​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – 2023

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Nov 27 2023
16:40

Frankfurter Mediziner:innen testen Leukämie-spezifische Therapie erfolgreich in präklinischer Studie 

Onkologie: Mit RNA-Wirkstoff Leukämie bekämpfen

Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 13.000 Menschen an Leukämien, von denen trotz intensiver Chemotherapien bis zur Hälfte an der Krankheit versterben. Hinzu kommt, dass die Therapien starke Nebenwirkungen haben und insbesondere die Neubildung gesunder Blutzellen hemmen. Ein Team der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Goethe-Universität Frankfurt hat nun eine neuartige Therapie in einer präklinischen Studie getestet, die auf einer therapeutischen RNA basiert. Durch die Behandlung überlebten die Versuchstiere signifikant länger als unbehandelte Tiere. Die Hoffnung ist nun, dass diese Leukämie-spezifische Therapie zukünftig existierende Chemotherapien unterstützen kann. 

FRANKFURT. In Deutschland erkranken jährlich etwa 13.000 Personen an Leukämien, einem Sammelbegriff, der verschiedene Formen von Blutkrebs zusammenfasst. Unter den Betroffenen ist auch ein hoher Anteil an Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren. Eine häufige Form der Leukämie bei Erwachsenen ist die akute myeloische Leukämie (AML), bei der frühe Vorstufen der Blutzellen entarten – die Stammzellen und die daraus hervorgegangenen Vorläuferzellen. Bei Kindern ist die AML die zweithäufigste Leukämie und macht rund vier Prozent aller bösartigen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter aus. Trotz Behandlung mit intensiver Chemotherapie überleben nur zwischen 20 Prozent und 50 Prozent der Erkrankten die ersten fünf Jahre nach Diagnose und Behandlung; die Hälfte oder mehr erleiden einen Rückfall und versterben. Hinzu kommt, dass die intensiven Therapien sehr starke Nebenwirkungen haben und insbesondere die blutbildenden Stammzellen schädigen. Neue, spezifisch auf die AML zugeschnittene Therapieansätze werden deshalb dringend gesucht.

Eine solche Leukämie-spezifische Therapie haben nun Forschende um Prof. Jan-Henning Klusmann von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin sowie Prof. Dirk Heckl vom Institut für Experimentelle Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Goethe-Universität Frankfurt im Tierversuch erprobt. Sie behandelten an Blutkrebs erkrankte Versuchstiere mit einem therapeutischen RNA-Molekül, das sie in Lipid-Nanopartikel verpackten. „Mit der Verpackung in Lipid-Nanopartikel haben wir im Prinzip die gleiche Technik angewendet, die bei der COVID-19-Vakzinierung zum Einsatz kam“, erklärt Klusmann. „Die Lipid-Nanopartikel ermöglichen es der therapeutischen RNA, in die Blutzellen aufgenommen zu werden.“

Für die therapeutische RNA miR-193b war bereits 2018 eine vor Krebs schützende Wirkung beschrieben worden. In gesunden Zellen bremst miR-193b nämlich Signalwege, die nur zur Vermehrung von Zellen aktiviert werden und ansonsten von der Zelle wenig genutzt werden. Daher wird miR-193b als sogenannter Tumorsuppressor bezeichnet. In AML-Zellen liegt miR-193b jedoch in zu geringer Menge vor und kann deshalb seine Aufgabe als Tumorsuppressor nicht erfüllen. „Seit vielen Jahren werden Wirkstoffe getestet, die hemmend in diese Signalwege eingreifen, die von AML-Zellen genutzt werden“, so Heckl. „Solche Wirkstoffe greifen aber immer nur an einer Komponente an, während miR-193b auf allen Ebenen des Signalweges wirkt. Das stoppt sehr effizient die Teilung der entarteten Zellen und führt dazu, dass die Leukämie-Zellen schnell absterben.“ Ein weiterer Vorteil der therapeutischen RNA ist, dass sie anders als die gängigen Chemotherapien die Stammzellen des blutbildenden Systems nicht schädigt, da diese nicht auf die unterdrückten Signalwege angewiesen sind.

Die Behandlung mit den Wirkstoff-Nanopartikeln wurde von allen Versuchstieren gut toleriert und bekämpfte die Blutkrebszellen erfolgreich, wie Klusmann zusammenfasst: „Bei allen behandelten Tieren konnte die Überlebenszeit deutlich verlängert werden, bei einzelnen Tieren kam es sogar zu einer Heilung.“ Besonders ermutigend ist, dass miR-193b bei allen getesteten AML-Unterformen wirkte: Für die Versuche wurden vier verschiedene Arten von Krebszellen untersucht, darunter eine, die bei Menschen mit Down-Syndrom häufig auftritt. „Nicht-kodierende RNAs und ihre Gene hat man früher für DNA-Schrott gehalten“, erklärt Klusmann. „Nun haben wir eine darauf basierende Therapie entwickelt, die eine neue und sehr spezifische Behandlungsmöglichkeit für myeloische Leukämien verspricht.“ Die Hoffnung ist, dass diese Therapie zukünftig Chemotherapien unterstützen kann, die auf diese Weise weniger intensiv sein müssen.

Publikation: Hasan Issa, Raj Bhayadia, Robert Winkler, Laura Elise Swart, Dirk Heckl, Jan-Henning Klusmann: Preclinical testing of miRNA-193b-3p mimic in acute myeloid leukemias. Leukemia 37, 1583 (2023) https://doi.org/10.1038/s41375-023-01937-6

Weitere Informationen
Prof. Dr. med. Jan-Henning Klusmann
Direktor
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum Frankfurt
Tel: +49 (0)69 6301-5094
klusmann@em.uni-frankfurt.de
kkjm.direktor@gmail.com
www.kgu.de
www.leukemia-research.de

Prof. Dr. Dirk Heckl
Institut für Experimentelle Pädiatrische Hämatologie und Onkologie
Goethe-Universität Frankfurt
d.heckl@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de

Twitter: @jhkmann @jhklusmann @goetheuni @UK_Frankfurt


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Nov 27 2023
12:27

Prof. Till van Rahden spricht in der Universitätsbibliothek Frankfurt über den liberalen Politiker und deutschen Juden. 

Vortrag: Gabriel Riesser und der demokratische Aufbruch von 1848

FRANKFURT. Anlässlich des 175. Jubiläums der Nationalversammlung in der Paulskirche und der Schenkung der Flugblattsammlung Riesser an die Bibliothek spricht Prof. Dr. Till van Rahden (Université de Montréal) über den demokratischen Aufbruch von 1848 und den Abgeordneten Gabriel Riesser. Die Revolution von 1848 und die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche sind bedeutsam für die Anfänge des Parlamentarismus in Deutschland. Der demokratische Aufbruch mobilisierte weite Schichten der Gesellschaft. 1848/49 wurde debattiert, gestritten und teils gewaltsam revoltiert, stets publizistisch begleitet durch die zeitgenössische Tagespresse, in Flugschriften oder Karikaturen.

Vortrag: Till van Rahden (Université de Montréal),
„Ein Wunder des Rechts und der Freiheit“ -
Gabriel Riesser und der demokratische Aufbruch von 1848.
Montag, 4. Dezember 2023, 18.30 Uhr,
Schopenhauer Studio der Universitätsbibliothek,
Freimannplatz 1 (vormals Bockenheimer Landstraße 134 – 138),
60325 Frankfurt am Main. Eintritt frei

Till van Rahden, Professor für Deutschland- und Europastudien an der Université de Montréal, beleuchtet in seinem Vortrag den demokratischen Aufbruch von 1848 und widmet sich dabei auch dem Abgeordneten Gabriel Riesser, der als liberaler Politiker und deutscher Jude für die Idee einer Gesellschaft der Freien und Gleichen eintrat. Anhand der Erfahrungen von Juden, Frauen und dem „einfachen Volk“ zeigt van Rahden, dass Demokratie bereits 1848 nicht nur als eine Herrschafts-, sondern auch als eine Lebensform galt.

Die Universitätsbibliothek JCS würdigt mit diesem Vortragsabend das 175. Jubiläum der Nationalversammlung und freut sich zugleich, mit der Sammlung Riesser eine bedeutende Ergänzung der historischen Bestände der Universitätsbibliothek zur Geschichte der Revolution vorstellen zu dürfen. Das Konvolut mit mehr als 100 Karikaturen und Flugblättern von 1848 stammt aus dem persönlichen Besitz von Gabriel Riesser und gelangte 2022 als Schenkung der Nachfahren Riessers an die Universitätsbibliothek. Die Sammlung ist vollständig digitalisiert online zugänglich: https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/riesser  


Bereits ab dem ab 27. November bis zum 22. Dezember 2023 gibt der Mastodon-Account der UB Einblick in die Sammlung Riessers, zusammengestellt von den Auszubildenden der Universitätsbibliothek: https://openbiblio.social/@ub_ffm  

Information: Dr. Kerstin von der Krone, Kuratorin der Hebraica- & Judaica-Sammlung, Universitätsbibliothek, Freimannplatz 1 (vormals Bockenheimer Landstraße 134 – 138), 60325 Frankfurt am Main, Tel: +49 (69) 798 39665, E-Mail: k.vonderkrone@ub.uni-frankfurt.de

Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, Universitätsbibliothek, Freimannplatz 1 (vormals Bockenheimer Landstraße 134-138), 60325 Frankfurt am Main, Tel. +49 (69) 798 39223; E-Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Nov 27 2023
10:32

Beim neuen Science Talk der Goethe-Uni geht es in lockerer Runde um Forschung und Menschen

Wissen angezapft 

Zwei Forschende, eine Moderatorin, ein Tresen und ein Shantychor: Das alles gehört zum Ensemble der neuen Reihe „Wissen angezapft“, zu der die Goethe-Universität jenseits des Hörsaals lädt. Den ersten Science Talk eröffnen ein Politikwissenschaftler und ein Chemiker im Kunstverein Familie Montez.

FRANKFURT. Raus aus dem Labor oder dem Hörsaal – rein in Bar, Kneipe oder Café gehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität in der neuen Reihe „Wissen angezapft“. Für ihr Publikum bedeutet das: abends ausgehen und nebenbei den eigenen Horizont erweitern – etwa um zu erfahren, wie Lichtgeschwindigkeit beim Energiesparen helfen kann, ob die Brandmauer nach rechts tatsächlich halten kann, welche Tricks nötig sind, damit Arzneimittel im Körper an die richtige Stelle gelangen, und was mit Licht geschehen muss, damit es bei der Heilung hilft. Und vor allem: Was das für Menschen sind, die an solchen Themen arbeiten und für ihr Fach brennen.

Bei „Wissen angezapft“ geht es also um Forschung und Menschen, um Durchbrüche und Flops, um Jubel und Frust. Und um das, was Menschen dazu antreibt, die Grenzen unseres Wissens zu erweitern.

Eröffnet wird die Reihe

„Wissen angezapft“
am 6. Dezember, 19:30 Uhr
im Kunstverein Familie Montez
Honsellstraße 7, 60314 Frankfurt am Main

Gäste des Abends unter dem Motto Hält die Brandmauer nach rechts? - Ist Heilen mit Licht Science Fiction? sind der Politikwissenschaftler Thomas Biebricher und der Chemiker Alexander Heckel, beide Professoren an der Goethe-Universität. Biebricher fragt unter anderem, warum die Europäische Union Feindbild rechter Strömungen ist und hat kürzlich das Buch „Mitte /Rechts. Die internationale Krise des Konservatismus“ veröffentlicht. Heckel forscht an der Regulierung biologischer Prozesse mit Licht, um zu erkennen, wie Krebsmedikamente mit Licht gesteuert werden können.

Es moderiert die Kabarettistin und Comedian Britta Hoffmann, musikalisch begleitet der Shantychor Eschersheim.

Die Reihe Science Talk mit den Themen
Wie sehen die Medikamente der Zukunft aus?
Wie spart man Energie mit Lichtgeschwindigkeit?
wird fortgesetzt
am 11. Januar, 19:30 Uhr
im Kunstverein Familie Montez
Honsellstraße 7, 60314 Frankfurt am Main

Gäste sind die Pharmazeutin Maike Windbergs, Professorin an der Goethe-Universität, und Kernphysiker Norbert Pietralla, Professor an der TU Darmstadt und Co-Sprecher des Clusterprojekts ELEMENTS. Windbergs arbeitet an Trägersystemen, die Arzneistoffe zielgerichtet an ihren Wirkort im Körper bringen und menschlichen Geweben im Reagenzglas zur Testung von neuen Therapien. Pietralla erforscht die komplexen Kräfte in Atomkernen und wie der Betrieb eines Teilchenbeschleunigers nachhaltig gestaltet werden kann.

Weitere Informationen
Pia Barth
Referentin für Wissenschaftskommunikation
Büro für PR & Kommunikation
Goethe-Universität
Telefon 069/798-12481
E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Nov 24 2023
13:47

Neuer Sonderforschungsbereich an der Goethe-Universität befasst sich mit der Negation in Sprache und Kognition – Sonderforschungsbereich zur Autophagie geht in die dritte Förderphase 

„Nein“-Sagen unter der linguistischen Lupe

Wie funktioniert die Verneinung in der Sprache? Und wie hängen die sprachlichen Strukturen hierfür mit der Wahrnehmung im Gehirn zusammen? Solchen Fragen widmet sich der Sonderforschungsbereich 1629 „Negation: Ein sprachliches und außersprachliches Phänomen“ (NegLaB) an der Goethe-Universität, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) heute für die Förderung bewilligt hat. Bereits in die dritte Förderphase geht ein SFB aus der Biochemie, der sich mit der selektiven Autophagie befasst, einem natürlichen Vorgang, mit dem Zellen fehlerhafte oder überflüssige Bestandteile gezielt entsorgen können. Beide Projekte werden zunächst für vier Jahre (weiter)gefördert. Insgesamt wurden vier SFB-Anträge hessischer Universitäten bewilligt, drei davon sind Fortsetzungen.

FRANKFURT. Prof. Bernhard Brüne, Vizepräsident für Forschung an der Goethe-Universität Frankfurt, gratuliert den beteiligten Forscherinnen und Forschern zum erfolgreichen Antrag: „Wer ein Großprojekt wie einen Sonderforschungsbereich auf die Beine stellt, muss kreative und tragbare Forschungsideen haben und gut vernetzt sein. Um Neues über Sprache und Denken herausfinden, nutzt der neue SFB 1629 nicht nur die Strukturen der Goethe-Universität und verbindet Philologien mit Philosophie und Didaktik, sondern kooperiert auch mit weiteren universitären Partnern in Göttingen und Tübingen. Und natürlich freue ich mich überaus, dass der SFB 1177 zur Autophagie erneut verlängert wurde. Er war in den vergangenen Jahren außerordentlich produktiv und verspricht auch künftig bedeutende Erkenntnisse, die die Medizin einen großen Schritt voranbringen können. Diesem Sonderforschungsbereich ist es zu verdanken, dass Frankfurt in den vergangenen acht Jahren zu einem bundesweit vernetzten Zentrum für Autophagieforschung geworden ist.“

Der SFB 1629 NegLaB
Negation, also das Verneinen einer Aussage, ist eine grundlegende Eigenschaft der menschlichen Sprache. Sie ist fest in der Grammatik der verschiedenen Sprachen verankert, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Die grammatikalische Negation wirkt sich auf verschiedene Bereiche der Grammatik, aber auch der Wahrnehmung (Kognition) aus. Sie ist ein komplexes System, was schon allein dadurch zum Ausdruck kommt, dass sie beim kindlichen Spracherwerb zwar früh zum Einsatz kommt, die korrekte Verwendung aber erst zu einem späteren Zeitpunkt erlernt wird. Auch bei Erwachsenen ist zu beobachten, dass negative Sätze schwieriger zu verstehen sind als positive, da zunächst der Inhalt des positiven Satzes verstanden sein muss, bevor dessen Verneinung vom Sinn her erfasst wird. Der SFB NegLaB soll nun klären, wie die Negation sprachübergreifend mit grammatischen und mit nicht-linguistischen kognitiven Vorgängen zusammenhängt. Daraus erwarten sich die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein besseres Verständnis davon, wie linguistische Kompetenz und generelle Kognition zusammenhängen. Einzelne Projekte befassen sich zum Beispiel mit dem sprachgeschichtlichen Hintergrund von Adjektiven wie unaufhörlich oder unglaublich, mit der Negation in afrikanischen Sprachen, mit den Einflüssen von Negation auf Verhalten, Gedächtnis und Einstellungen oder mit der Rolle nichtsprachlicher kognitiver Fähigkeiten für die Negationsverarbeitung von Kindern. Am SFB beteiligt sind auf Seiten der Goethe-Universität die Institute für England- und Amerikastudien, für Linguistik, für Philosophie, für Psycholinguistik und Didaktik der deutschen Sprache, für Romanische Sprachen und Literaturen sowie der Fachbereich für Informatik und Mathematik. Partner an der Universität Göttingen ist das Seminar für Englische Philologie, an der Universität Tübingen der Fachbereich Psychologie. Eine Besonderheit des Projekts ist das integrierte Graduiertenkolleg, das Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler für den akademischen und außerakademischen Arbeitsmarkt ausbilden soll. Sprecherin ist Prof. Dr. Cecilia Poletto. Der SFB NegLaB erhält eine Gesamtfördersumme von rund 9,3 Millionen Euro für drei Jahre und neun Monate. Hinzu kommt die 22-prozentige Gesamtpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten.

Der SFB 1177 zur selektiven Autophagie
Bereits seit 2016 gibt es den SFB zur selektiven Autophagie unter Federführung der Goethe-Universität, nun wird er zum zweiten Mal verlängert. Beteiligt sind neben der Goethe-Universität Frankfurt die Universitäten von Mainz, München, Tübingen, Heidelberg und Freiburg, das Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin in Berlin und das Max-Planck-Institut für Biophysik in Frankfurt. Die selektive Autophagie ist Teil der zellulären Müllabfuhr, mit deren Hilfe defekte oder potentiell schädliche Bestandteile abgebaut und entsorgt werden. Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Erhaltung des zellulären Gleichgewichts und erfüllt wichtige Funktionen bei Alterungs- und Entwicklungsprozessen. Funktioniert dieses System nicht richtig, kann sich das Risiko für Krebs, neurodegenerative Erkrankungen und Infektionen erhöhen.  Der Forschungsverbund untersucht die Autophagie auf molekularer und zellulärer Ebene, um künftig Fehlsteuerungen rechtzeitig entgegenwirken zu können. Der Erfolg des Konsortiums ist unter anderem auf den Einsatz hochmoderner Technologien zurückzuführen, die konsequent weiterentwickelt wurden. In der dritten Förderphase wird nun die Rolle der Autophagie bei neurodegenerativen Erkrankungen, in der Immunabwehr und bei Entzündungen weiter erforscht. Auch stehen Prozesse wie Membranumbau und der dynamische Umsatz von Zellorganellen im Fokus. Eine große Rolle spielt die Nachwuchsförderung, in der ersten Förderperiode war hierfür ein Graduiertenkolleg gegründet worden – damit das damals noch junge Feld der Autophagieforschung auch künftig gut bestellt werden kann. Sprecher des SFB 1177 ist Prof. Dr. Ivan Đikić. Die endgültige Höhe der Fördermittel steht bei diesem Projekt noch nicht fest.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Cecilia Poletto
Sprecherin SFB 1629 Negation und darüber hinaus
Institut für romanische Sprachen
Goethe-Universität Frankfurt
Telefon +49 (0)69 798-32056
E-Mail Poletto@em.uni-frankfurt.de
Homepage: http://www2.uni-frankfurt.de/44033754/Poletto

Prof. Dr. Ivan Đikić
Sprecher SFB 1177 Molekulare und funktionale Charakterisierung der selektiven Autophagie
Institut für Biochemie II, Universitätsklinikum Frankfurt
Goethe-Universität Frankfurt
Telefon +49 (0)69 6301-5964
E-Mail dikic@biochem2.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Nov 23 2023
14:08

Weitere Erforschung eines neuen Wegs des zellulären Recyclingsystems (Autophagie) geplant

Biochemiker Christian Münch von der Goethe-Universität erhält ERC Consolidator Grant

Zur weiteren Erforschung eines von ihm entdeckten Mechanismus, mit der die Zelle ihr Recyclingsystem betreibt, erhält Dr. Christian Münch vom Institut für Biochemie II der Goethe-Universität einen renommierten Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC). Die Forschungsförderung umfasst zwei Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre. Der Mechanismus, den Münch „Autoxitus“ genannt hat, könnte unter anderem ein neuartiger Kommunikationsweg zwischen benachbarten Zellen sein und eine Rolle bei Virusinfektionen und neurodegenerativen Krankheiten spielen.

FRANKFURT. Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, gratuliert dem Biochemiker: „Dr. Christian Münch ist ein ausgezeichneter Wissenschaftler, der sich nun bereits zum zweiten Mal im hoch kompetitiven Auswahlverfahren der ERC-Grants durchsetzen konnte. Mit seinem Forschungsprojekt zum ‚Autoxitus' wird er, wie schon in der Vergangenheit, grundsätzlich und bahnbrechende Erkenntnisse über das Zusammenspiel zwischen Stoffwechsel und Signalgebung in der Zelle erarbeiten, denn er beweist mit seinem Programm Mut zum wissenschaftlichen Risiko. Das schätzen und fördern wir an der Goethe-Universität sehr, denn solche Projekte bringen unseren Kenntnisstand wirklich weiter, der die zwingend notwendige Voraussetzung für Innovation und Transfer ist. Dieser ERC-Grant zeigt erneut, dass es uns gelingt, exzellente junge Talente an die Goethe-Universität zu holen.“

In seinem neuen Forschungsprojekt untersucht Dr. Christian Münch einen neuen Typus der Abbauprozesse, mit der die Zelle ein fein austariertes Gleichgewicht zu ihrer ständigen Synthese vielfältiger Stoffe und Organellen hält. Bei der sogenannten Autophagie umschließt die Zelle nicht mehr benötigte Bestandteile mit Membranbläschen, innerhalb derer diese Bestandteile abgebaut werden. Der von Münch entdeckte Abbauweg „Autoxitus“ führt allerdings dazu, dass der Inhalt dieser Membranbläschen aus der Zelle heraustransportiert wird. Ob die Zelle damit ihren Nachbarn signalisieren kann, dass sie sich in einem Stresszustand befindet, der zum Beispiel Folge einer Virusinfektion oder einer neurodegenerativen Erkrankung zurückzuführen ist, ist eine von Münchs Forschungsfragen.

Christian Münch promovierte an der Universität Cambridge und arbeitete als Postdoktorand an der Harvard Medical School. Seit 2016 ist er Leiter der Abteilung Quantitative Proteomics am Institut für Biochemie II der Goethe-Universität Frankfurt. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen zelluläre Stressreaktionen auf fehlgefaltete Proteine in den Kraftwerken der Zelle (Mitochondrien) sowie auf Infektionen und Krankheiten. Sein Ziel: Er möchte verstehen, mit welchen Veränderungen das ganze System Zelle auf Stress reagiert. Für seine Arbeit erhielt er bereits einen ERC Starting Grant, eine Emmy-Noether-Förderung und eine Reihe von Auszeichnungen. Er ist ein EMBO Young Investigator und Mitglied in den Lenkungsausschüssen des BMBF Cluster4Future Proxidrugs, des Sonderforschungsbereichs 1177 zur selektiven Autophagie, des Fraunhofer Leistungszentrums TheraNova sowie des Forschungsclusters EMTHERA (Emerging Therapies) unter Leitung der Goethe-Universität.

Mit dem ERC Consolidator Grant fördert der European Research Council exzellente, vielversprechende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Arbeitsgruppe sich in der Konsolidierungsphase befindet. Der Grant soll ihnen ermöglichen, einen eigenen Forschungsbereich auszubauen und visionäre, grundlagenorientierte Forschung zu betreiben. Mit einem Fördervolumen von bis zu zwei Millionen Euro für fünf Jahre gehört der Consolidator Grant zu den höchstdotierten Einzel-Fördermaßnahmen der Europäischen Union.

Links:
SFB 1177:
Molekulare und Funktionale Charakterisierung der Selektiven Autophagie:
https://www.sfb1177.de/
Proxidrugs: Zielstrukturen als neuartiger Wirkmechanismus für Arzneimittel
https://www.proxidrugs.de/de
TheraNova: Leistungszentrum Innovative Therapeutika
https://www.fraunhofer.de/de/institute/kooperationen/leistungszentren/theranova.html
EMTHERA: Emerging Therapies
https://www.emthera.de/

Bild zum Download:
https://www.puk.uni-frankfurt.de/93374838

Bildtext: Dr. Christian Münch, Goethe-Universität. Bild: Uwe Dettmar

Weitere Informationen
Dr. Christian Münch
Leiter Emmy Noether-Gruppe – Protein-Qualitätskontrolle und Quantitative Proteomics
Institut für Biochemie II
Goethe-Universität Frankfurt
Tel.: +49 (0)69 6301-3715
ch.muench@em.uni-frankfurt.de
https://pqc.biochem2.de

Twitter/X: @MuenchLab @goetheuni @IBC2_GU


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Nov 23 2023
10:27

Ausstellung im Schopenhauer-Studio der Universitätsbibliothek

Bilder werfen: Grabungsarbeiten zur studentischen Filmkultur in Frankfurt

FRANKFURT. Die Ausstellung „Bilder werfen“, die am 30. November eröffnet wird, erkundet die Geschichte studentischer Filmkultur an der Goethe-Universität. Über mehr als siebzig Jahre prägte eine Vielzahl von Gruppen mit sehr unterschiedlichen Zielsetzungen und jeweils eigenem Selbstverständnis geprägt diese Entwicklung - seit der Gründung des "Film-Studio“ im Jahr 1951 bis zum aktuellen Pupille-Kino. Die Ausstellung ist das Resultat eines mehrsemestrigen Forschungsseminars des Masterstudiengangs „Filmkultur: Archivierung, Programmierung, Präsentation“ unter der Leitung von Bettina Schulte Strathaus und Johannes Praetorius-Rhein.

Ausstellung: „Bilder werfen“
1. Dezember 2023 bis 28. Februar 2024 im
Schopenhauer-Studio der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Freimannplatz 1 (vormals Bockenheimer Landstr. 134-138), 60325 Frankfurt am Main

Öffnungszeiten:
Dienstag - Freitag: 13.00 - 20.00 Uhr
Samstag und Sonntag: 10.30 - 18.00 Uhr
Montags geschlossen, Eintritt frei.

Die studentische Film- und Kinoarbeit hat in Frankfurt lange Tradition. Der Startschuss kann auf Ende 1951 datiert werden, als Studierende ihren ersten selbstgedrehten Film in einem Hörsaal der Goethe-Universität vorführten. Im Anschluss daran gründeten filminteressierte Studierende den Filmklub „Film-Studio“, dessen Mitglieder den Anspruch hatten, sowohl Filme zu drehen als auch zu zeigen. In den mehr als 70 Jahren, die seitdem vergangen sind, ist viel passiert. Verschiedene Gruppierungen mit unterschiedlichen Zielsetzungen folgten aufeinander oder spalteten sich ab. Zeitweise drehten sie eigene Filme, brachten eine Filmzeitschrift heraus oder entwickelten Ideen zur universitären Filmwissenschaft in Frankfurt. Immer wieder musste auch um den Erhalt eines eigenen Uni-Kinos gekämpft werden. Mit Erfolg, denn das Uni-Kino existiert bis heute - in Form der „Pupille.“

Die Ausstellung „Bilder werfen: Grabungsarbeiten zur studentischen Filmkultur“ im Schopenhauer-Studio der Universitätsbibliothek gibt Einblick in genau diese Geschichte. Eine Chronik, die den ganzen Raum füllt, wirft Licht auf die wichtigsten Ereignisse, Stationen im Raum vertiefen einzelne, ausgewählte Themen. Es wird sich etwa der frühen Programmarbeit, dem Frauenkino in den 1980ern und der politischen Filmarbeit abseits des „Film-Studios“ gewidmet. Zeitschriften und Programmbroschüren aller Jahrzehnte zeigen einen Querschnitt der publizistischen Aktivitäten.

Ein Gastspiel der Kinothek Asta Nielsen verdeutlicht außerdem, dass sich studentische Filmkultur nicht auf die Grenzen der Universität beschränken lässt. Ganz im Gegenteil: es wird ersichtlich, dass die Geschichte der studentischen Filmkultur auch Zeit- und Stadtgeschichte ist. Nicht zuletzt erzählt die Ausstellung von Experimenten, Positionierungen, Grabenkämpfen und Wunschproduktionen rund um den Film und seine Öffentlichkeiten überhaupt. Begleitet wird die Ausstellung von einer Filmreihe in Kooperation mit der „Pupille.“

Mehr Informationen, Termine zu Begleitveranstaltungen und Kontakte:
https://www.ub.uni-frankfurt.de/ausstellung/bilder_werfen.html   

Kontakt: Bettina Schulte Strathaus, b.schulte-strathaus@tfm.uni-frankfurt.de und Johannes Praetorius-Rhein: rhein@tfm.uni-frankfurt.de, beide Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität

Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, Universitätsbibliothek, Freimannplatz 1 (vormals Bockenheimer Landstraße 134-138), 60325 Frankfurt am Main, Tel. +49 (69) 798 39223; E-Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Nov 21 2023
11:31

Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft veröffentlicht Expertise zu islamischen Bestattungen

Immer mehr Musliminnen und Muslime lassen sich in Deutschland bestatten

Mehr als 5,5 Millionen Musliminnen und Muslime leben in Deutschland. Immer mehr von ihnen wollen nach ihrem Tod auch hierzulande beerdigt werden. Die gestiegene Nachfrage nach islamischen Bestattungen stellt deutsche Kommunen und muslimische Gemeinden vor vielfältige Herausforderungen.

FRANKFURT. Ohne Sarg, ausgerichtet nach Mekka – nach diesen religiösen Vorgaben werden Muslime traditionell beerdigt. Doch inwieweit werden diese Vorgaben mittlerweile auch auf deutschen Friedhöfen umgesetzt? Welche Lösungen haben Friedhofsbetreiber gefunden, um Bestattungen nach islamischen Ritus zu ermöglichen?

Die heute von der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft veröffentlichte Expertise „Islamische Grabfelder und Bestattungen auf deutschen Friedhöfen“ liefert auf einer breiten Datenbasis erstmals ein genaues Bild zum aktuellen Stand von islamischen Bestattungen auf kommunalen Friedhöfen in Deutschland. Der Hauptautor, Prof. Thomas Lemmen, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, hat im Rahmen seines Forschungsfellowships für die AIWG-Expertise eine quantitative Erhebung durchgeführt, an der sich bundesweit rund 86 Prozent der mehr als 300 Friedhofsverwaltungen, die über islamische Grabfelder verfügen, beteiligt haben. Die ausgewerteten Daten zeigen: Einer islamkonformen Beisetzung steht aus rechtlicher Sicht wenig entgegen, das deutsche Bestattungsrecht berücksichtigt weitgehend religiöse Vorstellungen von Musliminnen und Muslimen.

Dennoch fehlt es auf deutschen Friedhöfen bislang oft an Wissen dazu, was bei Bestattungen von Muslimen und der Einrichtung von islamischen Grabfeldern zu beachten ist und an wen sich Friedhöfe wenden können. Daher präsentiert die Publikation nicht nur die empirischen Daten und Informationen zur historischen Entwicklung, sondern auch Anschauungsmaterial und Beiträge zu Ritualen und praktischen Fragen hinsichtlich der religiösen Grundlagen sowie dem Ablauf islamischer Bestattungen, verfasst von Dr. Özgür Uludağ.

„Zum Leben gehört das Lebensende mit dem Bestattungsort als letzter und ewiger Endstation. Mit der wachsenden religiösen und weltanschaulichen Heterogenität müssen sich auch Bestattungsunternehmen, kommunale Ämter und Friedhofsverwalter befassen. Für sie hält diese Expertise wichtige Informationen bereit, wie auch für Wissenschaftler_innen, die sich mit dem Themenkomplex befassen. Sie richtet sich zudem an Muslim_innen und deren Institutionen, die sich in Deutschland nicht nur mit spezifischen religiösen Fragen im Todesfall konfrontiert sehen, sondern auch mit amtlichen und praktischen Herausforderungen“, so Dr. Raida Chbib, Geschäftsführerin der AIWG.

Die vollständige Publikation kann auf der Website der AIWG heruntergeladen werden unter:
https://aiwg.de/wp-content/uploads/2023/11/AIWG010_Expertise_230803_Screen.pdf 

Save the date: Live Talk mit den Autoren

Am 28. November 2023 veranstaltet die AIWG ab 16 Uhr einen Live-Talk mit den Autoren. Mehr Informationen zur Veranstaltung sind in Kürze abrufbar unter: https://aiwg.de/


Über die Autoren

Prof. Dr. Thomas Lemmen ist Honorarprofessor im Fachbereich Sozialwesen der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Köln, und Studiengangleiter des berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Interreligiöse Dialogkompetenz“. Seine Forschungsschwerpunkte sind Grundlagen und praktische Ansätze des interreligiösen Dialogs sowie aktuelle Themen muslimischen Lebens in Deutschland. Von Oktober 2021 bis Juni 2022 hat er als Forschungsfellow an der AIWG das Projekt „Islamische Bestattungen in Deutschland: Eine Bestandsaufnahme der Anpassung bestattungsrechtlicher Regelungen von Ländern und Kommunen an religiöse Bedürfnisse und Erwartungen von Muslim_innen in Deutschland“ durchgeführt. Mehr zum Forschungsfellowship der AIWG können Sie hier nachlesen.

Dr. Özgür Uludağ hat an der Universität Hamburg Islamwissenschaft, Philosophie, Politikwissenschaft, Turkologie und Migrationssoziologie studiert. An der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat er mit einer Dissertation zu „Islamische Bestattungen und die Entscheidungsfindung bei der Ortswahl des Grabes“ promoviert. Neben seinem Studium hat er jahrelang als Bestatter bei muslimischen Beerdigungen gearbeitet oder überführt. Im Rahmen seines AIWG-Praxisfellowships ist eine multimediale Webseite zu Islamischen Bestattungen in Deutschland entstanden. Die Webseite ist abrufbar unter: https://one.pageflow.io/islamische-bestattungen-in-deutschland#344736

Die Titelseite zum Download finden Sie unter: https://aiwg.de/wp-content/uploads/2023/11/AIWG010_Expertise_230803_Screen.pdf


Weitere Informationen
Stefanie Golla-Dehmamy
Koordinatorin Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft
Goethe-Universität
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Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Nov 20 2023
11:22

Start für die Campusschulen in Frankfurt am Main

Gemeinsam Bildungschancen verbessern

Mit einer Kick-off-Veranstaltung geht das Programm der Frankfurter Campusschulen heute offiziell an den Start. Ziel ist es, Schulpraxis, Bildungsforschung und Lehrkräftebildung systematisch in einen für alle Seiten konstruktiven Austausch zu bringen und auf dieser Basis nachhaltig zusammenzuarbeiten. So sollen sich die Bildungschancen der Schüler*innen an den beteiligten Campusschulen verbessern. Getragen wird das Programm vom DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und der Goethe-Universität Frankfurt.

FRANKFURT. „Durch einen wechselseitigen Dialog sollen Schulpraxis, Bildungsforschung und Lehrkräftebildung von der Erfahrung und dem Fachwissen aller Beteiligten profitieren“, beschreibt Prof. Dr. Mareike Kunter vom DIPF die Ausrichtung der Campusschulen. Die Bildungsforscherin ist eine der Initiatorinnen des Programms. Die heutige Kick-off-Veranstaltung auf dem Campus Westend in Frankfurt ist für interessierte Schulleitungen gedacht, die dabei mehr über die genauen Abläufe des Programms erfahren und sich mit anderen Schulen sowie mit Wissenschaftler*innen austauschen können.

Das Programm richtet sich an Grund-, Haupt-, Real-, Gesamt- oder Förderschulen in Frankfurt am Main und Umgebung, vor allem an solche mit einer sehr heterogenen Schüler*innenschaft.
Prof. Dr. Ilonca Hardy, Professorin am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität und Mitglied des Direktoriums der Akademie für Bildungsforschung und Lehrkräftebildung, erläutert: „In der Verknüpfung von Forschung und Schulpraxis gilt unsere besondere Aufmerksamkeit dem Unterricht in heterogenen Lerngruppen. So soll die Förderung von Kindern, deren Bildungserfolg durch verschiedene Risiken wie beispielsweise Lernschwierigkeiten, geringe Sprachkompetenz oder das Aufwachsen in Familien mit geringem Einkommen gefährdet sein kann, verbessert werden.“ Gemeinsam mit den Schulen soll ein Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit geleistet werden.

Kooperationen ganz nach Bedarf

Je nach Interesse und Bedarf der Schulen sind verschiedene bilaterale Kooperationsmodelle möglich, von denen sowohl Schulen als auch Forschung und Lehrkräftebildung gleichermaßen profitieren:

1. Basiskooperation: Hier handelt es sich um ein niederschwelliges Angebot. Beispielsweise gibt es einen Newsletter mit aktuellen Informationen aus dem Programm, der den Schulen in regelmäßigen Abständen zugesandt wird. Außerdem erhalten Schulen bei Interesse gebündelte Informationen zu spezifischen Themen aus der Bildungsforschung. Auch werden sie zu Veranstaltungen (wie dem einmal jährlich stattfindenden Tag des Dialogs) eingeladen.

2. Fortbildungs- und Studienkooperation: Die Schulteams werden im Rahmen von Workshops, Vorträgen oder pädagogischen Tagen fortgebildet. Neben einem vorgeschlagenen Themenportfolio sind hierbei auch individuelle Wünsche der Schulen möglich. Zugleich werden die Beteiligten aus Forschung und Lehrkräftebildung unterstützt: durch die Teilnahme der Schulen an wissenschaftlichen Projekten, Hospitationsmöglichkeiten für Nachwuchsforschende und Studierende sowie gegenseitige Rückmeldungen zu Forschungsvorhaben und -ergebnissen.  

3. Intensivkooperation: Hierbei ist eine längerfristige und für beide Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit vorgesehen, also eine gemeinsam vorangetriebene Schulentwicklung und Forschung.


Erste Campusschulen sollen im Nachgang der Kick-off-Veranstaltung ernannt werden. Für die gesamte Programm-Laufzeit, die zunächst bis Ende 2025 geplant ist, erwarten die Verantwortlichen rund 20 teilnehmende Schulen.


Beteiligte und Funktionen

Das DIPF und die Goethe-Universität sind gleichberechtigte Kooperationspartner des Campusschulprogramms. Die zentrale Koordination der Campusschulen übernimmt das DIPF. Unterstützt wird das Programm durch das ebenfalls am DIPF koordinierte Forschungszentrum „IDeA – Center for Individual Development and Adaptive Education of Children at Risk“, dessen Gründungspartner das DIPF, die Goethe-Universität und das Sigmund-Freud-Institut sind. Die Goethe-Universität ist zudem über die „Akademie für Bildungsforschung und Lehrkräftebildung“ (ABL) und die „Didaktische Werkstatt – Arbeitsstelle für Diversität und Unterrichtsentwicklung“ des Fachbereichs Erziehungswissenschaften im Campusschulprogramm vertreten.

Die genannten wissenschaftlichen Partnerorganisationen finanzieren das Vorhaben gemeinsam – mit zusätzlicher Förderung durch die „Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main“. Das Campusschulprogramm wird interessierten Wissenschaftler*innen des DIPF und der Goethe-Universität im Bereich der Bildungsforschung offenstehen, um Schulen ein möglichst vielfältiges Portfolio an Forschungs- und Entwicklungsperspektiven zu bieten. zum achten Mal veranstalten der Förderverein Mathematik sowie das Institut für Mathematik der Goethe-Universität eine interdisziplinäre Ringvorlesung, die sich im Rahmen der Frankfurter Bürgeruniversität an die Öffentlichkeit richtet. Die aktuelle Ausgabe befasst sich mit der Spieltheorie, die die mathematische Sicht auf Konfliktsituationen bereitstellt. Aufgrund der Zunahme von weltweiten gesellschaftlichen Konflikten in einer Weise, die vor Jahren noch unvorstellbar war, wird hier eine besonders aktuelle Thematik beleuchtet.

Kontakt:
Koordination des Campusschulprogramms:
Michaela Menstell, DIPF, +49 (0)69 24708-879, m.menstell@dipf.de 
Presse:
Philip Stirm, DIPF, +49 (0)69 24708-123, p.stirm@dipf.de, pr@dipf.de
Dirk Frank, Goethe-Universität Frankfurt, +49 (0)69 798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de, presse@uni-frankfurt.de

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Programms: www.dipf.de/de/campusschulen


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Nov 20 2023
11:17

Mediziner:innen der Goethe-Universität Frankfurt identifizieren in der DNA von Leukämiezellen einen vielversprechenden Angriffspunkt für neue Therapieansätze

Kinderonkologie: Neue Achillesferse von Leukämiezellen entdeckt

Leukämien sind die häufigste Krebsart bei Kindern. Die Behandlung erfolgt mit intensiver Chemotherapie, die aufgrund ihrer unspezifischen Wirkungsweise schwere Nebenwirkungen hat. Ein Team der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und des Instituts für Experimentelle Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Goethe-Universität Frankfurt hat nun eine Stelle in der DNA der Krebszellen entdeckt, die für das Überleben von Leukämiezellen essentiell ist. Krebszellen, bei denen das an dieser Stelle kodierte Gen experimentell verändert wurde, starben ab. Der Genort stellt damit ein vielversprechendes Angriffsziel für eine zukünftige Therapiealternative dar.

FRANKFURT. Der Begriff Leukämie umfasst verschiedene Formen von Blutkrebs, zu denen auch die akute myeloische Leukämie (AML) gehört. Dabei entarten frühe Vorstufen der Blutzellen – die Stammzellen und die daraus hervorgegangenen Vorläuferzellen. Bei Kindern ist die AML die zweithäufigste Leukämie; sie macht rund vier Prozent aller bösartigen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter aus. Trotz intensiver Chemotherapie überlebt nur rund die Hälfte der Betroffenen ohne erneuten Krankheitsrückfall. Rund ein Drittel der Kinder sind nach der Therapie auf eine Stammzellspende angewiesen. Da die unspezifisch wirkenden Chemotherapien starke Nebenwirkungen aufweisen, wird dringend nach neuen, spezifischen Therapieansätzen gesucht.

Eine ungewöhnliche Achillesferse von AML-Zellen hat nun ein Team um Jan-Henning Klusmann von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und Dirk Heckl vom Institut für Experimentelle Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Goethe-Universität Frankfurt gefunden. Für ihre jetzt veröffentlichte Studie hatten sie sich in den Blutkrebszellen eine bestimmte Gruppe von Nukleinsäuren angeschaut: die nicht-kodierenden RNAs. Diese entstehen genauso wie gewöhnliche messenger-RNAs (mRNAs) durch die Abschrift (Transkription) von Genen. Anders als mRNAs werden die nicht-kodierende RNAs jedoch danach nicht in Proteine übersetzt, sondern übernehmen häufig regulatorische Funktionen zum Beispiel bei Zellwachstum und Zellteilung. Eine massive Störung von Regulationsvorgängen zeichnet typischerweise Krebszellen aus. Nicht-kodierende RNAs sind deshalb interessante Ansatzpunkte für die Bekämpfung von Krebs.

Vor diesem Hintergrund wollten die Forschenden um Klusmann und Heckl mehr über die Rolle von nicht-kodierenden RNAs in AML-Zellen wissen. Dazu erstellten sie eine Art Bestandsaufnahme dieser Moleküle in Krebszellen von erkrankten Kindern und verglichen das erhaltene Muster mit dem gesunder Blutstammzellen. Knapp 500 nicht-kodierende RNAs wurden in AML-Zellen im Vergleich zur gesunden Zelle vermehrt gebildet – ein Hinweis darauf, dass diese in den Krebszellen eine wichtige Funktion wahrnehmen könnten. Um dies zu überprüfen, schalteten die Forschenden jedes einzelne dieser RNA-Moleküle aus, indem sie verhinderten, dass das kodierende Gen im Genom abgelesen wurde. Den deutlichsten Effekt fanden sie für das Gen MYNRL15: Krebszellen, bei denen dieses Gen ausgeschaltet war, verloren ihre Fähigkeit zur unbegrenzten Vermehrung und starben ab.

Überraschenderweise war für diesen Effekt aber nicht das Fehlen der nicht-kodierenden RNA verantwortlich, wie Klusmann kommentiert: „Die von uns beobachtete regulatorische Funktion ist auf das Gen MYNRL15 selbst zurückzuführen.“ Das Team konnte zeigen, dass sich durch die Zerstörung des Gens die räumliche Struktur des Chromatins, also der dreidimensionalen Organisationsform des Erbguts, veränderte. „Dies führte zur Deaktivierung von Genen, die AML-Zellen für ihr Überleben benötigen“, so Klusmann. Damit bietet sich nun eine ungeahnte neue Möglichkeit, um Blutkrebs zu bekämpfen.

Vor diesem Hintergrund ist es bedeutsam, dass der hemmende Effekt durch das veränderte MYNRL15-Gen bei verschiedenen AML-Zelllinien beobachtet werden konnte. Diese stammten sowohl aus Kindern als auch aus Erwachsenen und deckten verschiedene Unterformen der Krankheit ab – darunter eine, die bei Menschen mit Down-Syndrom häufig auftritt. „Dass alle Leukämien, die wir untersucht haben, von diesem Genort abhängig waren, zeigt uns, dass dieser eine wichtige Bedeutung haben muss“, schlussfolgert Klusmann. Die Forschenden hoffen nun, dass sich die Abhängigkeit der Krebszellen von MYNRL15 ausnutzen lässt, um eine spezifische Gentherapie zu entwickeln. „In unserer Studie haben wir erstmals systematisch nicht-kodierende RNAs und ihre Gene in AML-Zellen untersucht und dabei einen Genort identifiziert, der einen vielversprechenden Angriffspunkt für die Entwicklung einer zukünftigen Therapie darstellt“, fasst Klusmann zusammen.

Publikation: Michelle Ng, Lonneke Verboon, Hasan Issa, Raj Bhayadia, Marit Willemijn Vermunt, Robert Winkler, Leah Schüler, Oriol Alejo, Konstantin Schuschel, Eniko Regenyi, Dorit Borchert, Michael Heuser, Dirk Reinhardt, Marie-Laure Yaspo, Dirk Heckl, Jan-Henning Klusmann: Myeloid leukemia vulnerabilities embedded in long noncoding RNA locus MYNRL15. iScience 26, 107844 (2023) https://doi.org/10.1016/j.isci.2023.107844

Weitere Informationen
Prof. Dr. med. Jan-Henning Klusmann
Direktor
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum Frankfurt
Telefon: +49 69 6301-5094
kkjm-direktor@kgu.de
www.kgu.dewww.leukemia-research.de

Prof. Dr. Dirk Heckl
Institut für Experimentelle Pädiatrische Hämatologie und Onkologie
Goethe-Universität Frankfurt
d.heckl@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
Twitter: @jhkmann @jhklusmann @goetheuni @UK_Frankfurt


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Nov 15 2023
15:07

 Die italienische Erfolgsautorin Francesca Melandri ist zu Gast bei der Ginzburg Lecture an der Goethe-Universität

Italienische Geschichte wird im Erzählen lebendig

FRANKFURT. Sie gilt manchen als „die neue Elena Ferrante“, aber Francesca Melandri hat ihren ganz eigenen Stil. Ihr Roman „Alle, außer mir“, der im Original unter dem Titel „Sangue giusto“ 2017 erschienen ist, erzählt eindringlich und spannend von einem dunklen Kapitel europäischer, insbesondere italienischer Geschichte, nämlich der Rolle Italiens als Kolonialmacht in Äthiopien und Eritrea. Melandri verwebt darin die Themen Identität, Verdrängung, Familie und Kolonialismus zu einer meisterlichen Erzählung, die die Geschehnisse um den Abessinienkrieg anhand einer individuellen Lebensgeschichte anschaulich macht.

Im Rahmen der Frankfurter Ginzburg Lecture ist Melandri zu Gast an der Goethe-Universität. Unter dem Titel LA PELLE VIVA DELLA STORIA („Die lebendige Haut der Geschichte“) wird sie

am Mittwoch, 29. November, von 18 Uhr c.t.,
im IG-Farben-Gebäude, Raum 311
auf dem Campus Westend
der Goethe-Universität

aus ihrem jüngsten Buch lesen und über ihre aktuellen Projekte sprechen. Ihr italienischer Vortrag wird ins Deutsche übersetzt.

Bekannt geworden war Melandri, Jahrgang 1964, bereits 2010 durch Ihren Roman „Eva dorme“ („Eva schläft“, Blessing, 2011), der die politische Geschichte Südtirols anhand einer Familiengeschichte aufarbeitet. Es folgte 2012 „Più alto del mare“ („Über Meereshöhe“, Blessing, 2012). Die Trilogie zur politischen Geschichte Italiens fand mit dem Roman „Sangue giusto“, 2017 („Alle, außer mir“, Wagenbach, 2018) schließlich ihren Abschluss. Hier spannt sie einen Bogen von der faschistischen Beteiligung an der Kolonialisierung Afrikas bis hin zu den Schicksalen der Geflüchteten, die heute auf Lampedusa stranden.

Die Ginzburg Lecture findet zum zweiten Mal statt. Veranstalter sind das Italienzentrum der Goethe-Universität und das RMU-Italienforum. Die Schirmherrschaft der Veranstaltung hat das italienische Konsulat übernommen.

Das Veranstaltungsplakat zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/145293327

Information:
Prof. Dr. Christine Ott
Institut für Romanische Sprachen und Literaturen
Goethe-Universität Frankfurt 
Telefon +49 (69) 798-32014/-32016
E-Mail: c.ott@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Nov 14 2023
14:42

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Graduiertenkolleg zur Wohnungsforschung mit über sieben Millionen Euro

„Gewohnter Wandel“: Über die Veränderungen von Wohnen und Gesellschaft

Die Gesellschaft verändert sich und mit ihr das Wohnen. Diesem Zusammenhang soll ein gemeinsames Graduiertenkolleg von Goethe-Universität Frankfurt und Bauhaus-Universität Weimar wissenschaftlich auf den Grund gehen.  

FRANKFURT. Mehr als sieben Millionen Euro Fördermittel erhalten die Goethe-Universität Frankfurt und die Bauhaus-Universität Weimar für das gemeinsame Graduiertenkolleg „Gewohnter Wandel. Gesellschaftliche Transformation und räumliche Materialisierung des Wohnens“ von der DFG. Vom Herbst 2024 an werden Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen an den Standorten Weimar und Frankfurt interdisziplinär zur aktuellen Lage der Wohnungsversorgung forschen.

Wohnen ist ein Grundbedürfnis des Menschen und von elementarer Bedeutung für individuelle und gesellschaftliche Entwicklung. Im Wohnen spiegeln sich epochale Umbrüche und gesellschaftliche Wandlungsprozesse wider. Es ist eine zentrale und große Herausforderung heutiger Stadtentwicklung, mehr sozial gerechten Wohnraum zu schaffen.

Die gebaute Umwelt von morgen prägen die gesellschaftlichen Entwicklungen von heute. Daher nimmt das Kolleg zum Beispiel Veränderungen durch soziale Auseinandersetzungen, ökologische Ansprüche oder Digitalisierungsprozesse in der Wohnumwelt in den Blick: Welche Herausforderungen, Probleme, Widersprüche und Konflikte ergeben sich daraus für das Wohnen? Wie beeinflusst die gebaute Wohnumwelt wiederum zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen bzw. wie sollte sie diese prägen?

Sebastian Schipper, stellvertretender Sprecher des Graduiertenkollegs und Professor für geographische Stadtforschung an der Goethe-Universität Frankfurt, erläutert: „Die im Kolleg entstehenden Arbeiten werden das Spannungsverhältnis zwischen gesellschaftlicher Transformation und gebauter Wohnumwelt betrachten. Ziel ist es, Forschungsperspektiven zu entwickeln, mit denen Fragen des Wohnens, seines Wandels und seiner Zukunft aus gesellschaftlicher und baulich-räumlicher Sicht systematisch erforscht werden können.“

Das Kolleg bringt dabei gezielt Fachkompetenzen der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Bauhaus-Universität Weimar zusammen: Im Konsortium sind einerseits Fachleute aus Weimar vertreten, die planungs- und ingenieurwissenschaftliche bzw. entwurfsbezogene Perspektiven auf das Wohnen einnehmen, andererseits Professorinnen und Professoren aus Frankfurt, die das Wohnen aus vornehmlich gesellschafts- und geisteswissenschaftlicher Perspektive erforschen.

Über die gesamte Förderdauer von neun Jahren können bis zu 36 Promotionen zu Wohnungsfragen entstehen. Für die erste, fünfjährige Förderphase des Graduiertenkollegs erhalten Bauhaus-Universität Weimar und Goethe-Universität Frankfurt am Main zusammen insgesamt 7,2 Millionen Euro von der DFG. Als Hauptantragstellerin übernimmt zunächst die Bauhaus-Universität Weimar die Sprecherschaft für das Kolleg. Weitere Kooperationspartner sind das Institut Wohnen und Umwelt Darmstadt, die Frankfurt University of Applied Sciences (UAS), die Klassik-Stiftung Weimar, die Stiftung Baukultur Thüringen sowie der Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V.

Die Pressemitteilung der DFG finden Sie unter:
https://www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/2023/pressemitteilung_nr_45/index.html

Zwei Bilder zum Download finden Sie unter: https://www.uni-frankfurt.de/145231130

Bildinformation: Drei Zimmer, Küche, Diele, Bad«. Ausstellung zum Lehrforschungsprojekt an der Bauhaus-Universität Weimar unter Leitung von Prof. Verena von Beckerath und Prof. Dr. Barbara Schönig, Februar 2018. Foto: Andrew Alberts

Weitere Informationen
Prof. Dr. Sebastian Schipper
Professur für Geographische Stadtforschung
Institut für Humangeographie
Goethe-Universität
Telefon 069 798-35165
E-Mail s.schipper@geo.uni-frankfurt.de
Homepage https://www.uni-frankfurt.de/129754253/Prof__Dr__Sebastian_Schipper


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Nov 14 2023
12:15

Interdisziplinäre Ringvorlesung zur Spieltheorie

Die Mathematik der Entscheidungsfindung 

FRANKFURT. Bereits zum achten Mal veranstalten der Förderverein Mathematik sowie das Institut für Mathematik der Goethe-Universität eine interdisziplinäre Ringvorlesung, die sich im Rahmen der Frankfurter Bürgeruniversität an die Öffentlichkeit richtet. Die aktuelle Ausgabe befasst sich mit der Spieltheorie, die die mathematische Sicht auf Konfliktsituationen bereitstellt. Aufgrund der Zunahme von weltweiten gesellschaftlichen Konflikten in einer Weise, die vor Jahren noch unvorstellbar war, wird hier eine besonders aktuelle Thematik beleuchtet.

Die Bewältigung von Konflikten ist oft mit großen Emotionen verbunden, die einen klaren Blick auf die anstehenden Entscheidungen verstellen. In der Spieltheorie geht es dagegen um rationale Entscheidungsfindung in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. In mathematischen Modellen werden typische Konfliktsituationen herausgearbeitet, wie etwa beim „Gefangenendilemma“. Dabei werden auch Zufallsentscheidungen einbezogen - wie etwa im Spiel „Stein, Schere, Papier“. Hier werden deterministische Strategien durch angepasste Gegenstrategien dominiert. Gegen diese kann man sich wiederum nur durch den Zufall wappnen. Die Ringvorlesung gibt Einblicke in Grundideen der Spieltheorie und ihre Auswirkungen auf aktuelle Fragen der Gesellschaft sowie menschliche und computerbasierte Vorhersagen.

Die Goethe-Universität hat nicht zuletzt durch den Nobelpreisträger Reinhard Selten (1994, gemeinsam mit Nash und Harsanyi), der hier 1961 in Mathematik promovierte und sich 1968 in den Wirtschaftswissenschaften habilitierte, eine besondere Verbindung zur Spieltheorie. Die Tradition der Ringvorlesung bietet ein Forum, um den Austausch zwischen der Mathematik an der Goethe-Universität und der interessierten Öffentlichkeit zu fördern. Die Vortragsreihe richtet sich an die Öffentlichkeit - ein Mathematikstudium ist keine Voraussetzung, um den Vorträgen folgen zu können.

Die Vorträge finden jeweils dienstags, 18.00 Uhr, im Hörsaal IV (Gräfstraße 50-54) auf dem Campus Bockenheim statt.

21.11.2023
Prof. Dr. Christian Rieck (Frankfurt UAS): Modell und Wirklichkeit im Spiel

19.12.2023
Prof. Dr. Bernhard v. Stengel (London School of Economics): Spieltheorie und Politik

16.01.2024
Prof. Dr. Alexandra Schwartz (TU Dresden): Mehrstufige Spiele: Vom Vorhersagen und Beeinflussen von Entscheidungen

06.02.2024
Prof. Dr. Arne Traulsen (MPI für Evolutionsbiologie, Plön): Evolutionäre Spieltheorie und soziale Dilemmas

16.04.2024 (zu Beginn des Sommersemesters)
Prof. Dr. Matthias Blonski (Goethe-Universität, Frankfurt): Kooperation im wiederholten Gefangenendilemma.

Veranstaltet wird die Ringvorlesung vom Verein zur Förderung der Mathematik an der Goethe-Universität und vom Institut für Mathematik.

Weitere Informationen unter https://ringvorlesung.math.uni-frankfurt.de/

Kontakt: Prof. Dr. Götz Kersting und Prof. Dr. Thorsten Theobald, Institut für Mathematik. Tel. 069/798-28188, Sekretariat 069/798-22526. theobald@math.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Nov 14 2023
11:27

Von Kunstwissenschaft bis Ökologie: Interdisziplinäre Tagung der Goethe-Universität widmet sich dem Phänomen des „Abgrunds“ 

„Im Abgrund der Geschichte ist für alle Platz“

FRANKFURT. Das Sprechen vom Abgrund ist so alt wie die Bibel – es kommt in nahezu allen Disziplinen vor, von der Philosophie über die Literatur bis hin zu Geologie. Das Sprechen vom Abgrund ist das Sprechen vom Äußersten: Es gibt nichts Tieferes als den Abgrund. Dabei stimmen Metapher und Realität überein: Bis heute bleiben den Menschen der Erdkern und die Meerestiefen verschlossen. In Zeiten des Klimawandels und sich überlappender Krisen steht die Menschheit in öffentlichen Reden aber des Öfteren „am Abgrund“. Wird der Begriff zu inflationär verwendet?

Die wissenschaftliche Tagung ‚„Im Abgrund der Geschichte ist für alle Platz“ – Sprechen über Abgründe' behandelt den „Abgrund“ aus verschiedenen Disziplinen – der Kulturanalyse und Biographieforschung, der Literatur- und Geschichtswissenschaft, der Kunstwissenschaft, Philosophie und Soziologie. Wo und wann wird dort vom Abgrund gesprochen? Und wird der Begriff immer angemessen verwendet?

Diesen Fragen geht die öffentliche Tagung nach

„Im Abgrund der Geschichte ist für alle Platz“ – Sprechen über Abgründe
vom 23. bis 25. November 2023
im Freies Deutsches Hochstift, Gartensaal
60311 Frankfurt am Main.

Eine Anmeldung für die öffentliche Tagung ist nicht erforderlich.

Die geladenen Wissenschaftler:innen aus dem In- und Ausland widmen sich dem „Abgrund“ unter anderem in der Sprache, in Politik und Gesellschaft und im Zusammenhang mit Hoffnung. Das ausführliche Programm ist unter folgendem Link einzusehen: Tagung Abgründe - Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Andrea Bartl) (uni-bamberg.de)

Veranstalter der Tagung ist die Goethe-Universität gemeinsam mit der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Die Tagung wird gefördert von der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität e.V., der Hans-Böckler-Stiftung, dem GRADE Center Social Sciences und dem Freien deutschen Hochstift.

Weitere Informationen
Christina König
Jonathan Vogt
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften
Goethe-Universität
E-Mail: tagungabgruende@gmail.com


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Nov 14 2023
11:14

Prof. Bernhard Jussen stellt sein Buch „Das Geschenk des Orest“ zur Diskussion

Das Mittelalter neu betrachtet

FRANKFURT/BAD HOMBURG. Das Mittelalter als „finstere“ Zeit, eingeklemmt zwischen antiker Hochkultur und europäischer Renaissance – diese geschichtliche Vorstellung hält sich seit der Aufklärung hartnäckig, ist aber nach Auffassung moderner Historiker schlicht falsch. Einen radikal neuen Blick auf diese Vergangenheit stellt der Geschichtswissenschaftler Prof. Bernhard Jussen in seinem Buch „Das Geschenk des Orest. Eine Geschichte des nachrömischen Europa 526-1535“ vor. Darin zeichnet er diese Zeit als eine dynamische und spanungsreiche Phase – und stellt damit auch unsere Gegenwart und die Entstehung der Zivilgesellschaften in ein neues Licht.

In der Reihe „Das Forschungskolleg stellt vor“ lädt das Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität mit Sitz in Bad Homburg zu einem Diskussionsabend über das 2023 im C.H. Beck Verlag erschienene Buch von Prof. Jussen ein. Er findet statt

am 23. November um 19 Uhr
in den Räumen des Forschungskollegs
Am Wingertsberg 4
in Bad Homburg.

Mit dem Autor diskutiert der Direktor des Forschungskollegs, Prof. Matthias Lutz-Bachmann, der sich als Philosoph selbst mit dem Mittelalter beschäftigt.  

Bernhard Jussen ist Professor für Mittelalterliche Geschichte mit ihren Perspektiven in der Gegenwart an der Goethe-Universität. Für seine Forschung wurde er vielfältig ausgezeichnet, u a mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Matthias Lutz-Bachmann ist Professor für Philosophie an der Goethe-Universität und Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften. Als Mitherausgeber der bald 60 Bände umfassenden „Bibliothek der Philosophie des Mittelalters“ trägt er zur neuen Erschließung des Mittelalters bei.

Die Reihe: Wissenschaftliche Monographien im Gespräch
Wissenschaftliche Bücher und insbesondere Monographien, also Texte über ein bestimmtes Einzelthema, sind meist das Ergebnis jahrelangen Forschens, Reflektierens und Schreibens. Die Reihe „Das Forschungskolleg Humanwissenschaften stellt vor“ soll diese Bücher in der Öffentlichkeit bekannt machen und ihre Inhalte zur Diskussion stellen. Daher lädt das Kolleg regelmäßig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Rhein-Main-Universitäten ein, damit sie über ihr Buch, dessen Hintergründe sowie ihre Motivation sprechen können

Zur besseren Planung bitten wir bis 19. November um Anmeldung
per E-Mail an anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de. Ihre Anmeldung wird registriert, Sie erhalten aber keine Anmeldebestätigung.

Das Veranstaltungsplakat zum Download unter:
https://www.uni-frankfurt.de/145177234


Information:
Beate Sutterlüty
Wissenschaftskommunikation
Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität
Telefon: 06172-13977-15
E-Mail: b.suttleruety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Twitter @FKHbadhomburg


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Nov 13 2023
14:05

Neuer Rekord bei Kollisionen von Blei-Ionen am CERN: Höchste Energie und höchste Kollisionsrate – Physiker:innen und Computerwissenschaftler:innen der Goethe-Universität sind an Datennahme und –auswertung beteiligt

Wie beim Urknall: ALICE-Experiment startet wieder mit Blei-Ionen - Goethe-Universität an Messrekord beteiligt

Nach fünf Jahren Pause wurden mit dem großen Beschleuniger LHC am internationalen Forschungsinstitut CERN wieder Blei-Ionen zur Kollision gebracht. Dabei löst sich die kollidierende Materie für extrem kurze Zeit in ihre Bestandteile auf und erreicht so einen Zustand wie das Universum Millionstel Sekunden nach dem Urknall. Die Teilchenspuren der Kollisionen zeichnet der haushohe ALICE-Detektor auf, an dessen Verbesserung Forschende der Goethe-Universität mitgearbeitet haben. Im ersten Monat der neuen Datennahmeperiode konnte ein neuer Rekord aufgestellt werden: Es wurden 20-mal mehr Kollisionsereignisse aufgezeichnet als in den Datennahmeperioden der vergangenen Jahre zusammen.

FRANKFURT. Am 26. September 2023 erklärte das Beschleunigerteam des Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf stabile Blei-Strahl Konditionen und läutete damit die erste Datennahme-Kampagne von Blei-Ionen-Kollisionen seit 5 Jahren ein. Bis zum späten Abend des 29. Oktober wurden nun Kollisionen von Blei-Ionen bei der bisher weltweit höchsten Kollisionsenergie von 5.36 Terraelektronvolt pro zusammenstoßender Kernteilchen (Nukleon-Nukleon-Kollision) erzeugt. Nicht nur die Kollisionsenergie, sondern auch die Kollisionsraten wurden im Vergleich zu den Datennahmeperioden der früheren Jahre deutlich erhöht. So konnte der ALICE Detektor, spezialisiert auf die Aufzeichnung der Kollisionen von Bleiatomkernen, 20-mal mehr Ereignisse aufzeichnen als in den vier einmonatigen Datennahmeperioden seit 2010 zusammen.

Dies ist wichtig, da bei den Kollisionen in kürzester Zeit ungeheuer viele Teilchen neu entstehen und wieder zerfallen. Die Aufzeichnung der Spuren dieser Teilchen lässt Rückschlüsse darauf zu, was im Moment des Zusammenpralls und kurz danach genau passiert: Die Teilchen lösen sich in ihre elementaren Bestandteile – Quarks und Gluonen – auf und bilden eine Art „Materiesuppe“, ein sogenanntes Quark-Gluon-Plasma. Unmittelbar danach bilden sich wieder neue, sehr instabile Teilchen, die sich in komplexen Zerfallsketten schließlich in stabile Teilchen umwandeln. Auf diese Weise untersuchen die Forschenden des ALICE-Experiments die Eigenschaften von Materie, wie sie kurz nach dem Urknall vorgelegen hat.

An den Experimenten sind Forschungsgruppen der Goethe-Universität Frankfurt beteiligt. Der neue Rekord wurde möglich, weil der weltweit stärkste Teilchenbeschleuniger, der Large Hadron Collider (LHC), in einer vierjährigen Umbauphase noch einmal verbessert werden konnte. Auch der ALICE-Detektor wurde dieser Umbaupause von 2018 bis 2022 verbessert, um die Spuren der höheren Kollisionsraten des LHC aufzeichnen zu können.

Hierzu war es notwendig, die Auslesedetektoren des zentralen Detektors des Experiments, der sogenannten Spurdriftkammer (engl. Time Projection Chamber, TPC) komplett auszutauschen. Die Projektleitung dieses insgesamt 10-jährigen Unterfangens liegt bei Professor Harald Appelshäuser vom Institut für Kernphysik der Goethe-Universität.

Eine große Herausforderung sind die enormen Datenmengen, die während der Messungen anfallen und allein für die TPC im Bereich von Terabyte pro Sekunde liegen. Dieser Datenstrom muss in Echtzeit mit effektiven Mustererkennungsmethoden prozessiert werden, um die gespeicherte Menge der Daten ausreichend reduzieren zu können. Eigens hierzu wurde der Rechencluster EPN (engl. Event Processing Nodes) für das Experiment aufgebaut. Der EPN-Cluster basiert sowohl auf konventionellen Rechenkernen (CPUs) als auch auf speziellen Grafikprozessoren. Die Leitung des Projekts liegt bei Volker Lindenstruth, Professor für die Architektur von Hochleistungsrechnern an der Goethe-Universität und Fellow am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS).

Die Messungen bei höheren Kollisionsraten sind ein großer Erfolg für das Schwerionenprogramm am CERN. Prof Harald Appelshäuser sagt: “Endlich geht es los! Darauf haben wir 10 Jahre lang hingearbeitet. Wir freuen uns auf die Auswertung der jetzt gewonnenen Daten. Danken möchte ich vor allem dem Bundesministerium für Bildung und Forschung für die langfristige Finanzierung, denn Forschungsprojekte in dieser Dimension können nur durch einen so verlässlichen Partner erfolgreich sein."

Hintergrundinformationen:
Meldung: ALICE-Experiment am CERN startet Testbetrieb mit Blei-Ionen (2022)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/urknall-forschung-alice-experiment-am-cern-startet-testbetrieb-mit-blei-ionen/?highlight=ALICE

Über das ALICE-Experiment:
https://www.weltmaschine.de/cern_und_lhc/experimente_am_lhc/alice/

Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/129304631

Bildtext:
Für das Upgrade wurde der ALICE-Detektor geöffnet. Foto: Sebastian Scheid, Goethe-Universität Frankfurt

Weitere Informationen
Prof. Dr. Harald Appelshäuser
Institut für Kernphysik
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: +49 (0) 69 798-47034 oder 47023
appels@ikf.uni-frankfurt.de
@ALICExperiment


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Nov 13 2023
13:25

Interdisziplinäre Vortragsreihe „Künstliche Intelligenz in den Wissenschaften: Fluch oder Segen?“ fragt nach den Möglichkeiten und Grenzen von KI

Wie verlässlich ist KI?

FRANKFURT. Menschen können komplexe Probleme lösen, strategisch denken und aus Erfahrungen lernen. Und sie können Maschinen entwickeln, die diese Fähigkeiten unterstützen und ausweiten. Künstliche Intelligenz (KI) hilft in vielen Lebensbereichen, einschließlich der Wissenschaft, komplexe Aufgaben zu lösen und neue Anwendungsgebiete zu erschließen. Wird diese Supertechnologie also zukünftig in der Lage sein, wie Menschen zu denken und zu kommunizieren? Sind die von KI kreierten Lösungen aber auch kontrollierbar und ebenso verlässlich wie solche, die auf menschlicher Urteilsfindung beruhen?

Diesen Fragen widmet sich die Vortragsreihe „Künstliche Intelligenz in den Wissenschaften: Fluch oder Segen?“ aus verschiedenen Perspektiven – von der Hirnforschung über die Wirtschaftsinformatik bis hin zur Philosophie.

Aus der Rechtswissenschaft stammt der Beitrag der Hybridveranstaltung

am 20. November, 18 Uhr
von Prof. Dr. Katja Langenbucher
Künstliche Intelligenz in der Leitung der Aktiengesellschaft
Campus Westend, Gebäude Normative Ordnungen, EG 01, Max-Horkheimer-Straße 2 und unter www.uni-frankfurt.de/wiss-gesellschaft.

Weitere Termine und Themen:

4. Dezember
Prof. Dr. Oliver Hinz
Künstliche Intelligenz in ihrer Vielfalt: Drei Beispiele aus den Wirtschaftswissenschaften

18. Dezember
Prof. Dr. Dr. hc. mult. Wolf Singer
Natürliche Gehirne und künstliche Systeme: Zwei verschiedene Welten

8. Januar 2024
Prof. Dr. Ingo Ebersberger
Künstliche Intelligenz – ein Meilenstein auf dem Gebiet der Erbgutanalyse?

22. Januar
Prof. Dr. Thomas Metzinger
Künstliche Intelligenz und Philosophie: Neue Fragen für Angewandte Ethik, Philosophie des Geistes und Gesetzgebung

5. Februar
PD Dr. med. Oliver Grimm
Sprache entschlüsseln, Gedanken verstehen:  Wie Natural Language Processing die Psychiatrie revolutionieren könnte


Veranstalter der Reihe ist die Wissenschaftliche Gesellschaft an der Goethe-Universität.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Herbert Zimmermann
Campus Riedberg, Biologicum
Institute of Cell Biology and Neuroscience Molecular and Cellular
Neurobiology
Tel: +49 (0) 69 798 42036
Mail: h.zimmermann@bio.uni-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Nov 13 2023
12:17

Institut für deutsche Sprache und Literatur lädt zu Lesungen im Vorfeld der Leipziger Buchmesse

Niederländische Literatur im Fokus

FRANKFURT. Unter dem Motto „Alles außer flach“ steht die Leipziger Buchmesse im kommenden Frühjahr ganz im Zeichen der niederländischsprachigen Literatur. Einen Vorgeschmack darauf will die Abteilung Niederländisch des Instituts für deutsche Sprache und Literatur der Goethe-Universität mit einer Reihe von Lesungen bieten, zu der sie zwei Autorinnen und einen Autor eingeladen hat, die aus Flandern, den Niederlanden bzw. Surinam stammen. Alle Lesungen sind zweisprachig (Niederländisch-Deutsch) und für alle frei zugänglich.

Die Belgierin Annelies Verbeke (Jahrgang 1976) wird am

Donnerstag, 23. November 2023 um 19 Uhr
im Casinogebäude (Raum 1.812)
Nina-Rubinstein-Weg 1
auf dem Campus Westend der Goethe-Universität

aus zwei übersetzten Erzählungen lesen, die diesen Herbst im Golden Luft Verlag erschienen sind. Diese Erzählungen sind im Band Treinen en kamers („Züge und Räume“) aus dem Jahr 2021 abgedruckt. Die Texte entstanden zum Teil während des Corona-Lockdowns, so ist es zu erklären, dass einige gewisse klaustrophobische Anklänge haben. Die vielseitige flämische Autorin Annelies Verbeke, der 2003 mit ihrem in zwanzig Sprachen übersetzten Debütroman „Schlaf!“ aus dem Stand der Durchbruch gelang, ist schwierig einzuordnen. Neben weiteren Romanen und zahlreichen Theatertexten hat sie inzwischen fünf Erzählbände mit jeweils 15 Kurzgeschichten veröffentlicht. Da Kurzgeschichten selten mit Literaturpreisen ausgezeichnet werden und auch seltener übersetzt werden, macht sich Annelies Verbeke zur Fürsprecherin, Botschafterin und Anwältin dieser behandelten Literaturgattung. Für ihr Gesamtwerk erhielt sie 2022 den Ultima-Preis der Flämischen Gemeinschaft.

Am Mittwoch, 31. Januar 2024 um 19 Uhr ist Mariken Heitman (Jahrgang 1983) aus den Niederlanden zu Gast, ebenfalls im Casinogebäude (Raum 1.812). Sie wird aus ihrem preisgekrönten Roman Wormmaan (2021) (Librispreis 2022) lesen, der bei Klett-Cotta anlässlich der Leipziger Buchmesse auf Deutsch erscheint. Mariken Heitman hat Biologie studiert. Ihre beiden Romane Wateraap (2019) und Wormmaan (2021) spielen in landwirtschaftlicher Umgebung und befassen sich mit der Evolutionstheorie. Die Handlung geht 9000 Jahre zurück in die Vergangenheit, bis zu den Anfängen von Ackerbau und Viehzucht. Die Kapitel des Romans springen zwischen der Vorzeit und der Gegenwart hin und her, in der die Hauptfigur Elke einerseits im Beruf darum kämpft, aus veredeltem Saatgut die beste Ernte zu erzielen, andererseits ihre Faszination für Urpflanzen auslebt. Darüber hinaus fühlt sich Elke weder als Mann noch als Frau und sucht in der Natur nach Beispielen für Ungeschlechtlichkeit oder Zwitterhaftigkeit. Der niederländische Verlag Atlas Contact fasst den Roman wie folgt zusammen: „Eine surrealistische Suche nach Ursprung, Identität und Bedeutung“.

Am Mittwoch, 7. Februar 2024, schließlich, diesmal um 19.30 Uhr, kommt Raoul de Jong (Jahrgang 1984) auf den Campus Westend ins Casinogebäude (Raum 1.801) und stellt die deutsche Übersetzung seines Romans Jaguarman (2020) vor. De Jong erzählt darin, anknüpfend an die eigene Biographie, von der Suche nach seinen Wurzeln und denen seines Vaters in Surinam, einer ehemaligen niederländischen Kolonie in Südamerika. In einem sehr persönlichen Stil verwebt er seine eigene Suche nach einem seiner mythischen Vorfahren, dem Jaguarman, mit der Geschichte Surinams, einer Geschichte von Sklaverei und Rassismus und macht dabei Gebrauch von Winti, einem afro-surinamischen Kult der Ahnenverehrung. Gezeichnete Porträts aller wichtigen Figuren der surinamer Kulturgeschichte geben dem Buch eine besondere Anmutung. Gekonnt switcht De Jong zwischen damals und heute, zwischen Surinam und den Niederlanden, düsterer Vergangenheit und heiteren Erlebnissen.

Alle Termine im Überblick

Donnerstag, 23. November 2023, 19 Uhr
Annelies Verbeke liest Erzählungen aus „Züge und Räume“

Mittwoch, 31. Januar 2024, 19 Uhr
Mariken Heitman liest aus „Wormmaan“

Mittwoch, 7. Februar 2024, 19.30 Uhr
Raoul de Jong liest aus „Jaguarman“

Alle Lesungen finden in Raum 1.812 und 1.801 im Casinogebäude auf dem Campus Westend (Nina-Rubinstein-Weg 1) statt.

Das Plakat zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/144651395

Information:
Laurette Artois
Institut für deutsche Sprache und Literatur
Goethe-Universität Frankfurt
E-Mail artois@lingua.uni-frankfurt.de
https://www.uni-frankfurt.de/41138070/FB_10___Niederl%C3%A4ndisch


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Wie Wasserverschmutzung, extreme Wetterereignisse und steigende Temperaturen über viele Jahrzehnte hinweg das Ökosystem eines Süßwassersees verändern und unwiederbringlich schädigen können, zeigt ein KI-Modell eines Teams aus Wissenschaftler:innen der Goethe-Universität Frankfurt und der Universität Birmingham. Das Modell, das Wetter- und Klimadaten sowie Daten aus einem Sedimentbohrkern des Sees nutzt, könnte künftig für Vorhersagen genutzt werden, wie Ökosysteme auf komplexe Umweltveränderungen reagieren. Es könnte daher als „Zeitmaschine für die biologische Vielfalt“ dienen, die sowohl Prozesse in der Vergangenheit erklärt wie auch auf künftige ökologische Gefahren hinweist.

FRANKFURT. Die Sedimente von Seen und Flüssen sind das Langzeitgedächtnis der Gewässer: Schicht für Schicht werden hier über lange Zeiträume mineralische, organische und chemische Partikel und Stoffe abgelagert. In einem Sedimentbohrkern des „Ring Lake“ bei Braedstrup in Dänemark analysierte das deutsch-britische Wissenschaftsteam unter Federführung von Niamh Eastwood und Prof. Luisa Orsini sowohl die DNA-Reste von Pflanzen, Tieren und Bakterien wie auch Umweltgifte wie etwa Pestizide oder Herbizide, die im Laufe der Zeit in den See gelangten und sich in den Sedimenten ablagerten. So konnte das Wissenschaftsteam die Veränderungen der ökologischen Lebensgemeinschaft im See einerseits und die Verschmutzung etwa durch Nitrate und Biozide im Laufe der vergangenen 100 Jahre rekonstruieren.

„Der von uns untersuchte ‚Ring Lake' in Dänemark ist ein Gewässer, das zu Beginn des 20. Jahrhundert kaum belastet war. Im Laufe des Jahrhunderts war der See dann erheblichen Umweltbelastungen ausgesetzt, während sich in den letzten Jahren des 20. Jahrhundert die Wasserqualität deutlich verbessert hat“, erklärt Prof. Henner Hollert, Umwelttoxikologe an der Goethe-Universität Frankfurt, Fraunhofer IME und dem LOEWE Zentrum TBG für Translationale Biodiversitätsgenomik. Dies und die ungestörte Sedimentschichtung, in denen die Jahre ähnlich wie bei Jahresringen eines Baumstamms sichtbar werden, habe den See zu einem interessanten Forschungsobjekt gemacht.

Das Wissenschaftsteam verknüpfte nun die Analysedaten des Bohrkerns mit Klimaaufzeichnungen, wobei Extremtemperaturen und Niederschlagsmengen von besonderem Interesse waren, und entwickelte mithilfe einer künstlichen Intelligenz ein Modell, um den Einfluss der Umweltveränderungen auf die Zusammensetzung der Süßwassergemeinschaft zu erklären und zeitlich sowie räumlich auflösen zu können. Das Ergebnis: 90 Prozent der Veränderungen in der funktionellen biologischen Vielfalt des Ring Lake waren auf den Eintrag von Insektiziden und Fungiziden in Verbindung mit extremen Temperatur- und Niederschlagsereignissen zurückzuführen.

Zwar verringerte sich die landwirtschaftliche Nutzung in der Umgebung des Sees Ende des Jahrhunderts und führte zu einer Verbesserung der Wasserqualität. Das deutsch-britische Wissenschaftsteam musste jedoch feststellen, dass der ursprüngliche ökologische Zustand des Sees nicht wiederhergestellt werden konnte.

Henner Hollert erläutert: „Wir konnten zeigen, dass der Schwund der Artenvielfalt in einem Ökosystem ist nicht komplett reversibel ist: Die Lebensgemeinschaft funktioniert nicht mehr so wie vorher, da Arten fehlen, die bestimmte Ökosystemleistungen in dem System erbracht haben. Wir werden unser KI-System, unsere ‚Zeitmaschine für die Biologische Vielfalt', jetzt an weitere Seen testen, etwa in einem aktuellen interdisziplinären DFG-Projekt zur Wechselwirkung Mensch und Umwelt im späten Mittelalter mit der TU Darmstadt, dem Geoforschungszentrum Potsdam, der Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg sowie den Universitäten Tübingen und Braunschweig. Lehren aus der Vergangenen können uns für die Zukunft helfen: Unser Ziel ist es, Behörden ein Warnsystem an die Hand zu geben, womit ökologisch bedrohliche Entwicklungen frühzeitig abgeschätzt und Gegenmaßnahmen ergriffen werden können, zum Beispiel indem die Verwendung bestimmter Biozide in der Umgebung eines Ökotops eingeschränkt wird.“

Die Ökotoxikologin Prof. Dr. Luisa Orsini, die auch eine Hückmann-Stiftungsgastprofessur an der Goethe-Universität innehat und bei dem Exzellenznetzwerk RobustNature mitwirkt, unterstreicht die Vorteile der neue KI-basierten Methode: „Die von uns verwendeten Hochdurchsatzanalysen ermöglichen es, die Gesamtheit der Lebewesen in einem Ökosystem zu beobachten und zu ihrer Umwelt in Beziehung zu setzen. Damit können wir langfristige Trends in der Entwicklung eines Ökosystems erheblich besser abschätzen als bisherige Überwachungsmethoden, die sich nur an einer oder wenigen Arten orientieren, und die Faktoren identifizieren, die sich am stärksten auf die Biodiversität auswirken.“

Über den Forschungscluster RobustNature: https://www.robustnature.de/de/

Publikation: Niamh Eastwood, Jiarui Zhou, Romain Derelle, Mohamed Abou-Elwafa Abdallah, William A Stubbings, Yunlu Jia, Sarah E Crawford, Thomas A Davidson, John K Colbourne, Simon Creer, Holly Bik, Henner Hollert, Luisa Orsini: 100 years of anthropogenic impact causes changes in freshwater functional biodiversity. eLife (2023) https://elifesciences.org/articles/86576

Weitere Informationen
Prof. Dr. Dr. h.c. Henner Hollert
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Goethe-Universität Frankfurt
sowie Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie (IME), Schmallenberg und LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE‐TBG), Frankfurt
Tel: +49 (0)69 798-42171 hollert@bio.uni-frankfurt.de
https://www.bio.uni-frankfurt.de/43970666/Abt__Hollert


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Nov 9 2023
10:40

Die 54. Römerberggespräche diskutieren über Strategien gegen rechte Instrumentalisierung und Gewalt

Vom aufhaltsamen Aufstieg des Rechtsextremismus

FRANKFURT. Die Erfolge rechtsextremer Parteien scheinen kein Ende zu nehmen – in Europa und in Deutschland. Zunehmend verdrängen sie christdemokratische und gemäßigt-konservative (Volks-)Parteien wie auch Parteien des linken Spektrums. Antidemokratische, geschichtsrevisionistische, rassistische und antisemitische Vorstellungen werden mit einer Schamlosigkeit formuliert, die sich gegen Kritik immunisiert hat. Und der Tabubruch wird als populistische Heldentat gefeiert. Die extreme Rechte leugnet Fakten, inszeniert sich als Opfer und spielt mit ihrer Verfassungsfeindlichkeit. Wie konnte es soweit kommen?

Wer versagt hier: die Parteien, die Medien, die Gesellschaft? Wer schützt die Gesellschaft noch vor dem Absturz in einen neuen Totalitarismus? Ist die Demokratie institutionell so gesichert, dass sie der Radikalisierung in Politik und Gesellschaft wirksam begegnen kann? Worin bestehen wirksame Strategien gegen rechte Instrumentalisierung und Gewalt?

Um diese Fragen drehen sich die

54. Römerberggespräche
„Hört die Signale! Vom aufhaltsamen Aufstieg des Rechtsextremismus“
am Samstag, dem 18. November 2023,
von 10 bis 17 Uhr,
im Chagall Saal des Schauspiel Frankfurt.

Der Eintritt ist frei. Veranstalter sind die Römerberggespräche e.V. in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main und weiteren Partnern. Redner*innen und Diskussionsgäste sind: die Schriftsteller und Journalisten Maximilian Steinbeis und Patrick Bahners, die Radikalisierungsforscherin und Wissenschaftlerin der Frankfurter Forschungsinitiative „ConTrust: Vertrauen im Konflikt“ Hanna Pfeifer (Goethe-Universität) und der Sozialpsychologe Andreas Zick (Universität Bielefeld, Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt), die Beraterin und Medienkritikerin Nadia Zaboura und der Schriftsteller Max Czollek, der Publizist, Jurist und Philosoph Michel Friedman (Frankfurt University of Applied Sciences) sowie der Journalist und Musiker Stephan Anpalagan. Zur Begrüßung spricht Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main. Moderiert wird die Veranstaltung von der Journalistin Hadija Haruna-Oelker und von Alf Mentzer vom Hessischen Rundfunk.

Die Frankfurter Römerberggespräche bestehen seit 1973 in ununterbrochener Folge und sind eine feste Institution der Debattenkultur in Deutschland. Vorsitzender des Trägervereins Römerberggespräche e.V. ist Miloš Vec, Professor für Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien und assoziiertes Mitglied des Frankfurter Forschungszentrums Normative Ordnungen.

Das Programm im Überblick:

10.00 Uhr
Ina Hartwig
Begrüßung

10.15 Uhr
Maximilian Steinbeis
Wie Anti-Demokraten die Demokratie abschaffen könnten

11.15 Uhr
Patrick Bahners
Kontinuitätslinien des deutschen Rechtsnationalismus

12.15 Uhr
Hanna Pfeifer & Andreas Zick
Wie konnte das passieren – Wie sich mehr als das Sagbare nach rechts verschob

13.00 Uhr
Mittagspause

14.00 Uhr
Nadia Zaboura & Max Czollek
Zwischen Panik und Versöhnungstheater. Wie (medial) mit der AfD umgehen?

15.00 Uhr
Michel Friedman
Nie wieder ist jetzt – Haltung ohne wenn und aber?

16.00 Uhr
Stephan Anpalagan
Kampf und Sehnsucht in der Mitte der Gesellschaft

Details zum Programm: www.roemerberggespraeche-ffm.de und www.normativeorders.net

Plakat zum Download: https://www.normativeorders.net/files/2023/11/2023-11-18_54_Roemerberggespraeche.pdf

Weitere Informationen
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation
des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Nov 8 2023
12:38

Vorverkauf für die nächste Veranstaltung der „Frankfurter Schule“ in den Kammerspielen gestartet

Was ist Solidarität? 

Die dritte Veranstaltung in der Reihe „Frankfurter Schule“ dreht sich um die große Frage der Solidarität: Was macht sie aus, wofür genau braucht es Solidarität, wann entsteht und wo endet sie, und wer wird von ihr ausgeschlossen?

FRANKFURT. Die Konjunkturen der Solidarität laufen parallel zu den Krisenkonjunkturen einer Gesellschaft. So war Solidarität während der Corona-Pandemie in aller Munde und gegenwärtig wird in der breiten Öffentlichkeit intensiv über die Solidarität mit der Ukraine und mit Israel diskutiert. Über die Kernfrage

„Was ist Solidarität?“ 
diskutieren am Sonntag, den 3. Dezember, um 19 Uhr
im Kammerspiel des Schauspiels Frankfurt

der Direktor des Instituts für Sozialforschung, Prof. Dr. Stephan Lessenich, und die Journalistin der Süddeutschen Zeitung, Meredith Haaf. Der Eintritt kostet 3 Euro. Karten können im Vorverkauf unter www.kultur-frankfurt.de oder an der Abendkasse erworben werden.  

Beschworen wird das Solidarisch sein immer dann, wenn sich gesellschaftliche Krisen, Konflikte oder gar Kriege entspinnen. Doch muss auch gefragt werden, wann Solidarität überhaupt gerechtfertigt ist und wo ihre Grenzen verlaufen. Denn bei den immer wieder aufflammenden Solidaritätsappellen bleibt der Blick auf die ausschließenden, letztlich unsolidarischen Effekte der angerufenen Solidarität nicht selten verstellt. „Solidarität ist keineswegs ein abstrakter Begriff. Der Gedanke der Solidarität ist nicht zuletzt in unserem Sozial- und Wohlfahrtsstaat tief verankert. Er ist ein Ergebnis politischer Kämpfe. Doch für seinen Erhalt müssen Menschen sich immer wieder aufs Neue einsetzen“, sagt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig und führt weiter aus: „Solidarität lebt wesentlich vom Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Solidaritätsappelle können manchmal wohlfeil klingen, deswegen ist es wichtig zu verstehen, woher der Anspruch auf Solidarität kommt und wie er im 21. Jahrhundert aussehen kann.“

Der Direktor des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“, Prof. Dr. Rainer Forst, sagt über die Bedeutung des Solidaritätsbegriffs: „Solidarität ist die Bereitschaft, für andere im Sinne einer gemeinsamen Sache einzustehen. Aber anders als oft vermutet wird, ist Solidarität kein Wert an sich. Der Begriff der Solidarität ist ambivalent, und oft folgt ihm ein Schatten. So wird Solidarität, wenn sie ideologisch fabriziert wird, hochgefährlich.“

Stephan Lessenich hat Politikwissenschaft, Soziologie sowie Geschichte an der Philipps-Universität Marburg studiert. 1993 wurde er an der Universität Bremen promoviert und 2002 folgte die Habilitation im Fach Soziologie an der Georg-August-Universität Göttingen. Danach war er als Professor sowohl an der Friedrich-Schiller-Universität Jena als auch an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Seit 2021 hat er die Professur für Gesellschaftstheorie und Sozialforschung an der Goethe-Universität Frankfurt inne und ist Direktor des Instituts für Sozialforschung, dem Geburtsort der Frankfurter Schule. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem in der Kapitalismustheorie, der Wohlfahrtsstaatsforschung sowie der Soziologie des Alterns und der sozialen Ungleichheit.

Meredith Haaf hat Geschichte und Philosophie in München studiert. Sie ist Autorin diverser Bücher über Feminismus, Politikfaulheit und Streitkultur. Zuletzt erschien von ihr „Streit! Eine Aufforderung“. In ihrer journalistischen Arbeit setzt sie sich vor allem mit politischen Fragen auseinander, die das Zusammenleben der Menschen, die (Un)Gerechtigkeit der bestehenden sozialen Verhältnisse und das Selbstverständnis unserer Gesellschaft betreffen. Bei der Süddeutschen Zeitung arbeitet sie als stellvertretende Leiterin im Meinungsressort.

Die vom Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität gemeinsam mit dem Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main organisierte Reihe „Frankfurter Schule“ findet in regelmäßigen Abständen in wechselnden Kultureinrichtungen in Frankfurt statt. Zu Gast sind Persönlichkeiten, die – geschult am „Frankfurter Denken“ – zu aktuellen Problemlagen Position beziehen. Kooperationspartner der Reihe sind das Institut für Sozialforschung und hr2-kultur.

Bisherige Gespräche fanden mit Prof. Christoph Menke sowie Prof. Rainer Forst statt. Der nächste Termin findet am 5. Februar 2024 um 19 Uhr im Museum für Kommunikation statt. Die Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts und Mitglied der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt am Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ Prof. Dr. Vera King wird mit dem Journalisten Alf Mentzer über den „autoritären Charakter“ sprechen.

Weitere Informationen
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation
des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
www.normativeorders.net

Jana Kremin
Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Dezernat Kultur und Wissenschaft
Jana.kremin@stadt-frankfurt.de
069/212-49232
www.kultur-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de