​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – 2015

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
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Veranstaltungen

Mär 26 2015
11:57

Buchpräsentation und Vortrag in der Deutschen Nationalbibliothek – Erstmals nach 1945 erscheint in Deutschland ein Lyrik-Band in deutscher und hebräischer Sprache

„Zukunftsarchäologie: Eine Anthologie hebräischer Gedichte“

FRANKFURT. „Wir wollen die Tradition, hebräische Texte im Original in Deutschland zu drucken, wieder beleben“, so Dr. Rachel Heuberger, Leiterin der Hebraica- und Judaica Sammlung der Universitätsbibliothek Frankfurt. Gemeinsam mit dem israelischen Generalkonsul Dr. Dan Shaham ergriff sie vor knapp einem Jahr die Initiative zu einem Gedichtband, der am Dienstag (31.3.) um 19 Uhr in der Deutschen Nationalbibliothek vorgestellt wird.

In dem soeben im Klostermann Verlag erschienenen Hardcover-Buch „Zukunftsarchäologie: Eine Anthologie hebräischer Gedichte“ haben die israelischen Literaturwissenschaftler Giddon Ticotsky und Lina Barouch als Herausgeber Werke von israelischen Lyrikern in Hebräisch und deutscher Übersetzung zusammengestellt. Berücksichtigt wurden acht Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die direkt vom deutschsprachigen Kulturkreis beeinflusst sind, die jedoch ihre Texte fast alle nach dem Holocaust nur auf Hebräisch verfassen konnten. Zum Kreis der Autoren zählen Literaten, deren Gedichte überwiegend in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert entstanden sind: Avraham Ben Yitzhak, David Vogel, Ludwig Strauß, Lea Goldberg, Jehuda Amichai, Tuvia Rübner und Dan Pagis.

Am Dienstagabend werden einige ihrer Gedichte in Hebräisch und Deutsch vorgestellt – vorgetragen im Wechsel der beiden Sprachen von Dr. Sylvia Asmus, Leiterin des Exilarchivs 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, und dem israelischen Generalkonsul Dr. Dan Shaham. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts und bis 1933 sind in Deutschland sehr viele Bücher in Hebräisch erschienen. Durch den Nationalsozialismus kam diese Tradition jäh zum Stillstand. Nur vereinzelte literarische Bücher sind nach 1945 hinzugekommen, das jetzt erschienene ist der erste Gedichtband.

Die Buchpräsentation wird verbunden mit einem Vortrag von Prof. Dr. Anat Feinberg; sie ist Expertin für hebräische und jüdische Literatur an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg und spricht am Dienstag zu „Schillers Tell als jüdischer Visionär: Deutsche Literatur im hebräischen Gewand“. Die gesamte Veranstaltung findet im Rahmen des fünfzigjährigen Jubiläums der deutsch-israelischen diplomatischen Beziehungen statt und ist eine Kooperation des Generalkonsulats des Staates Israel in München, der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, des Klostermann Verlags und der Deutschen Nationalbibliothek.

„Zukunftsarchäologie: Eine Anthologie hebräischer Gedichte“ (Hrsg. Giddon Ticotsky und Lina Barouch), Verlag Klostermann, Frankfurt 2015, ISBN 978-3-465-03907-5, 88 Seiten, 16,80 Euro.

Informationen: Dr. Rachel Heuberger, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Hebraica- und Judaica Sammlung, Campus Bockenheim, Tel.(069) 798 39665, E-Mail: r.heuberger@ub.uni-frankfurt.de

Anmeldung unter: ausstellungen-frankfurt@dnb.de; Tel. (069) 1525 1905

Forschung

Mär 24 2015
17:04

DFG bewilligt neues Schwerpunktprogramm über 6 Millionen Euro

Pfadfinder für die Optogenetik

FRANKFURT. Die Optogenetik ist ein noch junges Forschungsgebiet, das lichtempfindliche Moleküle auf genetischem Weg in Zellen schleust, beispielsweise um Informationen über Signalwege und die Funktion von Nervenzellen im lebenden Organismus zu erhalten. Ein neues, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Schwerpunktprogramm unter Federführung der Goethe-Universität hat sich nun zum Ziel gesetzt, die nächste Generation optogenetischer Werkzeuge zu entwickeln und ihre Anwendungen sowohl in der Grundlagenforschung wie auch für medizinische Zwecke zu erweitern. Die DFG fördert das Programm über zunächst drei Jahre mit sechs Millionen Euro.

„Wir verstehen uns als Pfadfinder, die ein wissenschaftliches Netzwerk für die Optogenetik in Deutschland aufbauen“, sagt Prof. Alexander Gottschalk, Sprecher des Schwerpunktprogramms „Optogenetik der nächsten Generation: Werkzeug-Entwicklung und Anwendungen“. Nach einer Bewerbungsphase im Herbst werden zwischen 30 und 40 Wissenschaftler von verschiedenen Universitäten beteitligt sein; im Wesentlichen Biophysiker, Zellbiologen, Chemiker Mediziner und „Photo-Biologen“. So nennen sich die Spezialisten, die nach neuen, lichtempfindliche Proteinen suchen. Diese werden in die Zellen eingebaut und wirken wie Lichtschalter, mit denen man zelluläre Prozesse ein- oder ausschalten kann.

„Die Optogenetik hat inzwischen viele Anwendungen, aber als Technologie steckt sie noch in den Kinderschuhen“, erklärt Gottschalk. Um sie breiter in der Zell- und Neurobiologie einsetzen zu können, wollen die Forscher neue optogenetische Werkzeuge entwickeln. Sie sollen eine höhere Lichtausbeute haben, Prozesse innerhalb einzelner Zellen und zwischen verschiedenen Zellen aufklären und schließlich auch im Tierversuch getestet werden. Das ist vor allem im Hinblick auf Anwendungen in der Medizin notwendig, beispielsweise bei der Behandlung von Seh- und Gehörstörungen oder bisher unheilbaren Krankheiten wie Parkinson, Anfallsleiden oder Herzerkrankungen.

Besonderen Wert legen die Wissenschaftler darauf, die Öffentlichkeit über Chancen und Risiken der Optogenetik zu informieren. Dies soll durch allgemein verständliche Vorträge und Beiträge auf Webseiten wie www.OpenOptogenetics.org, http://dasgehirn.info und der künftigen Webseite des Forschungsschwerpunktes geschehen.

Informationen: Prof. Alexander Gottschalk, Institut für Biochemie, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-42518, a.gottschalk@em.uni-frankfurt.de.

Veranstaltungen

Mär 23 2015
15:57

Öffentliche Informationsveranstaltungen im Universitätsklinikum und auf dem Campus Westend der Goethe-Universität

Warum rechtzeitige Vorsorge durch Gesundheitsvollmacht und Testament wichtig ist

FRANKFURT. Warum eine rechtzeitige Vorsorge durch Gesundheitsvollmacht und Testament so wichtig ist, das erläutern Experten bei zwei Informationsveranstaltungen. Dazu lädt das Klinische Ethik-Komitee am Universitätsklinikum, das Universitäre Centrum für Tumorerkrankungen Frankfurt und die Goethe-Universität alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sowie Mitarbeiter des Gesundheitswesens ein.

„Was geschieht, wenn man nicht mehr selbst entscheiden kann?“ Über Möglichkeiten und Grenzen von Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung informieren am Donnerstag (26. März): Prof. Dr. Jörg Bojunga, Zentrum für Innere Medizin, Dr. Hans-Joachim Wilke, Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, und Dr. Barbara Wolf-Braun vom Klinischen Ethik-Komitee am Universitätsklinikum Frankfurt, sowie Reinhold Reichert vom Bürgerinstitut Frankfurt. Die Veranstaltung findet von 17.00 bis 19.30 Uhr im Hörsaal 23.4 Haus 23 der Uniklinik statt.

„Mein letzter Wille: Sicher und sinnvoll vererben“ ist das Thema am 23. April (Donnerstag); als Referenten sprechen: Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident a.D. der Goethe-Universität, und die Mediziner PD Dr. Christian Brandts, Geschäftsführender Direktor des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen, und Dr. med. Christiane Gog, Leiterin der Palliativmedizin des Universitätsklinikums. Außerdem spricht die Rechtsanwältin Inge Lohmann über das Erbrecht und gibt aktuelle Gestaltungstipps für ein Testament. Diese Veranstaltung findet auf dem Campus Westend statt –  im Casino, erster Stock, Renate von Metzler-Saal von 14.00 bis 16.30 Uhr.

Bei beiden öffentlichen Veranstaltungen stehen die Referenten für Fragen zur Verfügung. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei.

Informationen: Annette Herr, Private Hochschulförderung, Campus Westend, Tel.(069) 798 12435, E-Mail: herr@pvw.uni-frankfurt.de; www.kgu.de/kek

Veranstaltungen

Mär 20 2015
13:06

Am heutigen „Equal Pay Day“ stellt das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) seine Studie vor – Auftraggeber: Frauenreferat der Stadt Frankfurt

Warum Frauen auch in Frankfurt deutlich weniger verdienen als Männer

FRANKFURT. Zwar sind in Frankfurt fast ebenso viele Frauen wie Männer erwerbstätig und inzwischen ebenso gut ausgebildet wie ihre männlichen Kollegen, doch sie verdienen im Schnitt deutlich weniger. Gründe dafür sind u.a.: 70 Prozent der Frauen arbeiten in Teilzeit, viele im Gesundheits- und Sozialwesen (Anteil 75 Prozent) und im Bildungsbereich (67 %), wo die Einkommen geringer sind. „Teilzeit bedeutet nicht nur weniger Geld, sondern meist auch geringere Aufstiegschancen“, so Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) an der Goethe-Universität. Heute, am „Equal Pay Day“, stellt sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen Julia Krekel und Dr. Angela Joost die Studie „Erwerbssituation und Arbeitslosigkeit in Frankfurt am Main. Chancen, Problemlagen und Handlungsbedarfe für Frauen“ vor, die das Institut IWAK im Auftrag des Frauenreferats der Stadt Frankfurt durchgeführt hat.

„In der Bankenmetropole Frankfurt werden oft die guten Chancen der Frankfurterinnen in der Finanz- und Versicherungsbranche hervorgehoben. Doch daran partizipieren die Frauen nicht in gleichem Maße. So liegt das Durchschnittseinkommen der Männer mit 5500 Euro Brutto um 11% höher als das der Frauen; hier beziehen wir uns nur auf Vollzeittätige“, erläutert Larsen. Die Topverdiener in der Frankfurter Finanz- und Versicherungsbranche sind nach wie vor die Männer, auch wenn der Frauenanteil inzwischen 48 Prozent beträgt. „Gerade in dieser Branche sind die Frauen häufiger von Freisetzung betroffen.“

Die Studie hat die verschiedenen Branchen und ihre Verdienstmöglichkeiten detailliert unter die Lupe genommen: Während im Gesundheits- und Sozialwesen die Durchschnittsbruttoeinkommen monatlich bei knapp 3000 Euro legen, sind es im Erziehungsbereich fast 3400 Euro. Deutlich höher liegen die Einkommen in der Branche Information und Kommunikation mit über 4400 Euro, doch hier beträgt der Frauenanteil auch nur 38%. Dazu die Geschäftsführerin des IWAK: „Frauen wählen nicht nur immer noch bevorzugt Branchen mit unterdurchschnittlichen Einkommen, sie stellen sich auch innerhalb dieser Branchen schlechter als die Männer. So beträgt die Lohnlücke beim Vergleich der Bruttoeinkommen für Vollzeit zwischen Frauen und Männer im Gesundheits- und Sozialwesen 21%.“ Diese ist übrigens deutlich größer als im verarbeitenden Gewerbe. Dort verdienen Frauen im Schnitt nur 4% weniger als Männer, ihr Anteil beträgt dort allerdings auch nur 27%.

Frankfurt ist eine internationale Stadt, das dokumentiert auch diese IWAK-Studie: Ein Drittel aller Frauen im erwerbsfähigen Alter haben ausschließlich einen ausländischen Pass. Im Vergleich zu Frankfurterinnen mit deutscher Staatsangehörigkeit tut sich eine eklatante Einkommenslücke auf. Larsen nennt Zahlen: „Beispielsweise beträgt das Bruttoeinkommen für eine Vollzeitbeschäftigung von ausländischen Frauen im verarbeitenden Gewerbe 19% weniger als das von Frauen mit deutschem Pass. Ebenfalls groß ist die Lohnlücke mit 11% im Handel, wo besonders viele Frauen mit ausländischem Pass beschäftigt sind.“

Was muss sich ändern, um die Entgelt-Ungleichheit zwischen Männern und Frauen abzubauen? Darüber wird heute bei der Veranstaltung an der Goethe-Universität diskutiert, zu der neben dem IWAK das Frauenreferat der Stadt Frankfurt und der Business and Professional Women (BPW) Frankfurt am Main eingeladen hatten. Die Frankfurter Frauendezernentin Sarah Sorge, die diese IWAK-Studie in Auftrag gegeben hat, stellte klar, dass Entgeltdiskriminierung kein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem sei. „Um aus der Entgeltungleichheit herauszukommen, ist das Herangehen aus zwei Richtungen wichtig: Frauen, insbesondere Mädchen, sollten Armutsfallen bei der Berufswahl und durch eine Entscheidung für Erwerbsunterbrechungen und Teilzeit kennen. Wir müssen also aufklären, dass tun wir, beispielsweise mit unserer Kampagne 'Armut ist eine Frau'. Zum anderen müssen wir an die Strukturen ran. Hierzu gehört die finanzielle Aufwertung bestimmter Berufsfelder, beispielsweise der Erzieherinnen und Erzieher. Und es muss weitere Anreize geben, Erziehung und Pflege gerechter zwischen Frauen und Männern zu verteilen.“ Christa Larsen ergänzt Handlungsfelder, die dringend angegangen werden müssten: So müssten die Betriebe und öffentliche Einrichtungen eine Unternehmenskultur schaffen, die Arbeitszeitmodelle anbietet, die sich an den Lebensphasen der Frauen orientieren und auch ihre Karrieremöglichkeiten verbessern. Außerdem sollten zügig ausländische Abschlüsse anerkannt werden, damit Frauen mit einem ausländischen Pass auch qualifizierte Beschäftigungen aufnehmen können.

Deutschland gehört übrigens weiter zu den Schlusslichtern Europas, wenn es um Entgeltgleichheit von Frauen und Männern geht. Frauen verdienen nach wie vor ein Fünftel weniger als Männer. Der „Equal Pay Day“ ist der Tag, der symbolisch darauf aufmerksam macht, wie viele Tage mehr Frauen arbeiten müssen, um dasselbe im Geldbeutel zu haben wie Männer bereits am 31. Dezember des Vorjahres. In diesem Jahr ist das der 20. März.

Informationen: Dr. Christa Larsen, Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität, Tel. (069) 798- 22152, s.rand@em.uni-frankfurt.de

Forschung

Mär 19 2015
16:35

Stefan Knapp aus Oxford ist neuer Professor für Pharmazeutische Chemie an der Goethe-Universität

Mit kleinen Molekülen gegen den Krebs

FRANKFURT. Der international als Leiter der „Chemical Biology“ Gruppe des Structure Genomics Consortiums in Oxford bekannte Forscher Stefan Knapp ist neuer Professor für Pharmazeutische Chemie an der Goethe-Universität. Knapp ist Spezialist für die Entwicklung von Wirkstoffen, die Kinasen hemmen. Das sind Enzyme, die oft an der Entstehung von Krebs, Entzündungen oder Stoffwechselerkrankungen beteiligt sind. Sein zweites Forschungsgebiet ist das Design von Wirkstoffen, die Protein-Protein-Interaktionen hemmen, im Besonderen in Proteinkomplexen, die in epigenetischen Prozessen eine Rolle spielen.

Zur Gruppe der Kinasen gehören über 500 verschiedene Enzyme, die in nahezu allen Signalwegen der Zelle eine Rolle spielen. In vielen Krankheiten, insbesondere bei Krebs, ist die Funktion dieser Enzyme gestört. Die deregulierten Kinasen eignen sich daher als Zielstrukturen für die Entwicklung von neuen Wirkstoffen. Einige auf diesem Prinzip basierende Medikamente sind bereits auf dem Markt. Dazu gehört das Herceptin, das bei Brustkrebs den Signalweg des epidermalen Wachstumsfaktors HER2 hemmt, sowie Imatinib, das zur Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie eingesetzt wird.

Insgesamt gibt es bis heute 30 zugelassene Kinase-Hemmer. Für eine grosse Anzahl Kinasen wurden jedoch noch keine Inhibitoren entwickelt, obwohl genetische Daten zeigen, dass diese Enzyme für die Entwicklung von vielen Krankheiten eine wichtige Rolle spielen. Knapp ist der Meinung, dass speziefische Inhibitoren, sogenannte chemische Sonden, der beste Weg wären, um den Wert der Kinasen als Targets für die Arzneimittelforschung festzustellen. Aufgrund der Größe und Homologie der Kinasefamilie ist diese Strategie jedoch nicht einfach. Die Arbeitsgruppe von Stefan Knapp in Oxford hat bereits eine große Anzahl von Kristallstrukturen aufgeklärt, die jetzt eine gezielte und rationale  Entwicklung von Inhibitoren ermöglichen.

Weil diese Aufgabe für eine einzelne akademische Arbeitsgruppe oder auch einen Pharmakonzern zu umfangreich und zu kostspielig ist, wurde 2004 das „Structure Genomics Consortium“ (SGC) gegründet, ein Zusammenschluss von akademischen Labors in England, Kanada und Brasilien und derzeit 10 internationalen Pharmakonzernen. Sie haben das Ziel, neue Targets für die Arzneimittelforschung zu entdecken. Ein besonderes Merkmal dieser Initiative ist, dass alle Ergebnisse sofort publiziert werden und alle Reagenzien uneingeschränkt auch anderen Arbeitsgruppen zugänglich gemacht werden. Dies ermöglicht eine schnelle und unkomplizierte Zusammenarbeit mit klinischen Forschungsgruppen, die sich auf bestimmte Krankheiten spezialisiert haben und die entwickelten chemischen Sonden für diese Studien nutzen. Trotz der Zusammenarbeit mit der Industrie werden die chemischen Sonden daher vom SGC nicht patentiert.

„Die offene Arbeitsweise verhindert, dass parallel an ähnlichen Wirkstoffen gearbeitet und kostspielige Entwicklungsarbeit mehrfach durchgeführt wird“, weiß Knapp, der selbst fünf Jahre in der Pharmaindustrie tätig war. Vor allem aber findet er es „unethisch“, Entwicklungen in akademischen Labors durch Geheimhaltung zu verzögern, da Patienten mit bislang unheilbaren Leiden dann länger auf eine Therapie warten müssen.

Dass dieses Konzept funktioniert, wurde unlängst durch den Erfolg einer der chemischen Sonden bestätigt.  Knapps Labor entwickelte 2010  in Zusammenarbeit mit dem Dana Faber Institute an der Harvard Medical School eine chemische Sonde für Bromodomänen der BET Familie. Diese Proteine spielen in der Kontrolle der Genexpression von wachstumstimulierenden Faktoren eine wichtige Rolle. In einer seltenen Krebsart, dem NUT midline Karzinom, fusionieren die Bromodomänen der BET-Proteine BRD3 oder BRD4 mit NUT, was zu der Enstehung eines aggressiven unheilbaren Karzinomes führt. In Tumormodellen zeigten die BET chemischen Sonde ausgezeichnete Effizienz, was 2014 zu ersten Klinischen Studien mit einem für diese Anwendungen optimierten Inhibitor führte. Mitlerweile wurden weitere onkologische Anwendungsgebiete für diese Inhibitorklasse gefunden, was zu 12 zusätzlichen klinischen Studien und neuen Forschungprogrammen in der Pharmazeutischen Industrie und Biotechnologie geführt hat.    

Nach 22 Jahren im Ausland freut sich Stefan Knapp, wieder in Deutschland zu sein. Er war nach seinem Chemie-Studium in Marburg zunächst an der University of Illinois (USA), dann als Doktorand am Karolinska Institut in Stockholm, wo er auch als Postdoktorand forschte. Nach sieben Jahren im Norden Europas zog es ihn ins südliche Italien. Dort arbeitete er fünf Jahre bei der Firma Pharmacia in Nerviano, bevor er sich 2004 entschloss, wieder in die akademische Forschung zurückzukehren. An der Universität Oxford arbeitete er in den vergangenen 11 Jahren auf dem Gebiet der Strukturbiologie und der Wirkstoffentwicklung. Mit der Goethe-Universität verbinden Stefan Knapp seit Jahren Forschungskooperationen. An seinen neuen Kollegen in der Pharmazie schätzt er außerdem, dass sie in der Lehre „extrem engagiert“ sind.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/54730996

Informationen: Prof. Stefan Knapp, Institut für Pharmazeutische Chemie, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29871, Knapp@pharmchem.uni-frankfurt.de.

Veranstaltungen

Mär 16 2015
09:59

Kenneth Roth, Executive Director von Human Rights Watch, ist zu Gast an der Goethe-Universität

Menschenrechte in unruhigen Zeiten

FRANKFURT. „Können wir uns in diesen unruhigen Zeiten Menschenrechte überhaupt noch leisten?“ – mit dieser Frage befasst sich der internationale Direktor der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einer öffentlichen Vorlesung am Montag, 23. März, um 18 Uhr im HZ 5 im Hörsaalzentrum am Campus Westend der Goethe-Universität. Selbstredend eine rhetorische Frage: Wie Roth in seinem in englischer Sprache gehaltenen Vortrag deutlich machen wird, ist der Einsatz für die Menschenrechte heute notwendiger denn je.

Syrien, die Ukraine, Kosovo – man muss nicht weit fahren, um die Menschenrechte massiv gefährdet zu sehen. Dabei sei ihre Einhaltung wesentlich für den Frieden und grundlegend für eine zivile Gesellschaft, sagt Prof. Tanja Brühl, Vizepräsidentin der Goethe-Universität und Friedensforscherin. Aber auch in Deutschland und Frankfurt seien Menschenrechte ein Thema, was nicht zuletzt am Auftreten der Pegida-Bewegung deutlich geworden sei. „Welche Rechte haben Flüchtlinge hierzulande, und wie werden sie eingehalten?“, das müsse sich auch die deutsche Gesellschaft fragen lassen. Die Idee, Ken Roth als Gastredner an die Goethe-Universität einzuladen, habe sie deshalb gern aufgegriffen. Die Vorlesung des Amerikaners ist als Bürgerveranstaltung gedacht, auch Fragen können gestellt werden.

In seinem englischsprachigen Vortrag wird Roth die Rolle der Menschenrechtorganisationen bei der Verbreitung und Verteidigung von Menschenrechten darlegen. Frankfurt ist für den 59-Jährigen kein unbekanntes Terrain: Sein Großvater hatte eine Metzgerei in der Mainmetropole, sein jüdischer Vater musste 1938 vor den Nationalsozialisten in die USA fliehen. Nach eigenem Bekunden hat ihn diese Familiengeschichte früh für Menschenrechtsfragen sensibilisiert. Neben seiner Tätigkeit als Anwalt setzte sich Roth ehrenamtlich für die  Menschenrechte ein, engagierte sich in den Organisationen „Helsinki Watch“ und „America’s Watch“, die 1987 zu „Human Rights Watch“ (HRW) fusionierten. Seit 1993 ist Roth Direktor von HRW. Unter seiner Führung wuchs die Organisation weltweit. Mit rund 300 Mitarbeitern ist sie in mehr als 80 Ländern vertreten, darunter in sehr stark krisenhaften Regionen.

Immer wieder weist die Nichtregierungsorganisation auf Menschenrechtsverletzungen hin, übt Druck auf die Verantwortlichen aus, gibt den Opfern eine Stimme und setzt sich für die Verfolgung der Täter ein. HRW war maßgeblich an Gründung und Erfolg der Internationalen Kampagne für das Verbot von Landminen beteiligt, die 1997 den Friedensnobelpreis erhielt. Darüber hinaus stand HRW an der Spitze der weltweiten Kampagne zur Einrichtung eines Internationalen Strafgerichtshofs. Durch eigene Recherchen und Lobbyarbeit hinter den Kulissen konnte HRW zur Verhaftung von Kriegsverbrecher wie Radovan Karadzic und Ratko Mladic beitragen. „Menschenrechtsorganisationen wie ‚Human Rights Watch‘ und ‚Amnesty International‘ haben enorm zur Bildung eines Menschenrechtskanons und zur Präzisierung der Menschenrechte beigetragen“, meint Tanja Brühl.

„In today’s tumultuos world, can we still afford human rights?“ – Vortrag (in englischer Sprache) von Kenneth Roth, Montag, 23. März, 18 Uhr, HZ 5, Hörsaalzentrum, Campus Westend.

Ein Fotovon Kenneth Roth finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/54662605

Interviewanfragen möglichst bald direkt an: Ulrike Klinke-Kobale, Human Rights Watch Komitee Frankfurt,  Telefon 0171 3514102, E-Mail Ulrike.Kobale@t-online.de.

Forschung

Mär 12 2015
15:30

Neues Forschungsprojekt untersucht Inhaltsstoffe der Olive, die vor Alzheimer schützen sollen

Oliven gegen das Vergessen

FRANKFURT/DARMSTADT. Längst gilt als erwiesen: Wer sich mediterran ernährt und körperlich und geistig aktiv ist, wird weniger wahrscheinlich an der Alterskrankheit Demenz leiden. Vor allem Oliven scheinen dabei eine Rolle zu spielen. Doch welche Inhaltsstoffe der kleinen ovalen Frucht sind es genau, die so hilfreich wirken? Dies will ein hessischer Verbund von Forschern der Frankfurter Goethe-Universität, der Technischen Universität (TU) Darmstadt und dem Darmstädter Unternehmen N-Zyme BioTec GmbH herausfinden. Das auf drei Jahre angelegte Projekt „NeurOliv“ hat ein Projektvolumen von 1,3 Millionen Euro und wird im Rahmen der High-Tech Initiative KMU-innovativ Biochance vom Bundesministerium für Forschung und Bildung gefördert.

Die Kooperation vereint mehrere Ansätze, wobei die Initiative von N-Zyme BioTec GmbH ausging. Ziel ist es, mit Hilfe der Olivenstoffe neue funktionelle Lebensmittel für die alternde Gesellschaft entwickeln zu können, die vor der Alzheimerkrankheit schützen. „Wir wollen prüfen, ob Olivenpolyphenole auch einen Beitrag zur Heilung der Krankheit leisten können. Daher sehen wir unsere Produkte auch im Bereich der Arzneimittel angesiedelt“, sagt Dr. Joachim Tretzel, Geschäftsführer von N-Zyme BioTec GmbH. Gerade kleine und mittlere Unternehmen sollen durch die High-Tech Initiative der Bundesregierung gefördert werden.

Das Team um Prof. Heribert Warzecha am Fachbereich Biologie der TU Darmstadt befasst sich mit der Entwicklung neuer biotechnologischer Verfahren, um die spezifischen Pflanzenstoffe zu gewinnen. Mit den entsprechenden genetischen Informationen sollen Bakterienkulturen helfen, Inhaltsstoffe in reiner und definierter Form darzustellen. „Durch unsere neuen Techniken lassen sich das aufwendige Extrahieren von Stoffen aus Olivenblättern erleichtern und die geringen Ausbeuten deutlich verbessern“, erklärt  Warzecha. „Damit sind wir bei der Produktion auch unabhängig von der saisonalen Oliven-Ernte in den Anbaugebieten“, freut sich Dr. Stefan Marx, ebenfalls Geschäftsführer von N-Zyme BioTec. 

Die Arbeitsgruppe „nutritional-neuroscience“ des Lebensmittelchemikers Dr. Gunter Eckert, Privatdozent an der Goethe-Universität (GU) Frankfurt, wird die Wirksamkeit dieser biotechnologisch hergestellten Olivenstoffe testen. Dabei werden zunächst die Olivenstoffe in Zellkulturmodellen getestet, die möglicherweise vor der Alzheimer Krankheit schützen. „Wir sehen uns vor allem Veränderung in den Kraftwerken der Nervenzellen (Mitochondrien) an, die sich bei der Alzheimer-Krankheit schon früh verändern“, so Eckert. Die aktivsten Verbindungen sollen dann in einem Mausmodell der Krankheit zeigen, dass sie die Gehirnfunktion verbessern können.

„Wir überprüfen die These, dass bestimmte Polyphenole aus Oliven Krankheitsprozesse im Gehirns verlangsamen, die mitochondriale Dysfunktion verbessern und somit Evidenzen für einen Schutz vor Alzheimer liefern“, fasst Fachpharmakologe Eckert sein Forschungsziel zusammen. Die GU-Forscher erhalten 288.000 Euro Fördermittel für dieses Projekt. In einem anderen Forschungsprojekt nimmt Eckert den Zusammenhang zwischen Ernährung und Bewegung in Hinblick auf die Entwicklung von Alzheimer unter die Lupe.

Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/54645204

Bildunterschriften:

Bild 1 (stehend vor Gebäude): Die Mitglieder des BMBF-Projektes „NeurOliv“ treffen sich zum Kick-off Meeting des das Projektes. Erste Reihe, von links: Dr. Jens Zotzel (N-ZYME), Alexander Webersinke (N-ZYME), Alla Sarafeddivo (N-ZYME), Christopher Fuchs (N-ZYME), Jascha Folk (TU Darmstadt). Zweite Reihe, von links: Dr. Stefan Marx (N-ZYME), Dr. Joachim Tretzel (N-ZYME), Prof. Warzecha (TU Darmstadt), Dr. Gunter Eckert (GU).

Bild 2 (am Konferenztisch): Die Mitglieder des BMBF-KMU Innovativ Konsortiums diskutieren das Projekt „NeurOliv“. Von links: Alla Sarafeddivo (N-ZYME), Christopher Fuchs (N-ZYME), Dr. Jens Zotzel (N-ZYME), Dr. Gunter Eckert (GU), Jascha Folk (TU Darmstadt), Prof. Warzecha (TU Darmstadt), Dr. Stefan Marx (N-ZYME), Dr. Joachim Tretzel (N-ZYME), Alexander Webersinke (N-ZYME).

Informationen: Dr. Gunter Eckert, Goethe-Universität, Tel. (069) 798-29378, E-Mail g.p.eckert@em.uni-frankfurt.de; Dr. Stefan Marx, N-Zyme BioTec GmbH Tel. (06151) 3912-772, E-Mail: marx@n-zyme.de; Prof. Dr. Heribert Warzecha, TU Darmstadt, Tel. (06151) 16-20900, E-Mail: warzecha@bio.tu-darmstadt.de

Forschung

Mär 11 2015
15:13

Forschende der Goethe-Universität untersuchen die Rolle von Leihstationen für Elektrofahrzeuge bei der Verbreitung von Elektromobilität

Mehr eMobil-Stationen könnten Elektromobilität weiter voranbringen

FRANKFURT. Insellösungen, wie die Einrichtung der eMobil-Station am Offenbacher Marktplatz, setzen gute Impulse. Dauerhaft ist aber der Aufbau eines Stationsnetzes erforderlich, um eine breite Akzeptanz und Nutzung zu erreichen. Für ihre Studie hat die Arbeitsgruppe Mobilitätsforschung des Instituts für Humangeographie in Zusammenarbeit mit der urbane konzepte GmbH aus Offenbach Nutzerinnen und Nutzer der eMobil-Station zu Gruppengesprächen, sogenannten Fokusgruppen, eingeladen und sie zu ihren Erfahrungen mit der Offenbacher eMobil-Station befragt.

Insgesamt wird das neue Angebot der eMobil-Station sehr geschätzt: Die Nutzung der E-Fahrzeuge funktioniere recht einfach und vor allem mache es Spaß, mit einem Pedelec mit „eingebautem Rückenwind“ entspannt am Main entlang zu radeln, oder nahezu geräuschlos mit einem E-Auto in der Stadt und Überland unterwegs zu sein.

Der Einstieg in die E-Mobilität gestaltet sich laut Aussagen der Teilnehmenden in Offenbach recht unkompliziert. Wer unsicher war, erkundete die Station gerne in Begleitung. Selbst Nicht-Offenbacher, die bei einem Besuch zufällig auf die gut sichtbare Station an der zentralen Haltestelle Marktplatz aufmerksam geworden sind, konnten sich direkt beim nahe gelegenen Info-Center (RMV-Mobilitätzentrale der NiO) anmelden und losstarten. Und mittlerweile ist die eMobil-Station für sie zu einem willkommenen Ausflugsziel geworden, um von dort aus einen Freizeitausflug mit Pedelecs zu unternehmen.

Bei den Offenbachern kristallisierten sich drei Nutzungsvarianten heraus: Wie auch die Besucher Offenbachs nutzen es einige Offenbacher rein aus Spaß an der Freude. Sie machen in der Freizeit Pedelec-Ausflüge, testen gerne alle Modelle durch, oder unternehmen eine E-Autofahrt mit den Enkeln oder anderen Bekannten und Verwandten. Andere nutzen das Angebot, um die Alltagstauglichkeit von E-Fahrzeugen auszutesten. Da sich die meisten noch zu unsicher fühlen, um ein Elektrofahrzeug zu kaufen, nutzen einige die Station, um in dieser Frage sicherer zu werden und sich aktuell davon zu entlasten, eine Entscheidung zu treffen, bei der die Angst überwiegt, dass es eine langfristig falsche Entscheidung ist, bei der man viel Geld für ein Fahrzeug ausgibt, ohne den Alltagsnutzen und die Folgekosten richtig einschätzen zu können.

Und bei einigen Teilnehmenden fiel das Angebot in ein so genanntes ‚Gelegenheitsfenster‘, da der TÜV gerade zur Trennung vom alten Auto führte, oder die Arbeitswege durch den Eintritt in den Ruhestand wegfallen, oder durch einen Arbeitsplatzwechsel ein anderer Arbeitsweg und die Option eines Jobtickets die Mobilitätsmuster verändern. Auch wenn diese Gruppe durchaus die Verfügbarkeit und Flexibilität am eigenen Auto schätzen, so sind ihnen die Wartung, das Tanken, die Fahrt in die Waschanlage und auch die Parkplatzsuche in der Offenbacher Innenstadt doch lästig. Durch das Angebot der eMobil-Station, in deren unmittelbarer Nähe sie wohnen, können sie nun ein Auto nutzen und sind gleichzeitig von dem Aufwand, den ein Besitz mit sich bringt, entlastet.

Da es sich bei den Fahrzeugen und der Station um sehr innovative Angebote handelt, treten natürlich auch Kinderkrankheiten auf. Die Nutzenden berichteten jedoch, dass per Hotline Fragen und Probleme meist hilfreich beantwortet und gelöst wurden und auch darüber viele anfängliche Unsicherheiten abgebaut werden konnten. Auch sind die Betreiber der Station, die Offenbacher Verkehrs- Betriebe, NiO – Nahverkehr in Offenbach und der Rhein-Main-Verkehrsverbund, sehr an den Hinweisen auf Optimierungspotentiale beim Buchen, Entleihen und der Rückgabe sowie Wünschen bezüglich der Bedienungs- und On-Board-Informationen interessiert, um ihr Angebot zu verbessern.

Auch wenn insgesamt die eMobil-Station mit ihrem Angebot, als zusätzliche Option in und um Offenbach mobil sein zu können, sehr geschätzt wird, empfinden die meisten die Begrenztheit des Angebots als deren großen Schwachpunkt. Als problematisch wird diesbezüglich die Tatsache gewertet, dass die Fahrzeuge immer an die Station zurückgebracht werden müssen. One-Way-Fahrten sind dadurch leider nicht möglich bzw. muss auch die ‚Stehzeit‘ des Fahrzeugs am Zielort bezahlt werden. Hier wünschen sich die Nutzenden für ihre Alltagsmobilität eine Ausweitung des Angebots durch weitere Stationen in den Stadtteilen. Zielführend ist dies auch vor dem Hintergrund, dass die Nähe zur Station ein entscheidendes Kriterium für deren Nutzung ist. Mehr Stationen bedeuten mehr potenzielle Nutzerinnen und Nutzer und zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten.

Die Studie wurde im Rahmen der sozialwissenschaftlichen und ökologischen Begleitforschung der Modellregion Elektromobilität RheinMain durchgeführt. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert und von der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstofftechnologie (NOW) koordiniert.

Kontakt:  Dipl.-Ing. Thomas Prill, Goethe-Universität Frankfurt a. M., Institut für Humangeographie/AG Mobilitätsforschung. Theodor-W.-Adorno-Platz 6, D - 60629 Frankfurt am Main. Tel. mobil: +49 (0)176 538 391 56; prill@geo.uni-frankfurt.de; www.humangeographie.de/mobilitaet

Dipl.-Soz. Steffi Schubert, urbane konzepte GmbH, Friedrichsring 28, 63069 Offenbach am Main. Tel. (069) 8043 8338; mobil: +49 (0)1522 9585 214.  schubert@urbane-konzepte.de; www.urbane-konzepte.de

Forschung

Mär 10 2015
15:25

Neue Verbindung eröffnet Perspektiven für Halbleiterindustrie

30 Jahre nach C60-Entdeckung: Käfigmolekül aus Silizium

FRANKFURT. Die Entdeckung des fußballförmigen C60-Moleküls im Jahre 1985 war ein Meilenstein für die Entwicklung der Nanowissenschaften. Parallel zum schnell aufblühenden Forschungsgebiet der Kohlenstoff-Fullerene versuchten Forscher lange Zeit vergebens, strukturell ähnliche Siliziumkäfige darzustellen. Chemikern der Goethe-Universität ist es nun gelungen, eine Verbindung zu synthetisieren, die auf einem Si20-Dodekaeder aufbaut. Der in der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ publizierte platonische Körper ist nicht nur ästhetisch reizvoll, sondern eröffnet auch neue Perspektiven für die Halbleiterindustrie.

Der Si20-Dodekaeder ist ungefähr so groß wie das C60- Molekül. Entscheidende Unterschiede bestehen jedoch zwischen den Bindungsverhältnissen: Alle Kohlenstoffatome des C60 sind dreifach koordiniert und bilden Doppelbindungen aus. Im Silizium-Dodekaeder sind dagegen alle Atome vierfach koordiniert und über Einfachbindungen verknüpft, so dass auch eine Verwandtschaft zum Dodekahedran (C20H20) besteht. „Das Dodekahedran galt seinerzeit als ‚Mount Everest‘ der Organischen Chemie, weil es zunächst nur über eine 23-stufige Synthesesequenz zugänglich war. Im Gegensatz dazu bildet sich unser Si20-Käfig, ausgehend von Si2-Bausteinen, in einem Schritt“, so Prof. Matthias Wagner vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Goethe-Universität.

Die Si20-Hohlkörper, die sein Doktorand Jan Tillmann isoliert, sind stets mit einem Chlorid-Ion gefüllt. Die Frankfurter Chemiker vermuten daher, dass sich der Käfig um das Anion herum aufbaut und dieses somit einen strukturbestimmenden Einfluss ausübt. Auf seiner Oberfläche trägt der Cluster acht Chloratome und zwölf Cl3Si-Gruppen. Sie weisen hochsymmetrisch in den Raum, wodurch das Molekül eine besondere Schönheit gewinnt. Quantenchemische Rechnungen aus dem Arbeitskreis von Professor Max C. Holthausen an der Goethe-Universität belegen, dass das experimentell beobachtete Substitutionsmuster eine ausgeprägte Stabilisierung des Si20-Gerüsts bewirkt.

Künftig wollen Tillmann und Wagner mithilfe der oberflächengebundenen Cl3Si-Ankergruppen dreidimensionale Nanonetzwerke aus Si20-Einheiten herstellen. Insbesondere interessieren sich die Forscher jedoch für das Anwendungspotential der neuen Verbindung: „Räumlich strikt begrenzte Silizium-Nanopartikel zeigen fundamental andere Eigenschaften als konventionelle Siliziumwafer“, erläutert Matthias Wagner. Daher eröffnet der lange gesuchte Zugang zum Siladodekahedran die Möglichkeit, fundamentale elektronische Eigenschaften käfigartiger Si-Nanopartikel im Vergleich zu kristallinem Halbleitersilizium zu studieren.

Publikation:

J. Tillmann et al: One-Step Synthesis of a [20]Silafullerane with an Endohedral Chloride

Ion, in: Angew. Chem. Int. Ed. 2015, DOI: 10.1002/anie.201412050

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/54612947

Informationen: Prof. Matthias Wagner, Institut für Anorganische und Analytische Chemie, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798-29156, Matthias.Wagner@chemie.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Mär 10 2015
14:28

EuropaDialoge/Dialogues d’Europe: Vortrag der Hessischen Europaministerin Lucia Puttrich am Forschungskolleg

„Sind Deutschland und Frankreich noch der Motor Europas?“

FRANKFURT/BAD HOMBUG. Vor mehr als 50 Jahren, am 22. Januar 1963, unterzeichneten der französische Staatspräsident Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer den „Elysée-Vertrag“ – den Freundschaftsvertrag zwischen Frankreich und Deutschland, der nach dem zweiten Weltkrieg die Zusammenarbeit beider Länder in der Außen-, Sicherheits-, Jugend- und Kulturpolitik begründete. Die engen Beziehungen zwischen den beiden Staaten prägten die europäische Integrationsgeschichte maßgeblich, weshalb sie sehr früh als „Motor Europas“ bezeichnet wurden.

Lucia Puttrich, Hessische Staatsministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Bevollmächtigte des Landes Hessen beim Bund, wird die deutsch-französischen Beziehungen zum Gegenstand eines öffentlichen Vortrages mit anschließender Diskussion machen. Sie beleuchtet das Verhältnis der Nachbarn aus dem Blickwinkel eines deutschen Bundeslandes, das selbst enge Kontakte zu Frankreich unterhält, und wird einen Ausblick auf die neuen Herausforderungen für Frankreich und Deutschland zur Gestaltung der Europäischen Union geben.

Der Vortrag Puttrichs „Sind Deutschland und Frankreich noch der Motor Europas? Die Zukunft der europäischen Union − deutsche und französische Ansätze“ findet statt am Donnerstag, dem 12. März, um 18.00 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften (Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg vor der Höhe). Matthias Lutz-Bachmann, Professor für Philosophie an der Goethe-Universität und Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften, wird in das Thema einführen.

Der Vortrag ist Teil der Reihe EuropaDialoge/Dialogues d’Europe, die gemeinsam vom Forschungskolleg Humanwissenschaften und dem Institut français d’histoire en Allemagne veranstaltet wird. In diesem Rahmen sind Expert*innen aus Politik und Wirtschaft sowie aus den Rechts-, Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften dazu eingeladen, die viel umstrittene Frage zu diskutieren, was aus Europa werden kann und werden sollte. Weitere Veranstaltungen im ersten Halbjahr 2015 sind die Vorträge des Frankfurter Ökonomen Jan Pieter Krahnen (22. April 2015), der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Ulrike Lunacek (30. April 2015), des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Udo Di Fabio (27. Mai 2015), des französischen Historikers Michael Werner (10. Juni 2015) und des Frankfurter Ökonomen Otmar Issing (24. Juni 2015). Nähere Informationen zu den einzelnen Vorträgen finden sich auf den Homepages des Forschungskollegs Humanwissenschaften www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de und des Institut français d’histoire en Allemagne www.ifha.fr. Weitere Vorträge sind in Planung.

Information:  Professor Dr. Dr. Lutz-Bachmann (lutz-bachmann@em.uni-frankfurt.de); Professor Dr. Pierre Monnet (pierre.monnet@institutfrancais.de)

Anmeldung: Um Anmeldung zu der Veranstaltung unter info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de wird gebeten.

Forschung

Mär 9 2015
14:16

Veröffentlichung ‚Science‘: Die Unterstützung der Bürger für Demokratie wächst, je länger sie in ihr leben / Der Gewöhnungseffekt gilt aber leider auch für Diktaturen

Die Liebe zur Demokratie braucht Zeit

FRANKFURT. Was beeinflusst die Unterstützung der Bevölkerung für ein demokratisches System? Bestärken Erfahrungen mit dieser Staatsform Bürger in ihrer demokratischen Überzeugung? Diesen Fragen gingen Nicola Fuchs-Schündeln, Professorin für Makroökonomie und Entwicklung an der Goethe-Universität Frankfurt und Mitglied des Exzellenzclusters ‚Herausbildung Normative Ordnungen‘, und Matthias Schündeln, Professor für internationale Wirtschaftspolitik und Inhaber der Messe Frankfurt-Stiftungsprofessur an der Goethe-Universität, in einer aktuellen Studie nach, die nun in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde (Band 347, S. 1145).

Die beiden Ökonomen werteten 380.000 Einzelbeobachtungen aus 104 Ländern zwischen 1994 und 2013 aus und fanden heraus, dass Bürger ein demokratisches System umso stärker befürworten, je länger sie in ihm leben. Um die Größenordnung des Effekts zu verdeutlichen, vergleichen die Autoren den Einfluss der Zeit, die jemand in einer Demokratie verbracht hat, mit einem Anstieg des Bildungsniveaus. Es ist bereits seit längerem bekannt, dass Menschen mit höherem Bildungsabschluss grundsätzlich stärker vom demokratischen System überzeugt sind. Das Ergebnis des Vergleichs: Um den Effekt eines höheren Bildungsabschlusses in Bezug auf die Zustimmung zur Demokratie zu erreichen, muss ein Bürger rund achteinhalb Jahre in einem demokratischen System leben.

Mit ihren Ergebnissen weisen die beiden Wissenschaftler nach, dass die Staatsform selbst die politischen Präferenzen der in ihr lebenden Menschen beeinflusst. Politische Präferenzen sind somit (auch) endogen – dieser Effekt wirkt zusätzlich zu anderen Faktoren, wie etwa wirtschaftlichen Bedingungen oder historischen Erfahrungen mit verschiedenen Staatsformen.

Für junge Demokratien, etwa im Kontext des „arabischen Frühlings“, bedeuten die Ergebnisse, dass es Zeit braucht, bis die neue Staatsform von der breiten Bevölkerung akzeptiert wird, bzw. dass sich eine zunächst verhaltene Zustimmung im Laufe der Zeit festigt. Leider gilt dieser Gewöhnungseffekt nicht nur für Demokratien. „Dass Bürger eine stärkere Akzeptanz für ein politisches System entwickeln, je länger sie in ihm leben, ist ein grundsätzlicher Effekt, der nicht von der jeweiligen Staatsform abhängig ist“, erklärt Nicola Fuchs-Schündeln. Somit gewinnen auch autokratische Systeme mit der Zeit an Unterstützung in der Bevölkerung.  Dass es immer wieder Phasen gibt, in denen größere Umwälzungen stattfinden, illustriert aber, dass es weitere Faktoren gibt, die stärker sein können als die über die Zeit gewachsenen Präferenzen für ein bestimmtes System, zum Beispiel wirtschaftliche Not oder soziale Repressalien.

Veranstaltungen

Mär 6 2015
13:41

Projektstart mit Praxispartnern – Frankfurter Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur leitet Forschungsverbund – Einladung zum Mediengespräch

Damit Pflegekräfte ihren Arbeitsalltag besser gestalten können

FRANKFURT. Viele Pflegekräfte steigen aus ihrem Job aus. Sie sind frustriert von ihrem Arbeitsalltag, der oft durch Dokumentation der geleisteten Arbeit bestimmt wird und zu wenig Zeit für die Pflege lässt. Wie können die Pflegekräfte ihre Arbeitsabläufe stärker aktiv mitgestalten? Darum geht es in einem Projekt unter Leitung des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität, das mit 1,3 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms „Arbeiten – Lernen – Kompetenzen entwickeln“ finanziert wird.

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des IWAK werden gemeinsam mit Kolleginnen der Universität Witten/Herdecke und drei hessischen Praxispartnern in den nächsten drei Jahren innovative Lösungen entwickeln. Die Auftaktveranstaltung des Projekts „Arbeitsprozessintegrierte Kompetenzaktivierung und -entwicklung in der Pflege“ – kurz AKiP – findet am 16. März (Montag) auf dem Campus Westend statt. Im Rahmen eines Mediengesprächs stehen Expertinnen für Fragen zur Verfügung.

Die Lage hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zugespitzt: Einsparungen in Krankenhäusern und Altenheimen sowie bei ambulanten Diensten führen zu einem enger getakteten Arbeitsalltag. Gleichzeitig müssen die Pflegekräfte zunehmend alte Menschen mit komplexen Krankheitsbildern und Demenz betreuen; häufig gibt es keine Angehörige, die Unterstützung leisten können. „Die Folgen dieser komplexen Anforderungen und der Arbeitsverdichtung zeigen sich in Abwanderung aus dem Beruf, einem schlechtem Berufsimage und einer hohen Krankheits- und Burnoutrate“, so Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK). „Damit ist ein wichtiger Bereich in unserer Gesellschaft einem hohen Risiko ausgesetzt. Denn wir brauchen jede Pflegekraft und müssen deshalb dringend etwas tun, was in der Praxis wirklich hilft“, ergänzt Oliver Lauxen, wissenschaftlicher Mitarbeiter des IWAK.

Der Kostendruck im Gesundheitswesen ist enorm und die wirtschaftlichen Auflagen werden immer dominanter –das spüren die Pflegekräfte täglich. Doch wie lassen sich ökonomischen Zwänge im Arbeitsalltag abfedern? Wie können Pflegekräfte das Heft des Handelns wieder in der Hand nehmen? „Pflegekräfte brauchen dringend solche Kompetenzen, die ihnen helfen, aus der Vielfalt der komplexen Anforderungen zu selektieren, d.h. zu entscheiden, was sofort zu erledigen ist, was delegiert und was eventuell auch weggelassen werden kann“, sagt Larsen. „Wer dies schafft, der bleibt in seinem Beruf gesund und zufrieden“, ergänzt Lauxen. Die Erfahrungen von Pflegekräften werden in den bisherigen Arbeitsläufen viel zu wenig berücksichtigt, wissen die Experten – auch das erhöht die Frustration im Job. „Das soll in diesem Projekt anders laufen“, verspricht Larsen.

Gemeinsam mit den Praktikern sollen im tagtäglichen Arbeitsablauf Kompetenzen wie Priorisierung, Abgrenzung und Selektion eingeübt werden. Dazu gibt es bereits erste Konzepte in der internationalen Kompetenz- und Arbeitsprozessforschung. Diese Ansätze sollen genutzt werden, um ein spezifisches und innovatives Konzept für die Pflegebranche in Deutschland zu entwickeln. Das geschieht in Kooperation mit Prof. Ulrike Höhmann, die eine Professur für multiprofessionelle Versorgung chronisch kranker Menschen an der privaten Universität Witten/Herdecke innehat.

Um das Konzept in die Praxis zu transferieren, wirken drei Praxispartner in dem Forschungsverbund mit. Jeder repräsentiert einen Pflegesektor: Der Krankenhausbereich wird durch die Hochtaunus-Kliniken in Bad Homburg vertreten, die Altenheime durch die Gesellschaft für diakonische Einrichtungen in Hessen und Nassau in Darmstadt und die ambulanten Dienste durch die Häusliche Kranken- und Seniorenpflege Thomas Rehbein aus Wiesbaden. Bis Ende 2017 wird ein Handlungsleitfaden für die Pflegepraxis entwickelt. Erfahrungen und Konzepte aus dem Forschungsprojekt sollen möglichst breit gestreut werden. Ein mehr als 20-köpfiger Beirat, in dem u.a. Experten aus der Deutschen Krankenhausgesellschaft, dem deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe, den Gewerkschaften und den Verbände der Altenhilfe sowie den Krankenkassen und der Politik vertreten sind, trifft sich in den kommenden drei Jahren regelmäßig an der Goethe-Universität, um das Projekt fachlich und strategisch zu begleiten.

„Das Projekt zeigt, wie die Praxis von gesellschaftswissenschaftlicher Forschung profitieren kann“, stellt Prof. Birgit Blättel-Mink, Soziologin und Direktorin des IWAK, fest. Gerade Einrichtungen wie das IWAK stehen seit vielen Jahren für diese Form des hochschulischen Wissenstransfers der Goethe-Universität in die Region und in Hessen.

Medieneinladung

Während der Auftaktveranstaltung besteht für Medienvertreter am 16. März (Montag) um 12.30 Uhr im Nebengebäude des IG-Farben-Hauses (Raum 2.701) auf dem Campus Westend Gelegenheit zum Gespräch mit den Expertinnen.

Gesprächspartnerinnen sind: 

  • Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des IWAK
  • Prof. Ulrike Höhmann, Professur für multiprofessionelle Versorgung, Private Universität Witten-Herdecke
  • Yvonne Dintelmann, Geschäftsführerin und Pflegedirektorin der Hochtaunus-Kliniken
  • Prof. Birgit Blättel-Mink, Professur für Soziologie mit dem Schwerpunkt Industrie- und Organisationssoziologie, Goethe-Universität

Informationen und Anmeldung zum Mediengespräch: Dr. Christa Larsen, Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität, Tel. (069) 798- 22152, C.Larsen@em.uni-frankfurt.de

Forschung

Mär 4 2015
16:18

Konzept für vernetzte Lehrerbildung überzeugt Gutachter von Bund und Ländern

Goethe-Universität bei Qualitätsoffensive Lehrerbildung erfolgreich

FRANKFURT. Mit ihrem Projekt „LEVEL – Lehrerbildung vernetzt entwickeln“ (www.level.uni-frankfurt.de) hat sich die Goethe-Universität im bundesweiten Wettbewerb der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ bereits in der ersten Antragsrunde durchgesetzt. Ziel des mit 500 Millionen Euro dotierten Förderprogramms ist es, die Inhalte und Strukturen der Lehrerbildung in Deutschland weiterzuentwickeln. Das Programm hat zwei Förderphasen und läuft bis zum Jahre 2023. Von insgesamt 80 Anträgen werden in der ersten Phase 19 unterstützt.

„Gratulation an alle Beteiligten. Das ist eine Riesenchance, unsere Lehrerbildung weiter zu verbessern. Ausgangspunkt muss sein, den Unterricht genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn darauf kommt es an. Das wissen wir seit der berühmten Meta-Studie von Hattie. Der schulische Erfolg steht und fällt mit den Lehrkräften! Ich freue mich, dass wir durch die Qualitätsoffensive Lehrerbildung ein großes Stück in Richtung Praxisbezug weiterkommen“, sagte die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff. Der positive Bescheid ist für Wolff auch ein klares Zeichen, dass die Reformen in den vergangenen Jahren in die richtige Richtung zielten. So wurde 2011 die Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung (ABL) eingerichtet, um die Lehrerbildung sowohl praxisnäher wie auch wissenschaftlicher zu gestalten. Frankfurt bildet mit rund 6.500 Studierenden die meisten hessischen Pädagogen aus.

Große Freude auch bei Prof. Udo Rauin, Geschäftsführender Direktor der ABL: „Wir sind glücklich, dass das Konzept der Goethe-Universität erfolgreich war, und dass wir unter den 19 Projekten sind, die im bundesweiten Wettbewerb gefördert werden. Unsere Idee zielt darauf ab, dass Schulen, Studienseminare und Fächer der Universität die Entwicklung von Ausbildungselementen gemeinsam in die Hand nehmen. Damit wird ein wichtiger Impuls für die Vernetzung der Akteure in der Bildungsregion Rhein-Main gegeben“.

Das Projekt „LEVEL“ zielt auf eine fächer- und phasenübergreifende Optimierung der Lehrerbildung. Die lehrerbildenden Akteure beider Phasen und verschiedener Fächer werden in universitär verankerten Fächerverbünden vernetzt. Eine webfähige und videobasierte Lehr-/Lernplattform soll sowohl zum selbstgesteuerten Kompetenzerwerb als auch in Blended-Learning-Szenarien für Lernende aller Phasen der Lehrerbildung eingesetzt werden. Zudem soll die Plattform eine auf aktuellen bildungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Paradigmen basierende interdisziplinäre Forschung ermöglichen.

Weitere Informationen
Website der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK): www.gwk-bonn.de/themen/vorhaben-an-hochschulen/qualitaetsoffensive-lehrerbildung/

Forschung

Mär 3 2015
11:41

Simulationen geben Einblick in die Eigenschaften/ Gravitationswellen als spezifischer Fingerabdruck

Dem Rätsel der Neutronensterne auf der Spur

FRANKFURT. Bisher ist es noch nicht gelungen, die von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie vorhergesagten Gravitationswellen zu messen. Sie sind so schwach, dass sie im Rauschen der Messungen untergehen. Doch Dank neuester Simulationen der Verschmelzung besonders massereicher Neutronen-Doppelstern-Systeme ist jetzt die Struktur der gesuchten Signale bekannt. Wie ein deutsch-japanisches Team Theoretischer Astrophysiker in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Physical Review D“ berichtet, besitzen Gravitationswellen ein charakteristisches Spektrum, ähnlich den Spektrallinien von Atomen.

Gravitationswellen entstehen bei der Beschleunigung von Massen. Erste indirekte Hinweise auf ihre Existenz gibt es seit 1974, als der Doppelpulsar PSR B1913+16 im Sternbild Adler entdeckt wurde. Die beiden schnell umeinander kreisenden Neutronen-Sterne driften spiralförmig aufeinander zu, was Astrophysiker dadurch erklären, dass sie Gravitationsenergie abstrahlen. Russell A. Hulse und Joseph H. Taylor erhielten für diese Entdeckung 1993 den Nobelpreis für Physik. Inzwischen gibt es mehrere großangelegte Experimente zur Detektion von Gravitationswellen: das US-amerikanische LIGO-Experiment, das europäische Virgo-Experiment und den japanischen KAGRA-Detektor. Fachleute rechnen damit, innerhalb der nächsten fünf Jahre Signale von Gravitationswellen aus fusionierenden Neutronen-Doppelstern-Systemen aufzuspüren.

“Diese Signale zu entdecken wird nicht einfach sein, weil sie eine extreme kleine Amplitude haben. Aber trotz dieser erschwerten Bedingungen ist es möglich, sie zu finden, wenn sie im Voraus bekannt sind“, erklärt Prof. Luciano Rezzolla vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität. Gemeinsam mit einem japanischen Kollegen von der Universität Osaka hat er eine Reihe von Neutronen-Doppelstern-Systemen mithilfe von neuesten Simulationstechniken untersucht und herausgefunden, dass beim Verschmelzen der Sterne charakteristische Gravitationswellen-Spektren entstehen. „Diese Spektren entsprechend den elektromagnetischen Spektrallinien, die von Atomen oder Molekülen emittiert werden. Wir können daraus Informationen über die Eigenschaften der Sterne gewinnen“, erklärt Rezzolla.

Wie die Astrophysiker in zwei inhaltlich zusammen gehörenden Publikationen in "Physical Review Letters“ (erschienen im November 2014) und in der aktuellen Ausgabe von „Physical Review D“ zeigen, ist das Spektrum der Gravitationswellen wie ein Fingerabdruck der beiden Sterne. Lernt man, ihn zu interpretieren, weiß man, woraus die Sterne bestehen und kann ihre bisher noch unbekannte Zustandsgleichung aufstellen. Zustandsgleichungen beschreiben die thermodynamischen Eigenschaften von Systemen in Abhängigkeit von Größen wie Druck, Temperatur, Volumen oder Teilchenzahl. Dazu Rezzolla: „Das ist eine sehr aufregende Möglichkeit, denn wir könnten damit ein seit 40 Jahren ungelöstes Rätsel lösen: Woraus bestehen Neutronen-Sterne und was ist ihre stellare Struktur?“

 “Wenn das Signal stark und damit der Fingerabdruck sehr deutlich wäre, würde sogar eine einzige Messung ausreichen”, schätzt Rezzolla. „Die Aussichten, das Rätsel der Neutronensterne zu lösen, waren nie so gut. Schon jetzt sind die Gravitationswellen, die wir hoffentlich in einigen Jahren entdecken werden, von den entferntesten Enden des Universums zu uns unterwegs.“

Bilder zu Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/54497071

Bildtext: Vier Schnappschüsse von der Fusion zweier Neutronen-Sterne. Von der Annäherung bis zur Verschmelzung vergehen nur wenige Millisekunden, in denen ungeheure Massen beschleunigt werden. Die Signale der dabei theoretisch entstehenden Gravitationswellen sind jetzt in Simulationen berechnet worden.

Publikation:

K. Takami, L. Rezzolla, and L. Baiotti, Constraining the Equation of State of Neutron Stars from Binary Merger, Phys. Rev. Lett. 113, 091104 (2014).

DOI: 10.1103/PhysRevLett.113.091104

K. Takami, L. Rezzolla, and L. Baiotti, Spectral properties of the post-merger gravitational-wave signal from binary neutron stars, Phys. Rev. D. 113, 091104 (2015), 2. März 2015.

Informationen: Prof. Luciano Rezzolla, Institut für Theoretische Physik, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-47871, rezzolla@th.physik.uni-frankfurt.de.

Forschung

Mär 3 2015
11:00

Satellitendaten zeigen weltweit veränderte Wachstumsperioden/ Publikation in Nature Climate Change

Grüne Lunge des Planeten verändert sich

FRANKFURT. Entwickeln sich im Frühjahr die Blätter und Knospen immer früher? Und hängen die Blätter im Herbst länger an den Bäumen? Bleiben die Steppen länger grün und werden die Savannen trockener? Tatsächlich haben sich in den vergangenen Jahrzehnten die Wachstumsperioden überall auf der Erde geändert, wie ein Doktorand der Goethe-Universität im Rahmen einer internationalen Kooperation anhand von Satelliten-Daten herausgefunden hat. Zu erwarten sind Folgen für Wechselbeziehungen zwischen Arten, das Funktionieren von Ökosystemen, die Landwirtschaft sowie den Kohlendioxid- und Energieaustausch zwischen der Erde und der Atmosphäre.

„Es gibt fast keinen Winkel auf der Erde, der von den Veränderungen nicht betroffen ist“, erklärt Robert Buitenwerf, Doktorand am Institut für Physische Geographie der Goethe-Universität. Er hat Satellitendaten von 1981 bis 2012 in Bezug auf 21 Wachstumsparameter ausgewertet, um den Zeitpunkt, die Dauer und die Intensität des Wachstums vom nördlichsten Nadelwald bis zum immergrünen Regenwald zu ermitteln. Sein Fazit: Auf 54 Prozent der Landoberfläche hat sich mindestens ein Wachstumsparameter um mehr als zwei Standardabweichungen vom Mittelwert entfernt.

Wie die Forscher aus Frankfurt, Freiburg und Neuseeland in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ berichten, sprießen die Blätter in den meisten Klimazonen des hohen Nordens inzwischen früher. Zwar fallen sie im Herbst auch etwas früher ab, insgesamt jedoch hat sich die Vegetationsperiode verlängert. In unseren Breitengraden verlieren die Bäume und Sträucher dagegen ihr Laub später als bisher.

Wenig erforscht waren bisher die Regionen der südlichen Halbkugel. Dort fanden die Forscher, dass die Aktivität der Vegetation in einigen Savannnen Süd-Amerikas, Süd-Afrikas und Australiens während der Trockenperioden abgenommen hat. „Obwohl eine ähnliche Vegetation und vergleichbare klimatische Verhältnisse vorliegen,  verändert sich die Vegetationsaktivität in den einzelnen Savannen unterschiedlich. Das ist möglicherweise auf die unterschiedliche Funktionsweise der jeweiligen Ökosysteme zurückzuführen“, so Buitenwerf.

Insofern stellt die saisonale Verteilung des Blattwachstums einen empfindlichen Indikator dar: Sie zeigt, wie verschiedene Ökosysteme auf Veränderungen der Umwelt reagieren. „Diese Änderungen auf dem Klimawandelt zurückzuführen, würde allerdings einer komplexeren Analyse bedürfen“, betont Buitenwerf. Sicher ist, dass Arten, deren Lebenszyklus von der Vegetationsperiode abhängen, durch die starken Veränderungen bedroht sind. Auf der nördlichen Halbkugel hat dieser Prozess bereits begonnen.

Publikation: Robert Buitenwerf, Laura Rose and Steven I. Higgins: Three decades of multi-dimensional change in global leaf phenology, in: Nature Climate Change, 2. März 2015,

DOI: 10.1038/NCLIMATE2533.

Informationen: Robert Buitenwerf, Landcare Research, Lincoln, New Zealand. Tel: +6433219706, buitenwerfrobert@hotmail.com

Veranstaltungen

Mär 3 2015
10:58

Premiere des Adorno-Projekts im IG-Farben-Haus. 8. März, 20 Uhr

Medien-Einladung / Wut und Gedanke

FRANKFURT. Spruchbänder in Seminarräumen und Flugblätter auf dem Campus: der Januar 1969, eine stürmische und wichtige Zeit in der Geschichte der Goethe-Universität Frankfurt. Regisseur Christian Franke hat im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der Universität einen Monolog geschrieben über die Frankfurter Schule und die Studentenbewegung, das Verhältnis von Theorie und Praxis und vor allem: Adorno.

Zum Hintergrund: Im Januar 1969 besetzen Studenten das Frankfurter Institut für Sozialforschung. Die Institutsleiter Theodor W. Adorno und Ludwig von Friedeburg lassen die Besetzung auflösen. Hans-Jürgen Krahl wird als einziger der Studenten angezeigt. Krahl, der „Robespierre von Bockenheim“, wie er von seinen Genossen des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds genannt wird, ist nicht nur Cheftheoretiker der Studentenbewegung, sondern auch bester und vielversprechendster Schüler Adornos. Mit dem Einschreiten der Polizei ist der offene Bruch zwischen Lehrer und Schüler unvermeidbar.

Das Projekt „Wut und Gedanke“ kommt in Kooperation mit der Goethe-Universität am 8. März im IG-Farben-Haus zur Uraufführung. Medienvertreter sind herzlich zur Premiere eingeladen.

Anmeldung: Veronika Breuning, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Schauspiel Frankfurt, Neue Mainzer Straße 17, 60311 Frankfurt am Main. Tel. (69) 21237924; Fax (69) 21244646; Veronika.Breuning@buehnen-frankfurt.de; www.schauspielfrankfurt.de

Personalia/Preise

Mär 2 2015
10:16

Mit Andreas Eckel gewinnt die Goethe-Universität erfahrenen Kulturmanager

Neue Leitung für Private Hochschulförderung

FRANKFURT. Andreas Eckel hat am 1. Februar 2015 die Leitung der Stabsstelle Private Hochschulförderung der Goethe-Universität, bisher Fundraising, übernommen. Zu seinen Aufgaben zählen neben dem weiteren Ausbau und der Pflege des bereits vorhandenen Netzwerkes von Förderern und Sponsoren auch die konzeptionelle Weiterentwicklung der Hochschulförderung. Zuvor war Eckel in der Geschäftsleitung der beiden größten deutschen Musikfestivals im Rheingau und in Schleswig-Holstein tätig, die sich weitgehend über Sponsorenmittel finanzieren; daher bringt er eine umfangreiche Expertise in der Akquisition und Betreuung von Förderern und Sponsoren mit.

Eckel soll in seiner neuen Position an den Schwung der Hundertjahrfeier anknüpfen, die der Goethe-Universität ein hohes Maß an privaten Zuwendungen und damit eine gute Ausgangsbasis für künftige private Förderungen gebracht hat.

„Wir freuen uns sehr darüber, dass wir Herrn Eckel gewinnen konnten“, erklärte die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Dr. Birgitta Wolff. „Er verfügt nicht nur über viel Erfahrung im Umgang mit Förderern und Sponsoren und kann entsprechende Erfolge in der Akquisition nachweisen, sondern ist auch durch seine frühere Tätigkeit in der Region bestens vernetzt.“

Andreas Eckel kennt die Goethe-Universität bereits seit seiner Studienzeit: So studierte er in Frankfurt Erziehungswissenschaften, damals noch im AfE-Turm an der Senckenberganlage, und schloss Jahr 1992 mit einem Diplom ab. Nun freut er sich auf seine neue Wirkungsstätte am Campus Westend. Auch während seiner beruflichen Zeit im Kulturmanagement verschiedener Musikfestivals ist sein Kontakt zur akademischen Lehre nicht abgerissen: Regelmäßig übernahm Eckel im Fach Kulturmangement Lehraufträge an der FRANZ LISZT Hochschule für Musik Weimar, im ZEW der Leibniz Universität Hannover und an der Donau-Universität Krems.

Forschung

Feb 25 2015
16:50

Wahrnehmung und Gedächtnis basieren auf gleichen Prinzipien

Reale und gedachte Objekte behandelt das Gehirn gleich

FRANKFURT. Das menschliche Gehirn kann aus einer Flut von Informationen relevante Objekte auswählen und Irrelevantes ausblenden. Es weiß auch, welche Teile zu einem Ganzen gehören. Wenn wir beispielsweise unsere Aufmerksamkeit auf die Türen eines Hauses richten, registriert das Gehirn auch bevorzugt dessen Fenster, nicht aber die benachbarten Häuser. Psychologen der Goethe-Universität haben nun herausgefunden, dass dies auch geschieht, wenn Teile der Objekte lediglich in unserem Gedächtnis abgespeichert sind.

„Wahrnehmung und Gedächtnis sind in der bisherigen Forschung meist getrennt betrachtet worden“, erklärt Benjamin Peters, Doktorand am Institut für Medizinische Psychologie in der Arbeitsgruppe von Prof. Jochen Kaiser. Dabei sind Parallelen naheliegend, denn genauso, wie wir äußere Reize bevorzugt verarbeiten können, sind wir auch in der Lage, uns auf diejenigen Gedächtnisinhalte zu konzentrieren, die momentan am wichtigsten sind. Dies sind essentielle Fähigkeiten unseres Gehirns, die eng mit der Intelligenz zusammenhängen und bei verschiedenen psychiatrischen Krankheiten gestört sind.

In seiner Studie untersuchten Peters und Kollegen das in der Wahrnehmungsforschung bestens bekannte Phänomen der "objektbasierten Aufmerksamkeit". Die Erfahrung, dass wir, wenn wir nur ein Teil eines Objekts betrachten, unsere Aufmerksamkeit automatisch auf das gesamte Objekt ausdehnen – wie bei der Haustür und den Fenstern. In dem Versuch wurden die Probanden gebeten, ihre Aufmerksamkeit abwechselnd auf eine von vier Bildschirmpositionen zu richten. Zu sehen waren diese als  Endpunkte von je zwei künstlichen Objekten. Gemäß dem Prinzip der objektbasierten Aufmerksamkeit konnten die Probanden ihre Aufmerksamkeit schneller zwischen zwei Positionen des gleichen Objekts verschieben als zwischen denen, die zu verschiedenen Objekten gehörten. Neu war, dass dieser Effekt auch dann auftrat, wenn sich die Probanden diese Positionen nur im Kurzzeitgedächtnis vorstellten.

Physiologisch konnten die Forscher den Effekt beschreiben, indem sie die Hirndurchblutung mit Hilfe des Magnetresonanztomographen (MRT) untersuchten. Zunächst fanden sie, wie erwartet, eine erhöhte Aktivität an denjenigen Stellen der Hirnrinde, in denen die aktuell fokussierte Position repräsentiert wurde (visueller und parietaler Kortex). Diese erhöhte Aktivität breitete sich aber auch auf die Bereiche des Gehirns aus, die die jeweils zugehörige Position desselben Objekts repräsentierten, obwohl der Proband sich nicht darauf konzentrierte. „Das ist insofern bemerkenswert, als dass dieser Effekt in Regionen des Gehirns beobachtbar war, die normalerweise Wahrnehmungen repräsentieren, obwohl es sich hier lediglich um Gedächtnisinhalte handelte“, erläutert Peters das Versuchsergebnis. Dagegen blieben die Bereiche unverändert, in denen die gleich weit entfernten Positionen des anderen Objektes repräsentiert werden.

Diese Übereinstimmung eines grundlegenden Prinzips der Aufmerksamkeit in der Wahrnehmung und im Gedächtnis legt nahe, dass sich viele Funktionen der menschlichen Kognition möglicherweise auf wenige grundlegende Mechanismen zurückführen lassen.

Publikation:

Benjamin Peters et al.: Activity in Human Visual and Parietal Cortex Reveals Object-

Based Attention in Working Memory, in: The Journal of Neuroscience, February 25, 2015, 35(8):3360 –3369

Informationen: Benjamin Peters, Institut für Medizinische Psychologie, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301-84735, peters@med.uni-frankfurt.de.

Veranstaltungen

Feb 25 2015
16:49

Ausstellung im Klingspor-Museum zeigt Künstlerbücher und Pressendrucke aus der Universitätsbibliothek

Das Buch als Kunstwerk

FRANKFURT. Wenn von den kostbaren Buchschätzen der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main die Rede ist, denkt man zuerst an mittelalterliche Handschriften und alte Drucke. Weniger bekannt ist ihre ca. 2000 Titel umfassende Sammlung wertvoller moderner Drucke. Sie enthält ungeahnte Schätze, welche nur selten der Öffentlichkeit präsentiert werden. Malerbücher, bibliophile Ausgaben, Pressendrucke, Mappenwerke, Künstlerbücher und -zeitschriften warten hier auf ihre Entdeckung. Die Ausstellung „Handverlesen. Künstlerbücher und Pressendrucke aus der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main“ läuft vom 4. März bis zum 3. Mai 2015 im Offenbacher Klingspor-Museum.

Der Grundstock der Sammlung wurde 1952 mit einem Nachlass aus privater Hand gelegt. Bis zum Ende der fünfziger Jahre wurde die Sammlung nur gelegentlich ergänzt, da die Schließung kriegsbedingter Lücken im Gesamtbestand vorrangig war.

Ab den sechziger Jahren begann man, die Sammlung um kostbare Neuerwerbungen zu erweitern, darunter die 1961 in Paris erschienene Ausgabe von Longus‘ Daphnis et Chloe mit Farblithographien von Marc Chagall. War die Sammlung bis Mitte der siebziger Jahre eher auf bibliophile Drucke und Malerbücher ausgerichtet, so wurde das zeitgenössische Künstlerbuch ab 1975 zum Sammlungsgegenstand.

Mitarbeiter der Universitätsbibliothek sowie Studierende des Kunstgeschichtlichen Instituts der Universität Frankfurt unter der Leitung von Dr. Viola Hildebrand-Schat haben diese Bestände gesichtet und erfasst mit dem Ziel, das Künstlerbuch als eigenständige Kunstgattung in den Fokus kunsthistorischer Aufmerksamkeit zu rücken. Das Projekt wird von den Studierenden in einer Ausstellung präsentiert, die eine spannende Auswahl aus der umfangreichen Künstlerbuchsammlung der Bibliothek zeigt. Zu sehen sind beispielsweise Malerbücher von Joan Miró, David Hockney und HAP Grieshaber, Unikatbücher von Barbara Fahrner, Drucke von Felix Furtwängler, Peter Malutzki und Veronika Schäpers, Bücher wie Wolfgang Hennes Bodensatzbücher und Zeitschriften wie „Schaden“ oder „Entwerter/oder“ aus der DDR zeugen von der vitalen Buchkunstszene, die dort im Untergrund publizierte.

Die Ausstellung „Handverlesen. Künstlerbücher und Pressendrucke aus der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main“ ist damit sowohl Höhepunkt als auch Abschluss des dreijährigen Kooperationsprojektes zwischen Universitätsbibliothek, Kunstgeschichtlichem Institut in Frankfurt und dem Klingspor-Museum in Offenbach. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Weitere Informationen:  Dr. Mathias Jehn, Leiter des Archivzentrums – Sammlung Seltene Drucke der Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg; Tel. (069) 798-39007; m.jehn@ub.uni-frankfurt.de; PD Dr. Viola Hildebrand-Schat, Kunstgeschichtliches Institut der Goethe-Universität, Tel. (069) 468474; Hildebrand-Schat@kunst.uni-frankfurt.de  

Hochschulpolitische Themen

Feb 25 2015
16:48

Ergebnisse der Senatswahlen 2014/15 an der Goethe-Universität stehen fest.

Kontinuität im Universitäts-Parlament

FRANKFURT. Im Wintersemester 2014/15 waren die Mitglieder der Goethe-Universität wieder zur Senatswahl aufgerufen. Bei der Sitzverteilung im künftigen Senat, so das jetzt vorliegende amtliche Endergebnis, bleibt vieles beim Alten. Keine Veränderungen sind bei den Wählergruppen der Professoren, der wissenschaftlichen Mitarbeiter und der technisch-administrativen Mitarbeiter zu verzeichnen. Nur bei der Wählergruppe der Studierenden kommt es zu einem Wechsel: Die Liste Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS)/Liberale Hochschulgruppe (LHG) konnte einen Sitz gewinnen, die Giraffen hingegen verpassten diesmal den Einzug in den Senat.

Der Senat ist zentrales Gremium der Universität und Vertretung aller Statusgruppen. Ihm gehören neun Professoren, drei wissenschaftliche Mitarbeiter, drei Studierende und zwei administrativ-technische Mitarbeiter an. Die Mitglieder des Präsidiums gehören dem Senat mit beratender Stimme an. Der Präsident bzw. die Präsidentin hat den Vorsitz im Senat. Das Recht zur beratenden Teilnahme an den Sitzungen des Senats haben die Dekaninnen und Dekane, der Vorsitzende des Hochschulrats, die Vorsitzenden des AStA, der Vorsitzende des Stiftungskuratoriums, die Frauenbeauftragte, die Vorsitzende des Personalrats und die Vertreterin der Schwerbehinderten.

Wahlberechtigt waren in der Wählergruppe I 565 Professoren; die Wahlbeteiligung lag mit 75,04 Prozent etwas höher als 2012/13 (74,2 Prozent). An der Sitzverteilung hat sich nichts geändert: Drei Sitze haben jeweils die Gruppierungen RATIO und UNIVERSITAS gewonnen; zwei Sitze kann die Liste Hochschulentwicklung (LH) für sich beanspruchen, die Demokratische Liste ist weiterhin mit einem Sitz im Senat vertreten.

In der Wählergruppe II der Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen u. Mitarbeiter haben von insgesamt 3683 Wahlberechtigten 943 ihre Stimme abgegeben, was einer Beteiligung von 25,6 Prozent (2012/13: 26,4 Prozent) entspricht. Wie bisher sind die UNABHÄNGIGE Liste, GEW/verdi sowie die DEMOKRATISCHE INITIATIVE jeweils mit einem Sitz im Senat vertreten.

Stühlerücken dagegen bei den Studierenden-Vertretern im Senat: Neben Bündnis 90/Die Grünen-Hochschulgruppe und Jusos und attac für eine demokratische Uni konnte die Liste Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS)/Liberale Hochschulgruppe (LHG) mit einem Sitz in den Senat einziehen; die Giraffen hingegen verpassten diesmal als viertstärkste Kraft den Einzug. Erneut war die Wahlbeteiligung in der Wählergruppe III sehr niedrig und lag mit 12,85 Prozent nur wenig über der von 2012/13 (12,2 Prozent).

Von den 1965 Wahlberechtigten der Wählergruppe IV – Administrativ-technische Mitarbeiterinnen u. Mitarbeiter –  haben 757 ihre Stimme abgegeben (38,2 Prozent). Wie bisher sind die „Freie Liste“ und die Senatsliste verdi jeweils mit einem Sitz im Senat vertreten.

Mehr Informationen auf den Internetseiten des Wahlamtes: www.uni-frankfurt.de/52292762/Wahlen-2014_15