Jun 30 2010

Der 90Jährige referiert über die Entwicklung der Enzymforschung

Nobelpreisträger Edmond Fischer an der Goethe-Uni

FRANKFURT. Enzyme sind der Schlüssel zu den meisten biologischen Reaktionen, die bei Körpertemperatur ablaufen. Indem sie die Aktivierungsenergie herabsetzen, ermöglichen und beschleunigen sie Prozesse, die sonst nur bei deutlich höheren Temperaturen ablaufen würden. Einen wesentlichen Schritt des Kohlenhydrat-Stoffwechsels entschlüsselten die Medizin-Nobelpreisträger Edmond Fischer und Edwin Krebs vor mehr als 50 Jahren: Sie fanden heraus, wie Glycogen durch die Aktivität eines Enzyms zerlegt wird. Im Rahmen der Aventis Perspective Lecture an der Goethe-Universität wird Edmond H. Fischer am Dienstag, den 06. Juli 2010 einen historischen Abriss über seine Entdeckungen auf dem Gebiet der Enzymregulierung präsentieren. Die Vorlesung richtet sich insbesondere an Studierende der Medizin.

Jeder Organismus enthält Tausende verschiedener Proteine, die Körperfunktionen wie Verdauung und Bewegung regulieren. Fischer und Krebs studierten in den 1950er Jahren ein spezielles Muskelsystem. Dabei fanden sie die Glycogen-Phosphorylase, ein Schlüsselenzym beim Abbau von Glycogen in der Leber. Diese war das erste Beispiel für ein Protein, das durch Anheften von Phosphatgruppen (Phosphorylierung) aktiviert und durch De-phosphorylierung inaktiviert wird. Wie man inzwischen weiß, spielt dieser Prozess der reversiblen Phosphorylierung in vielen Bereichen des Körpers eine wichtige Rolle. In Muskelzellen hilft er die Energiereserven zu regulieren, während er in der Leber zur Aufrechterhaltung des Blutzuckerspiegels dient.

Sei es nun die Verbesserung der Herzfunktion, die Klärung von Zusammenhängen zwischen Stress und Allergien, die Feinregulation von Genen oder die Funktion des Langzeit-gedächtnisses – dank des Duos Fischer und Krebs gibt es in der medizinischen Forschung heute neue und vielversprechende Ansätze zur Klärung dieser Vorgänge.

Edmond Fischer ist 1920 als Sohn französisch-österreichischer Eltern in Shanghai, China geboren. Während des Zweiten Weltkrieges studierte er an der School of Chemistry in Genf, von wo er Anfang der 1950er Jahre nach Seattle ging, um als Assistant Professor Biochemie an der dortigen Universität zu lehren. Der Grundstein zu seiner Arbeit an Enzymen und nicht zuletzt zum Nobelpreis wurde vor über 60 Jahren durch Prof. Kurt Meyer in der Schweiz gelegt, als sein Team die Molekülstruktur von Stärke und Glykogen aufzuklären versuchte. Kürzlich schloss Edmond Fischer sein Labor, ist jedoch täglich in seinem Büro der University of Washington anzutreffen.

Wann? Dienstag, 6. Juli 2010, 18.15 Uhr
Wo? Klinikum der Goethe-Universität, Hörsaal-Gebäude 22

Informationen: Prof. Ivan Dikic, Institut für Biochemie II, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301-5652, ivan.dikic@biochem2.de