Aug 28 2008

Über 250 Forscher aus aller Welt treffen sich auf dem Campus Westend

Weltkonferenz der Afrika-Archäologie

FRANKFURT. Die Ansichten über Afrikas Vergangenheit sind ein Feld extremer Gegensätze. Sie reichen vom geschichtslosen Kontinent in Zeiten kolonialer Demütigung bis zum Schauplatz von Entwicklungen, ohne die unsere Welt ganz anders aussähe, ohne die es – auf den Punkt gebracht – keine Menschheit gäbe. Denn unsere mehrere Millionen Jahre zurückreichenden biologischen Wurzeln liegen in Afrika, und in Afrika wurde vor etwa 2,5 Millionen Jahren die menschliche Kultur geboren. Das Wissen über den Weg Afrikas von den menschlichen Anfängen bis zum Beginn historischer Überlieferung und den Wurzeln der modernen Welt ist archäologischer Forschung zu verdanken. In den letzten Jahrzehnten wurde dabei eine Vielfalt an kulturellen Entwicklungen aufgedeckt, von denen man zuvor keine Vorstellung hatte.

Vom 8. bis 11. September treffen sich an der Goethe-Universität über 250 Afrika-Archäologen aus 30 Ländern, die in der Society of Africanist Archaeologists (SAfA) organisiert sind. Diese Weltkonferenz der Afrika-Archäologen in Frankfurt steht unter dem Motto ›Cultural Diversity of Africa’s Past‹ und wird von den Wissenschaftlern der Archäologie und Archäobontanik Afrikas des Instituts für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität organisiert und vom Frankfurter Zentrum für interdisziplinäre Afrika-Forschung (ZIAF) unterstützt. Die Zusammenkunft von Wissenschaftlern aus Afrika, Amerika, Europa und Australien dient dem Austausch über aktuelle Forschung. Der Schwerpunkt liegt allerdings auf den jüngeren Epochen. Hierzu gehört die Zeit, als der anatomisch moderne Menschen und seiner Kultur vor weit über 100.000 Jahre in Afrika auftrat, was erst mehr als 50.000 Jahre später in Europa der Fall war. Weitere Schwerpunkte liegen auf dem tiefen Einschnitt, den das in Afrika relativ späte Aufkommen sesshafter bäuerlicher Kulturen und der Metallurgie darstellt, und reichen bis hin zu den komplexen Gesellschaften in der Kolonialzeit. Die interdisziplinäre Ausrichtung unterstreichen die vertretenen naturwissenschaftlichen Disziplinen, von denen vor allem die mit der Rekonstruktion von Wirtschaft, Klima und Umwelt befassten Fächer seit langem einen festen Platz in der Gemeinschaft der Afrika-Archäologen einnehmen.

Mit 190 Präsentationen, darunter 60 von afrikanischen WissenschaftlerInnen, setzt diese Tagung einen neuen Rekord. Um insbesondere den afrikanischen Wissenschaftlern die Teilnahme zu ermöglichen, wird die erstmalig in Deutschland stattfindende Tagung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Wenner-Gren Foundation, der KfW Entwicklungsbank und der Bremer Stiftung für Kultur- und Sozialanthropologie unterstützt.

Der Besuch einer hochrangigen Regierungsdelegation aus Nigeria unterstreicht die Bedeutung des Events: der Governor (entspricht einem deutschen Ministerpräsidenten) eines nigerianischen Bundesstaates, in dem Frankfurter Archäologen forschen, wird ein Grußwort bei der Konferenzeröffnung sprechen.

Informationen: Dr. Stefan Schmid, ZIAF, 069 / 79832097, Fax 069 / 79832098, info@ziaf.de Homepage der Konferenz: www.safa2008.com
Telefon während der Konferenz: 0179 / 2136059 (S. Schmid)