Dez 10 2008

Neue Wirkstoffklasse verspricht mehr Effektivität und weniger Nebenwirkungen als ASS / Pharmazeuten erwerben Patent

Wissenschaftler der Goethe-Universität entdecken neuen Entzündungshemmer

FRANKFURT. Bei der Behandlung von Schmerzen, Entzündungen und Fieber besitzt die seit langem etablierte Arzneistoffklasse der Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) mit namhaften Vertretern wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ibuprofen nach wie vor den größten Stellenwert. Viele dieser Arzneimittel würden nach heutigen Kriterien aufgrund ihres Risikoprofils jedoch keine Zulassung mehr erhalten, was den Bedarf an innovativen Therapiekonzepten verdeutlicht. Ein solches neuartiges Konzept verfolgt die Wirkstoffklasse der dualen mPGES-1/5-LO-Inhibitoren, die im Labor von Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz an der Goethe-Universität entwickelt und an der Universität Tübingen in der Gruppe von Prof. Oliver Werz molekularpharmakologisch charakterisiert wurde. Die Forschungsergebnisse sind Grundlage eines gemeinsamen Patents und einer Publikation in der hochkarätigen Fachzeitschrift „Journal of Medicinal Chemistry“ (Koeberle et al, J Med Chem (2008), Nov 19. [Epub ahead of print]).

ASS und verwandte NSAR greifen in die Arachidonsäure-kaskade ein, die eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Schmerzen und Entzündungen spielt, und hemmen dabei auch die Synthese jener Prostaglandine, die zur Aufrechterhaltung wichtiger Körperfunktionen dienen. Die Folge der unselektiven Blockade sind die bei Langzeiteinnahme deutlichen Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt und das kardiovaskuläre System.„Unsere Wirkstoffklassse greift dagegen später und damit selektiver in die Arachidonsäure-kaskade ein“, erklärt Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, „sodass wir deutlich weniger Nebenwirkungen zu befürchten haben“.

Ein weiterer Vorteil der neuen Wirkstoffklasse: Sie hemmen nicht nur gezielt die Prostaglandin-Biosynthese, sondern auch auf die der Leukotriene; das sind Stoffwechselprodukte des zweiten wichtigen Pfades der Arachidonsäurekaskade. Sie spielen bei der Vermittlung von allergischen und entzündlichen Reaktionen eine entscheidende Rolle. Dieser doppelte Angriffspunkt verspricht eine effektivere Wirkung der neuen Substanzen. „Dies ist ein überaus wichtiger Erfolg innerhalb unseres neuen Lipid Signaling Forschungszentrums, das kürzlich im Rahmen der LOEWE-Initiative gegründet wurde“, freut sich Prof. Gerd Geisslinger, Sprecher der LiFF-Initiative und Vorsitzender des Zentrums für Arzneimittel, Forschung, Entwicklung und Sicherheit (ZAFES).

Bildtext: Im Labor von Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz an der Goethe-Universität wird eine neue Wirkstoffklasse entwickelt, mit der Schmerzen, Entzündungen und Fieber wirkungsvoll und mit weniger Nebenwirkungen behandelt werden sollen. Informationen: Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, Institut für Pharmazeutische Chemie, Campus Riedberg, Tel. (069) 798-29339, Schubert-Zsilavecz@ pharmchem.uni-frankfurt.de