FRANKFURT. Das Neurologische Institut (Edinger-Institut) der Universität würdigte heute im Rahmen eines Akademischen Festaktes seinen Gründer und Namensgeber Ludwig Edinger anlässlich seines 150. Geburtstags.
In Anwesenheit des Staatssekretärs im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard und Stadtrat Dr. Bernd Nordhoff wies Vizepräsident Prof. Jürgen Bereiter-Hahn auf die Verantwortung der Universität hin, das Erbe ihrer Stifter jüdischen Glaubens, dem sie ganz wesentlich ihre Gründung verdankt, zu sichern und zu pflegen. Die Edinger-Stiftung war während der Nazizeit arisiert worden und der ursprüngliche Zustand erst im Jahre 1993 wieder hergestellt worden.
Staatssekretär Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard würdigte neben den wissenschaftlichen Entdeckungen Edingers insbesondere sein Engagement für die Stiftung und das Neurologische Institut. „Der Gedanke der ‚Hilfe zur Selbsthilfe’ spielte in Edingers Leben eine maßgebliche Rolle. Die Hessische Landesregierung dankt der Ludwig Edinger-Stiftung für ihre wegweisenden Leistungen und wird sich bemühen, die Grundlagenforschung am renommierten Neurologischen Institut nach besten Kräften zu unterstützen“, so Leonhard.
Das Neurologische Institut ist das größte Institut für Neuropathologie in Hessen. Sein Ziel ist es, erklärte Prof. Plate als Geschäftsführender Direktor, „in den nächsten zehn Jahren eine Stammzelltherapie für neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Parkinson oder Tumoren des Zentralnervensystems zu entwickeln.“
Kulturdezernent Nordhoff ging auf die kulturelle und sozialpolitische Bedeutung des Ehepaares Ludwig und Anna Edinger für die Frankfurter Stadtgeschichte ein. Der 1930 denominierte Edinger-Weg wurde im Jahre 2004 erneut vergeben und wird zwischen den Straßen ‚Am Gründhof’ und der ‚Duisburger Strasse’ bzw. der ‚Walther vom Rath-Straße’ verlaufen.
Einen besonderen Charakter erhielt die Feier durch die Teilnahme zahlreicher Angehöriger, die aus dem In- und Ausland, unter anderem den USA, Israel, England und der Schweiz, anreisten und sich hier teilweise zum ersten Mal (wieder-)sahen. Als Vertreter der Familie, die von den Nationalsozialisten als Juden verfolgt wurden, sprach Ludwig Edingers Neffe, Lewis Edinger, emeritierter Professor für Politik an der Columbia Universität in New York; Frau Professor Christiane Edinger von der Musikhochschule Lübeck umrahmte den Festakt musikalisch auf der Violine.
Dr. Gerald Kreft, Soziologe und Medizinhistoriker am Neurologischen Institut, stellte anhand zahlreicher Bilder Leben und Werk Ludwig Edingers sowie die Geschichte seines Neurologischen Institutes vor. Seinen Zeitgenossen erschien Edinger als „größte Autorität der vergleichenden Neurologie“ – heute gilt er als Begründer der modernen Neuroanatomie. ‚Neurologisches Institut’ stand damals noch nicht – wie heute gebräuchlich – für eine Neurologische Klinik, sondern für eine „Arbeitsstätte zur Erforschung des Nervensystems auf den verschiedensten Wegen“, also jenem interdisziplinären Zusammenhang, der heute mit dem Begriff Neurowissenschaft bzw. Neuroscience bezeichnet wird.
Zu Edingers Zeit bestand sein Institut aus einer ver- gleichend-neuroanatomischen, einer neuropatholo- gischen sowie ab 1918 aus einer neuropsychologischen Abteilung. An diese interdisziplinäre Tradition Ludwig Edingers knüpft das geplante Neurowissenschaftliche Zentrum an.
Kontakt: Dr. Gerald Kreft; Neurologisches Institut (Edinger-Institut)
Deutschordenstraße 46; 60528 Frankfurt; Telefon: (0 69) 9 67 69-7 46 Telefax: (0 69) 67 94 87; E-Mail: g.kreft@em.uni-frankfurt.de