Feb 6 2009

Mordechay Lewy liest im Rahmen der Vorlesungsreihe ‚Das Mittelmeer’

Israelischer Botschafter am Vatikan besucht die Goethe-Universität

FRANKFURT. Auf Einladung des Frankfurter Mediävisten Prof. Johannes Fried besucht s. E. Mordechay Lewy, Botschafter des Staates Israel zum Heiligen Stuhl, die Goethe-Universität und liest im Rahmen der Vorlesungsreihe ‚Das Mittelmeer’ zum Thema ‚Geostrategische und mentale Horizonte im Mittelmeerraum als longue-durée-Strukturen’

am: Mittwoch, dem 11. Februar, um 10.15 Uhr
Ort: Campus Westend, Casino, Raum 1.811
Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt


Lewy befasst sich in seinem Vortrag mit dem spannungsreichen und vielfältigen Mit- und Gegeneinander von christlichem Orient und Okzident, islamischer Welt und Judentum im Mittelmeerraum. Denn das Mittelmeer stellt für seine Anrainer seit je nicht nur eine Barriere, sondern auch eine Kommunikationsmöglichkeit ersten Ranges dar. Über alle kulturellen, sprachlichen und religiösen Differenzen hinweg verflochten sich die Kulturen über Handelswege und andere Kommunikationswege hinweg in besonderer Weise.

Dieser Raum wird seit Jahrhunderten erfasst, einerseits konkret mit Hilfe von Navigationstechniken und geographischem Wissen, andererseits auch gedanklich durch Mythos und Theologie. Die geographischen Gegebenheiten waren seit der Antike nicht nur Teil der natürlichen Umwelt, sondern auch wirkmächtige intellektuelle Deutungsmuster. Insbesondere kommt Lewy auf die Sinngebung von Richtungen zu sprechen: anhand einer historischen Detailanalyse des ‚Nordens’ deckt er dessen fortdauernden religiösen und geopolitischen Implikationen auf. Konstellationen wie der Gegensatz zwischen ‚kultiviertem’ Westen und ‚barbarischem’ Osten bestehen ebenso wie historische Entwicklungslinien von Ost nach West bis in die heutige Zeit. Sie bestimmen nicht nur unser Welt- und Menschenbild, sondern wirken auch ganz konkret auf politische Entscheidungen.

Hier gilt es nun, das Entstehen und die Entwicklung solcher Raumvorstellungen nachzuzeichnen, außerdem die Einflüsse, denen sie durch die geopolitischen Verhältnisse unterworfen waren, und die geostrategischen Entscheidungen, die wiederum ganz wesentlich von ihnen geprägt wurden. Das Verständnis für den Raum des Mittelmeeres erlaubt nicht nur Rückschlüsse auf die Geschichte jener Wiege der Zivilisation, sondern gewährt uns die Möglichkeit einer frischen Sicht auf die Probleme unserer Gegenwart.

Lewy vermag dieses Thema aus zwei Perspektiven zu betrachten, nämlich einerseits als studierter Historiker, andererseits aber auch als erfahrener Diplomat. Auf diese Weise, im Zusammenspiel wissenschaftlicher Ausbildung und politischer Expertise, werden einzigartige Einblicke und das Erkennen neuer Zusammenhänge möglich. Den Studierenden der Goethe-Universität und allen Gästen wird so die Möglichkeit geboten, den konkreten Zusammenhang zwischen historischen Studien und aktueller Politik in Vortrag und Diskussion von einem auf beiden Gebieten gleichermaßen ausgewiesenen Fachmann unmittelbar demonstriert zu bekommen.

Informationen Daniel Föller, Historisches Seminar, Grüneburgplatz 1, Tel: (069) 798-32422, daniel.foeller@em.uni-frankfurt.de