Mai 5 2010

Eröffnungsveranstaltung des Graduiertenkollegs „Wert und Äquivalent“ auf dem Campus Westend

Was steckt hinter den materiellen Zeugnissen?

FRANKFURT. 13 Nachwuchswissenschaftler aus Deutschland, Belarus, Israel und Serbien sind für das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierte neue Graduiertenkolleg „Wert und Äquivalent“ ausgewählt worden. Jetzt können die 11 Doktoranden und zwei Postdoktorandinnen ihre Projekte in Angriff nehmen. Sie werden Fallstudien in Südostasien, in Afrika, im Vorderen Orient, im Mittelmeerraum, in Mitteleuropa und in Nordamerika erarbeiten, die vom 4. Jahrtausend v. Chr. bis in die Gegenwart reichen.

Im Fokus steht dabei die materielle Kultur: Es geht um Fragen, wie Werte erzeugt werden und in einer Gesellschaft zirkulieren und um die Transformation von Werten, wenn bestimmte Objekte über kulturelle Grenzen hinweg gehandelt oder transportiert werden.

Auf der Agenda finden sich Projekte wie „Die Entstehung normierter Gewichtssysteme in Mesopotamien“, „Versunkene Werte – In Schiffswracks thesaurierte Tauschgüter“, „Münzen außerhalb von Zeit und Raum: Die Transformation von Werten“ oder „Soziale Einbettung des ökonomischen Handelns in Westafrika“.

Die Eröffnungsveranstaltung des Graduiertenkollegs „Wert und Äquivalent. Über Entstehung und Umwandlung von Werten aus archäologischer und ethnologischer Sicht“ findet statt

am 6. Mai (Donnerstag) um 17.30 Uhr
Campus Westend, Hörsaalzentrum, Hörsaal 4.

Nach der Begrüßung durch den Sprecher des Kollegs, Prof. Hans-Markus von Kaenel, und der offiziellen Eröffnung durch den Vizepräsidenten der Goethe-Universität, Prof. Matthias Lutz-Bachmann, wird das Kolleg von Prof. Franziska Lang, Technische Universität Darmstadt, und Prof. Hans Peter Hahn kurz vorgestellt. Anschließend werden eine Stipendiatin und ein Stipendiat darlegen, was sie von dieser Förderung erwarten. Zwei wissenschaftliche Vorträge runden das Programm ab: Prof. Wendy James, Oxford University, spricht über „Social Things, Material People: Linking Anthropology, Archaeology and Economics”; Prof. Manfred K. H. Eggert, Universität Tübingen, hält einen Vortrag über „Materielle Kultur, Materialität, mise en valeur: Überlegungen zu Grundfragen der Kulturwissenschaften“.

Die 11 Doktoranden, darunter 6 Wissenschaftlerinnen, und die beiden Postdoktorandinnen werden mit maßgeschneiderten Stipendien aus den Fördermitteln der DFG bis zu 36 Monaten unterstützt. Sie werden mit einem differenzierten Betreuungskonzept begleitet und im Rahmen eines Studienprogramms in fachspezifischer, theoretische und praktischer Hinsicht gefördert.
Im Praxisfeld Museum beispielsweise ist die Erarbeitung eines Ausstellungskonzeptes geplant. Darüber hinaus wird das Kolleg renommierte Gastwissenschaftler aus dem In- und Ausland regelmäßig zu Vorträgen und Workshops an die Goethe-Universität einladen, geplant sind zudem zwei große internationale Tagungen.

Die Frankfurter Ethnologen und Archäologen beschäftigen sich seit Jahren in unterschiedlichen Forschungsprojekten mit materieller Kultur als authentischem Zeugnis vergangener oder gegenwärtiger Kulturen und Handlungen. „Wir gehen davon aus, dass Handeln, kulturelles Wissen und soziale Realität in Objekten archiviert sind; dazu gehören einfache Gebrauchsgegenstände genauso wie Sakral-, Prestige oder Tauschobjekte“ erläutert Prof. Hans Peter Hahn, Institut für Ethnologie und stellvertretender Sprecher des Graduiertenkollegs. „Diese Gegenstände haben einen Wert, der von Kultur zu Kultur, aber auch von Epoche zu Epoche ganz unterschiedlich ausfällt, weil er das Ergebnis von gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen ist.“

„Wert und Äquivalent“ sind die zentralen Begriffe, die die Frankfurter Wissenschaftler in Forschung und Theorienbildung intensiv beschäftigen werden. Was verbirgt sich dahinter? Dazu der Sprecher des Kollegs, Prof. Hans-Markus von Kaenel vom Institut für Archäologische Wissenschaften: „Zu jedem Wert, beispielsweise einem Eisenbarren, gehört ein Äquivalent, beispielsweise eine bestimmte Menge Getreide oder ein kunstvoll gefertigtes Metallgefäß. Wie die beiden Schalen einer Waage müssen Wert und Äquivalent ‚ausgewogen’ sein. Dieser Ausgleich geschieht durch das Aushandeln innerhalb der beteiligten sozialen Gruppen, am Ende dieses Prozesses steht ein von der jeweiligen Gesellschaft akzeptiertes Wertesystem.“

Informationen: Prof. Hans-Markus von Kaenel, Sprecher des Graduiertenkollegs, Institut für Archäologische Wissenschaften, Campus Westend, Tel. (069) 798 32 267, v.Kaenel@em.uni-frankfurt.de; Prof. Hans Peter Hahn, stellvertretender Sprecher des Graduiertenkollegs, Institut für Ethnologie, Campus Westend, Tel. (069) 798 33 072, hans.hahn@em.uni-frankfurt.de; Annabel Bokern, Wissenschaftliche Koordinatorin des Graduiertenkolleg, Campus Westend, Tel. (069) 798 32293 bokern@em.uni-frankfurt.de; www.value.uni-frankfurt.de/