Apr 15 2008

Prof. Costas Meghir setzt Vortragsreihe Stiftungsgastprofessur »Wissenschaft und Gesellschaft« fort

Lässt sich gesellschaftliche Ungleichheit durch Bildungspolitik verringern?

FRANKFURT. In der Veranstaltungsreihe »Economic Inequality and Justice« (»Ökonomische Ungleichheit und Gerechtigkeit«) hält am Montag (21. April) Prof. Costas Meghir, University College London, einen Vortrag zu »Education Policy and Inequality«. Darin geht er der Frage nach, wie Bildungschancen und wirtschaftliche Entwicklungen miteinander in Beziehung stehen. Der Referent gilt als ausgewiesener Kenner empirischer Mikroökonomie und Mikroökonometrie mit einem Schwerpunkt in der Arbeitsökonomie. Er untersucht die Wirksamkeit von bildungspolitischen Maßnahmen für Arme sowohl in Entwicklungs- als auch Industrieländern und diskutiert ihre Wirksamkeit auf der Basis von Pilot- und experimentellen Studien.

Eine aktive Bildungspolitik ist der Königsweg zur Verbesserung des Lebensstandards ärmerer Bevölkerungsschichten und trägt damit entscheidend zur Verringerung gesellschaftlicher Ungleichheit bei – so die weit verbreitete Meinung. Gegenwärtig gängige Politikinstrumente umfassen monetäre Anreize in Form von Stipendien, aber auch zusätzliche Ausbildungsprogramme für Jugendliche, sowie ein verstärktes Engagement in sogenannten Problembezirken. Aber wie wirkungsvoll haben sich diese Methoden in der Praxis erwiesen, und was kann man von ihnen in Zukunft erwarten? Ziel des Vortrags ist es, die zentralen Maßnahmen sowohl in Entwicklungs- als auch Industrieländern zu erläutern und deren Wirkung anhand von Beispielen bereits realisierter lokaler Projekte zu diskutieren. Progresa in Mexiko, Familias en Accion in Kolumbien und das britische Projekt Education Maintenance Allowance sind nur einige Beispiele für Initiativen, die erfolgreich Kindern aus ärmeren Verhältnissen den Schulbesuch ermöglicht haben.

Meghir wird erläutern, wie sich staatliche Programme auch negativ auf das private Engagement, insbesondere der Eltern, auswirken können. Gleichzeitig wird er darauf eingehen, wie ein Überangebot an gut ausgebildeten Arbeitskräften die Rentabilität von Bildungsinvestitionen senken kann. Dieser Effekt kann den Nutzen staatlicher Maßnahmen nicht nur schmälern, er kann ihn auch gänzlich zunichte machen. Wie erfolgreich eine bildungspolitische Maßnahme Ungleichheit und Armut zu reduzieren vermag, ist letztlich abhängig von bereits etablierten Finanzierungsmöglichkeiten, die Familien offen stehen, und davon, wie sich das veränderte Qualifikationsniveau auf die Gestaltung der Löhne auswirkt.

Costas Meghir ist Professor für Volkswirtschaftslehre und Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung am University College London. Beratend tätig war er bei der Weltbank und dem griechischen Finanzministerium. Seine Forschungsinteressen liegen insbesondere in den Bereichen Arbeitsangebot und Löhne, Bildungs- und Entwicklungsökonomie sowie der Evaluierung staatlicher Maßnahmen und Investitionen von Firmen. Meghir ist Ko-Direktor des ESRC Centre for the Microeconomic Analysis of Public Policy am Institute for Fiscal Studies, er ist Fellow der British Academy und der Econometric Society. Er ist leitender Herausgeber von Economic Journal und war Mitherausgeber von Econometrica. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Zeitschriften veröffentlicht, darunter das Economic Journal, Econometrica, American Economic Review, Review of Economic Studies, Journal of Political Economy und Journal of Econometrics. Im Jahr 2000 wurde er mit der Frisch-Medaille der Econometric Society für die beste empirische Arbeit der Zeitschrift Econometrica während der vorangegangenen fünf Jahre ausgezeichnet.

Ökonomische Ungleichheit kann überall beobachtet werden: beim Arbeitseinkommen, Vermögen und Konsum. Doch wie hat sie sich in den vergangenen Jahren entwickelt, in welchen Bereichen hat Ungleichheit zu- oder abgenommen? Was sind die Ursachen dieser Ungleichheit? Kann man sie beeinflussen? Kann beispielsweise Chancengleichheit durch Interventionen im Bildungssystem gefördert werden? Diese und ähnliche Fragen diskutieren international renommierte Wissenschaftler im Rahmen der Vortragsreihe »Economic Inequality and Justice« (»Ökonomische Ungleichheit und Gerechtigkeit«), die im Sommersemester im Rahmen der Deutsche Bank Stiftungsgastprofessur »Wissenschaft und Gesellschaft« von Prof. Michael Haliassos, Professur für Makroökonomik und Finanzmärkte, veranstaltet wird. Alle Vorträge werden in englischer Sprache gehalten und finden montags um 18.30 Uhr auf dem Campus Westend, Nebengebäude, Raum 1.741, statt.

Informationen zu den Vorträgen und den Referenten: www.wiwi.uni-frankfurt.de/db-series/, Prof. Michael Haliassos, Professur für Makroökonomik und Finanzmärkte, Abteilung Geld und Währung, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Campus Riedberg Tel. (069) 798-28274, koturic@wiwi.uni-frankfurt.de.

Die GOETHE-UNIVERSITÄT ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. Vor 94 Jahren von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Rund um das historische IG-Farben Ensemble im Frankfurter Westend entsteht derzeit für rund 600 Millionen Euro schönste Campus Deutschlands. Mit 34 seit 2000 eingeworbenen Stiftungsprofessuren nimmt die GOETHE-UNI den deutschen Spitzenplatz ein. In drei Forschungsrankings des CHE in Folge und in der Exzellenzinitiative zeigt sich die GOETHE-UNI als eine der forschungsstärksten Hochschulen.

WEITERE INFORMATIONEN

Vorlesungsreihe »Economic Inequality and Justice« (»Ökonomische Ungleichheit und Gerechtigkeit«) im Rahmen der Deutsche Bank Stiftungsgastprofessur »Wissenschaft und Gesellschaft«

am 21. April (Montag)
18.30 Uhr.
Campus Westend, Nebengebäude, Raum 1.741a

Vortrag
Prof. Costas Meghir, University College London, UK
»Education Policy and Inequality«