Mai 11 2006

Symposium des Frobenius-Instituts anlässlich des 100. Geburtstags von Léopold Sédar Senghor, Poet, Präsident und Philosoph

Die Wahlverwandtschaften

FRANKFURT. Senghor war eine Leitfigur der kulturellen Emanzipation und politischen Unabhängigkeit Afrikas im 20. Jahrhundert. Gleichzeitig hat er wie kaum ein anderer so begeistert Brücken zwischen Schwarzafrika und Europa gebaut wie er.

Zwei Deutsche haben wesentlich sein Denken beeinflusst: Johann Wolfgang Goethe, mit dessen Werken Senghor während deutscher Kriegsgefangenschaft Bekanntschaft machte, und der Ethnologe Leo Frobenius.

Senghor war Mitbegründer der Négritude-Bewegung, die in den 1930er und 1940er Jahren für die kulturelle Wiedergeburt Afrikas stritt. Dabei schöpfte er insbesondere aus Frobenius’ Werken über die Kulturgeschichte Afrikas. Als Präsident des Senegal von 1960 bis 1980 blieb er seinen geistigen Vätern verpflichtet. Bei Staatsbesuchen in Deutschland standen immer auch Frankfurt und das Frobenius-Institut auf dem Besuchsplan. 1968 wurde Senghor mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels geehrt. 1983 wurde er Mitglied der Académie Française auf Lebenszeit.

Anlässlich seines 100. Geburtstages diskutieren Wissenschaftler und Literaten aus dem Senegal und Deutschland über Senghor und sein geistiges Erbe.

Das Symposium wird gemeinsam durch das Frobenius-Institut an der Universität Frankfurt und das Institut Français in Frankfurt veranstaltet.

Das Frobenius-Institut ist das älteste ethnologische Forschungsinstitut in Deutschland. Im Jahre 1898 gründete Leo Frobenius (1873-1938) in Berlin das "Afrika-Archiv" als private Stiftung. Nach dem ersten Weltkrieg wurde es nach München verlegt, wo 1920 das "Forschungsinstitut für Kulturmorphologie" entstand. Im Jahre 1925 übersiedelte dieses Institut nach Frankfurt am Main und wurde der Universität angegliedert, an der Frobenius einen Lehrauftrag für Kultur- und Völkerkunde erhielt. Im Jahre 1934 wurde er auch Direktor des Städtischen Museums für Völkerkunde.

Seit 1946 trägt das Frobenius-Institut den Namen seines Gründers. Es verfügt über umfangreiche Foto- Bild- und Felsbildarchive mit Schwerpunkt Afrika, sowie eine ethnographische Sammlung und eine umfangreiche Bibliothek.

Aufgaben des Frobenius-Institutes sind ethnologische, historische und prähistorische Forschungen, die seit der Gründung auf Afrika konzentriert wurden, daneben aber auch Süd- und Südostasien, Australien, Süd- und Nordamerika sowie Ozeanien umfassten. In jüngerer Zeit konzentrieren sich die Forschungen auf kulturelle Aneignungsprozesse im Zuge der Globalisierung.

Programm:

9:20 Uhr
Begrüßung:
Prof. Karl-Heinz Kohl; Bruno Peyrefitte Moderation: Prof. Dr. Mamadou Diawara 9:30 Uhr Dr. Hans-Jürgen Heinrichs. Ethnologe und Schriftsteller, Frankfurt „Leo Frobenius: Der geistige Vater der Négritude“

10 Uhr
Prof. Khadi Fall, Universität Cheikh Anta Diop, Dakar
„Senghors Frankophonie: ein für Afrika heute noch angebrachtes Unterrichtsmodell?“

10:30 Uhr
Prof. Manfred Prinz, Justus-Liebig-Universität, Gießen „Senghor, Vorreiter eines Süd-Süd-Dialogs“

11:30 Uhr
Prof. Susanne Gehrmann, Humboldt-Universität, Berlin „Der Meister und die Musen...“

12 Uhr Maurice N’Guepe, Doktorand, Frobenius-Institut „Senghor verstand seinen Meister nicht“ 12:30 Uhr
Prof. Jànos Riesz, Universität Bayreuth „Ich klage an, aber ich verzeihe auch“

Auf die Kurzvorträge folgt jeweils ein Publikumsgespräch.



Kontakt: Dr. Richard Kuba; Tel.: 069-798-33056 E-Mail: Kuba@em.uni-frankfurt

WEITERE INFORMATIONEN

Symposium „Die Wahlverwandtschaften“

Wann?
Samstag, 20. Mai 2006

Wo?
Raum 1.801 Casino Campus Westend, Grüneburgplatz 1; 60323 Frankfurt