Jul 3 2009

Vereinigung der Freunde und Förderer der Goethe-Universität verleiht Preise bei Akademischer Feier

Ausgezeichnete Nachwuchswissenschaftler

FRANKFURT. In einer Feierstunde am 2. Juli verliehen der Vorsitzende der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität, Hilmar Kopper, und Präsident Prof. Werner Müller-Esterl eine Reihe von Preisen für herausragende Diplom- und Magisterarbeiten sowie Dissertationen. Die Akademische Feier der Freunde und Förderer ist jährlich eines der bedeutendsten inneruniversitären Ereignisse für die wissenschaftliche Nachwuchsförderung.

Der am höchsten dotierte Preis ist der 1994 von Dr. Hans Messer gestiftete Adolf-Messer-Stiftungspreis mit einem Preisgeld von 25.000 Euro. Der Preis richtet sich an promovierte Nachwuchswissenschaftler aus den Naturwissenschaften, die sich einem interdisziplinären Thema widmen. Diesjährige Preisträgerin ist Dr. Manuela Nowotny. Sie erforscht die Umwandlung akustischer Reize in Nervenzellpotentiale im Innenohr von Laborsäugern mithilfe der Laservibrometrie. Mit dem Preisgeld wird sie, basierend auf einem interdisziplinären Ansatz, der biophysikalische, verhaltensphysiologische und neuropharmakologische Techniken verbindet, die Entstehung des Tinnitus untersuchen Der mit 5.000 Euro dotierte Werner-Pünder-Preis wurde von der internationalen Sozietät Clifford Chance Pünder gestiftet, um hervorragende Arbeiten zum Themenkreis „Freiheit und Totalitarismus“ auszuzeichnen. Diesjährige Preisträger sind Dr. Benjamin Ortmeyer mit seiner Habilitationsschrift zum Thema „Mythos und Pathos statt Logos und Ethos“ sowie Dr. Milan Kuhli mit seiner Dissertation „Das Völkerstrafgesetzbuch und das Verbot der Strafbegründung durch Gewohnheitsrecht“.

Überreicht wurde bei der Akademischen Feier weiterhin der seit 1969 verliehene Preis der Freunde und Förderer der Universität. Er ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und wird jährlich in drei Teilpreisen für die besten naturwissenschaftlichen Arbeiten an der Universität vergeben. Den mit 5.000 Euro dotierten ersten Preis erhielt Dr. Christian Vollmer, der durch die Charakterisierung von Sternenstaub bislang einzigartige Einblicke in Sternenprozesse und die Grundbausteine unseres Universums erhielt. Der mit 3.000 Euro dotierte zweite Preis ging an Dr. Nina Morgner für die Entwicklung und Anwendung eines massenspektrometrischen Verfahrens, bei dem Biomoleküle aus Mikrotröpfchen laserdesorbiert werden. Mit diesem schonenden Verfahren konnte sie die Masse und teilweise auch Struktur wichtiger Biomoleküle entschlüsseln. Den dritten Preis erhielt der Bioinformatiker Dr. Jan Alexander Hiß. In seiner zwischen Informatik und Zellbiologie angesiedelten Arbeit wies er nach, dass lange Signalpeptide aus strukturell trennbaren funktionellen Domänen aufgebaut sind. Das neuartige Konzept ermöglicht erstmals eine systematische bioinformatische Genom- und Proteomanalyse.

Mit dem seit 2000 jährlich verliehene Mediteran-Preis werden herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der klassischen und vorderasiatischen Archäologie ausgezeichnet. Er wurde von einer Gönnerin der Universität und des Faches Archäologie gestiftet, die ungenannt bleiben möchte. Preisträgerin ist Angela Koppel, die in ihrer Magisterarbeit die abbasidischen Stuckdekorationen aus zwei Räumen in Kharab Sayyar detailliert beschrieb und zeichnerisch rekonstruierte.

Den Procter & Gamble Nachhaltigkeitspreis 2009 erhielt Dr. Johannes Christian Laube, der in seiner Dissertation eine Bilanz aller in die Stratosphäre eintretenden Chlor- und Bromverbindungen erstellte. Diese sind, neben den FCKWs, am Abbau der Ozonschicht beteiligt. Laube ermittelte das Ozonzerstörungspotential der gefundenen Verbindungen und entdeckte drei weitere, bislang unbekannte FCKW-Verbindungen. Den Procter & Gamble Förderpreis teilen sich Leonie Becker und Oliver Laasch. Die Biologin Leonie Becker testete in ihrer Diplomarbeit Borsäure als Referenzsubstanz, mit der die Empfindlichkeit von Organismen gegenüber Chemikalien getestet werden kann. Bislang ist ein wenig umweltverträgliches Pflanzenschutzmittel im Einsatz, dessen Wiederzulassung fraglich ist. Der Wirtschaftspädagoge Oliver Laasch erarbeitete in seiner Diplomarbeit zu Corporate Social Responsibility Instrumente, mit denen sich nachhaltige und gesellschaftlich relevanter Aktivitäten beurteilen lassen. Unter Berücksichtigung einer Vielzahl von Managementdisziplinen bereitete er die Ergebnisse so auf, dass Unternehmen nachhaltiges Engagement als einen Anreiz erfahren. Der Heinrich-Sperl-Preis zur Förderung der Geisteswissenschaften wird für hervorragende geschichtswissenschaftliche Arbeiten verliehen. Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr die Mediävistin Dr. Barbara Schlieben für ihre Untersuchung des Verhältnisses zwischen Wissen und Kultur, Politik und Gesellschaft am kastilischen Hof Alofns‘ X. Ebenfalls ausgezeichnet wurde Dr. Korinna Schönhärl für ihre Dissertation zum Thema „Wissen und Visionen. Theorie und Politik des Ökonomen im Stefan George-Kreis“.

Den mit 5.000 Euro dotierten WISAG-Preis für die beste sozial- oder geisteswissenschaftliche Arbeit teilten sich Dr. Matthias Dammert und Dr. Iris Himmelsbach. Dammert promovierte zu den Auswirkungen der Pflegeversicherung, die explizit informelle Selbsthilfestrukturen stärkt. Er kommt zu dem Ergebnis, dass eine Sozial- beziehungsweise Pflegepolitik, die Solidarelemente zugunsten privater Selbsthilfepotentiale abbaut, angesichts der säkularen Entwicklungstrends in modernen Gesellschaften nicht tragfähig ist. Himmelsbach untersuchte in ihrer Arbeit „Altern zwischen Kompetenz und Defizit“ am Beispiel einer altersbedingten Augenkrankheit, wie älteren Menschen mit eingeschränkter Handlungsfähigkeit am besten geholfen werden kann.

Die Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Würdigung von Einzelleistungen in der Chirurgie ist das Ziel der Rudolf Geißendörfer-Stiftung. Den mit 5.000 Euro dotierten Forschungspreis erhielt Dr. Anna Lena Sander für ihre Untersuchungen zur Wundheilung. In der Unfallchirurgie sind Methoden, die Wundheilung zu beschleunigen, von großem Interesse. Sander untersuchte den komplexen Zusammenhang einer Therapie mit Epoxyeicosatriensäuren und der Neubildung von Gefäßen an einer haarlosen Maus.

Die Benvenuto Cellini-Gesellschaft, 1976 als Verein der Freunde und Förderer des Kunstgeschichtlichen Instituts der Goethe-Universität Frankfurt gegründet, stiftet seit 2004 den mit 1.000 Euro dotierten Benvenuto Cellini-Preis. Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr Dr. Dagmar Schmengler für ihre Dissertation „Die Masken von Reims – zur Genese negativer Ausdrucksformen zwischen Tradition und Innovation“.

Der in diesem Jahr erstmals verliehene, mit 3.000 Euro dotierte Frankfurter Dissertationspreis für Philosophie, der unter dem Dach der Stiftung „pro universitate“ ausgelobt wird, ging an den Franzosen Aurélien Berlan. In seiner Dissertation rekonstruiert er die Entwicklung einer spezifisch deutschen Soziologie aus dem Geist der Kulturkritik um die Wende zum 20. Jahrhundert und verfolgt sie bis zu dem Punkt, an dem sie indirekt in das Programm der frühen Frankfurter Schule einfließt.

Ebenfalls erstmals verliehen wurde in diesem Jahr der Förderpreis der BURSE e. V. in Höhe von 2.000 Euro. Er wurde von einem gemeinnützigen Verein zur Förderung der Studentenhilfe an der Goethe-Universität gestiftet. Der Verein ist eine Gründung der Straßburger Turnerschaft ALSATIA im Coburger Convent. Ausgezeichnet wurde die Dissertation der Kunsthistorikerin Dr. Katja Lemelsen, die sich mit Konstruktion und Inszenierung des Heiligenbildes von Carlo Borromeo im Spannungsfeld zwischen Mailand und Rom auseinandersetzte.

Informationen Lucia Lentes, Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität (VFF)/Abteilung Marketing und Kommunikation, Tel.: (069) 798-22756, lentes@pvw.uni-frankfurt.de.