Dez 4 2009

Begleitband zur 1. Frankfurter Bürger-Universität erscheint / Abschlussvortrag ‚Hochbauen und Niederreißen in Mainhattan

Hochhäuser und Denkmalschutz

FRANKFURT. Im Wintersemester 2008/2009 fand die erste Frankfurter Bürger-Universität statt. Als eine der Hauptreihen lockte die von den Kunsthistorikern Prof. Christian Freigang und Dr. Markus Dauss koordinierte Ringvorlesung ‚Das neue Frankfurt – Innovationen in der Frankfurter Kunst vom Mittelalter bis heute‘ über 1.500 BesucherInnen in die Zentralbibliothek der Stadtbücherei Frankfurt. Die Palette der Einzelthemen reichte vom Werk des Frankfurter Dombaumeisters Madern Gerthener bis hin zur Rolle Frankfurts im filmischen Werk von Rainer Werner Fassbinder. Die Vortragsmanuskripte liegen nun, reichhaltig illustriert, in Form eines Sammelbandes vor, den die Goethe-Universität und die Kooperationspartner der Reihe (die Stadtbücherei, das Institut für Stadtgeschichte und die Benvenuto Cellini-Gesellschaft)

am: Mittwoch, dem 9. Dezember 2009, um 19.30 Uhr
Ort: Zentralbibliothek der Stadtbücherei Frankfurt
Hasengasse 4, 60311 Frankfurt

vorstellen. Im Rahmen der Buchvorstellung, der Grußworte von Dr. Evelyn Brockhoff (Institut für Stadtgeschichte), Dr. Sabine Homilius (Stadtbücherei Frankfurt) und Prof. Thomas Paulsen (Dekan des Fachbereichs Sprach- und Kulturwissenschaften der Goethe-Universität) vorangehen, wird zudem der eigentliche Abschlussvortrag der Reihe stattfinden: Dr. Markus Dauss wird sich darin dem Thema ‚Innovation versus Modernität? Hochbauen und Niederreißen in Mainhattan’ annehmen. „Der städtebauliche Leitbegriff der Innovation ist verschieden ausdeutbar und daher stark umkämpft“, erläutert Dauss den Hintergrund seines Vortrags. Vor allem bedeute der Anspruch, innovativ zu sein, sich jeweils ganz unterschiedlich zum Erbe der Moderne zu positionieren. „Im Extremfall wird dieses abgerissen und durch Neubauten ersetzt.“

Frankfurt als deutsche Hochhausstadt par excellence, beständig im Umbau, wird sich mit derartigen Entwicklungen und vor allem den begleitenden, teilweise hitzigen Debatten immer mehr auseinander setzen müssen: „Kürzlich ließ sich eine Kollision von Innovationsanspruch und modernem Erbe beim Abriss des Zürich-Hauses, einer historischen Hochhausarchitektur, zugunsten von einem höheren Neubau, dem so genannten Opernturm, beobachten“, erklärt der Kunsthistoriker. „Die Hochhausrevolution, frisst nun ihre eigenen Kinder“. Das passiere just in dem Moment, in dem die „Erstgeborenen“, die ehemals für Modernität standen, potentiell denkmalwürdig werden. Hochhäusern gehe zwar, zumindest auf den ersten Blick, der würdige „Alterswert“ ab, den man klassischen Monumenten zuerkenne und der die emotionale Aufladung gerade, wenn Fragen des Denkmalschutzes betroffen seien, immens steiger. Dennoch sei die Emotionalisierung der Kontroverse um Zürich-Haus und Opernturm ähnlich hoch wie bei Fällen mit einer größeren historischen Tiefendimension. Einige Faktoren dafür will Dauss in seinem Vortrag benennen und so einen Beitrag zur Diskussion um erhaltenswerte Altbauten und erforderliche architektonische Neuerungen in Frankfurt leisten.

Der Kunsthistoriker Dauss lehrt und forscht als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität. Seine Arbeitsschwerpunkte sind unter anderem die Architekturtheorie und -geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts, vergleichende Denkmalforschung (in Deutschland und Frankreich) und die Wechselbezüge zwischen Architektur und Bildlichkeit.

Das ,neue’ Frankfurt
Innovationen in der Frankfurter Kunst vom Mittelalter bis heute
Vorträge der 1. Frankfurter Bürger-Universität
herausgegeben von Christian Freigang, Markus Dauss und Evelyn Brockhoff
Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst der Gesellschaft für Frankfurter Geschichte e. V. in Verbindung mit dem Institut für Stadtgeschichte / Band 72
24,50 Euro, ISBN: 978-3-7829-0591-6

Informationen: Prof. Christian Freigang, Kunstgeschichtliches Institut, Campus Bockenheim, Tel: (069) 798-22276, freigang@kunst.uni-frankfurt.de