Apr 16 2010

Abschlussveranstaltung der entwicklungspolitischen Reihe des Forschungskollegs Humanwissenschaften der Goethe-Universität am 21. April

Perspektiven globaler Entwicklung

BAD HOMBURG/FRANKFURT. „How much land does a man need?“ heißt der englische Titel einer Erzählung Leo Tolstois. Die deutsche Übersetzung ist als „Wie viel Erde braucht der Mensch?“ bekannt. „How much land does a man need? Dispossession and neo-liberal globalization in India“ nennt Prof. Shalini Randeria, Ethnologin an der Universität Zürich, ihren Vortrag über Enteignung und neoliberale Globalisierung in Indien, den sie am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität halten wird. Zusammen mit einer prominent besetzten Podiumsdiskussion bildet er den Abschluss der entwicklungspolitischen Reihe, gefördert von der KfW Entwicklungsbank, der Herbert Quandt-Stiftung und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen zu der Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit dem Oberthema

„Perspektiven globaler Entwicklung“
am: Mittwoch, den 21. April 2010, um 17.30 Uhr

Ort: Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg

Shalini Randeria berichtet in Bad Homburg von ihrem aktuellen Forschungsprojekt. In Variation des Tolstoi-Zitats fragt sie auf ihre Fallstudien bezogen: „Wie viel Land braucht der Staat?“ Mit dem Ziel, die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben, nehme die indische Regierung, so Randeria, Enteignung, Umsiedlung und Zerstörung von Lebensgrundlagen in Kauf. Bauern würden vertrieben, um Sonderwirtschaftszonen und private Häfen nach chinesischem Vorbild zu errichten, Slumbewohner würden zwangsweise umgesiedelt, um die städtische Verkehrsinfrastruktur auszubauen, Bergdörfer schon lange dort lebender Völker würden zerstört, um Konzernen den Abbau von Aluminiumerz zu ermöglichen. Indien gilt in vielen Statistiken als Schwellenland. Obwohl es eine der am stärksten wachsenden Volkswirtschaften hat, erhält es nach wie vor Hilfestellungen. Ein Drittel aller extrem armen Menschen lebt in Indien. Der Kampf gegen Armut und Hunger ist das dringendste Ziel der Entwicklungszusammenarbeit. Doch ihre Erfolge sind umstritten. In den letzten Jahren ist das Wohlstandsgefälle trotz der Entwicklungsziele der Vereinten Nationen größer geworden.

Die Fragen, welche Reformen der Entwicklungszusammenarbeit nötig erscheinen, was die Nehmerländer selbst tun sollten und welche Rolle die internationale Wirtschaftsordnung spielt, stehen auf dem Programm der abschließenden Podiumsdiskussion. Teilnehmer neben Shalini Randeria sind der Frankfurter Professor für Historische Ethnologie Mamadou Diawara, der auch Leiter des Forschungszentrums „Point Sud“ in Mali ist, und Dr. Daniel Speich vom Institut für Geschichte der ETH Zürich, in Kenia aufgewachsen und Herausgeber einer jüngst erschienenen Globalgeschichte der Entwicklungszusammenarbeit. Die Moderation hat Prof. Spiros Simitis, Direktor des Forschungskollegs, Rechtswissenschaftler und langjähriger Vorsitzender des Nationalen Ethikrates. Shalini Randeria wird ihren Vortrag in englischer Sprache halten. Die vorherige Einführung und die anschließende Podiumsdiskussion finden auf Deutsch statt. Um Anmeldung wird gebeten.

Die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung ist der Abschluss der entwicklungspolitischen Reihe „Kritische Analysen der Entwicklungszusammenarbeit“. Mit ihr hat das Forschungskolleg Humanwissenschaften, bei dem die Goethe-Universität mit der Werner Reimers Stiftung kooperiert, im Sommersemester 2009 seine wissenschaftliche Arbeit aufgenommen. Auftaktredner war Prof. Klaus Töpfer, ehemaliger Bundesminister und UNO-Umweltdirektor. Die Vorträge und Aufenthalte weiterer Referenten, von US-amerikanischen Universitäten, wurden im Rahmen der „Schweickart-Fellowships“ von der Herbert Quandt-Stiftung und dem Stifterbverband für die Deutsche Wissenschaft gefördert. Diese beiden Einrichtungen unterstützen auch die Abschlussveranstaltung in namhaftem Umfang.

Information: Bernd Frye, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Tel: (06172) 13977-14, frye@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Anmeldung: Andreas Reichhardt, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Tel: (06172) 13977-16, Fax: (06172) 13977-39, a.reichhardt@forschungskolleg-humanwissenschaften.de