Mai 13 2010

Führender Insulinforscher Ronald Kahn referiert an der Goethe-Uni über Ursachen der Insulin-Resistenz

Volkskrankheit Diabetes Typ-2

FRANKFURT. Die Altersdiabetes (Diabetes Typ-2) tritt heute bei immer mehr jungen Menschen auf. Zwar produziert die Bauchspeicheldrüse der Betroffenen ausreichend Insulin, aber die Wirkung des Hormons ist herabgesetzt. Die Ursachen für diese sogenannte Insulin-Resistenz untersucht Prof. Ronald Kahn von der Harvard Medical School seit über drei Jahrzehnten. Am Mittwoch, den 19. Mai ist der weltweit führende Insulinforscher im Rahmen der Aventis Perspective Lecture an der Goethe-Universität. Thema seines Vortrags ist die Entstehung von Insulin-Resistenz durch genetische sowie umweltbedingte Ursachen.

Sobald der Blutzuckerspiegel nach einer an Kohlenhydraten und Zucker reichen Mahlzeit steigt, schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Dieses lebenswichtige Hormon sorgt dafür, dass Glukose aus dem Blut in die Zellen aufgenommen und dort weiter verarbeitet wird. Dadurch wird der Blutzuckerspiegel gesenkt. Kahn und seine Mitarbeiter fanden heraus, dass die vielfältige Wirkung des Insulins durch seine Bindung an spezifische Rezeptoren an der Zelloberfläche ermöglicht wird. Dort löst Insulin die Bildung von Signalkomplexen aus, die an verschiedene Signalkaskaden innerhalb der Zelle ankoppeln. Diese veranlassen einerseits die rasche Glukose-Verarbeitung und andererseits die Expression von Enzymen, die dafür notwendig sind.

Die Mehrzahl der Erkrankungen an Typ-2-Diabetes sind eine Folge von Überernährung und Fettleibigkeit (Adipositas). Ein Überangebot an Kohlehydraten führt zu einer gesteigerten Ausschüttung von Insulin, worauf die Sensibilität und Dichte der Insulin-Rezeptoren vom Körper herunter reguliert wird. So gelangt immer noch ausreichend Glukose in die Zellen, aber der Blutzuckerspiegel bleibt dennoch zu hoch. Weitere, vom Lebensstil abhängige Risikofaktoren sind Bewegungsmangel und hoher Blutdruck. Aber auch genetische Faktoren, wie Mutationen im Insulin-Rezeptor-Gen, können Insulinresistenz bewirken. Diese sind die Hauptursache für den vererbbaren, insulinunabhängigen Diabetes mellitus.

Ronald Kahn widmet sich in seiner Forschung verstärkt den Ursachen, die der Insulin-Resistenz zu Grunde liegen. 80% aller Diabetiker sind adipös. Zahlreiche Untersuchungen belegen einen engen Zusammenhang zwischen Adipositas und Diabetes mellitus Typ2. Dabei spielt die Speicherung und Verteilung des Körperfettes eine wichtige Rolle. Während das weiße Fett als Speicher- und Depotfett dient, hat das braune Fett eine andere Funktion: Es verbrennt Energie (und somit letztlich weißes Fett) zur Erzeugung von Wärme. Säuglinge besitzen einen hohen Anteil an braunem Fettgewebe, das sie vor Auskühlung schützt. Im vergangen Jahr konnte Kahn in verschiedenen Studien zeigen, dass braunes Fettgewebe auch beim Erwachsenen in geringen Mengen vorhanden ist und Wärme produzieren kann. Ob die Erkenntnisse neue Perspektiven für die Therapie der Adipositas eröffnen, wird momentan intensiv erforscht.

C. Ronald Kahn studierte zunächst Chemie und anschließend Medizin. Nach seiner Promotion ging als Postdoktorand ans National Institute of Health (NIH), Bethesda, USA. Seit 1981 intensiviert er seine Arbeit am Wirkmechanismus des Insulin im Joselin Diabetes Center, einer renommierten, der Harvard Medical School angegliederten Forschungseinrichtung, die sich ganz der Ursachenforschung von Diabetes widmet. 1984 wurde Professor für Medizin an der Harvard-Universität.

Wann? Mittwoch, 19. Mai 2010, 18.15 Uhr
Wo? Klinikum der Goethe-Universität, Hörsaal-Gebäude 22

Informationen: Prof. Ivan Dikic, Institut für Biochemie II, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301-5652, ivan.dikic@biochem2.de.