Feb 3 2006

Das Phänomen Mobbing erkennen und ihm begegnen / Bundesweit erstes Anti-Mobbing-Fortbildungsprogramm startet im März

In Organisationen Mensch bleiben

FRANKFURT. Von ihren Kollegen wird sie wie Luft behandelt. Betritt sie den Raum, verstummt das Gespräch. Wenn die Kollegen überhaupt mit ihr kommunizieren, dann schriftlich, aber oft „vergessen“ sie, ihr wichtige Informationen weiterzuleiten. Deshalb konnte sie in letzter Zeit manchmal ihre Arbeit nicht termingerecht erledigen und das hatte Verzögerungen in der Produktion und Auftragsabwicklung zur Folge. Kürzlich ist sie deshalb von ihrem Chef verwarnt worden. Nachts kann sie nicht mehr schlafen, morgens hat sie Angst, ins Büro zu fahren. Sie weiß nicht, wie lange sie das noch durchhalten wird. Erlebnisse dieser Art werden als „Mobbing“ bezeichnet. Mobbing bedeutet, dass Arbeitnehmer von ihren Kollegen und/oder Vorgesetzten über Monate, teilweise Jahre hinweg schikaniert und ausgegrenzt werden. Zwischen drei und fünf Prozent der Arbeitnehmer machen solche Erfahrungen an ihrem Arbeitsplatz. Welche Möglichkeiten gibt es, um solchen sozialen Missständen in Unternehmen vorzubeugen? Mit welchen Strategien könnten personalverantwortliche Personen intervenieren, um den Konflikt zwischen der beschriebenen Arbeitnehmerin und ihren Kollegen zu entschärfen? Und falls die psychischen Belastungen der Arbeitnehmerin so groß geworden sind, dass sie therapeutische Hilfe aufsucht: Mit welchen Strategien können ihr Psychologische Psychotherapeuten helfen, die Situation zu bewältigen?

Antworten auf diese Fragen gibt das im März 2006 startende Fortbildungsprogramm der Universität Frankfurt „In Organisationen Mensch bleiben - Das Phänomen Mobbing erkennen und ihm begegnen“. Die Abteilungen Klinische Psychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie bieten gemeinsam mit dem Ausbildungsprogramm Psychologische Psychotherapie das bundesweit erste Anti-Mobbing-Fortbildungsprogramm an.

Angesprochen sind Personalverantwortliche und Psychologische Psychotherapeuten. Denn beide Berufsgruppen werden, meist in unterschiedlichen Stadien, mit dem Phänomen konfrontiert. Ziel ist es, beiden Gruppen umfassendes Wissen und Kompetenzen im Umgang mit Mobbing und den davon Betroffenen zu vermitteln.

Die fünf Fortbildungsveranstaltungen bauen aufeinander auf, indem sie Interventionskonzepte vorstellen, die dem jeweiligen Stadium des Mobbing-Prozesses angemessen sind. Dabei werden Präventionsmöglichkeiten und Interventionsstrategien in frühen Stadien des Mobbing-Prozesses betrachtet und therapeutische Interventionsmöglichkeiten vorgestellt.

11. März: Einführungsveranstaltung
„Mobbing - was ist das, welche Folgen hat es?“
Dr. Myriam Bechtoldt, Mitarbeiterin der Abteilung Arbeits- und Organisationspsychologie Überblick über den aktuellen Stand der Forschung

20. Mai: „Mobbing vorbeugen - Konfliktmanagement und Mediation am Arbeitsplatz“
Prof. Siegfried Preiser; Institut für Pädagogische Psychologie
Techniken des Konfliktmanagements, die verhindern sollen, dass ein Konflikt zu Mobbing eskaliert

8. Juli: „Schwache Vorgesetzte schauen weg, noch schwächere machen mit“
Dr. Hansjörg Becker;Psychoanalytiker, INSITE-Interventions
Wie können Führungskräfte für Mobbing sensibilisiert bzw. davon abgehalten werden

21. Oktober: „Täter sind nicht nur Täter, Opfer nicht nur Opfer“
Dr. Brigitte Löhr-Heinmann; Unternehmensberaterin und Familientherapeutin Therapeutische Interventionsoptionen

8. Dezember: Verhaltenstherapeutisches Behandlungskonzept
Dipl.-Psych. Josef Schwickerath; leitender Psychologe; Klinik Berus

Interessierte können sich zu einzelnen Veranstaltungen sowohl und selbstverständlich auch für die gesamte Ausbildungsreihe anmelden. Die Kosten pro Seminar betragen 120 € - bei Buchung der gesamten fünfteiligen Veranstaltungsreihe gibt es 10 Prozent Rabatt, so dass lediglich 540€ berechnet werden.

Bei der Psychotherapeuten-Kammer ist die Zertifizierung der Ausbildungsreihe mit jeweils zehn Fortbildungspunkten pro Veranstaltung, also 50 Punkten insgesamt, beantragt.

Die Seminare finden jeweils in der Zeit von 9.30 bis 18 Uhr in den Seminarräumen des Gästehauses Frauenlobstraße der Universität, Frauenlobstraße 1, statt.

Kontakt und Anmeldung: Gunta Saul-Soprun; Kfm. Geschäftsführung, Ausbildungsprogramm Psychologische Psychotherapie; Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften; Robert-Mayer-Str. 1, 60325 Frankfurt; Tel. und Fax: 069-798-22140; E-Mail: saul-soprun@psych.uni-frankfurt.de

www.psychotherapie-ausbildung-frankfurt.de
f.brenker@em.uni-frankfurt.de