Hertie-Stiftung fördert Lehramtsstudierende mit Migrationshintergrund

Horizonte öffnen

FRANKFURT. Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung fördert künftig Lehramtsstudierende mit Migrationshintergrund an der Universität Frankfurt. Mittel zum Zweck ist das zukunftsweisende Förderprogramm ›Horizonte‹, das am 6. Mai feierlich initiiert wurde. Am Pilotstandort Frankfurt am Main stellt die Stiftung für das Programm 690.000 Euro für einen Projektzeitraum von zunächst drei Jahren zur Verfügung. Hiermit werden im Schnitt fünf neue Stipendiaten jährlich in das Programm aufgenommen und erhalten eine finanzielle wie ideelle Förderung. Auch ein Lehrernetzwerk befindet sich im Aufbau und soll, ebenso wie das ›Horizonte‹-Programm, langfristig auf eine bundesweite Ebene gestellt werden.

Im Rahmen eine Feierstunde im Eisenhower-Raum der Universität erhielten am Dienstag die ersten zehn Studierenden ihre Stipendiaten-Urkunden aus den Händen von Universitätspräsident Prof. Rudolf Steinberg und Dr. Michael Endres, dem Vorstandsvorsitzenden der Hertie-Stiftung. Die frisch gebackenen Stipendiaten bereiten sich auf das Lehramt an Haupt- und Realschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen vor, sie oder ihre Eltern wurden in Algerien, Italien, Korea, Kroatien, Rumänien, der Türkei und dem Iran geboren. Die angehenden LehrerInnen vertreten vor allem sprach- und geisteswissenschaftliche Fächer wie Deutsch, Französisch, Englisch, Musik, Geschichte oder katholische Theologie.

Anliegen der Hertie-Stiftung, so Endres, sei es, »Studierende zu fördern, die als Vorbild für kommende Lehrer-Generationen gelten können.« Es gäbe derzeit noch zu wenige Lehrende, die Migration aus eigener Erfahrung kennen und dadurch ernst zu nehmende Bezugspersonen für Schüler mit vergleichbaren Biographien sein können. Die Hertie-Stiftung stellt dabei für ein Studien-Vollstipendium rund 7.800 Euro pro Jahr zur Verfügung, Bildungsstipendien für Referendare werden mit bis zu 2.000 Euro jährlich veranschlagt. Hinzu kommt eine ideelle Förderung, beispielsweise durch Qualifizierungsseminare, Sommerschulen, Projektarbeit und ein Mentoringprogramm.

In Deutschland haben 27 Prozent der heute unter 25-Jährigen einen Migrationshintergrund. Unter den Kindern, die im Jahr 2008 eingeschult werden, beträgt der Anteil ein Drittel, Tendenz steigend. In Frankfurt, so rechnete unlängst die Frankfurter Allgemeine Zeitung vor, führe diese Entwicklung dazu, dass jetzt schon 57 Prozent aller Neugeborenen einen Migrationshintergrund hätten, jedoch nur neun Prozent ihrer künftigen Lehrer ausländischer Abstammung seien. Die Ursache dafür läge darin, so Endres, dass zwar rund zehn Prozent der jungen MigrantInnen in Deutschland Abitur machten und acht Prozent auch studierten, das Lehramt aber bislang kaum gefragt sei: Von den etwa zwei Millionen Studierenden an deutschen Hochschulen haben 12 Prozent einen Migrationshintergrund, unter den Lehramtsstudenten sind es nur zwei Prozent. An der Universität Frankfurt, so Präsident Steinberg, seien derzeit nur rund 200 von etwa 7.500 Lehramtsstudierenden nicht-deutscher Herkunft.

Steinberg dankte vor diesem Hintergrund der Hertie-Stiftung ganz besonders für ihr Engagement an der Goethe-Universität: »Die Förderung durch das ›Horizonte‹-Programm ist gleichbedeutend mit einer Stärkung der Lehrerbildung an der Universität Frankfurt. Gerade dieser Bereich stellt ein großes Anliegen der Universitätsleitung dar: Wir haben in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Schritten unternommen, um dem Anspruch einer qualitativ hochwertigen Lehrerbildung gerecht zu werden. Gerade auch unter den Vorzeichen einer Stiftungsuniversität, die auf Exzellenz in Forschung und Lehre angelegt ist, gewinnt eine Verbesserung der Studienbedingungen für Lehramtsstudierende an großer Bedeutung.«

Informationen:
Prof. Gerhard Büttner, Pädagogische Psychologie. Tel: (069) 798-22946, buettner@paed.psych.uni-frankfurt.de

Dörte Florack, Gemeinnützige Hertie-Stiftung. Tel (069) 660756-167, FlorackD@ghst.de