Nov 29 2006

Vereinigung von Freunden und Förderern verleiht Preise bei Akademischer Feier

Ausgezeichnete Nachwuchswissenschaftler

FRANKFURT. In einer Feierstunde haben heute der Vorsitzende der Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität, Hilmar Kopper und Präsident Prof. Rudolf Steinberg eine Reihe von Preisen für herausragende Diplom- und Magisterarbeiten sowie Dissertationen und Habilitationsschriften vergeben; das Spektrum reicht von den Geistes- und Sozialwissenschaften bis zu den Naturwissenschaften. Die Akademische Feier der Freunde und Förderer gehört in jedem Jahr zu den bedeutendsten inneruniversitären Terminen für die Nachwuchsförderung.

Der am höchsten dotierte Preis ist der 1994 von Dr. Hans Messer gestiftete Adolf-Messer-Stiftungspreis mit einem Preisgeld von 25.000 Euro. Das Besondere: es werden Projekte in interdisziplinärer Grundlagenforschung gefördert, die mit dem Preisgeld realisiert werden können. Der Preis richtet sich an promovierte Nachwuchswissenschaftler aus den Naturwissenschaften. Diesjährige Preisträgerin ist die Archäobotanikerin Dr. Astrid Stobbe. Die Wissenschaftlerin untersucht in der Abteilung Vor- und Frühgeschichte des Instituts für Archäologische Wissenschaften fossilen Blütenstaub, aus dessen Zusammensetzung sich einerseits die Dynamik früherer Naturzustände abliest und andererseits die Wechselbeziehungen des prähistorischen Menschen und seiner Umwelt. Mit dem Adolf-Messer-Stiftungspreis wird ihr Forschungsprojekt »Klima-Mensch-Umwelt/Untersuchungen zu klimabedingten Änderungen in der Landnutzung während der letzten 3000 Jahre am Beispiel Wetterau« gefördert. Ziel des Projekts ist es, ein Modell zu entwickeln, mit dem sich quantifizieren lässt, welche Auswirkungen Klimaeinflüsse auf Veränderungen in der Landschaft und ihr Nutzungspotential haben. Damit lassen sich sowohl anthropogene Einflüsse auf das Klima als auch gesellschaftliche Reaktionen auf Klimaänderungen feststellen.

Zum dritten Mal wurde in diesem Jahr der Preis der Benvenuto Cellini-Gesellschaft verliehen. Der Förderverein des Kunstgeschichtlichen Instituts vergibt diesen mit 1.000 Euro dotierten Preis für die beste Dissertation am Kunstgeschichtlichen Institut. Ausgezeichnet wurde Dr. des. Matteo Burioni für seine Arbeit »Profession und Souveränität des Architekten in Giorgio Vasaris Viten. Eine Studie zur Künstlerbiographik«. Der Preisträger hat die Schriften des so genannten Vaters der Kunstgeschichte aus dem 16. Jahrhunderts im Hinblick auf die Professionalisierung der Architektur untersucht. Obwohl ein eigenständiges Curriculum und eine institutionalisierte Ausbildung erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts geschaffen wurden, reicht die Anerkennung der Architektur als Profession zurück zu Vasaris Viten. Die kulturhistorisch breit angelegte Arbeit bereichert das Bild von der Architektur und Kunst dieser Epoche.

Der alle zwei Jahre vergebene Preis der Dr. Paul und Cilli Weill-Stiftung geht an Dr. Voahanginirina Randriamboavonjy vom Institut für Kardiovaskuläre Physiologie des Universitätsklinikums Frankfurt. Der Preis würdigt hervorragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Humanmedizin und ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Preisträgerin, eine gebürtige Madagassin, erhält den Preis für ihre bedeutenden Beiträge zum Verständnis jener molekularen Mechanismen, die bei Altersdiabetis zu Erkrankungen des Blutgefäßsystems führen. Sie untersuchte insbesondere die Rolle von Blutplättchen (Thrombozyten) und Insulin bei der Erweiterung von Blutgefäßen. Frau Dr. Randriamboavonjy konnte zeigen, dass eine Behandlung mit Rosiglitazon, einem Medikament, das die Empfindlichkeit der Zellen gegenüber Insulin steigert, zu einer Normalisierung der bei Diabetikern gestörten Thrombozytenfunktion führt.

Der Friedrich-Sperl-Preis zur Förderung der Geisteswissenschaften wird für hervorragende geschichtswissenschaftliche Arbeiten verliehen und ist mit 2.500 Euro dotiert. Preisträger Prof. Dr. Johannes Süßmann wird ausgezeichnet für seine Habilitationsschrift »Adelsherrschaft im Zeitalter der Staatsbildung. Die Baupolitik des Fürstbischofs Johann Philipp Franz von Schönborn, Würzburg 1719-24«. Prof. Süßmann zeigt in seiner interdisziplinär angelegten Arbeit, dass es dem Würzburger Fürstbischof bei seiner Baupolitik um viel mehr ging als um Selbstdarstellung. Vielmehr zielte er auf einen absolutistischen Umbau der Ständegesellschaft, indem er bestimmte, wie die verschiedenen Stände zu leben hatten. Zugleich antwortete er auf eine Krise seiner Herrschaft, indem er die Stadt militärisch absicherte.

Der mit 4.000 Euro dotierte Mediterran-Preis wird seit 2000 jährlich verliehen und wurde von einer Gönnerin der Universität und des Fachs Archäologie gestiftet, die ungenannt bleiben möchte. Ausgezeichnet werden herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der klassischen und vorderasiatischen Archäologie. Veronika Kudlek von der Abteilung Vorderasiatische und klassische Archäologie bekam den Preis für ihre Magisterarbeit »Ein Beitrag zur Siedlungsgeschichte im Bereich von Tell Chuera/Norsysrien«. Die diplomierte Geodätin rekonstruierte die landwirtschaftliche Nutzung im nordsyrischen Tell Chuera im dritten Jahrtausend vor Christus und in der Abbasidenzeit. Ziel war es, über die Größe der Anbauflächen auf die Bevölkerungsdichte zu schließen und Siedlungssysteme zu studieren. Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem Gebiet der Umweltforschung wird bereits seit über 30 Jahren der Procter & Gamble-Umweltschutzpreis verliehen, der als Haupt- und Förderpreis vergeben wird. Der Hauptpreis ist mit 3.000 Euro dotiert und ging in diesem Jahr an Dr. Marlene Schmidt vom Fachbereich Rechtswissenschaften für ihre Habilitationsschrift »Nachhaltiges Verbraucherprivatrecht«. Den Procter & Gamble-Förderpreis mit einer Dotierung von 1.500 Euro bekam Franziska Müller, Fachbereich Gesellschaftswissenschaft, für ihre Magisterarbeit »Gender in der internationalen Biodiversitätspolitik«. Der mit 5.000 Euro dotierte Werner-Pünder-Preis wurde von der internationalen Sozietät Clifford Chance Pünder gestiftet, um hervorragende Arbeiten zum Themenkreis »Freiheit und Totalitarismus« auszuzeichnen. Den Preis teilen sich in diesem Jahr Dr. Friso Ross für seine Dissertation »Justiz im Verhör: ›Kontrolle, Karriere und Kultur‹« und Dr. Thorsten Hollstein für seine Dissertation »›Die Verfassung als allgemeiner Teil‹. Privatrechtsmethode und –konzeption bei Hans Carl Nipperdey«. Beide Arbeiten entstanden am Fachbereich Rechtswissenschaften. Friso Ross erhellt in seiner Arbeit die für die Rechts- und Justizgeschichte Spaniens wichtige Zeit der hierzulande weitgehend vergessenen Vorgängerregime zur Diktatur von Franco. Thorsten Hollstein legte eine zeitgeschichtliche Analyse über den Arbeitsrechtler und ersten Präsidenten des Bundesarbeitsgerichts Hans Carl Nipperdey (1895-1968) vor, die eine Forschungslücke in der Rechtsgeschichte des 20. Jahrhunderts schließt.

Überreicht wird bei der akademischen Feier auch der seit 1969 verliehene Preis der Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität. Er wird jährlich für die besten naturwissenschaftlichen Doktorarbeiten an der Universität vergeben. In diesem Jahr teilten sich den ersten Preis der Psychologe Dr. Andreas Frey und der Biologe Dr. Christian Scheckhuber. Beide erhielten je 4.000 Euro. Mit dem zweiten Preis, der mit 2.000 Euro dotiert ist, wurde der Physiker Dr. Till Jahnke ausgezeichnet. Dr. Andreas Frey, der inzwischen wissenschaftlicher Koordinator des Projekts PISA 2006 am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) der Universität Kiel ist, beschäftigte sich in seiner Doktorarbeit mit dem adaptiven Testen. Bei diesem, in der Psychologischen Diagnostik hochaktuellen Verfahren, passen sich die Aufgaben während des Test an die Leistungsfähigkeit der Testperson an. Frey untersuchte, ob die bei herkömmlichen Tests auftretenden Störvariablem durch adaptive Tests vermieden werden können. Seine Ergebnisse sind richtungsweisend für die Entwicklung von Tests zur Leistungs- und Persönlichkeitsmessung. Dr. Till Jahnke erhielt den Preis für seine hervorragenden Experimente zum Zerfall von Neon-Dimeren. Der Physiker entdeckte, dass die theoretisch vorhergesagten Energieverteilungen der beim Zerfall entstehenden Teilchen experimentell nicht haltbar sind. Theoretiker an der Universität Heidelberg, denen Jahnke von seinen Ergebnissen berichtete, fanden daraufhin einen trivialen Fehler in ihren Berechnungen und gaben dem Frankfurter Physiker recht. In der internationalen Physiker-Gemeinschaft haben Jahnkes Arbeiten große Beachtung gefunden.

Dr. Christian Scheckhuber beschäftigte sich in seiner Dissertation mit den Mechanismen des biologischen Alterns. Am Modell des Pilzes Podospora anserina vornehmlich mit der Rolle der Mitochondrien, die für den zellulären Energiestoffwechsel eine zentrale Bedeutung haben. Eine spektakuläre Verlängerung des Lebens beobachtete er in einer genetischen Variante des Pilzes, in der die Teilung der Mitochondrien beeinträchtigt ist. Ziel dieser Arbeiten ist es, durch ein besseres Verständnis der Alterungsprozesse den Menschen auch im fortgeschrittenen Alter ein Leben zu ermöglichen, das möglichst frei ist von körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen.

Nähere Informationen: Lucia Lentes, Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität (VFF): Tel.: 069/798-22756; Fax: 069/798-28530; E-Mail: lentes@pvw.uni-frankfurt.de