebnet die
Goethe-Universität den Weg, um neue Quantenrevolutionen wieder nach Frankfurt
am Main zu bringen.
Weitere Informationen:
Prof.
Thomas Lippert, Professor für modulares Supercomputing und Quantencomputing,
Institut für Informatik, Goethe-Universität Frankfurt. t.lippert@em.uni-frankfurt.de
Frankfurter Forscher:innen widerlegen Hypothesen zur Evolution von Giftgenen und zeigen, dass diese vor dem Stachel entstanden sind
Bienen, Wespen und Ameisen gehören zur Gruppe der Hautflügler und injizieren bei einem Stich einen ganzen Cocktail an Giftkomponenten. Trotz ihrer immensen ökologischen und ökonomischen Bedeutung war bislang wenig über die Herkunft ihres Gifts bekannt. Ein Wissenschaftsteam um Dr. Björn von Reumont von der Goethe-Universität Frankfurt hat jetzt mittels umfangreicher Gen-Analysen herausgefunden, dass typische Gift-Bestandteile bereits bei den frühesten Vorfahren der Hautflügler vorhanden waren und sich somit vor der Entstehung des Stachels von Biene & Co. entwickelt haben müssen. Anders als bisher vermutet findet sich zudem das Gen für den Giftstoff Melittin ausschließlich bei Bienen.
FRANKFURT. Gifte haben sich in vielen Tiergruppen
unabhängig voneinander entwickelt. Eine Tiergruppe, in der viele Gift
produzierende Tiere vorkommen, sind die Hautflügler. Dabei handelt es sich um eine
Gruppe von Insekten, zu denen auch die Stechimmen – also Bienen, Wespen und
Ameisen – gehören. Die Hautflügler sind sehr artenreich; alleine die Bienen
zählen mehr als 6000 Arten. Trotz der großen
ökologischen und ökonomischen Bedeutung der Hautflügler ist über die evolutive
Entstehung ihrer Gifte aber noch sehr wenig bekannt.
Forscher:innen um Dr. Björn von Reumont, der als Gastwissenschaftler
im Arbeitskreis für Bioinformatik am Institut für Zellbiologie und
Neurowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt arbeitet, haben nun
erstmals anhand von systematischen Erbgutvergleichen untersucht, wie sich die wichtigsten
Bestandteile des Gifts der Bienen und anderer Hautflügler in der Evolution
entwickelt haben. Die Gifte sind komplexe Gemische, die sich aus kleinen Eiweißen
(Peptiden) und wenigen großen Proteinen und Enzymen zusammensetzen. Stechimmen
injizieren diesen Giftcocktail mit Hilfe eines spezialisierten Stechapparats
aktiv in die Beute oder den Angreifer.
Im ersten Schritt bestimmten die Forscher:innen, welche der Peptide
und Proteine im Gift unter den Hautflüglern am weitesten verbreitet waren.
Dafür griffen sie auf die – allerdings bislang spärlich vorhandenen –
Informationen aus Proteindatenbanken zurück. Zusätzlich analysierten sie selbst
die Proteine in den Giften zweier Wildbienenarten – der Violetten Holzbiene (Xylocopa violacea) und der Gelbbändigen
Furchenbiene (Halictus scabiosae) –
sowie der Honigbiene (Apis mellifera).
In allen untersuchten Hautflügler-Giften fanden sie die gleichen 12 „Familien“
von Peptiden und Proteinen. Diese stellen also eine „gemeinsame Zutat“ dieser
Giftcocktails dar.
Anschließend fahndete das Wissenschaftsteam in Kooperation mit
Kolleg:innen vom Leibniz Institut für Biodiversitätswandel (LIB), der
Technischen Universität München (TUM) und dem Zentrum für Translationale
Biodiversitätsgenomik (LOEWE TBG) im Erbgut von insgesamt 32 Hautflügler-Arten
– darunter Schweißbienen, stachellose Bienen, aber auch Wespen und Ameisen wie
die berüchtigte Rote Feuerameise (Solenopsis invicta) – nach den Genen
für diese 12 Peptid- und Proteinfamilien. Die Unterschiede in diesen Genen,
teilweise nur der Austausch einzelner Buchstaben des genetischen Codes, halfen
den Wissenschaftler:innen dabei, den Verwandtschaftsgrad zwischen den Genen
verschiedener Arten zu bestimmen und letztlich einen Stammbaum der Giftgene zu erstellen.
Dazu griffen sie auch auf künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen
zurück.
Das überraschende Ergebnis: Viele der untersuchten Giftgene sind
in allen Hautflüglern vorhanden, sodass offenbar bereits der gemeinsame Vorfahr
aller Hautflügler diese Gene besessen hat. „Das bedeutet, dass die Hautflügler mit
großer Wahrscheinlich als gesamte Gruppe giftig sind“, schlussfolgert von
Reumont. „Für andere Gruppen wie die Toxicofera, zu denen Schlangen, Schleichen
und Leguanartige gehören, wird bislang noch diskutiert, ob die Gifte auf einen
gemeinsamen Vorfahren zurückgehen oder mehrfach entstanden sind.“
Zwar besitzen innerhalb der Hautflügler nur die Stechimmen – also
die Bienen, Wespen und Ameisen – einen echten Stachel zur Applikation des Gifts.
Doch auch die entwicklungsgeschichtlich alten parasitären Pflanzenwespen injizieren
mit ihrem Eiablageapparat neben den Eiern Substanzen, mit denen sie die
Physiologie der Wirtspflanzen verändern: Die Blaue Fichtenholzwespe (Sirex
noctilio) zum Beispiel bringt nicht nur einen Pilz mit in die Pflanze ein,
der die Besiedelung des Holzes durch die Larve erleichtert, sondern auch einen
Giftcocktail mit den in der Studie untersuchten Giftproteinen. Diese sollen in
der Pflanze geeignete Rahmenbedingungen für die Larve schaffen. „Damit kann man
auch die Blaue Fichtenholzwespe als giftig einstufen“, so von Reumont.
Als Giftkomponente neu bei den Bienen sind das Gen für das Peptid
Melittin sowie Gene für Vertreter der neu beschriebenen Proteinfamilie
Anthophilin-1. Dass Melittin nur von einem einzigen Gen kodiert wird, war
überraschend für die Giftforscher:innen, wie von Reumont erklärt: „Von Melittin
gibt es nicht nur viele verschiedene Varianten, das Peptid macht im Bienengift
auch bis zu 60 Prozent des Trockengewichts aus. Deshalb war man davon ausgegangen,
dass viele Genkopien vorliegen müssen. Das konnten wir klar widerlegen.“ Da sie
das Melittin-Gen nur bei Bienen fanden, entkräfteten die Forscher auch die
Hypothese, dass es zu einer für die Stechimmen postulierten Gruppe von
Giftgenen gehört, den Aculeatoxinen. „Das zeigt uns einmal mehr, dass man nur
mit Genomdaten aussagekräftige Schlüsse über die Evolution von Giftgenen ziehen
kann“, ist der Forscher überzeugt.
Die Frankfurter Studie zeigt zum ersten Mal für eine ganze Insekten-Gruppe
mit rund einer Million Arten, wo Giftgene herkommen und wie sie sich entwickelt
haben. Sie bietet nun einen Ausgangspunkt, um die Entstehung der Giftgene bei
den Vorfahren der Hautflügler sowie Spezialisierungen innerhalb der Gruppe zu
verfolgen. Um groß angelegte Genomvergleiche durchführen zu können, müssen nun
allerdings zuerst Analysemethoden für die zum Teil sehr großen Proteinfamilien automatisiert
werden.
Publikation: Ivan Koludarov, Mariana
Velasque, Tobias Senoner, Thomas Timm, Carola Greve, Alexander Ben Hamadou,
Deepak Kumar Gupta, Günter Lochnit, Michael Heinzinger, Andreas Vilcinskas,
Rosalyn Gloag, Brock A. Harpur, Lars Podsiadlowski, Burkhard Rost, Timothy N.
W. Jackson, Sebastien Dutertre, Eckart Stolle, Björn M. von Reumont: Prevalent bee venom genes evolved before
the aculeate stinger and eusociality. BMC Biology, (2023) https://doi.org/10.1186/s12915-023-01656-5
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/146271865
Bildtext: Komponenten des
Giftcocktails von Wildbienen wie der Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile
ericetorum) sind entwicklungsgeschichtlich älter als ihr Stachel. Foto: Björn
von Reumont
Weitere Informationen
Dr. rer
nat. habil. Björn M. von Reumont
Gastwissenschaftler
im Arbeitskreis für Angewandte Bioinformatik/Prof. Ingo Ebersberger
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49(0)151-61997924
bmvr@reumont.net
http://www.venom-evolution.de
Twitter/X: @BReumont @goetheuni @LOEWE_TBG
@Leibniz_LIB @TU_Muenchen
Ergebnisse der vierten bundesweiten JuCo-Studie: Globale Krisen lassen junge Menschen weiterhin besorgt in die Zukunft blicken
Die emotionale Belastung ist für viele Jugendliche nach Corona nicht weniger geworden. Zudem haben junge Menschen das Gefühl, von den politisch Verantwortlichen nicht genug wahrgenommen zu werden. Dies ist ein Ergebnis der vierten JuCo-Studie des Forschungsverbunds Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit der Universitäten Frankfurt und Hildesheim. Rund 1200 junge Menschen haben im Frühjahr 2023 an der Studie teilgenommen.
FRANKFURT. Dass
viele Jugendliche Zukunftsängste haben, zeigte sich bereits in den drei
vorherigen JuCo-Studien. Im Laufe der vier JuCo-Studien wird deutlich: Diese
Ängste sind mit dem Ende der Pandemie nicht unbedeutender geworden. Junge
Menschen nehmen politische Entwicklungen und globale Krisen sensibel wahr. Anna
Lips von der Universität Hildesheim ordnet dieses Ergebnis ein: „Junge Menschen
sind dabei, ihren Platz in der Welt zu finden. Reiht sich eine Krise an die
andere, kann dies zu einer Orientierungslosigkeit führen.“ Auch der Kommentar
einer Studienteilnehmerin unterstreicht die Unsicherheit, mit der junge
Menschen konfrontiert sind: „Ich habe zwar einen Plan im Leben, aber ich werde
mit all diesen Dingen rechnen und leben müssen.“
Die Daten der Studie zeigen außerdem: Junge Frauen machen sich –
wie bereits in der Pandemiesituation - mehr Sorgen als junge Männer. Und auch
ihre Zukunftsperspektiven und die aktuelle Situation in Deutschland betrachten
sie weniger zuversichtlich. In der vierten JuCo-Studie machte sich nur jede
zehnte junge Frau keine Sorgen über gesellschaftliche Entwicklungen, über ein
Viertel ist teilweise besorgt und 62 % zeigen sich besorgt. Unter jungen
Männern ist fast jeder Fünfte unbesorgt, ein Viertel sind teilweise besorgt,
und 56% machen sich Sorgen über das, was aktuell in Deutschland passiert.
Zu den Folgen der Pandemie gehört ebenfalls, dass viele junge
Menschen unsicher im Umgang mit Anderen geworden sind. Die Zeiten der
Lockdowns, Kontaktbeschränkungen und Abstandsregelungen sind also nicht
folgenlos für junge Menschen geblieben. Die Erfahrung der Pandemie wirkt im
sozialen Miteinander unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach.
Schon lange wird die konsequente Umsetzung des Rechts auf
Beteiligung und Mitbestimmung für junge Menschen gefordert. Hier zeigen die
JuCo-Studien: Die Anzahl der Personen nimmt ab, die das Gefühl haben, die
Situation von jungen Menschen sei für politisch Verantwortliche wichtig oder
ihre Anliegen würden gehört. Diesen Trend umzukehren, liege in der
Verantwortung von Erwachsenen, so der Forschungsverbund. Es gehe darum, junge
Menschen in ihren Kompetenzen und ihren Anliegen ernst zu nehmen und sie an
Entscheidungen, die sie betreffen, zu beteiligen.
Junge Menschen wollen mitgestalten, aber dafür braucht es die
richtigen Rahmenbedingungen und die Bereitschaft der Erwachsenen. Zwar wurden
nach der Pandemie Projekte für junge Menschen initiiert, gleichzeitig werden
aber im sozial- und jugendpolitischen Bereich massiv finanzielle Mittel
gekürzt. Dies sieht der Forschungsverbund als fatales Signal – auch an junge
Menschen selbst. „Die Ergebnisse der Studien haben eindrücklich gezeigt, dass
Jugendliche verlässliche Unterstützungsstrukturen brauchen, die sie selbst
mitgestalten können“, plädiert Johanna Wilmes von der Goethe Universität
Frankfurt. „Viele junge Menschen spüren die Folgen der Pandemie, sodass sie
psychologische, medizinische und eben auch soziale Unterstützung brauchen. Da
ist nun politischer Wille gefragt.“
Insgesamt nahmen an den vier JuCo-Studien rund 20.000 junge
Menschen zwischen 15 und 30 Jahren aus ganz Deutschland teil. Die Studie JuCo
IV wurde im Februar 2023 durchgeführt, es beteiligten sich 1185 junge Menschen.
68 % der Befragten waren Mädchen und junge Frauen.
Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der
Corona-Zeit“ setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und
Organisationspädagogik an der Universität Hildesheim und dem Institut für
Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Goethe-Universität. Entstanden
sind bisher die bundesweiten Studien JuCo I, II, III und IV zu den Erfahrungen
und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen sowie die
bundesweite Studie KiCo zu den Erfahrungen und Perspektiven von Eltern und
ihren Kindern in der Pandemie. Aktuell gehören zum Team: Sabine Andresen und
Johanna Wilmes von der Goethe-Universität, Anna Lips, Ersan Özdemir, Wolfgang
Schröer und Severine Thomas von der Universität Hildesheim sowie Renate Möller
von der Universität Bielefeld.
Die Studienergebnisse stehen open access unter: https://doi.org/10.18442/250 zur
Verfügung.
Über die Ergebnisse der Studie informiert der wissenschaftliche
Podcast:
https://www.uni-hildesheim.de/neuigkeiten/jung-sein-in-zeiten-der-pandemie-die-langfristfolgen-von-corona-dr-severine-thomas/
Publikation: https://doi.org/10.18442/250
Weitere Informationen
Dr.
Johanna Wilmes
Institut
für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung
E-Mail:
wilmes@em.uni-frankfurt.de
Dr. Severine Thomas
Universität
Hildesheim
Institut
für Sozial- und Organisationspädagogik
severine.thomas@uni-hildesheim.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Prof. Johannes Völz eröffnet die Vortragsreihe „Was heißt demokratische Lebensform?“
FRANKFURT/BAD HOMBURG. Nach den jüngsten Wahlen in den USA stürmten Trump-Anhänger das US-Kapitol in Washington; sie wollten das Wahlergebnis nicht anerkennen. Sie waren bereit, Gewalt einzusetzen, um mit der liberalen Demokratie zu brechen. Dabei beriefen sie sich nicht nur darauf, die Rechte des „wahren Volkes“ zu verteidigen; viele gaben vor, Gottes Werk zu tun. In ihrem Furor nutzten sie Symbole christlichen, heidnischen und demokratischen Ursprungs.
Die
Analysen der Ereignisse vom 6. Januar 2021 ergaben: Rechter Evangelikalismus
und rechtspopulistische Politik sind heute kaum noch voneinander zu trennen.
Mit Blick auf die Geschichte, auf die Anfänge der Demokratie in Amerika stellt
sich allerdings die Frage: Wie konnte der evangelikale Protestantismus zum
Motor einer antidemokratischen Bewegung werden, trieb er doch im 18. und 19.
Jahrhundert die Demokratisierung in der Neuen Welt kulturell voran?
Diesem
„Paradox des Evangelikalismus“ geht der Frankfurter Amerikanist Prof. Johannes
Völz in seinem Vortrag „Evangelikalismus in den USA: Lebensformen zwischen
Demokratie und Autoritarismus“ nach. Zum Vortrag mit anschließender
Diskussion lädt das Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität
am Montag, 4.
Dezember, um 19 Uhr
in die Räume des
Forschungskollegs
Am Wingertsberg 4
in Bad Homburg
ein.
Der Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften Prof. Matthias
Lutz-Bachmann wird die anschließende Diskussion moderieren.
Johannes
Völz
ist Professor für Amerikanistik mit Schwerpunkt „Demokratie und Ästhetik“ an
der Goethe-Universität. Gemeinsam mit Gunther Hellmann, Professor für
Politikwissenschaft an der Goethe-Universität, leitet Völz den
interdisziplinären Forschungsschwerpunkt „Democratic Vistas: Reflections on the
Atlantic World“, der am Forschungskolleg Humanwissenschaften angesiedelt ist.
Der
Vortrag eröffnet die Democratic Vistas Lecture Series: Was heißt
„Demokratische Lebensform“? Die neunteilige Vortragsreihe untersucht
Demokratie als eine Form des Zusammenlebens, die das Alltagsleben prägt und
ihren Ort in den Dimensionen des Politischen, Sozialen und Kulturellen hat.
Forschende des Verbunds „Democratic Vistas. Reflections on the Atlantic World“
stellen Fallstudien aus ihrer jeweiligen wissenschaftlichen Disziplin vor,
anhand derer sich ein konkretes Verständnis davon gewinnen lässt, was
„Demokratische Lebensform“ heißen kann. Aufmerksamkeit erhalten insbesondere
auch die sinnlichen und emotionalen Dimensionen, die für gelebte Demokratie
wesentlich sind. Die Reihe richtet sich an Forschende ebenso wie an die
Öffentlichkeit. Die Vorträge finden auf dem Campus Westend der
Goethe-Universität oder im Forschungskolleg Humanwissenschaften statt.
Links:
Plakat der Vortragsreihe
mit allen Terminen (2023–2025):
https://www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de/downloads/Plakat_DV_Lecture_Series.pdf
Vortragsreihe „Democratic Vistas Lecture Series“:
https://www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de/index.php/projects/dv-lecture-series
Forschungsschwerpunkt „Democratic Vistas. Reflections on the Atlantic
World":
https://www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de/index.php/projects/democratic-vistas
Zur
besseren Planung bitten wir bis 29. November um Anmeldung
per
E-Mail an anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.
Ihre Anmeldung wird registriert, Sie erhalten aber keine Anmeldebestätigung.
Information:
Beate
Sutterlüty
Wissenschaftskommunikation
Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität
Telefon: 06172 13977-15
E-Mail: b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Homepage: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Facebook | Twitter | YouTube: @FKHbadhomburg
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Nationaler Verbund „gwTriade“ erarbeitet Konzept zur umfassenden Bewertung der Grundwasserqualität – koordiniert durch Goethe-Universität
Im Rahmen des
gerade angelaufenen Verbundprojekts „gwTriade“
untersuchen sechs wissenschaftliche Institute – darunter die Goethe-Universität als koordinierende Stelle – die Qualität
des Grundwassers in Deutschland. Sie nutzen dabei erstmals den Triade-Ansatz, der neben chemischen Analysen auch sogenannte
effektbasierte Methoden umfasst, die zeigen, wie sich ins Grundwasser eingetragene
Schadstoffe auf dieses Ökosystem auswirken. Ziel des Projekts ist die
Entwicklung eines Konzepts, das Wasserversorger und Umweltbehörden in Zukunft
nutzen können, um die Grundwasserqualität selbst zu prüfen und zu bewerten.
gwTriade wird durch das Bundessministerium für Bildung und Forschung gefördert.
FRANKFURT. Durch den Klimawandel wird unser Grundwasser zu einer immer stärker bedrohten Ressource, denn häufigere und länger andauernde Dürreperioden führen zu niedrigeren Grundwasserständen. Deswegen wird Grundwasser in Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet schon mit Oberflächenwasser angereichert. Dieses enthält oft gereinigtes Abwasser, mit dem Schadstoffe ins Grundwasser gelangen können. Auch häufigere Starkregenereignisse – eine weitere Folge des Klimawandels – führen zu einem hohen Schadstoffeintrag. Die Folge: Gut ein Drittel aller Grundwässer in Deutschland befinden sich in keinem guten chemischen Zustand. Zur Bewertung der Grundwasserqualität schafft die Europäische Wasserrahmenrichtlinie den rechtlichen Rahmen. Allerdings besteht bezüglich der Grundwasserqualität noch „großer Untersuchungsbedarf“, so Prof. Henner Hollert vom Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität Frankfurt. Zwar sind durch chemische Analysen zumindest einige Schadstoffe im Grundwasser schon bekannt, darunter Pharmaka, Pestizide und perfluorierte Stoffe (PFAS), die aus dem Abwasser, dem Verkehr oder der Landwirtschaft stammen. „Was uns jedoch komplett fehlt, sind effektbasierte Daten, also Daten darüber, wie sich die Schadstoffe auf das Leben im Ökosystem Grundwasser und auch die menschliche Gesundheit auswirken. Für Oberflächengewässer gibt es hier bereits umfangreiches Wissen, für das Grundwasser noch nicht.“
Die
Wissenslücke soll das Verbundprojekt „Ökologisches
und ökotoxikologisches Grundwasserqualitätsmonitoring auf Basis eines
integrativen Triade-Ansatzes“ (gwTriade)
schließen. Der Triade-Ansatz umfasst drei unterschiedliche
naturwissenschaftliche Säulen: chemische Analysen, Biotests und Untersuchungen
der Biozönose, also der Lebensgemeinschaft der Lebewesen. Das Entscheidende:
Die Ergebnisse der drei Messmethodiken werden zu einem Gesamtergebnis
zusammengeführt - erst dadurch lässt sich der ökologische Zustand überhaupt
umfassend bewerten. "Wir sind die ersten, die den Triade-Ansatz beim
Grundwasser anwenden“, betont Hollert. „Dieser verschafft uns einen guten Überblick. Wir
sehen, welche Schadstoffe im Grundwasser enthalten sind, und wie sich diese auf
Organismen und biologische Systeme auswirken - sowohl unter Laborbedingungen
als auch draußen im Feld.“
Sechs
Institute sind am Projekt beteiligt und teilen sich die Aufgaben. Hollert und
seine Kollegin Dr. Sabrina Schiwy koordinieren gwTriade und führen die Biotests
mittels einer Biotestbatterie durch, die auch kürzlich der Europäischen
Kommission zur Umweltüberwachung vorgeschlagen wurde. Testsysteme sind
Zellkultursysteme, Zebrafischembryonen, Algen und Daphnien, also winzig kleine
Wasserflöhe. Schiwy erklärt, wie der Ablauf bei den Daphnien aussieht: „Wir testen die Wirkung der Schadstoffe zuerst in
den unveränderten Grundwasserproben. Als nächstes verdünnen wir die
Grundwasserproben und damit die Schadstoffkonzentration und schauen, was dann
passiert. So bekommen wir heraus, ab welcher Verdünnung der Schadstoffe des
Grundwassers welche Effekte bei den Daphnien auftreten.“
Zum Beispiel könnte eine Reproduktionstoxizität vorliegen, die Wasserflöhe
vermehren sich dann nicht mehr so stark. Bei den Zebrafischembryonen wiederum
sind neurotoxische Effekte denkbar, also Störungen im Nervensystem, die zu
einer Verhaltensveränderung führen. „Zebrafische
haben ein typisches Schwimmverhalten“, erklärt
Schiwy. „Ist es hell, verhalten sie sich
entspannt. Wird es plötzlich dunkel, schwimmen sie hektisch im Zickzack.“ Der Grund: Ein plötzlich auftretender Schatten
kann bedeuten, dass sich ein Fressfeind nähert. Um im Labor zu sehen, ob die
Fischlarven dieses normale Verhalten zeigen, werden sie in einem speziellen
experimentellen Aufbau einem Wechsel auch Licht und Dunkelheit ausgesetzt.
Reagieren sie nicht darauf, ist das ein Hinweis, dass Schadstoffe ihr
Nervensystem beeinträchtigt haben könnten. Die neurotoxische Wirkung wird dann
im Verdachtsfall mit molekularbiologischen Methoden im Detail charakterisiert.
Bei den Verhaltenstests geht es nicht nur um ökotoxikologische Aspekte, ergänzt
Henner Hollert, sondern auch um humantoxikologische. Arbeiten mit den frühen
Stadien von Zebrafischen, die eine Alternativmethode zu klassischen
Tierversuchen mit Fischen darstellen, sind auch in der Umweltmedizin ein
etabliertes Modell. „Bei Zebrafischen handelt
es sich um Wirbeltiere, damit können die Ergebnisse Hinweise auf Effekte beim
Menschen geben. Wir können Rückschlüsse ziehen für den Schutz der menschlichen
Gesundheit.“
In Ergänzung zu den Biotests in Frankfurt führen das
Rheinisch-Westfälische Institut für Wasserforschung (IWW) in Mühlheim an der
Ruhr und der Zweckverband Landeswasserversorgung in Langenau chemische Analysen
durch. Dabei analysiert das IWW speziell die PFAS-Kontaminationen und übernimmt
zudem die Geosystemerkundung. Es beschreibt geo- und hydrochemisch sowie
hydraulisch die Standorte, an denen Grundwasser genommen wird. Die dritte Säule
der Triade ist unter anderem Sache der Rheinland-Pfälzischen Technischen
Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU). Sie untersucht die Zusammensetzung
der Grundwasserfauna, zu der beispielsweise Hüpferlinge oder Rädertierchen
gehören, mit taxonomischen und modernen molekularbiologischen Methoden. So
können mittels e-DNA-Analysen und Meta-Barcoding Erbgutfragmente aller
Lebewesen nachgewiesen werden, die im Wasser gelebt haben oder leben. So lässt
sich die Zusammensetzung der kompletten Artengemeinschaften des Grundwassers
erforschen. Das Institut für Grundwasserökologie (IGÖ) in Landau unterstützt
hier mit seiner Expertise zur Grundwasserökologie und speziell zur Etablierung
neuer Grundwasserorganismen für Biotests.
Bei
gwTriade geht es aber nicht nur darum, ausgewählte Standorte zu überprüfen.
Ziel ist es vielmehr, ein Konzept für die integrative Bewertung der
Grundwasserqualität zu entwickeln, das dann übergeordnete Stellen in ganz
Deutschland nutzen können, die für das Thema Grundwasser verantwortlich sind,
wie zum Beispiel Wasserversorger oder Umweltbehörden. Hollert: „Unser Bewertungssystem gibt ihnen eine Anleitung,
wie sie die Methoden zur Prüfung der Grundwasserqualität anwenden können - und
wie sich die dabei gesammelten Daten dann bewerten und einordnen lassen.“ Die Aufgabe, potenzielle Anwender zu finden und
deren Bedarfe abzuklären, übernimmt das Institut für sozial-ökologische
Forschung (ISOE) in Frankfurt. Es versucht zudem Nutzungskonflikte zu
identifizieren, die sich beim Grundwasser künftig ergeben könnten, zum Beispiel
zwischen der Nutzung von Grundwasser als Ressource und dem Schutz des
Ökosystems. Aus biologischer Sicht, so Hollert und Schiwy, handelt es sich beim
Grundwasser eben auch um einen Lebensraum. Nur sei diese Sichtweise bisher zu
kurz gekommen.
Hintergrund: gwTriade: Ökologisches
und ökotoxikologisches Grundwasserqualitätsmonitoring auf Basis eines
integrativen Triade-Ansatzes
https://bmbf-lurch.de/Verbundprojekte/Verbundprojekte/gwTriade.html
Bilder zum
Download:
https://www.uni-frankfurt.de/146261494
Bildtext:
Ein Hüpferling, ein knapp einen Millimeter kleiner Krebs, der im
Grundwasser lebt. Das Vorkommen solcher Tiere ist ein Indikator für gute
Wasserqualität. Foto: Sabrina Schiwy, Goethe-Universität Frankfurt
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Prof. Dr. Dr. h.c. Henner Hollert
Leiter Abteilung Evolutionsökologie und Umwelttoxikologie
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-42171
hollert@bio.uni-frankfurt.de
Dr. rer. nat. Sabrina Schiwy
Abteilung Evolutionsökologie und Umwelttoxikologie
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Goethe-Universität Frankfurt
+49 (0)69 798 42173
schiwy@bio.uni-frankfurt.de
Twitter/X: @HHollert @goetheuni
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent
für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
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