Aug 31 2005

Sprachliche Förderung von Migrantenkindern / Pilotprojekt in Kooperation mit namhaften Stiftungen als Beitrag zur Lehrerbildung

Theorie für die Praxis

FRANKFURT. „Niemand wird ernsthaft bestreiten, dass Schule in besonderer Weise für die Leistungsentwicklung, für den Aufbau von Wissen und Können geeignet und verantwortlich ist. Aber Schule hat neben der Qualifi- zierung einen weiteren Auftrag: den der ausgleichenden und besonderen Förderung jener, die besonderer Hilfen oder Hilfestellungen bedürfen“, so Vizepräsident Prof. Andreas Gold anlässlich der Präsentation des Modellprojektes ‚ffm – Förderkurse für junge Migranten’, das wissenschaftlich federführend von der Universität Frankfurt betreut und von der Peter Fuld- und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gefördert wird. Die Initiative ging von der Mercator-Stiftung aus, die das Projekt ebenfalls unterstützt. Die Partner stellen für ffm im ersten Projektjahr rund 220.000 € bereit.

Studien zeigten, so Gold, dass es im deutschen Bildungssystem nicht optimal gelinge, mit sozialer, kultureller und sprachlicher Heterogenität der Schüler umzugehen. Ein Chancenausgleich gelinge weniger gut als die Qualifizierung. Die nunmehr anlaufenden Förderkurse für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund böten hierzu eine Chance.

Zugleich liefere die aktive Einbeziehung von Lehramtsstudierenden ein positives Beispiel für praxisnahe Lehrer- bildung. Denn die studentischen Mitarbeiter des Projekts sind Lehramtsstudierende der Universität, die teilweise selbst einen Migrationshintergrund haben. Die Arbeitsstelle für sonderpädagogische Schulentwicklung und Projektbegleitung im Fachbereich Erziehungswissenschaften hat 32 Studierende ausgewählt, die in speziellen Seminaren auf ihre Lehrtätigkeit vorbereitet werden: Techniken zur Diagnostik und zur Entwicklung didaktischer Förderkon- zepte stehen ebenso auf dem Lehrplan wie der Umgang mit der Mehrsprachigkeit und den kulturellen Lebenswelten der Zuwandererkinder.

Die Arbeitsstelle ist an der Schnittstelle von Theorie und Praxis angesiedelt und nutzt die jeweiligen Ressourcen zur Förderung inklusionsorientierter Entwicklungen im schulischen und außerschulischen Bereich. Die Stelle betreut aktuell sechs Praxisprojekte zur schulischen Förderung und fünf Forschungsprojekte zur Schulentwicklung. Im Rahmen der Lehrerfortbildung im Bereich ‚Prävention’ bietet sie jährlich ein Fortbildungsprogramm an.

Gold unterstrich überdies den Aspekt der Netzwerkbil- dung und Ressourcenbündelung im Rahmen des Projektes. Die Kooperation der Universität mit drei potenten Stiftungen, der Mercator-Stiftung als Keimzelle dieser Förderprojekte, der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung mit ihren bereits erfolgreichen Integrationsprojekten vor Ort und der Peter Fuld-Stiftung, die seit Jahren in der Hausaufgabenbetreuung aktiv sei, ermögliche es, finanzielle Mittel zu bündeln und vorhandenes Know-how so zusammenzuführen, dass das Projekt größtmögliche Wirksamkeit und Nachhaltigkeit entfalten könne. Gold dankte den Stiftungen im Namen des Präsidiums für die großzügige finanzielle Förderung, ohne die ein solches Projekt bei eingeschränkten Mitteln nicht hätte erfolgreich gestartet werden können.

Das Integrationsprojekt startet an vier Frankfurter Schulen zum Schuljahresbeginn. Rund 200 Schüler der Klassen fünf bis zehn aus den Frankfurter Stadtteilen Gallus und Griesheim werden in Kleingruppen bis sieben Zuwandererkindern gezielt und unentgeltlich gefördert. Die Förderkurse finden in der Regel zweimal wöchentlich statt; für die jüngeren in schulischen Räumlichkeiten, für die älteren in Räumlichkeiten der Universität.

Kontakt: Prof. Andreas Gold, Vizepräsident der Universität; Tel.: 069/798-22343; E-Mail: gold@pvw.uni-frankfurt.de

Dominique Rössel; Projektleitung ffm; Arbeitsstelle für sonderpädagogische Schulentwicklung und Projektbegleitung, FB Erziehungswissenschaften; Gräfstr. 39; 60486 Frankfurt Tel.: 069/79823827; E-Mail: D.Roessel@em.uni-frankfurt.de