Mai 5 2006

Ad. E. Jensen-Gedächtnisvorlesung 2006 am Frobenius-Institut

The Making of Colonialism in Equatorial Africa

FRANKFURT. Prof. Robert Harms von der Yale Universität, New Haven, hält die diesjährige Ad. E. Jensen-Gedächtnisvorlesung 2006 unter dem Titel „The Making of Colonialism in Equatorial Africa“. Thema sind Sklaverei, Kolonialisierung und die frühen Kontakte zwischen Afrikanern und Europäern.

In seinen Vorträgen wird Robert Harms in Erweiterung seiner bisherigen Studien koloniale Begegnungen verstärkt auf die Rolle hin beleuchten, die die Afrikaner selbst in diesen Auseinandersetzungen spielten. Dabei wird Harms insbesondere auf die Beziehungen zwischen Henry Morton Stanley und Brazza, zwischen Livingstone, Stanley und Tippu Tip eingehen.

Das im Herzen Afrikas gelegene Wassersystem des Kongo-/Zaire-Flusses ist der Schauplatz im wissenschaftlichen Werk von Robert Harms. Für die Region, in der die Präsenz portugiesischer Reisender seit dem 15. Jahrhundert belegt ist, interessierten sich während der Kolonialzeit besonders Belgier und Franzosen. Hauptziel war es, den Fluss zu kontrollieren und Transportmöglichkeiten mittels Dampfschifffahrt zu ermöglichen. Damit sollten die logistischen Grundlagen zur Ausbeutung von naturräumlichen und menschlichen Ressourcen gesichert werden. Erst in einer späteren Phase der Kolonialisierung gelang es afrikanischen Händlern und Fischern, die Kontrolle über den Fluss wieder zu erlangen, der mit seinem Wasserwegen ein bedeutendes kommerzielles und kommunikatives Netzwerk bietet.

Robert Harms beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Abgründen des afrikanischen Sklavenhandels und dem Kulturkontakt zwischen Europäer und Afrikanern. Der seit 1979 an der Yale University in New Haven lehrende Historiker promovierte 1978 an der Universität Wisconsin-Madison, wo er mit Jan Vansina, Philip Curtin und Steven Feierman zusammenarbeitete. Seine Promotionsarbeit über die Bobangi Händler am Kongo-Fluss basiert auf einer zweijährigen Feldforschung in den Jahren 1975-76. Während dieser Zeit war er am ‚Centre d’Etudes Socio-Politiques pour l’Afrique Centrale’ in Lubum­bashi, Kongo, affiliiert. Aus dieser Forschung ist die Publikation „River of Wealth, River of Sorrow: The Central Zaire Basin in the Era of the Slave and Ivory Trade” (1981) hervorgegangen.

Mit seinen Publikationen hat Robert Harms eine Vielzahl von Auszeichnungen gewonnen. So unter anderem 1991 für „Games against Nature“ den von der ‚American Society for Environmental History’ vergebenen George Perkins Marsh Prize. Für das ins deutsche und englische übersetzte Werk „The Diligent/Das Sklavenschiff“ wurde Harms, der auch als eloquenter Schriftsteller gilt, mit mehreren Preisen ausgezeichnet: dem ‚Frederick Douglas Prize’, dem ‚J. Russell Major Prize’, dem ‚Mark Lynton History Prize’ und dem ‚International Book Prize’. Die Vorarbeiten zu diesem Buch unternahm Harms während seines Gastaufenthalts am ‚Wissenschaftskolleg zu Berlin’ in den Jahren 1995-96.

Die Vorlesungsreihe wird vom Frobenius-Institut, dem ältesten ethnologischen Forschungsinstitut im deutschsprachigen Raum (gegründet 1898), veranstaltet. Sie ist dem Andenken an Adolf Ellegard Jensen (1899-1965) gewidmet, der 1946 zum Leiter des Frobenius-Instituts, zum Direktor des Völkerkundemuseums und zum ersten Inhaber des Lehrstuhls für Kultur- und Völkerkunde an der Universität ernannt wurde. Finanziert wird die Vortragsreihe durch die großzügige Unterstützung der Hahn-Hissink’schen Frobenius-Stiftung.

Die Vorträge finden jeweils montags, ab 18.15 in Raum 311, Erdgeschoss IG Hochhaus, Campus Westend, statt.

8. Mai “The African ‘Scramble for Africa”.
15. Mai “Fighting the Slave Trade: Humanitarian Crusade or Imperial Pretext?”
22. Mai “Paradoxes of Conflict and Collaboration, I: Livingstone, Stanley, and Tippu Tip.”
29. Mai “Paradoxes of Conflict and Collaboration, II: Stanley and Brazza.”
12. Juni “Paradoxes of Conflict and Collaboration, III: Europeans vs. Arabs.”
19. Juni “Concession Companies and Colonial Violence in the Two Congos.”
26. Juni “The ‘Red Rubber’ Scandals: Reformist Triumph or African Self-iberation?”

Kontakt Dr. Editha Platte; Frobenius-Institut; Campus Westend, Universität Frankfurt; Grüneburgplatz 1; 60323 Frankfurt; Tel.: 49(0)69-79833240; 798 33050; E-Mail: platte@em.uni-frankfurt.de