Jan 22 2010

UN-Simulation MainMUN an der Goethe-Universität

Casino zum sechsten Mal Hauptquartier

FRANKFURT. Die globale Finanzkrise, anhaltende gewaltsame Konflikte und Hunger in weiten Teilen der Welt. Die Menschheit wird heute mit globalen Herausforderungen konfrontiert, die weit über nationalstaatliche Grenzen hinweg wirken und das Leben jedes einzelnen Individuums betreffen. Bei der Bearbeitung dieser Probleme treten immer wieder die Vereinten Nationen in Erscheinung. Sie sind die internationale Plattform, die eine gleichberechtigte Diskussion und Problemlösungen auf globaler Ebene erst ermöglicht. Doch wie funktioniert dieses einzigartige Gremium im Detail? Welche formalen Regeln müssen beim Entwerfen von Resolutionen berücksichtigt werden und wie wirken sich politische Interessen und das Verhandlungsgeschick einzelner Staaten hierauf aus?

Antworten auf diese Fragen verspricht das UN-Planspiel Main Model United Nations (MainMUN) an der Goethe-Universität. Vom 21. bis zum 24. Januar wird sich das Casino im Campus Westend zum sechsten Mal in Folge in das Hauptquartier der Vereinten Nationen verwandeln, um zum Austragungsort für die mit 240 Delegierten bisher größte Frankfurter UN-Konferenz zu werden. Dabei werden internationale Verhandlungen von Studierenden, aber auch von SchülerInnen simuliert – zum ersten Mal dabei ist eine Delegation der Internatsschule Schloss Hansenberg, mit der die Goethe-Universität eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen hat. Nach teils mehrmonatigen Vorbereitungen schlüpfen Delegierte aus ganz Deutschland und dem Ausland nicht nur in ihre Anzüge, sondern ebenso in die Rolle eines Diplomaten. Wie echte Botschafter vertreten sie nicht ihre eigenen Überzeugungen, sondern die Positionen ihres jeweiligen Landes. Das Ziel aller Teilnehmenden ist es dabei, ihre Forderungen in einer Resolution festzuhalten und diese mit einer Mehrheit zu verabschieden: „Bei über 200 Delegierten mit verschiedenen Interessen, die es auf Englisch zu überzeugen gilt, gestaltet sich dies nicht immer einfach“, weiß Studentin Silvia Basic, die selbst über jahrelange MainMUN-Erfahrung verfügt und dieses Jahr zusammen mit ihren Kommilitoninnen Gülsah Ezgin und Verena Zenker als Generalsekretärin die Simulation leitet.

Auf dem MainMUN 2010 werden drei Komitees simuliert, in denen jeweils zwei unterschiedliche Themen auf der Tagesordnung stehen. So ist die internationale Drogenbekämpfung eines der Themen in der Generalversammlung, im Sicherheitsrat wird die Piraterie vor Somalia debattiert, und im Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen geht es um den freien Zugang zu Medikamenten für Bewohner von Entwicklungsländern. „Wir haben aktuelle Themen mit dringendem Handlungsbedarf ausgewählt, über die es in der internationalen Gemeinschaft nicht unbedingt einen Konsens gibt. Daher freuen wir uns auf kontroverse Debatten“, kommentiert die Vorsitzende des MainMUN-Sicherheitsrates, Christine Braun, die Themenwahl.

Neben den Verhandlungen wird am Freitag Nachmittag ein Zusatzprogramm angeboten, in dessen Rahmen ausgewiesene ExpertInnen aus Politik und Wissenschaft aus ihrem Erfahrungsschatz berichten: So werden Mineko Mohri, die bei den Vereinten Nationen in Genf tätig war, Prof. Hansjörg Elshorst von Transparency International, Dr. Linda Helfrich von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) sowie Prof. Harald Müller und Dr. Cornelius Friesendorf, beide von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), in den jeweiligen Komitees ihre Einschätzungen zu den diskutierten Tagesordnungspunkten abgeben.

Geplant, organisiert und durchgeführt wird das MainMUN von einem Team aus 18 Studierenden des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität. Sie werden von der dort angesiedelten Professur für Internationale Institutionen und Friedensprozesse betreut, die von Prof. Tanja Brühl geleitet wird. Für das Dachprojekt ‚Uni goes UNO‘, zu dem auch das MainMUN gehört, erheilten Brühl und ihr Team im Dezember 2009 den hessischen Hochschulpreis für exzellente Lehre. „Der Preis hat nicht nur unsere bisherige Arbeit gewürdigt, sondern uns auch bei der Vorbereitung der diesjährigen Simulation enorm motiviert“, freut sich Professur-Mitarbeiterin Elvira Rosert, die dieses Jahr die Verantwortung für das Projekt trägt.

Die Veranstaltung unterstützten die Goethe-Universität, die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen, die Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, die erneut die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen hat, sowie Martha’s Finest (Catering).

Informationen: Elvira Rosert und Prof. Tanja Brühl, Professur für Internationale Institutionen und Friedensprozesse, Campus Bockenheim, Tel: (069) 798-22049, rosert@soz.uni-frankfurt.de / bruehl@soz.uni-frankfurt.de