Apr 16 2010

Interdisziplinäre Tagung auf dem Campus Westend

Das Haus als kulturelles Symbol

FRANKFURT. Mit Symbolen, Zeichen und Metaphern des Hauses beschäftigen sich Forscher bei der 49. Jahrestagung „Symbolon“, die die Gesellschaft für wissenschaftliche Symbolforschung vom 24. bis 25. April 2010 auf dem Campus Westend veranstaltet. Das Haus ist in unterschiedlichsten kulturellen Zusammenhängen von Bedeutung: So kann es – psychologisch gesehen – als ein Schutzraum gegenüber der Außenwelt betrachtet werden; aus sozialwissenschaftlicher Perspektive ist es ein Ort der persönlichen und gesellschaftlichen Identitätsbildung, die sich in der Ausgestaltung und am Inventar von Räumen ablesen lässt. Die Musikwissenschaft kennt mit der Kammermusik eine Musikrichtung, die eine eigene Facette des Privaten repräsentiert.

„Unter dem Titel ‚Symbole und Zeichen domestizierter Natur 1. Das Haus‘ geht es uns darum, die Sphäre des Privaten und seiner lebensweltlichen Erfahrungsdimension unter diesen verschiedenen interdisziplinären Aspekten zu beleuchten“, so Prof. Bärbel Beinhauer-Köhler, Religionswissenschaftler an der Goethe-Universität und Organisatorin der Tagung; sie ist zweite Vorsitzende der Gesellschaft. Neben akademischen Vorträgen stehen bewusst ungewöhnliche, die Diskussion befruchtende Formate wie die Performanz einer Künstlerin sowie eine abschließende Filmmatinee auf dem Programm. Eine Exkursion führt die Tagungsteilnehmer ins Museum Judengasse, wo über das Verhältnis vom Haus als Erfahrungsraum und dessen Musealisierung nachgedacht wird.

„Symbole und Zeichen domestizierter Natur“ werden auch die Tagung der Gesellschaft für wissenschaftliche Symbolforschung im kommenden Jahr beschäftigen: In Ludwigshafen stehen komplexere Sakralbauten oder Gartenanlagen im Zentrum des Interesses. Während in Frankfurt der Fokus auf der Zeichenhaftigkeit räumlicher Einheiten im Kleinen und Privaten liegt, geht es dann um größere Gebilde wie komplexe Sakralbauten oder künstliche Gartenanlagen mit stärker repräsentativem Charakter. Diese werden ebenfalls das Verbindende der beiden Tagungen zum Ausdruck bringen, das in den verschiedenen Beiträgen erforscht werden soll: ein erweitertes Verständnis menschlicher Gestaltungsformen, die der Menschen gegenüber einer unkultivierten „Natur“ in Spannungsfeldern von „Innen“ und „Außen“, „Heimat“ und „Fremde“, „Kosmos“ und Chaos“ errichtet. Beinhauer-Köhler ergänzt das spezifische Interesse ihres Fachs: „In der für die Religionswissenschaft interessanten Mythologie steht die Umwelt des Menschen, gleichgesetzt mit einem abgegrenzten ‘Raum‘, nicht selten als Gegensatz zum Chaos. Religionshistorische Ausschnitte beleuchten die Ur- und Frühgeschichte am Beispiel von Höhlen sowie spätantike Schreine und solche des mittelalterlichen Christentums, die schützende ‚Gehäuse‘ für dort verehrte Götter und Heilige darstellten.“

Informationen: Prof. Bärbel Beinhauer-Köhler, Fachbereich Evangelische Theologie, Campus Westend, Tel: (069) 798- 32948, Beinhauer-Koehler@em.uni-frankfurt.de