Nov 28 2008

Stadtarchiv-Leiterin Dr. Evelyn Brockhoff setzt Vortragsreihe ›Das ‚neue’ Frankfurt‹ fort

Der Vater der Paulskirche

FRANKFURT. Mit einem Vorlesungszyklus für alle BürgerInnen warten die Kunsthistoriker der Goethe-Universität im Wintersemester 2008/2009 auf: Im Rahmen von ›Das ‚neue’ Frankfurt - Innovationen in der Frankfurter Kunst vom Mittelalter bis heute‹ spüren sie künstlerische und architektonische Wurzeln Frankfurts auf. Mit der Reihe will sich die Universität weiter der Frankfurter Bürgerschaft öffnen und in verständlicher Weise aktuelle Forschungsergebnisse mit Bezug zur Geschichte und Gegenwart Frankfurts vorstellen. Die Schirmherrschaft haben Oberbürgermeisterin Dr. h.c. Petra Roth und Universitätspräsident Prof. Rudolf Steinberg übernommen.

Auf dem Programm des kommenden, nunmehr dritten Vortragsabends steht ein Beitrag von Dr. Evelyn Brockhoff. Sie ist Leiterin des Frankfurter Instituts für Stadtgeschichte, das die Reihe gemeinsam mit dem Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität, der Stadtbücherei Frankfurt am Main und der Benvenuto Cellini-Gesellschaft veranstaltet. Brockhoff spricht zum Thema › Johann Friedrich Christian Hess: Der Architekt des klassizistischen Frankfurt

am: Montag, dem 1. Dezember 2008, um 19.30 Uhr
Ort: Zentralbibliothek der Stadtbücherei Frankfurt,
Hasengasse 4, 60311 Frankfurt.

In Frankfurt am Main wird seit 2005 eine leidenschaftliche Diskussion um eine Rekonstruktion der mittelalterlichen Altstadt zwischen Dom und Römerberg geführt. Dabei wird meist außer Acht gelassen, dass Frankfurt in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch zu den schönsten klassizistischen Städten Deutschlands zählte. Hauptverantwortlicher dafür war Johann Friedrich Christian Hess, der annähernd 30 Jahre lang - von 1816 bis 1843 - als Frankfurter Stadtbaumeister wirkte.

Es liegt im besonderen Schicksal Frankfurts während des Zweiten Weltkrieges begründet, dass Hess’ Werk nach dem Krieg in Vergessenheit geriet: Durch die Bombenangriffe auf die Stadt im März 1944 waren die meisten Zeugnisse seiner Architektur zerstört worden. Andere klassizistische Architekten wie Schinkel oder Klenze durften in den Residenzstädten ihren Inspirationen frei folgen, weil ihre fürstlichen Mäzene und Auftraggeber sich in ihrem Glanz spiegeln wollten. Die Freie Stadt Frankfurt aber wurde von scharf kalkulierenden Bürgern regiert. Diese diktierten Rahmen und Maße: Einfachheit, Ökonomie und Parität der Patrizier sollten das Stadt- und Häuserbild bestimmen. Diese Werte fand das Bürgertum - als Gegenpol zum absolutistischen Baugedanken - in der klassizistischen Architektur realisiert. Hess erfüllte die Forderungen in allen Teilen seiner Bautätigkeit und verstand es dennoch, seine Vorstellungen von einer modernen Architektur zu realisieren.

Hess´ architektonisches Schaffen gliedert sich in drei Abschnitte, die in dem Vortrag vorgestellt werden: An erster Stelle stehen die öffentlichen Bauten wie die Alte Stadtbibliothek, die Paulskirche, das Stadtgericht, die Stadtmünze, Zollgebäude, Museen, Schulen und Pfarrhäuser. Daneben machen private Villen als Landsitze bedeutender Frankfurter Familien wie der Bethmanns, Gontards oder Berna-Brentanos einen großen Teil seines Œuvres aus. Mehrstöckige Mietshäuser entlang des Mains oder des Anlagenrings umreißen einen dritten Bautenkomplex.