Mai 9 2006

Internationales Symposium des Instituts für Romanische Sprachen und Literaturen

Zweisprachig lehren und lernen: Ein Modell für die Zukunft?

FRANKFURT. Zweisprachig lehren und lernen: Ein Modell für die Zukunft? Dies ist Thema einer Tagung, die die vierte in einer Reihe von Symposien ist, die sich mit Bildungsfragen am Schnittpunkt von Migration, Mehrsprachigkeit und schulischem Erfolg im deutschen Bildungssystem beschäftigen.

Im Mittelpunkt stehen bilinguale Schulprojekte in Deutschland, in deren Umfeld sich in den vergangenen zehn Jahren eine breite Lehr- und Lernpraxis etabliert hat. Parallel dazu entwickelte sich eine Begleitforschung, die beispielsweise in Frankfurt von zwei Projekten mit der Sprachenkombination Deutsch-Italienisch getragen wird. Die Veranstaltung soll Gelegenheit bieten, die bisherigen Ergebnisse und theoretisch-methodischen Grundlagen der Begleitforschung zusammen mit deutschen und internationalen Kollegen zu reflektieren. Zugleich ist sie als Forum des Austauschs und die Weiterbildung am Projekt beteiligter LehrerInnen gedacht.

Ein thematischer Schwerpunkt bilden Fragen der Standardentwicklung für zweisprachige Projekte unter besonderer Berücksichtigung der Zweisprachigkeit und heterogenen Lernvoraussetzungen von SchülerInnen mit und ohne Migrationshintergrund. Forderungen der Bildungspolitik nach Bildungsstandards als Instrument zur Qualitätssicherung im Bildungswesen bilden den Hintergrund einer Diskussion, wie solche Standards entwickelt werden können und wie sie sinnvoll mit der Entwicklung von Curricula verschränkt werden können. Zu klären ist auch, auf welcher Grundlage sie stehen müssen, um den Bedingungen in zweisprachigen Projekten gerecht zu werden und wie Forschung und Praxis bei der Entwicklung zusammenwirken können.

Vor dem Hintergrund einer mehrjährigen Praxis des Unterrichtens im bilingualen Tandem stellt sich die Frage, wie diese Form des Unterrichtens aus der bisherigen Erfahrung beurteilt und wie sie in der Zukunft gestärkt und verbessert werden kann. Die Herausforderung liegt darin, wie es gelingt, den zweisprachigen Unterricht als eine Synthese zu gestalten, die den spezifischen Lehrinhalten und pädagogischen Kulturen unterschiedlicher nationaler Prägung Rechnung trägt und sie in fruchtbarer Weise miteinander verbindet.

Schließlich geht es darum, wie sich unter Projektbedingungen eine biliterale Kompetenz der SchülerInnen ausbildet bzw. wie dieser Prozess gefördert werden kann. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der bilingual erfolgenden Alphabetisierung und der Analyse des Zusammenwirkens verschiedener Faktoren beim weiteren Ausbau von Literalität in beiden Sprachen. Wie entwickelt sich Textsortenwissen in beiden Sprachen? Welche sprachspezifischen bzw. -übergreifenden Prozesse werden von den SchülerInnen wie reflektiert?

Diese Fragen sollen im Dialog von Wissenschaftlern und Praktikern erörtert werden. Sie gelten in Forschung und Praxis als zentral für die Gestaltung und das Gelingen zweisprachiger Schulprojekte und beschäftigen an bilingualen Projekten beteiligte Grundschulen und Gymnasien in Frankfurt, Hamburg, Berlin, Wolfsburg u.a. Städten seit längerem.

Fachwissenschaftliche Vorträge sind daher mit Workshops (‚Ateliers’)gekoppelt, in denen LehrerInnen ihre Erfahrungen vorstellen und diskutieren sollen. Ziel ist es, bisherige Erfahrungen wissenschaftlicher Begleitung im nationalen und internationalen Rahmen zu bilanzieren und die Kommunikation zwischen Fachwissenschaft, Multiplikatoren aus den Schulen und der Elternschaft zu stärken.

Die Veranstaltung ist vom Institut für Qualitätsentwicklung http://www.iq.hessen.de akkreditiert worden; Hessische Lehrkräfte, die an den Projekten beteiligt sind, erhalten für die Teilnahme 10 Kreditpunkte. Die Tagung wird vom Institut für Romanische Sprachen und Literaturen veranstaltet.

Programm

Freitag, 19. Mai 2006, 13.30 bis15 Uhr

Eröffnung

Plenarvorträge: Prof. Ingrid Gogolin, Hamburg / Prof. Maria Torres-Guzman, New York

• "Lernen nach Standards: Von den Chancen und Risiken der gegen­wärtigen Debatte um Lernstandards und ihre Brauchbarkeit für bilin­guale Projekte"

• "Teaching in and for Freedom in a Dual Language Setting"
v 15.30 bis 16.45 Uhr / Dr. Brigitta Busch / Prof. Christine Hélot Plenarvorträge:

• "Stand der Debatte zu Fragen der Standardentwicklung aus öster­reichischer Sicht"

• "Les différents dispositifs d'éducation bilingue en France aujourd'hui: finalités, enjeux et pratiques"

16.45 bis 17.15 Uhr / Prof. Ursula Neumann, Hamburg

• Filmprojektion zur Praxis von Tandemlernen

Samstag, 20.05.2006

9.30 bis 11 Uhr / Prof. H.-J. Roth, Köln / Prof. Traute Täschner, Rom

Plenarvorträge:

• "Fördert bilinguale Bildung Zweit- und Fremdspracherwerb oder schadet sie lediglich nicht? Forschungsergebnisse aus einem um­kämpften Feld"

• "Sprachliche Frühförderung mehrsprachiger Kinder im Kindergar­tenalter"

11.30 bis 12.30 Uhr / Ulrike Dreher, Patrizia Spanù, Holzhausenschule, Frankfurt; Dr. Gabriele Budach, Universität Frankfurt

Plenarvortrag: "Zweisprachig lehren und lernen: Überlegungen zur Verankerung von Zweisprachigkeit in Sprachpraxis und Curriculum"

www.romanistik.uni-frankfuirt.de/symposium-2006

Kontakt: Prof. Jürgen Erfurt; Institut für Romanische Sprachen und Literaturen; Campus Westend, Grüneburgplatz 1; 60323 Frankfurt; Tel.: 069/798-32023; Fax: 069/798-32022Erfurt@em.uni-frankfurt.de :Erfurt@em.uni-frankfurt.de

WEITERE INFORMATIONEN

Tagung ‚Zweisprachig lehren und lernen’

Wann?
19. Mai ab 13.30 Uhr und 20. Mai ab 9.30 Uhr

Wo?
Casino, IG Hochhaus, Campus Westend, Grüneburgplatz 1; 60323 Frankfurt

Unkostenbeitrag: 20 €