Dez 15 2009

Erfindungen von Goethe-Forschern werden mit Unterstützung des hessischen Patentfonds wirtschaftlich nutzbar gemacht

Goethe-Universität innovativ

FRANKFURT. Forschungsprojekte von Naturwissenschaftlern gemeinsam mit nationalen und internationalen Unternehmen sind an der Goethe-Universität keine Seltenheit. Um das hohe Innovationspotential für die Praxis nutzbar zu machen, sind allerdings zumeist kostenintensive „Veredelungsprozesse“ notwendig. Damit besonders interessante Patente aus den hessischen Hochschulen einen solchen „Veredelungsprozess“ durchlaufen können, hat die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WI Bank) Anfang 2009 in Zusammenarbeit mit der hessischen Landesregierung einen „Fonds zur Veredelung und Verwertung von Patenten“ bereitgestellt. Die Goethe-Universität war im laufenden Jahr bereits drei mal erfolgreich bei der Einwerbung von Mitteln aus diesem Fonds. „Ich betrachte es als wichtige Auszeichnung des Innovationspotentials der Goethe-Universität, dass drei Wissenschaftler die Finanzierung für eine aufwändige Weiterentwicklung ihrer Erfindungen einwerben konnten“, freut sich der für Technologietransfer zuständige Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz. Die universitätseigene INNOVECTIS GmbH unterstützt Erfinder bei der Einwerbung und Durchführung von Projekten. „Wir halten die Förderung von Veredelungsprojekten für eine zukunftsweisende Neuerung im Bereich des Technologietransfers“, betont Dr. Otmar Schöller, Geschäftsführer der INNOVECTIS.

Ein „Durchleuchtungsgerät“, das von dem Physiker Prof. Hartmut Roskos entwickelt wurde, kann ähnlich wie ein Röntgengerät durch Verpackungen oder Schutzummantelungen hindurch sehen. Anders als die Röntgenstrahlung ist die von Prof. Roskos verwendete Terahertz-Strahlung aber für Mensch und Tier ungefährlich. Seine Terahertz-Kameras werden bereits jetzt angewendet, um bei der Qualitätskontrolle Verklebungen von Kunststoffteilen oder die Dichte von Pipeline-Ummantelungen zu überprüfen. Derzeit arbeitet der Physiker mit Unterstützung der WI-Bank an einem Prototyp, mit dem ein schnellerer Bildaufbau unter Nutzung einer kostengünstigen Siliziumelektronik erreicht werden kann.

Nach der Entschlüsselung des Genoms besteht das nächste wissenschaftliche Rätsel darin, die Gesamtheit der Proteine – das so genannte Proteom – zu erfassen – nicht zuletzt, um Krankheiten besser verstehen und behandeln zu können. Die von dem Chemiker Prof. Michael Karas entwickelte MALDI Massenspektrometrie ist eine besonders effektive Methode zur Strukturanalyse von Proteinen und anderen großen Biomolekülen. Sie wird inzwischen weltweit angewendet. Da Proteine äußerst empfindliche, große Moleküle sind, hat Prof. Karas unterschiedliche Matrices aus kleinen Molekülen entwickelt, die die Proteine für die Untersuchung schützend umgeben. Mithilfe der Förderung durch die WI-Bank sollen die patentierten Matrices nun für die Anwendung in Laser-Geräten der neuen Gene¬ration optimiert werden.

Der Biophysiker Prof. Werner Mäntele hat sich darauf spezialisiert, mithilfe der Infrarotspektroskopie die Inhaltsstoffe von Flüssigkeiten schnell und ohne Zugabe von Reagenzien zu bestimmen. Anwendung findet sein Verfahren sowohl in der Getränke-Industrie bei der gleichzeitigen Bestimmung von Zucker, Alkohol und Kohlendioxid in Wein und Bier, als auch in der Medizin. Denn auch die Blutinhaltsstoffe kann man mit seiner Methode schnell, präzise und an nur kleinen Probenmengen messen. Da das Infrarot-Messsystem kompakt ist, eignet es sich zudem nicht nur für die Labormedizin, sondern auch für die intensiv-medizinische Überwachung am Krankenbett. Dank der Förderung durch die WI-Bank kann das System nun in klinischen Tests erprobt werden.

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ stellt die Erfinder der Goethe-Universität und ihre Ideen ausführlich vor.

Im Internet unter: Forschung Frankfurt 3-2009
Die Printausgabe können Sie anzufordern bei Helga Ott, ott@pvw.uni-frankfurt.de

Informationen

Dr. Otmar Schöller, INNOVECTIS GmbH, Patent-/Projektmanagement, Campus Riedberg, Tel.: (069) 2561632-17, info@innovectis.de, www.innovectis.de.

Prof. Michael Karas, Institut für Pharmazeutische Chemie, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29916, Karas@pharmchem.uni-frankfurt.de.

Prof. Werner Mäntele, Institut für Biophysik, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-46410, maentele@biophysik.uni-frankfurt.de

Prof. Hartmut Roskos, Physikalisches Institut, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-47214, roskos@physik.uni-frankfurt.de.