Jul 6 2010

Argentinischer Schriftsteller zu Gast auf dem Campus Westend

Figueras und sein verfilmter Roman „Kamchatka“

FRANKFURT. Argentinien ist das Gastland der Frankfurter Buchmesse im Oktober; als Einstimmung auf den großen literarischen Auftritt des südamerikanischen Landes kommt morgen, Dienstag (6. Juli), der 1962 in Buenos Aires geborene Schriftsteller und Drehbuchautor Marcelo Figueras auf den Campus Westend. Er stellt im Dialog mit seiner Übersetzerin Sabine Giersberg seinen vielfach ausgezeichneten und verfilmten Roman „Kamchatka“ vor. Roland Spiller, Romanistik-Professor an der Goethe-Universität und Experte für südamerikanische Literatur, moderiert die öffentliche Veranstaltung, die um 19 Uhr im Casino, Raum 1801, beginnt.

Marcelo Figueras arbeitete als Journalist für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen; er veröffentlichte Kurzgeschichten und Romane und schrieb mehrere Drehbücher, darunter auch das für "Kamtschatka". Der Kinofilm wurde als bester ausländischer Film für den Oscar nominiert. Zu Inhalt von „Kamchatka“: Kurz nach dem Militärputsch in Buenos Aires 1976 taucht ein regimekritischer Anwalt mit seiner Familie in einem abgelegenen Landhaus unter. Was für die Eltern bitter-gefährliche Überlebenstechnik ist, wird für die beiden Söhne zu einem grandiosen Abenteuer mit Codes, Agenten und Verstecken. Figueras verwebt aus der Sicht des zehnjährigen Harry Bedrohung und Spiel, Spannung und Angst. Der besondere Reiz von Figueras Roman, der 2009 auch in deutscher Übersetzung erschienen ist, liegt in der Erzählperspektive: Aus der nachgetragenen Sicht des zehnjährigen Sohns verschwindet das Offenkundige der Diktatur von der Bildfläche und lässt lediglich das rätselhafte und mitunter abenteuerliche Verhalten der um Balance bemühten Eltern hervortreten, dem die Kinder auf teils rührend, teils absurde Weise versuchen, einen Sinn anzudichten. Inmitten der allgegenwärtigen Rätsel symbolisiert das titelgebende Territorium „Kamtschatka“ das innere Territorium des Überlebens: Dieses eine Gebiet würde der Vater in dem von ihm neuerdings gepflegten strategischen Brettspiel nie und nimmer aufgeben. Figueras gelingt damit eine Mischung aus Terror und Spiel, Verzweiflung und Fantasie, Sorge und Übermut. So lautet der Romanbeginn: »Das letzte, was Papa zu mir sagte, das letzte Wort, das ich aus seinem Mund hörte, war Kamtschatka.«

Informationen: Prof. Roland Spiller Institut für Romanische Sprachen und Literaturen, Campus Westend, Tel. (069)798-32181, R.Spiller@em.uni-frankfurt.de