Dez 8 2009

Universitätspräsident Müller-Esterl ruft Studierende zur Besinnung auf die Grundanliegen des Bildungsstreiks auf / Fachschaften und Fachgruppen distanzieren sich vom Vandalismus und vom Vertretungsanspruch des AStA

Bologna-Werkstätten in den Fachbereichen

FRANKFURT. Der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Werner Müller-Esterl, hat am Montag an die protestierenden Studierenden appelliert, sich wieder auf die „berechtigten Grundanliegen“ ihres Bildungsstreiks zu besinnen und von weiterer Gewalt Abstand zu nehmen. „Wir alle wollen eine bessere Universität. Es gibt mehr Gemeinsamkeit in den Zielen, als es augenblicklich den Anschein hat“, sagte der Präsident. Dass es über den Weg dorthin unterschiedliche Auffassungen gebe, liege im Wesen eines demokratischen Austausches. „Ich war vor den Protesten und bin jetzt immer noch der Auffassung, dass wir über dringend nötige Reformschritte und deren Umsetzung möglichst bald wieder ins Gespräch kommen sollten.“

Die in der letzten Woche entstandene „Verhärtung der Fronten“ schade dem auch vom Präsidium der Goethe-Universität mit Nachdruck vertretenen Anliegen, die Universität wieder mehr als einen Ort der Bildung zu begreifen. „Ich bin bereit, mich aktiv in diesen Dialog um eine bessere Universität einzubringen“, betonte Müller-Esterl. Er kündigte so genannte Bologna-Werkstätten unter Beteiligung auch von Studierenden in den Fachbereichen an. Sie sollen das Ziel haben, die Qualität der Lehre an der Goethe-Universität weiter zu verbessern.

Erneut widersprach Müller-Esterl nachdrücklich öffentlichen Darstellungen, er habe nicht schon frühzeitig den Dialog gesucht: „Ich war immer dialogbereit und auch bereit, zusammen mit den AStA-Vorsitzenden konkret Probleme anzupacken. So habe ich bereits im Sommer ein vom AStA organisiertes Bildungscamp auf dem Campus Westend nachdrücklich unterstützt, bei dem über hundert Studierende und Schüler aus ganz Deutschland angereist waren, um über Bildungsfragen zu diskutieren.“

Müller-Esterl begrüßte, dass sich immer mehr Fachschaften und Fachgruppen öffentlich vom Vandalismus im Casino distanzierten, zuletzt ein Zusammenschluss von neun Fachschaften und –gruppen unterschiedlicher Fachbereiche (FBs). Im Folgenden die Erklärung im Wortlaut: „Distanzierung von Vandalismus und Sachbeschädigungen während der Besetzung des Casinoaltbaus im Zusammenhang mit den studentischen Protesten

Hiermit distanzieren sich die unterzeichnenden Fachschaften und Fachgruppen der Universität Frankfurt von Vandalismus und Sachbeschädigungen im Rahmen von studentischen Protesten. Gerade die Geschehnisse in den letzten Tagen an der Universität Frankfurt tragen nicht zum Erfolg der inhaltlichen Auseinandersetzung und Verbesserung der Missstände bei, sondern schwächen den Einfluss sowie das Ansehen der Studierenden und lenken von den eigentlichen Zielen ab. Außerdem setzen sie damit die in der inhaltlichen Diskussion der Sache zugesprochene Solidarität aufs Spiel. Friedliche Proteste mit dem Ziel, Aufmerksamkeit zu erlangen und den Prozess der Auseinandersetzung und Verbesserung in Zusammenarbeit mit den Studierenden voranzutreiben, erfahren unabhängig davon unsere volle Unterstützung.

Das Verhalten des AStA in diesem Zusammenhang können wir nicht nachvollziehen und kritisieren dessen Anspruch, in dieser Form 37.000 Studierende zu vertreten.

Auch wir fordern die Auseinandersetzung mit den aktuellen Studienbedingungen und setzen uns für konstruktive Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und Studierenden ein.

Fachschaft Rechtswissenschaft (FB 01)
Fachgruppe Sportwissenschaften (FB 05)
Fachgruppe Japanologie (FB 09)
Fachgruppe klassische Philologie (FB 09)
Fachgruppe Musikwissenschaft (FB 09)
Fachschaft Informatik und Mathematik (FB 12)
Fachschaft Physik (FB 13)
Fachschaft Biochemie, Chemie und Pharmazie (FB 14)
Fachschaft Biowissenschaften (FB 15)“

Die im Internet eingestellten Fotos von den Verwüstungen wurden bisher über 15.000 Mal angeschaut (www.flickr.com/goethe-uni/ ).