Jun 19 2010

Journalist Geert Van Istendael gibt Einblicke in die schwierige politische Lage seines Landes

„Belgien oder die Schönheit der Hässlichkeit«

FRANKFURT. Zehn Tage nach den Parlamentswahlen in Belgien kommt der bekannte belgische Journalist Geert Van Istendael nach Frankfurt und wird einige aktuelle Einblicke in die schwierige politische Landschaft seines Landes geben. „Belgien oder die Schönheit der Hässlichkeit« ist das Thema seines öffentlichen Vortrags, den er am 24. Juni (Donnerstag) um 19.30 Uhr im IG-Farben-Haus, Eisenhower-Raum, Campus Westend, hält. Er wird auf die ihm eigene ironische Weise das für viele unbegreifliche belgische Konstrukt erläutern. Van Istendael ist bekannt als Korrespondent aus dem Parlament sowie als Publizist und als Verfasser mehrerer Bücher. In „Das belgische Labyrinth“ versucht er Ausländern Geschichte, Politik, soziales Gewebe und Kultur dieses Landes zu erörtern; in seinen Aufsätzen „Meine Niederlande“ erklärt er den Belgiern die Niederlande.

„Belgien ist das unbekannte Land. Ausländer sind durchaus nicht imstande die zahlreichen Verknüpfungen und Schnörkel dieses kleinen Königreichs zu durchschauen. Belgien hat Zündstoff für zehn Bürgerkriege - die es aber nimmer gegeben hat. Belgien ist gleichzeitig stockbürgerlich und anarchistisch. Belgien ist ein künstliches Gebilde. Es wackelt, aber es fällt nicht auseinander. Die Leute sprechen die Sprachen der Nachbarländer - auf ihre eigene Art und Weise“, so der Journalist. Der Abend beginnt mit dem Beitrag „Liebeserklärung an ein widersprüchliches Land” aus dem Buch von Marion Schmitz-Reiners „Leben in Babel. Eine Lesereise durch die belgische Seele“.

Unterstützt wird dieser Vortrag von der Nederlandse Taalunie (Niederländische Sprachunion) und dem Vlaams Fonds voor de Letteren, (Flämischen Literaturfond), er gehört in die vielseitige Veranstaltungsreihe zur „Niederländischen Sprache & Kultur“. Organisiert wird die Reihe vom Lektorat Niederländisch der Goethe-Universität. Dass der niederländische Kulturraum größer ist, als unser westliches Nachbarland, ist vielen gar nicht bewusst. Im Gegenteil, sie reduzieren ihn häufig auf die niederländischen Provinzen Nord- und Süd-Holland. Außer den 16 Millionen Niederländern sprechen aber weitere sechs Millionen Belgier (Flamen) Niederländisch (genauer gesagt: Flämisch). Niederländisch ist Amtssprache in Surinam und auf den niederländischen Antillen. Auf universitärer Ebene beschäftigt sich mit diesem Sprach- und Kulturraum die Niederlandistik, ein Fach, das sich in Deutschland immer größerer Beliebtheit erfreut. An der Goethe-Universität wird mit Einführung des Bachelors in der Germanistik nun die Möglichkeit geschaffen, Kurse in niederländischer Sprache und Kultur als studienrelevante Leistungen innerhalb des Optionalbereichs eines Bachelor-Studiums einzubringen.

Informationen: Laurette Artois, Lektorat Niederländisch,Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, Campus Westend, Tel.:(069) 798-32851; artois@lingua.uni-frankfurt.de,