Mai 20 2010

Neue Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ rund und das Thema Blut

Von Blutspuren, Vampirfinken und der Bluterkrankheit

FRANKFURT. Ob Blutspuren am Tatort, die Suche nach Gift und Betäubungsmitteln im Blut von Tätern und Opfern oder bei der Aufklärung rätselhafter Todesursachen: Blut zieht sich wie ein roter Faden durch alle Abteilungen der Rechtsmedizin. Mit Fantasie und Scharfsinn zeigen vier Rechtsmedizinerinnen in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ am Beispiel von zwei konstruierten Fällen, was das Blut ihnen über einen Tathergang und einen plötzlichen Herztod verrät.

In der Kulturgeschichte des Menschen hat Blut von jeher eine mystisch aufgeladene Rolle gehabt, die sich in religiösen Ritualen, Heilpraktiken, Liebes- und Freundschaftsbünden niederschlug. Der Biologe Roland Prinzinger beginnt seinen Beitrag mit einigen Schlaglichtern auf die vielfältigen Bedeutungen und Verwendungen des Blutes. Sodann erklärt er, was Blutuntersuchungen an Vögeln über deren Verwandtschaftsverhältnisse verraten oder warum Tauben einen höheren Blutzuckerspiegel haben als Enten.

Zwei Krankheiten des Blutes werden an der Goethe-Universität in besonderem Maße erforscht und in multidisziplinären Therapiezentren behandelt: Leukämie und Hämophilie. Am „Diagnostikzentrum für Akute Leukämie“ sind in den vergangenen fünf Jahren 30 neue Krebsgene für Leukämie entdeckt worden. In dem international gefragten Zentrum werden zusätzlich jedes Jahr an die 300 Leukämiefälle aus ganz Europa befundet. Für eine schnelle Umsetzung von Forschungsergebnissen in die klinische Anwendung sorgt die Einbindung in das „Universitäre Centrum für Tumorerkrankungen Frankfurt“, ein Konsortium aus allen Krebsforschern der Medizinischen Fakultät und eines von zehn „comprehensive cancer centers“ in Deutschland. Es wird von der Deutschen Krebshilfe unterstützt.

Mit einem historischen Rückblick auf die „Krankheit der Könige“ beginnen die Autoren des Artikels über Hämophilie. Aus Verzweiflung über die damals unheilbare Bluterkrankheit ihres Sohnes, des Kronprinzen Alexej, wandte sich die Zarin Alexandra an Heiler und Gesundbeter wie den berüchtigten Rasputin. Heute erhalten Patienten eine umfassende Therapie, die ihnen eine fast durchschnittliche Lebenserwartung beschert. Das Hämophilie-Zentrum der Goethe-Universität arbeitet eng mit Orthopäden, Kardiologen, Angiologen und der Kinderklinik zusammen. Welches Leid die Bluterkrankheit den Betroffenen noch bis vor Kurzem bescherte, verdeutlicht das Interview mit dem 1960 geborenen Klaus Bauer, der durch seinen Lebensmut beeindruckt.

Ein weiterer Themenschwerpunkt der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ ist der Islam in der Deutschland. Das Frankfurter Modell für die islamische Theologie ist zukunftsweisend und bisher in Deutschland einmalig, wie Vizepräsident Matthias Lutz-Bachmann und der Theologe Ömer Özsoy im Interview betonen. Die Wissenschaftler des Instituts für Islamstudien entwickeln ihre Position der „erneuerungsorientierten“ islamischen Theologie weiter, wobei die plurale islamische Tradition eine wichtige Rolle spielt. Gleichzeitig sehen sie ihr Fach eingebunden in den Dialog mit den geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen der Goethe-Universität. Zum Wintersemester sollen die ersten Studierenden mit dem Bachelorstudium „Islamische Theologie“ beginnen können.

Die Theologie Bärbel Beinhauer-Köhler setzt sich mit Diskussionen um den Bau von Moscheen auseinander. Repräsentative Gebäude ersetzen zunehmend die Hinterhofmoscheen, fast 200 Moscheenvereine planen den Auszug aus den versteckten Quartieren. Die Frage nach der Form einer Moschee wird häufig als Stellvertreterfrage nach der Akzeptanz des Islam wahrgenommen. Doch wie Beinhauer-Köhler zeigt, können offene Diskussionen über die Gestaltung auch einen Weg zur funktionierenden Zivilgesellschaft darstellen, ohne dass Muslime und Nichtmuslime ihr eigenes Profil aufgeben müssen. Interreligiöse Kontakte erleichtern dabei nicht nur die Planungsphase.

Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“.

Kostenlose Bestellung: ott@pvw.uni-frankfurt.de,

Informationen: Dr. Anne Hardy (Naturwissenschaften und Medizin), Tel.: (069) 798-29228, hardy@pvw.uni-frankfurt.de und Ulrike Jaspers (Geistes- und Sozialwissenschaften), Abteilung Marketing und Kommunikation, Tel. (069) 798-23266, jaspers@pvw.uni-frankfurt.de