Aug 26 2008

GRACE soll Doktoranden auf dem kürzesten Weg zum Erfolg führen

Forschung braucht Führungspersönlichkeiten

FRANKFURT. Ein Konzept für ein Graduiertenprogramm zu entwerfen, ist eine heikle Aufgabe. DoktorandInnen sollen nicht nur exzellente Leistungen in der Forschung erbringen, sondern auch Schlüsselqualifikationen wie didaktisches Geschick und Führungsqualitäten entwickeln. Doch wie vermittelt man diese, ohne wertvolle Zeit für die Forschung zu verlieren? Prof. Alexander Heckel, der das Konzept für das jetzt ins Leben gerufene Graduiertenprogramm GRACE entwickelte, hat dabei an seine eigene Studienzeit gedacht: »Für GRACE habe ich all das zusammenfasst, was ich mir nach meinem Diplom zwischen Tür und Angel aneignen musste.« GRACE soll ab sofort 25 DoktorandInnen, die im Rahmen des Exzellenzclusters Makromolekulare Komplexe an der Goethe-Universität arbeiten, durch gezieltes Training schneller und effizienter zum Erfolg führen.

Sieben Schlüsselqualifikationen möchte Heckel dem wissenschaftlichen Nachwuchs vermitteln: wissenschaftliches Schreiben, gute Vortragstechnik, Verständnis für aktuelle Spitzenforschung, fächerübergreifende Methodenkenntnisse, Kreativität, Auslandserfahrung und Führungsqualitäten. Vieles davon klingt vertraut, doch Heckel hat zur Umsetzung ebenso einfache wie originelle Ideen entwickelt. Ein Beispiel: »Wir haben häufig Gastvorträge von international herausragenden Forschern, aber wenn man als Doktorand nicht genau auf diesem Gebiet arbeitet, sitzt man da und versteht nichts«, weiß Heckel. Deshalb treffen sich die GRACE-DoktorandInnen künftig eine halbe Stunde vor den Vorträgen und lassen sich von einem kundigen Kommilitonen in das Forschungsgebiet einführen. So können Chemiker von den Vorträgen einer Biologin profitieren; Physiologen verstehen, was Biochemikerinnen machen.

Einen ähnlichen interdisziplinären Ansatz verfolgt Heckel beim Verständnis für die Methoden anderer Fachgebiete. Das Exzellenzcluster verfügt über ein großes Spektrum an Methoden, mit denen sich Proteine und andere Makromoleküle auf alle erdenklichen Weisen erkunden lassen. Von dieser weltweit herausragenden fachlichen Kompetenz sollen die DoktorandInnen auf hohem Niveau profitieren. Dazu soll es in jedem Jahr eine Klausurwoche geben.

Auch beim Lernen des wissenschaftlichen Schreibens achtet Heckel auf den konkreten Nutzen für die Doktorarbeit. So sollen die DoktorandInnen bereits nach einem halben Jahr zu Übungszwecken eine wissenschaftliche Veröffentlichung verfassen. »Viele unserer ProfessorInnen sind Gutachter bei hoch angesehenen Fachjournalen«, sagt Heckel, »sie können den DoktorandInnen konkrete Tipps geben, was zu verbessern ist, damit die Publikation eine Chance hätte, angenommen zu werden«. Die Verfasser sehen bei dieser Übung zu einem frühen Zeitpunkt, welche offenen wissenschaftlichen Fragen sie noch klären müssen. Die größte fachliche Herausforderung kommt im dritten Jahr auf die GRACE-TeilnehmerInnen zu: Sie müssen probeweise eine Art Doktorprüfung bestehen, aber auf einem Gebiet, das ihre Doktorarbeit nur am Rande berührt. Das ist nach Ansicht Heckels auch eine gute Vorbereitung für die Wahl eines neuen Forschungsthemas für die Zeit als Postdoc.

Zur Vermittlung von Vortrags- und Präsentationstechniken sowie Führungsqualitäten holt sich Heckel externe Trainer ins Haus. Die Zeit, die NachwuchsforscherInnen zum Erwerb der zusätzlichen Fähigkeiten erübrigen müssen, hält sich in Grenzen: Zusätzlich zu den ein bis zwei Vorträgen pro Monat im Semester und der jährlichen Klausurtagung sind es im ersten und zweiten Jahr je etwa fünf Tage, im dritten Jahr fünf bis zehn Tage. So können die NachwuchsforscherInnen die meiste Zeit im Labor verbringen und sind doch am Ende zu Persönlichkeiten herangereift, die Führungsaufgaben übernehmen können – getreu dem Motto von GRACE: »We shape scientific leadership!«

Bildtext: Mit viel Schwung startete das Graduiertenprogramm GRACE des Frankfurter Exzellenzclusters Makromolekulare Komplexe. 25 DoktorandInnen, hier mit ihren Betreuern, sollen in den kommenden drei Jahren die Qualifikation zu wissenschaftlichen Führungspositionen erhalten.

Weitere Informationen: Prof. Alexander Heckel, Chemische Biologie und Medizinische Chemie, Campus Riedberg, Tel: 069/798-29821, Heckel@ uni-frankfurt.de.