Mai 17 2006

Virtuelle WM-Börse am Fachbereich Wirtschafts­wissenschaften / Ab heute am Netz

Das Fußballorakel STOCCER

FRANKFURT. Noch knapp vier Wochen, dann, so steht zu vermuten, wird Deutschland in ein kollektives Fußballfieber verfallen. Jeder Hinweis auf den Ausgang des Turniers ist da willkommen. Kann eine Börse den nächsten Fußball-Weltmeister vorhersagen? Dieser Frage gehen Wissenschaftler und Studierende der Professur für Electronic Commerce der Universität Frankfurt, des Instituts für Informationswirtschaft und -management (IISM) der Universität Karlsruhe (TH) und der Universität Passau nach.

Heute geht dazu die Börse STOCCER anlässlich der Fußball-WM 2006 in Deutschland online. Fans aus aller Welt können dann virtuelle Aktien handeln und so den Turnierverlauf prognostizieren.

Bei dem Experiment gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Marktpreise alle im Markt verfügbaren Informationen widerspiegeln. Virtuelle Börsen sind Informationsmärkte, bei denen kommende Ereignisse in Form von „virtuellen Aktien“ gehandelt werden können. Bei ähnlichen Experimenten der Forscher mit derartigen Märkten, zuletzt etwa zur Landtagswahl in Baden-Württemberg, zeigte sich, dass virtuelle Börsen häufig bessere Ergebnisse lieferten als Meinungsumfragen. Der Grund: „Die Händler haben den Anreiz, ihre wahre Einschätzung preiszugeben“, so Prof. Skiera, „so kommt es zu keinen Verzerrungen, die etwa durch persönliche Vorlieben entstehen könnten.“

Warum beschäftigen sich die Wissenschaftler ausgerechnet mit der Vorhersage des Fußballweltmeisters? Ganz einfach: Millionen von Fans werden das Ereignis weltweit begeistert verfolgen. STOCCER ist die erste Prognosebörse, die für Teilnehmer, sprich Händler, aus aller Welt konzipiert wurde. Der Internetauftritt ist in Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch verfügbar; dafür wurde eigens eine vierköpfige Redaktion zusammengestellt, die vor und während der WM die Händler mit aktuellen Meldungen auf dem Laufenden hält.

Zudem führen die Forscher die Händler spielerisch an die Funktionsweise von Börsen heran. Über das Thema „Fußball“ lernen die Mitspieler, wie Angebot und Nachfrage den Marktpreis von Aktien bestimmen und wie sich durch geschickten An- und Verkauf von Aktien der eigene Depotwert steigern lässt. Eventuelle Verluste lassen sich dabei allerdings besser verkraften als in der Realität: Die Teilnahme an STOCCER ist kostenlos, gehandelt wird mit virtuellem Geld.

Bei STOCCER winken den erfolgreichsten Händlern Sachpreise im Wert von mehreren tausend Euro. Schirmherr des Projekts ist übrigens Bernd Hölzenbein, FIFA WM-Botschafter der Stadt Frankfurt und Weltmeister von 1974.

Prof. Bernd Skiera, Inhaber der Professur für Electronic Commerce, forscht bereits seit mehreren Jahren an virtuellen Börsen. Mit seinem ehemaligen Mitarbeiter, dem jetzigen Inhaber des Lehrstuhls für Marketing und Innovation an der Universität Passau, Prof. Martin Spann, hat er etliche internationale wissenschaftliche Beiträge über das Thema veröffentlicht und gilt als einer der Experten auf diesem Gebiet.

Kontakt: Christian Slamka; Professur für Electronic Commerce, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften; Universität Frankfurt, Mertonstr. 17, 60325 Frankfurt, Tel.: 069/798-22380, Fax: 069/798-28973, E-Mail: slamka@wiwi.uni-frankfurt.de,