Dez 23 2009

Die Frankfurter Bürger-Universität im Januar

Der „Mythos vom Maestro“ und was Charles Darwin mit Mode zu tun hat

22. Dezember 2009 / 291

Der „Mythos vom Maestro“ und was Charles Darwin mit Mode zu tun hat
Die Frankfurter Bürger-Universität im Januar

FRANKFURT. Die Goethe-Universität setzt im Wintersemester die erfolgreiche Frankfurter Bürger-Universität mit insgesamt 83 Veranstaltungen fort. Dabei bilden zwei eigens konzipierte Ringvorlesungen das ‚Herz‘ der populärwissenschaftlichen Veranstaltungsreihe: zum einen die soziologische Serie ‚Wie wir wurden, wer wir sind – Deutsche Biografien‘, zum anderen die literatur- und kulturwissenschaftliche Reihe ‚Jahrestage - von der Varusschlacht bis zu Agenda 2010‘.
Beide werden im Januar 2010 fortgesetzt:

Wie wir wurden, wer wir sind – Deutsche Biografien

25. Januar 2010
Priv. Doz. Ferdinand Zehentreiter: Wilhelm Furtwängler (1886-1954)

19.30 Uhr, Dr. Hoch´sches Konservatorium, Sonnemannstr. 14, 60314 Frankfurt. Eintritt frei

Bis heute gilt Wilhelm Furtwängler als einer der bedeutendsten deutschen Dirigenten. Bis 1933 hatte er sich eine singuläre Stellung im Musikleben seiner Zeit erarbeitet, als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker und Leiter der Berliner Staatsoper sowie mit Referenzen als Leipziger Gewandhaus-Kapellmeister oder künstlerischer Leiter der Bayreuther Festspiele 1931 im Curriculum. Doch dann hofierten ihn die Nationalsozialisten wegen seiner internationalen Reputation als kulturelles Aushängeschild. Emigrierte Künstler verübelten Furtwängler seine im Dritten Reich ungebrochene Prominenz und seinen Entschluss, zunächst nicht zu emigrieren. Er selbst gab sich apolitisch, ließ sich einerseits zum Vizepräsidenten der Reichsmusikkammer ernennen und setzte sich andererseits immer wieder für die Werke verbotener Komponisten wie Mendelssohn Bartholdy oder Hindemith ein, weshalb er 1934 von all seinen Ämtern zurücktreten musste.
Welches Selbstverständnis hatte Furtwängler? Zählte für ihn nur die Kunst? War er ein ausgeprägter Opportunist, ein „Handlanger der nazistischen Blutjustiz“, oder war sein Verhalten letztlich Ausdruck der Zwänge, denen er als Prominenter in einem Terrorregime unterworfen war?

Der Soziologe Dr. Ferdinand Zehentreiter ist Privatdozent an der Goethe-Universität und Lehrbeauftragter der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst.

Jahrestage – von der Varusschlacht bis zur Agenda 2010 14. Januar 2010 | Zehn Jahre Agenda 2010
Dietmar Dath
Wir sind nichts

18.30 Uhr, Campus Westend, Hörsaal HZ 6, Hörsaalzentrum, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt. Eintritt frei

DIE VERANSTALTUNG FÄLLT ERSATZLOS AUS



21. Januar 2010 | Charles Darwin – 200. Geburtstag
Prof. Winfried Menninghaus
Biologie nach der Mode. Darwins Ornament-Ästhetik

18.30 Uhr, Campus Westend, Hörsaal HZ 6, Hörsaalzentrum, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt. Eintritt frei

Die Disziplin der Ästhetik als Frage nach dem Schönen ist im 18. Jahrhundert als Teilbereich der Anthropologie entstanden, und zwar zunächst als Frage nach der Leistungsfähigkeit sinnlicher Wahrnehmung. Im 19. Jahrhundert spaltet sich die Anthropologie in unterschiedlichste Disziplinen wie Psychoanalyse, Ethnologie, Verhaltensforschung auf, die vorwiegend dem Bereich der Naturwissenschaften zugehören. Es gilt indes, gegen alle Vorliebe der Geisteswissenschaften für autonome Kunstwerke, die ästhetischen Potenziale, die in den sogenannt harten Wissensbereichen fortbestehen, wahrzunehmen. Es gilt, Darwin als einen Autor neu zu lesen, der nicht nur eine Theorie der „natürlichen“, sondern auch eine der „sexuellen Selektion“ entwickelt hat, in der Schönheit als eine Art der Verschwendung gedacht wird. Das Phänomen physischer Attraktivität, wie es Darwin in seinem Buch ‚The Descent of Man, and Selection in Relation to Sex‘ entwickelt, wird zur Frage nach dem Schönen. Für seine Theorie sexueller ‚Ornamente‘ hat er leitende Begriffe der überlieferten Ästhetik neu akzentuiert: ‚Geschmack‘, ‚Übertreibung‘, ‚Capricen‘ und ‚modische Launen‘, die auch vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Diskussion über Mode zu lesen sind.

Winfried Menninghaus, Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, leitet das Peter Szondi Institut an der Freien Universität Berlin. Er ist Autor der grundlegenden Studie ‚Das Versprechen der Schönheit‘ über das Verhältnis des Darwinismus zur Ästhetik.

Weitere Veranstaltungen

12. Januar 2010

Dr. Martin Bachmann (Istanbul)
Philosophie in Stein
Neue Forschungen in Oinoanda
Im Rahmen von ‚Neue Archäologische Funde und Forschungen‘ 18.15 Uhr, Campus Westend, Raum 311, IG-Hochhaus, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt. Eintritt frei

13. Januar 2010

Prof. Roland Eisen
Die Keynesianische Revolution in der Ökonomie des 20. Jahrhunderts
Im Rahmen der Ringvorlesung der Universität des 3. Lebensalters 14 Uhr, Campus Bockenheim, Hörsaal H V, Hörsaalgebäude, Mertonstr. 17-21, 60325 Frankfurt. Eintritt frei

Prof. María do Mar Castro Varela (Berlin)
Jun. Prof. Nikita Dhawan (Frankfurt am Main)
Solidarity across borders?
Rethinking ‘the political’ in a postcolonial World
Im Rahmen der Ringvorlesung des Cornelia Goethe Centrums 18.15 Uhr, Campus Westend, Raum 1.314 (Eisenhower-Raum), IG-Hochhaus, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt. Eintritt frei

Prof. Nabil Matar (Minneapolis)
Messianism and Mahdism
Between Morocco and England
Im Rahmen der Ringvorlesung ‚Das Mittelmeer als Kulturraum‘ 18.15 Uhr, Campus Westend, Raum 411, IG-Hochhaus, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt. Eintritt frei

17. Januar 2010

Dr. Ursula Mandel
Aphrodite – ‚Erhöhte‘ Verlockung
Eine Veranstaltung der archäologischen Abguss-Sammlung 11 Uhr, Campus Westend, Raum 311, IG-Hochhaus, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt. Eintritt frei

19. Januar 2010

Prof Günter Rager (Freiburg/CH) und
Prof. Michael von Brück (München)
Sterben und Tod
Im Rahmen der Templeton Research Lectures 2009/2010 18.15 Uhr, Campus Westend, Raum HZ 1, Hörsaalzentrum, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt. Eintritt frei

20. Januar 2010

Die Kulturwissenschaften und die Stiftungen

Es diskutieren Roland Kaehlbrandt (Stiftung Polytechnische Gesellschaft), Hilmar Kopper (Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität), Michael Madeju (gemeinnützige Hertie-Stiftung) und Prof. Brita Rang.
Im Rahmen der ‚Hours in a library‘
12.15 Uhr, Campus Westend, Raum 1.121 (Großer Lesesaal des Bibliothekszentrums Geisteswissenschaften), IG-Hochhaus, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt. Eintritt frei

Prof. Marianne Leuzinger-Bohleber (Sigmund Freud-Institut)
Sigmund Freud und die Entdeckung des Unbewussten
Im Rahmen der Ringvorlesung der Universität des 3. Lebensalters 14 Uhr, Campus Bockenheim, Hörsaal H V, Hörsaalgebäude, Mertonstr. 17-21, 60325 Frankfurt. Eintritt frei

26. Januar 2010

Priv. Doz. Annette Haug (Leipzig)
Zu Planung und Entwicklung frühgriechischer Kolonialstädte
Im Rahmen von ‚Neue Archäologische Funde und Forschungen‘
18.15 Uhr, Campus Westend, Raum 311, IG-Hochhaus, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt. Eintritt frei

27. Januar 2010

Priv. Doz. Roland Inglis
Umwälzungen in der Transplantationschirurgie
Im Rahmen der Ringvorlesung der Universität des 3. Lebensalters 14 Uhr, Campus Bockenheim, Hörsaal H V, Hörsaalgebäude, Mertonstr. 17-21, 60325 Frankfurt. Eintritt frei

Dr. Nadje Al-Ali (London)
Women and War in the Middle East
A Postcolonial and Transnational Feminist Perspective
Im Rahmen der Ringvorlesung des Cornelia Goethe Centrums 18.15 Uhr, Campus Westend, Raum 1.314 (Eisenhower-Raum), IG-Hochhaus, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt. Eintritt frei

Prof. Suraiya Faroqhi (München/Istanbul)
Gefangene, Kaufleute und Abenteurer
Osmanische Untertanen außerhalb der Reichsgrenzen
Im Rahmen der Ringvorlesung ‚Das Mittelmeer als Kulturraum‘ 18.15 Uhr, Campus Westend, Raum 411, IG-Hochhaus, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt. Eintritt frei

Informationen: Stephan M. Hübner, Pressereferent, Tel: (069) 798-23753, huebner@pvw.uni-frankfurt.de

Das gesamte Programm: www.goethe-universitaet.de/buergeruni

Das Programmbroschüre kann kostenlos angefordert werden über Tel. 798-22472 oder k.wagner@vdv.uni-frankfurt.de